Menschen denken eigentlich unentwegt über die Zukunft nach, weil sie der Teil des Lebens ist, den man noch ändern kann, und häufig werden aus diesem Nachdenken Prognosen für die Zukunft abgeleitet. Logisch muss einer der vier folgenden Fälle eintreffen:
1. Es wird genauso wie gedacht.
2. Es wird besser.
3. Es wird schlechter.
4. Es wird ganz anders.
Und es gibt noch ein Paradoxon: Unsere Erwartungen an die Zukunft führen dazu, dass wir unser Verhalten ändern (oder auch nicht), was wieder zu vier verschiedenen Fällen führt – genau zu den vier
bereits beschriebenen (genauso, besser, schlechter, anders).
Beim Lesen des Zukunftsbuchs von Andreas Eschbach ist mir aufgefallen, dass er ähnlich denkt wie ich: In den meisten Fällen wird die Zukunft die logische Fortschreibung der Gegenwart sein. Über Dinge, die völlig unerwartet kommen werden, kann man nichts Sinnvolles schreiben, sonst wären sie ja nicht „unerwartet“. Im Folgenden deshalb nur einige Zitate aus den drei Bereichen Demographie, Klimawandel und Raumfahrt. Bei Demographie und Raumfahrt bin ich mit ihm einer Meinung, beim Klimawandel finde ich seine Ansichten interessant, bin aber anderer Meinung.
Zunächst einmal kommt er zu Schlussfolgerungen für Deutschland (Europa), die elementar und einleuchtend sind:
Eine drastische Vorhersage kann man auf alle Fälle heute schon mit relativ großer Zuverlässigkeit treffen: nämlich, dass das heutige Rentensystem im Jahr 2040 nicht mehr existieren wird.
Das Einzige, was die Politik (wenn auch mit ganz anderen Hintergedanken) zustande gebracht hat, ist das Unterminieren des bisherigen umlagefinanzierten Systems durch ein mehr kapitalgedecktes. Dass das so nicht funktionieren kann, ist leicht zu zeigen:
… müssen
Zinserträge ja erwirtschaftet werden, denn sie kommen nicht daher, dass sich ein Kapital auf geheimnisvolle Weise «vermehrt», sondern stammen immer von anderen Leuten, die Kredite aus diesem
Kapital aufgenommen haben. Vereinfacht gesagt: Wenn man zum Frühstück Brötchen haben will, muss es auch genügend Bäcker geben – Geld allein backt keine Brötchen. Ob man das Geld für die Renten
per Umlage oder auf dem Umweg über den Kapitalmarkt besorgt: Immer ist es zu jedem Zeitpunkt so, dass diejenigen, die arbeiten, diejenigen mit versorgen müssen, die nicht mehr arbeiten.
Es geht
bei der demographischen Herausforderung im Grunde darum, ein neues Verhältnis zwischen Arbeit und Leben zu finden. Wer eine Lebenserwartung von 82 Jahren hat und vielleicht nach einem Studium
erst im Alter von 28 Jahren zu arbeiten beginnt, der würde, wenn er schon mit 65 Jahren in Rente geht, ganze 37 Jahre seines Lebens im Erwerbsleben verbringen, dagegen 45 Jahre außerhalb davon:
Das kann nicht funktionieren. Man rechne sich das selber aus: Angenommen, man müsste nur für sich allein Vorsorgen und zudem die Kosten für seine eigene Ausbildungszeit zurückzahlen – dafür
würden zwanzig Prozent des Gehaltes nicht reichen. Es müssten weit über fünfzig Prozent sein.
Wenn ich mich richtig erinnere, lag die mittlere Lebenserwartung bei Einführung der Rente mit 65 bei 67 Jahren. Ein großer Teil der Menschen hat also das Rentenalter überhaupt nicht erreicht. Wer es trotzdem geschafft hat, konnte wirklich nicht mehr arbeiten und wartete gewissermaßen bereits auf den Tod. Die heutige Erwartung an den Eintritt in die Rente sind ganz andere: Man will reisen und seinen Hobbys nachgehen.
