Zur Unterstützung des Falsifikationismus verweisen seine Anhänger auf ein logisches Argument. Dieses wurde im grundständigen Aufsatz implizit, aber nicht explizit aufgeführt. Seine explizite Darstellung soll hier nachgeholt werden.
Ausgangspunkt ist wieder die Unmöglichkeit eines Induktionsschlusses: Logische Generalisierungen, die wissenschaftliche Gesetze konstituieren, können nicht aus einer endlichen Anzahl von Beobachtungen hergeleitet werden.
Andererseits können Einzelbefunde Theorien zu Fall bringen. Die Fehlerhaftigkeit einer Theorie kann durch eine einzige ihr entgegenstehenden Beobachtung nachgewiesen werden. Noch so viele weiße Schwäne verifizieren vielleicht keine „Alle Schwäne sind weiß“-These, aber bereits ein schwarzer Schwan kann sie falsifizieren.
Diese logische Schlussfigur nennt sich Modus tollens und ist das Herzstück des Falsifikationismus, weswegen ich ihn noch einmal in aller Ausführlichkeit erörtern möchte.
Anfangs haben wir die Vermutung A: Alle Raben sind schwarz. Nun stellt jemand die Beobachtungsaussage B: „Am Ort X zum Zeitpunkt t habe ich einen nicht-schwarzen Raben beobachtet“ in den Raum. Der Modus tollens erlaubt es uns die Vermutung A zurückzuweisen, wenn Beobachtungsaussage B zutrifft. Es ist also möglich ausgehend von Einzelbeobachtungen logische Deduktionen durchzuführen und so die Falschheit eines kompletten universellen Gesetzes nachzuweisen. Oder anders ausgedrückt: Wenn es einen weißen Raben gibt, sind sicher nicht alle Raben schwarz.
Scheinbar rechtfertigt dieser logische Zusammenhang den Falsifikationismus. Aber nur scheinbar. Denkt man jedoch näher über den Modus tollens nach, so ist es mehr als fragwürdig ihn als Absicherung der falsifikationistischen Methodik heranzuziehen.