Am Anfang war ich begeistert von der Idee des March of Science. In den USA scheint dabei tatsächlich die Stärkung der wissenschaftlichen Ratio im Vordergrund zu stehen, etwa gegenüber Klimaskeptikern, Kreationisten oder den von Trump angedrohten Kürzungen der Forschungsgelder. In Deutschland liegt eine starke Betonung auf die Bekämpfung von "Fake-News". Hinzu kommt, dass einer der Initiatoren hierzulande Ranga Yogeshwar ist, der sich (ich kann es immer noch nicht glauben) bei einem Interview in der Welt für eine Internetzensur in der Art von China ausgesprochen hat. Jeder aufgeklärte Mensch, der am Marsch teilnimmt, sollte sich versichern, dass er nicht später für dieses Netzdurchsetzungsgesetz instrumentalisiert wird.
„Europa
muss bei den Massenmedien eine gewisse Souveränität behalten. Es gibt Staaten, die da
schon weiter sind. Auch wenn das manchen verblüffen dürfte, will ich hier ausdrücklich China nennen. Dort gibt es mit WeChat ein eigenes Pendant zu WhatsApp. China behält eine gewisse
Kontrolle darüber, welche Nachrichten ihr Land penetrieren. Das brauchen auch wir, um sicherzustellen, dass nicht das Betriebssystem unseres Landes gestört wird. Und Medien sind ein zentraler
Teil des Betriebssystems von Staaten. Wenn wir von immer mehr Fake News überschwemmt werden und keinerlei Möglichkeit haben, Dinge zu sanktionieren und zu unterbinden, wird das für unsere
Demokratie gefährlich. Behauptungen aller Art stehen dann einfach im Raum, und der gemeinsame gesellschaftliche Prozess erlahmt. Das kann zu Entgleisungen des Systems führen, die wir uns gar
nicht ausmalen wollen.“
Ranga-Yogeshwar
( https://www.welt.de/
Was ist "Fake", was ist unsichere, noch nicht bewiesene Information? Und wer legt sowas fest bzw. wem wollen wir die ABSOLUTE DEUTUNGSHOHEIT über "wahr " und "falsch" zusprechen? Den Mainstreammedien? Zumindest ich für meinen Teil fühle mich von diesen nicht unvoreingenommen oder umfassend informiert (Bsp. Ukrainekrieg, Flüchtlingskrise). Die deutschen Pressehäuser folgen einem ideologischem (westlich-liberalen) Narrativ und berichten nach meinem Empfinden oft sehr selektiv und tendenziös (siehe hierzu: meine Medienkritik). Das Hinzuziehen von weiteren Narrativen (RT-Deutsch, Al Jazeera) oder Sichtweisen (Geopolitik auf Telepolis, meinem absoluten Lieblinsnachrichtenmagazin!), erlaubt es mir, meine Sicht auf die Dinge zu komplementiere, und diese Möglichkeit würde ich mir nur ungern nehmen lassen.
Besonders irritiert hat mich der Aufruf der Grünen-Partei für den "March for Science" in Deutschland. Haben die nicht verstanden, was "Wissenschaft" bedeutet, oder erfinden die sich angesichts ihrer sinkenden Umfragewerte nun komplett neu? Wissenschaft ist faktenorientiert und dient im besten Fall der Allgemeinheit, die grüne Gentechnikphobie steht für das exakte Pendant, sie ist empirisch unbegründet und bestärkt den Welthunger. Ich stelle mir gerade Renate Künast, Ulrike Höfken oder Rebecca Harms vor, wie sie die Publikationen von Seralini oder die „Gutachten“ von Greenpeace oder Herrn Then in den Recycling-Sack entsorgen und sich ein modernes Genetik-Sachbuch besorgen ("Genetics for Dummies“). Außerdem bedarf Wissenschaft auch das freie Austauschen von sachlichen Argumenten und das Zulassen eines freien und ergebnisoffenen Diskurses. Die Grünen Forderungen nach einem "Safe Space", ihre respressive Debattenkultur und die Etablierung der feministischen Gender-Studies stehen wieder für das exakte Gegenteil.
Ich möchte nicht, dass diese oder irgendwelche anderen Leute entscheiden was ich lesen oder sehen darf und was nicht. Anstatt ihm etwas zu verbieten sollte man dem Bürger Medienkompetenz beibringen. Und damit meine ich nicht ein simples Alternative-Medien Bashing, sondern eine ideologisch ungebundene Unterrichtung im Kritischen Rationalismus und im skeptischen und selbstständigen Denken und Reflektieren im Allgemeinen.
WissensWert (Freitag, 12 Mai 2017 05:06)
ein sehr guter Beitrag:
http://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/science-march-spaet-wichtig/