Noch ein interessanter Gedanke von Eschbach zum Ende dieses Abschnitts:
Die demographische Prognose sieht derzeit so aus, dass die USA, während Europa in die Phase der Überalterung eintritt, weiterhin jung bleiben. Die Fruchtbarkeitsrate amerikanischer Frauen liegt stabil bei 2, l Kindern, ist also bestandserhaltend, zusätzlich wandern jährlich l Million in der Mehrzahl junger, leistungsfähiger und tatkräftiger Menschen ein. Diese werden künftig hauptsächlich aus Südamerika und Asien kommen, mit der wahrscheinlichen Folge, dass die europäischen Wurzeln Amerikas weiter an Bedeutung verlieren – langfristig könnte dies dazu führen, dass die NATO zerbricht, mit gravierenden Folgen für die Sicherheitslage Europas. Spanisch wird zweite Verkehrssprache in den USA werden. Die Bevölkerung der USA wird auf über 400 Millionen anwachsen; die Probleme, die Europa mit seinen Arbeitsmärkten und Sozialsystemen haben wird, werden in den USA nicht entstehen, jedenfalls einstweilen. (Zumal in den USA ohnehin nur rudimentäre Sozialsysteme existieren.)
Hier drängt sich mir ein neuer Gedanke auf: Das 20. Jahrhundert war durch die Dominanz der USA geprägt. Praktisch haben sie bereits den Ersten Weltkrieg durch ihre wirtschaftliche Überlegenheit entschieden, auch den Zweiten. Bisherige Prognosen gehen für das 21. Jahrhundert von einer Dominanz Chinas und von Indien aus, als den beiden bevölkerungsreichsten Ländern. Aber China bezahlt für seinen expansiven Aufholkurs einen immer höheren Preis, z.B. durch Umweltverschmutzung. – Möglich wäre deshalb für mich, dass auch im 21. Jahrhundert die USA eine dominierende Position behalten.
Gestern Abend ist Alexander Gerst zur ISS gestartet, wo er ein halbes Jahr arbeiten soll. Eine große Begeisterung habe ich in meinem Umfeld und auch in den Medien nicht verspürt. Zudem haben die Russen vor einigen Tagen und im Zusammenhang mit den Querelen um die Ukraine verkündet, dass sie sich aus dem Projekt vorzeitig zurückziehen werden. Da die Amerikaner derzeit nicht in der Lage sind, ihre Astronauten selbst in den Weltraum zu befördern, sieht es für die ISS sehr schlecht aus.
Seit es
Raumfahrt gibt, gibt es auch das Argument, sie sei zu teuer und das Geld, das dafür ausgegeben werde, könne anderswo auf Erden sinnvoller und nützlicher Verwendung finden. Immer dann, wenn über
Erfolge in der Raumfahrt berichtet wird, hört man das besonders oft, sodass man den Eindruck gewinnen könnte, Raumfahrt sei das kostspieligste Unterfangen, das Menschen betreiben.
Nichts
könnte falscher sein. Für Raumfahrt wird sogar vergleichsweise wenig Geld aufgewendet, verglichen mit anderen Dingen, die wir uns leisten. Wenn man eine globale Bilanz aufmacht, finden sich auf
den ersten drei Plätzen folgende Haushaltspunkte: erstens: Energie – für nichts anderes wird so viel Geld ausgegeben. Zweitens: Waffen. Drittens: Drogen. Für Waffen und Drogen geben wir Menschen
jedes Jahr weit über eine Billion Dollar aus, mithin also für Dinge, die nicht gerade dazu beitragen, das Leben auf Erden angenehmer zu gestalten.
Diese sinnlose Finanzargumentation begegnet einem immer wieder. Ich erinnere mich, dass ich vor ein paar Tagen einen Dokumentarfilm auf 3Sat gesehen habe, in dem die Kosten für die ISS mit denen der Malariabekämpfung verglichen worden sind. Es ist dasselbe Argumentationsmuster, das man jedes Jahr zu Silvester findet: „Wie kannst du denn Silvesterraketen kaufen, wenn in Afrika die Kinder verhungern?“ Auf meine Gegenfrage, „Wenn ich keine Raketen kaufe, verhungern also weniger Kinder?“, erhalte ich natürlich keine sinnvolle Antwort.
Interessanterweise
könnte man übrigens die «Apollo»-Missionen von einst heute nicht mehr wiederholen. Zwar existieren, entgegen anders lautenden Gerüchten, durchaus noch sämtliche Baupläne der SATURN-V-Raketen –
was aber nicht mehr existiert, ist ungefähr die Hälfte der damaligen Zuliefererindustrie. Damit sind diese Pläne praktisch wertlos. Wer zum Mond zurückkehren will, muss ein neues Raumfahrzeug
entwickeln.
In erster
Linie, da brauchen wir uns keine Illusionen zu machen, wäre ein bemannter Flug zum Mars Selbstzweck. Dorthin zu gelangen, eine Gruppe von Menschen über diese unerhört weite Distanz zu befördern,
sie am Leben zu erhalten und unversehrt zurückzubringen, wäre eine technische Herausforderung von elektrisierenden Dimensionen, die einige der besten Köpfe der Menschheit zu Höchstleistungen
anspornen würde.
