Vor allem im Pazifischen Ozean, aber auch in der Karibik und anderen Teilen des Atlantischen und in Teilen des Indischen Ozeans gibt es zahlreiche kleine tropische Inselstaaten, die z.T. im Mittel nicht mehr als 2 m über dem Meeresspiegel liegen und deren Existenz bereits bei einem mäßigen Meeresspiegelanstieg von ca. 1 m gefährdet ist. Das gilt besonders für Atolle wie die Malediven mit 269 000 Einwohnern, die Marshall Inseln mit 58 000 Einwohnern, Tuvalu mit 9 000 Einwohnern u.a. auf der pazifischen Insel Vanuatu hat es im Jahre 2005 nach Einschätzung der UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) bereits die erste Umsiedlung auf höher gelegenes Gebiet aufgrund des Meeresspiegelanstiegs gegeben.[1] Auch wenn andere Inseln bis in Höhen von 30 und mehr Metern reichen, so konzentrieren sich doch in den meisten Fällen die Bevölkerung, die Ansiedlungen und die Infrastrukturanlagen in den niedrigen Küstenbereichen. In Zukunft ist mit einer wachsenden Bedrohung der Bevölkerung durch einen höheren Meeresspiegel, Sturmfluten und Versalzung des Trinkwassers zu rechnen.
Regionale Untersuchungen im tropischen Indischen und Pazifischen Ozean über den gegenwärtigen Meeresspiegelanstieg haben starke regionale und zeitliche Unterschiede ergeben. Der Meeresspiegel schwankt in Abhängigkeit vor allem vom ENSO-Phänomen, wobei er während eines El Niño im östlichen tropischen Pazifik ungewöhnlich hoch und im westlichen niedrig ist. Das macht Trendbestimmung sehr schwierig. Dennoch lässt sich ein mittlerer Anstieg in den letzten 50 Jahren im tropischen Indischen und Pazifischen Ozean von etwa 2 cm pro Jahrzehnt ausmachen, der sich in den letzten 10 Jahren auf 4 cm pro Jahrzehnt verdoppelt hat.[2] Verschärft wird die Gefahr eines höheren Meeresspiegels vor allem durch tropische Wirbelstürme, die das Wasser in deutlich höhere Niveaus treiben.
Da Atolle aus Ringen von Korallenriffen bestehen, sind sie nicht nur durch den Meeresspiegel selbst gefährdet, sondern auch durch die Erwärmung des Ozeanwassers. Wie das El-Niño-Jahr 1998 gezeigt hat, sind Atolle bei einer höheren Wassertemperatur stark von der Korallenbleiche betroffen, die das Wachstum der Korallenriffe stark beeinträchtigt. Möglicherweise könnten die Riffe bei einem mäßigen Meeresspiegelanstieg mit diesem mitwachsen, was aber bei einem zunehmend wärmeren Ozean wenig wahrscheinlich ist.[3]
Wie schwierig es im Einzelfall ist, den Meeresspiegelanstieg exakt zu bestimmen, zeigt die Diskussion um die Malediven. Nachdem eine frühere Untersuchung einen Abfall des Meeresspiegels in den letzten Jahrzehnten um 30 cm behauptet hatte, der durch eine erhöhte Verdunstungsrate bedingt gewesen sein soll, kam eine neuere Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Meeresspiegel an den Küsten der Malediven seit den 1950er Jahren allein durch die thermosterische Ausdehnung um 4 cm angestiegen ist.[4] Einen besonders starken Einfluss besitzen El-Niño-bedingte Schwankungen des Meeresspiegels mit Amplituden von einigen Dezimetern bis zu einem Meter. Die Auswertung mehrerer Modelluntersuchungen zeigt einen möglichen Anstieg des Meeresspiegels durch Veränderungen der Wasserdichte und Strömungsänderungen in der Region der Malediven bis zum Ende des 21. Jahrhunderts von etwa 40 cm (Abb.).
1. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2006): Die Zukunft der Meere - zu warm, zu hoch, zu sauer, Sondergutachten, Berlin, S. 19 ff.; auch als Download
2. Church, J.A., N.J. White and J.R. Hunter (2006): Sea-level rise at tropical Pacific and Indian Ocean islands, Global and Planetary Chang 53, 155-168
3. Barnett, J. and W.N. Adger (2003). Climate Dangers and Atoll Countries, Climatic Change 61, 321-337
4. Woodworth, P.L. (2005): Have there been large recent sea level changes in the Maldive Islands?, Global and Planetary Change 49, 1-18
· J.Schroeter (2013): Meeresspiegelanstieg: Gefährdung kleiner Inseln, in: J. Lozan: WARNSIGNAL KLIMA: Die Meere – Änderungen & Risiken
· Klimawandel - Eine Herausforderung für Tuvalu Darstellung von Germanwatch
Gastbeitrag aus: Klimawiki