Wir brauchen dringend mehr Forscher wie Daniel Dennett, die davon ausgehen, dass die Welt erklärbar ist. Die ganze Menschheitsgeschichte hindurch wurde von verschiedensten Phänomenen behauptet, der Mensch könne sie nie erfassen und verstehen: Das Wetter, die Bewegung der Planeten um die Sonne, die Entstehung des Lebens im Mutterleib. Bis dann einer kam, der sich mit der Nichterklärbarkeit dieser Phänomene nicht zufrieden geben wollte, und das Rätsel löste.
Philosophischer Naturalismus, also die Ansicht, es gebe nichts, was man irgendwie als "übernatürlich" einordnen könnte, ist allerdings nicht notwendig (was aber natürlich nicht im Entferntesten heißt, die Existenz "übernatürlicher" Dinge sei wahrscheinlich). Die angemessene Haltung für einen Wissenschaftler ist meiner Ansicht nach der methodologischer Naturalismus; also die Haltung, dass man "das Übernatürliche" nicht in seine Forschung einbeziehen sollte, weil man prinzipiell nur das Natürliche untersuchen und verifizieren kann.
Nehmen wir als Beispiel das Phänomen mentaler Zustände. Kein Mensch muss glauben, dass mentale Zustände letztendlich physikalische Zustände sind. Wenn ein Mensch sich aber in Funktion eines Wissenschaftlers diesem Phänomen nähern möchte, muss er Konzepte wie Gott oder Seele dabei a priori ausschließen. Da alles, was er mit seinen Mitteln sinnvoll behandeln kann, per definitionem Teil der natürlichen Welt ist. Ein Neurologe darf bei seiner Arbeit nicht Theist oder Substanzdialist sein, denn wenn er davon ausgeht, dass es einen allmächtigen Gott oder eine metaphysische Seele gibt, die zu jeder Zeit die Gesetzmäßigkeiten in der Welt brechen und verändern können, dann wird die Wissenschaft sinn- und nutzlos, da diese gerade darauf aufbaut, dass es Gesetzmässigkeiten gibt, von denen man ausgehen kann.
WissensWert (Montag, 19 Februar 2018 15:50)
https://www.srf.ch/sendungen/sternstunde-philosophie/daniel-dennett-geist-gott-und-andere-illusionen