In zweiter
Linie wäre es ein politisches Projekt. Eine Marsmission wäre denkbar als internationales Vorhaben, um verschiedenen Nationen eine Gemeinsamkeit zu geben, die es wert ist, kleinliche Differenzen
dafür beizulegen. Oder eine Nation könnte sich dieses Ziel auf die Fahnen schreiben, um dadurch den eigenen Führungsanspruch in technisch-wissenschaftlicher wie in politischer Hinsicht zu
unterstreichen.
Es gibt viele Argumente, die für die Fortsetzung der bemannten Raumfahrt sprechen. Und es kann sogar aus rein finanziellen Gesichtspunkten sinnvoll sein. Gibt man an dieser Stelle mehr Geld aus, um Dinge voranzutreiben, Menschen zusammenzubringen und zu motivieren, muss das nicht dazu führen, dass man an anderer Stelle für andere Projekte weniger hat, sondern es könnte dort sogar mehr Geld zur Verfügung stehen!
Beim Klimawandel vertritt Eschbach eine Meinung, die sich nicht mit dem Mainstream der Klimaforscher deckt:
Es ist im
Lichte all dessen fraglich, ob der Klimawandel alleiniges Menschenwerk ist. Da überschätzen wir uns möglicherweise doch ein bisschen, denn schließlich gab es Eiszeiten und Warmperioden auch in
fernster Vergangenheit, vor Millionen von Jahren, ehe von Menschen überhaupt die Rede war, von Verbrennungsmotoren ganz zu schweigen. Große Teile Deutschlands waren mehrfach jahrtausendelang von
meterdickem Eis bedeckt. Umgekehrt heißt Grönland so, weil es, als man es entdeckte – vor tausend Jahren etwa -, grün war, woraus man getrost auf höhere Temperaturen schließen darf.
Großmaßstäbliche Veränderungen des Klimas sind also beileibe nichts Ungewöhnliches und ganz bestimmt nichts Neues oder gar von uns Menschen Erfundenes.
Pflanzen
jedenfalls, das steht fest, würden es lieben, wenn es mehr CO2 in der Erdatmosphäre gäbe: In Gewächshäusern sorgt man gern für einen höheren Kohlendioxidanteil in der Luft, weil das Gemüse dann
schneller wächst und größer wird. Zu Zeiten der Dinosaurier etwa war der Anteil des Kohlendioxids in der Atmosphäre etwa drei- bis fünfmal so hoch wie heute – logisch, denn in dieser
erdgeschichtlichen Epoche entstanden ja die Vorräte an fossilen Brennstoffen, die wir heute verfeuern, und irgendwo musste der Kohlenstoff dafür schließlich herkommen.
Ich denke, dass Eschbach hier fehlargumentiert. Meine Haupteinwände:
Der größte Teil der Steinkohle entstand im Karbon, als dort absterbendes Holz in den Wäldern in den Sumpf absackte und durch Sauerstoffabschluss nicht mehr verrotten konnte. Der größte Teil des Erdöls wurde etwa vor 150 Millionen Jahren gebildet, als im Meer gestorbene Lebewesen auf den Meeresgrund absanken und ebenfalls unter Sauerstoffabschluss nicht verwesen konnten. Ich habeim Meer mit Absicht kursiv gesetzt, denn die Lage der Kontinente war damals eine andere als heute, z.B. im Karbon:
Es war gewiss wärmer als heute, aber wie warm es an welcher Stelle war, wissen wir nicht genau.
Jede Klimaänderung führt zu einer Veränderung von Fauna und Flora, es sterben Arten aus, es entstehen neue Arten. Bei den bisherigen Massensterben gab es noch keine Menschen. Der jetzige Klimawandel erfolgt sehr schnell. Da wir die Folgen nicht kennen, weil die Menschheit noch niemals so etwas erlebt hat bzw. sich zumindestens kollektiv nicht daran erinnert, ist es das Beste, alles zu tun, um den anthropogenen Anteil an diesem Prozess so klein wie möglich zu halten – völlig unabhängig davon, wie groß er wirklich ist.
Gastbeitrag von: Dr. Ralf Poschmann
Buford Fulgham (Freitag, 03 Februar 2017 13:14)
Yesterday, while I was at work, my cousin stole my apple ipad and tested to see if it can survive a 40 foot drop, just so she can be a youtube sensation. My iPad is now destroyed and she has 83 views. I know this is entirely off topic but I had to share it with someone!