Wie kann man....
...für die Gleichberechtigung der Geschlechter kämpfen, die Unterdrückung von muslimischen Frauen aber ignorieren?
...das Christentum als primitive Hirtenkultur und rückwärtsgewandt bezeichnen, bei denselben Aussagen über den Islam aber von Islamophobie sprechen?
...sich köstlich über Jesuskarikaturen amüsieren, aber Mohamedkarikaturen mit Rücksicht auf religiöse Gefühle kritisieren?
...die Homophobie in der Mehrheitsgesellschaft als rückschrittig bewerten, den Schwulenhass unter Muslimen aber als kulturelle Eigenheit abtun?
...in einem Land leben, in dem ehemals eine Vielzahl an KZs standen, aber die verstärkten Angriffe auf Juden durch Muslime relativieren?
...in den 68er-Jahren gegen den BH protestiert haben und jetzt das islamische Kopftuch als Ausdruck von Freiheit und Selbstbestimmung verkaufen?
...für die Tierrechte auf die Straße gehen, das grausame Schächten von Tieren dann aber als zu tolerierende religiöse Praxis verkaufen?
...Kinderrechte als eine der wichtigsten Errungenschaften der demokratisch-freiheitlichen Welt bezeichnen, dann aber die Beschneidung von Babys oder Kinderehen aus religiösen Gründen erlauben?
Der Schutz einer Minderheit darf nicht dazu führen, ihr einen gesellschaftlichen Freibrief zuzugestehen, der lange erkämpfte demokratische und aufklärerische Werte in Frage stellt. Diese als nicht verhandelbar geltenden Werte werden derzeit mit Verweis auf zu erbringende Toleranz und zu verantwortende Schuld der Mehrheitsgesellschaft zur Disposition gestellt. Dabei sollten sie vehement verteidigt werden!
Viele glauben, wir müssten diese Zugeständnisse dem global benachteiligten Kollektiv der Muslime als Wiedergutmachung für unsere Schuld durch Kolonialismus und Integrationsversäumnisse machen. Wichtiger wäre es aber, Individualrechte zu schützen und zu stärken anstatt Integration über Kollektive zu gestalten, die zumeist von konservativen Muslimen vertreten werden und somit eher Unfreiheit und das Recht auf Segregation fordern.
Wichtiger als das Recht, sein Kind indoktrinieren zu dürfen, ist aber das Recht des Kindes auf Selbstbestimmung und freie Identitätsentwicklung. Wichtiger als die Möglichkeit, lebendig ausgeblutete Tiere zu essen, ist das Recht der Tiere, nicht leiden zu müssen. Wichtiger als das Recht von muslimischen Communities, eine Kontrolle über die Frau und ihren Körper zum Schutz der vermeintlichen Familienehre zu besitzen, ist die Emanzipation und die Freiheit der Frau als Individuum.
Islamophobievorwürfe oder die ständige Betonung der Opferrolle sollten nicht politisch leitend sein. Wichtiger ist das konsequente Einstehen für die Individualrechte, um langfristig die besten Voraussetzung für die Freiheit und den Frieden aller (!) in Deutschland lebenden Individuen zu erreichen.
(Dieser Text ist angelehnt an einige Passagen aus Hamed Abdel-Samads Buch "Integration - Ein Protokoll des Scheiterns".)
Gastbeitrag von: Felix Kruppa