Eine Schlagzeile hält sich seit Jahren in den deutschen Printmedien. Deutschland ist eine Exportnation und das ist auch gut so. Doch was heißt es „Exportnation“ zu sein und ist das wirklich gut für uns? Eine kritische Betrachtung.
Ein Land mit positiver (Außen-)Handelsbilanz wird als Exportnation bezeichnet. Eine Handelsbilanz stellt die grenzüberschreitenden Warenimporte den Warenexporte innerhalb eines bestimmten Zeitraums gegenüber. Vereinfacht lässt sich sagen, dass man von einer aktiven oder positiven Handelsbilanz spricht, wenn mehr eigene Waren ausgeführt, als fremde Waren eingeführt werden. Und von einer passiven oder negativen Handelsbilanz, wenn mehr fremde Waren ein, als eigene Waren ausgeführt werden. Entsprechen sich Ex- und Importe, nennt man dies eine ausgeglichene Außenhandelsbilanz. In Argentinien gibt es nun beispielsweise gutes Rindfleisch, es werden aber kaum modernen Autos produziert. Und die Deutschen sind für ihre Ingenieurskunst, nicht aber für ihr Rindfleisch bekannt. Da macht ein internationaler Austausch an Gütern zwischen diesen Nationen wirtschaftlich Sinn. Die Argentinier geben den Deutschen Rindfleisch und die Deutschen liefern den Argentiniern eine gleichwertige Anzahl an Autos. Wenn nun jedoch eine Nation längerfristig Importüberschüsse (negative Handelsbilanz) aufweist und diese nicht anderweitig begleichen kann muss sie sich beim Ausland verschulden (Bsp.: Staatsanleihenverkauf der USA). In Deutschland ist das andersherum. Unser Exportüberschuss beträgt jedes Jahr mehrere hundert Milliarden Dollar, die uns folglich irgendwer auf der Welt schuldet. Damit sind wir so stark, dass wir mit dem 17-mal größerem China (gemessen an der Einwohnerzahl) um den Titel des Exportweltmeisters konkurrieren.
So jetzt haben wir geklärt was wir als Exportnation sind. Bleibt noch die Frage zu klären ob dies gut für uns ist. Auf der einen Seite liefern wir physische Waren (z.B.: Autos), auf der anderen bekommen wir dafür Geld (z.B.: Dollarreserven). Geld ist aber noch kein Gegenwert an sich, sondern nur das Versprechen auf die zukünftige Lieferung eines Gegenwertes. Ein Schuldschein. Es ist also nicht so, dass wir wirklich etwas für unsere Exporte bekommen würden. Man verschuldet sich einfach bei uns und sagt mit dem Geld, dass man diese Schulden mal begleichen wird. Diese Versprechen können wir quasi weiterverleihen. Und mit den Dollardevisen können wir beispielsweise unsere Arbeiter bezahlen oder unsere Ölrechnungen in Saudi-Arabien begleichen. Jetzt schuldet die USA das Geld den deutschen Arbeitern (Schaffung von Arbeitsplätzen) oder den saudischen Ölscheichs.
# Ein Versprechen für sich bringt nichts.
Erst von dessen Einlösung wird profitiert.
Dass wir unter dem Strich eine Exportnation sind bedeutet jedoch, dass wir Schuldscheine horten. Diese kommen nicht in den Wirtschaftskreislauf und dienen somit auch nicht der Deutschen Wirtschaft. Dass ist schön für die gewinnorientierten, deutschen Unternehmen, sorgt aber dafür, dass der deutsche Arbeitnehmer mehr für weniger arbeiten muss, durch die importierte Inflation für das Gleiche weniger bekommt usw. Wir bleiben schlussendlich Gläubiger. Und als Gläubiger leben wir immer mit einem immensen Risiko, dass öffentlich nicht klar thematisiert wird. Der Insolvenz des Schuldners, dem Ausfall der Kreditrückzahlung. Uns wurden und werden Versprechen gegeben und bis diese nicht eingelöst sind leben wir mit dem Risiko, dass diese auch nie eingelöst werden. Nehmen wir zum Beispiel die Vereinigten Staaten von Amerika und gehen davon aus diese würden Pleite gehen. Nachdem aber die US-Regierung Insolvenz angemeldet hätte, hätten die Amis nach wie vor unsere Maschinen. Die Schuldscheine, die sie uns gaben wären aber schlagartig wertlos. Die U.S.A. wird ihre Schulden nicht alle abbezahlen können. Und Staaten werden in unserem System Pleite gehen, dass war schon immer so. Ein Staatsbankrott ist auch kein Untergang, nach einer Währungsreform geht es von neu los. Aber wenn man immer bei uns anschreiben lässt, ohne dass wir diese Mehrarbeit irgendwann in Anspruch nehmen, haben wir diese den Staaten früher oder später für nichts und wieder nichts geschenkt. Gegeben ohne was dafür zu bekommen.
Es herrscht also auch nicht nur eine Abhängigkeit des Schuldners gegenüber dem Gläubiger, sondern auch andersherum. Und so fremdfinanzieren etwa China und Deutschland den komplett maroden, amerikanischen Staatshaushalt, damit dieser nicht pleite geht. Damit unsere Wirtschaft sie weiterhin beschenken kann. Eine Repressalie, Versaille 2.0. Nichts anderes machen wir in Griechenland. Wir retten nicht die Griechen, wir retten unsere Kredite. Mit der amerikanischen würde auch die exportabhängige chinesische Wirtschaft kollabieren. All das wird bei der Heiligpreisung unseres Status als Exportnation gerne verschwiegen.
# auch deshalb: Binnenmarkt stärken!