Zitat aus einem lesenswerten fowid-Artikel: "Nicht nur evangelikale Christen sind Gegner der Evolutionstheorie, auch 76 Prozent der türkischen und 59 Prozent der deutschen Lehramtsstudenten muslimischen Glaubens lehnen die Aussage ab, dass sich der Mensch aus affenartigen Vorfahren entwickelt hat.
Lehramtsstudierenden kommt in ihrer zukünftigen Tätigkeit als Lehrerinnen und Lehrer die Verantwortung zu, die nachkommende Kindergeneration mit zu erziehen und ihnen eine wissenschaftsorientierte Bildung angedeihen zu lassen. Dazu gehört auch ein angemessenes auf den Erkenntnissen der Evolutionsbiologie fußendes Selbst- und Menschenbild. Dass eine solche Bildung gelingen kann, wenn Lehrkräfte selbst Probleme mit der Akzeptanz der Evolution haben, ist schwer vorstellbar."
Michael Schmidt-Salomon macht in seinem neuen Buch (Die Grenzen der
Toleranz) den Vorschlag, Hochschulabschlüsse nur noch zu vergeben, wenn der Studierende ausreichende Einsicht in rationale Erkenntnismethoden zeigt, dass
er die Evolution als Tatsache anerkennt.
Die Begründung ist gar nicht schlecht:
„Die öffentlichen Schulen müssen sich nicht nur nach den normativen Werten der Verfassung richten müssen, sondern auch nach dem Stand der wissenschaftlichen Forschung in den jeweiligen Referenzdisziplinen. Das wiederum bedeutet, dass die Institutionen des Staates bzw. die Länder gegenüber den verschiedenen Formen der Irrationalität innerhalb ihrer Bildungseinrichtungen ein sehr viel höheres Maß an Intoleranz an den Tag legen müssen als außerhalb dieser Einrichtungen.
So kann und muss eine offene Gesellschaft es zwar hinnehmen, dass einige ihrer Bürgerinnen und Bürger sämtliche Kriterien der Rationalität leugnen und behaupten, dass die Erde erst vor wenigen Jahrtausenden entstanden sei – in den öffentlichen Bildungsinstitutionen dürfen derartige Wahnideen jedoch auf keinen Fall toleriert werden, da die Duldung solch irrationaler Ideologien sämtliche Prinzipien einer seriösen Wissensvermittlung unterlaufen würde. Hieraus ist zu folgern, dass die öffentlichen Bildungseinrichtungen ganz besondere Rationalitätsanforderungen an ihr Lehrpersonal stellen müssen – oder sagen wir besser: stellen müssten.
Im Grunde sollte jedoch klar sein, dass jemand, der aus religiöser Voreingenommenheit wissenschaftliche Kriterien so sehr ignoriert, dass er nicht einmal die hunderttausendfach belegte Tatsache der Evolution anerkennen kann, keinen universitären Abschluss verdient hat (und zwar nicht einmal im Fach Theologie, solange es an staatlichen Universitäten gelehrt wird)! Und schon gar nicht sollte eine solche Person auf wehrlose Kinder losgelassen werden, da jemand, der die Mindestanforderungen der Rationalität so fundamental unterschreitet, gänzlich ungeeignet ist, Heranwachsenden einen vorurteilsfreien Zugang zur Wirklichkeit zu eröffnen. Das heißt im Klartext, dass nur 45 Prozent der muslimischen Lehrkräfte, die in Deutschland studieren, über die Mindestqualitäten verfügen, um zum Lehrerberuf zugelassen werden zu können, während die Mehrheit ihrer Glaubensbrüder und -schwestern die dafür erforderlichen Rationalitätskriterien nicht erfüllt.
Dies mag hart erscheinen, ist aber ein logisch zwingender Schluss. Denn die Bildungseinrichtungen sind die wichtigsten Agenturen, die eine Gesellschaft besitzt, um die Grundlagen für eine rationale Streitkultur zu schaffen. Entsprechend hoch muss die Qualität der Lehrerausbildung sein. Aus diesem Grund schlage ich vor, die Evolutionstheorie als Lackmustest für den Grad der Rationalität bzw. der Irrationalität der künftigen Lehrkräfte (und zwar aller Fächer – nicht bloß der Biologie!) einzuführen und entsprechende Lehrinhalte in den Ausbildungsprogrammen verbindlich vorzuschreiben.“
- Michael Schmidt-Salomon, Die Grenzen der Toleranz, Piper Verlag, 2016