Evolutions-Spuren am Menschen: Leistenbruch, der Preis für den aufrechten Gang
Jeder vierte Mann erleidet im Laufe seines Lebens einen Leistenbruch. Was ist das und wie kommt das
zustande?
Unsere Vorfahren liefen bis vor sechs Millionen Jahren vierfüßig auf Armen und Beinen. Dabei lastet das Gewicht der Bauchorgane großflächig auf der Innenseite der Bauchwand. Die bietet ein
stabiles Widerlager. Mit dem aufrechten Gang änderte sich das. Im Stehen lastet das Gewicht der Bauchorgane nun auf einem kleinen Areal unten im Becken.
Beckenknochen und Muskeln können dieses Gewicht tragen. Vorn in der Leiste besteht aber eine Schwachstelle. Dort ist im Embryonalalter der Hoden aus der Bauchhöhle in den Hodensack gewandert. Diese Schwachstelle wird permanent mit Gewicht belastet. Alle Faktoren, die den Bauchinnendruck erhöhen (Übergewicht, Husten, Pressen, Heben schwerer Lasten) erhöhen den Druck der Eingeweide auf den Eingang des Leistenkanals. Dieser Eingang kann nachgeben und sich wieder öffnen - wie zu Embryonalzeiten, als die Hoden hier durchgewandert sind. Dann rutschen Darmschlingen in den engen Leistenkanal und weiter in den Hodensack. Durch Einschnürung innerhalb des Leistenkanals kann es zu Durchblutungsstörungen in der gefangenen Darmschlinge kommen. Das kann durch Komplikationen tödlich verlaufen.
Unsere Fähigkeit zum aufrechten Gang und Stand haben wir uns (unter anderem) mit einer hohen Inzidenz an Leistenbrüchen erkauft.
zum Video: zu sehen ist ein Leistenbruch ab 2 Minuten 14 Sekunden.
Disclaimer: Nichts für schwache Nerven!
Gastbeitrag von: Jori Wehner