Vorgestern habe ich mir das Gespräch von Richard David Precht mit Thomas Metzinger auf Youtube angesehen. Einer der interessantesten Gedanken in der knapp einstündigen Sendung war für mich das Bonmot, dass Menschen überwiegend nicht aus Gründen, sondern aus Beweggründen handeln. Der semantische Unterschied zwischen beiden Begriffen ist, dass „Gründe“ das Ergebnis einer rationalen Abwägung, einer sachlichen Analyse sind, während „Beweggründe“ gefühlsmäßige bzw. emotional getroffene Entscheidungen bedeuten.
Als typisches Beispiel wurde in der Sendung zwischen beiden Philosophen unser Verhalten bzgl. des Klimawandels diskutiert. Jedem halbwegs intelligenten Menschen auf diesem Planeten ist (rational) klar, dass sein Verhalten zerstörend auf unsere Welt wirkt. Trotzdem ist praktisch niemand ernsthaft bereit, sein Verhalten entsprechend zu ändern. Die Ursache besteht nach Ansicht von Precht und Metzinger darin, dass unser Verhalten auf das Leben in einer Primatengruppe von weniger als 100 Individuen evolutionär optimiert ist.
Überspitzt formuliert: Bestünde die Menscheit aus 100 Personen und wäre diese Gruppe bedroht, dann würden wir unser Verhalten sofort ändern, aber von den 7 Milliarden Menschen sind uns bis auf vielleicht 100 uns Nahestehende die anderen immer noch rund 7 Milliarden emotional piepegal. Wenn es ganz dick kommt, wird die Menschheit ihr Gesamtverhalten erst ändern, wenn in jeder Kleingruppe von Menschen Einzelne durch den Klimawandel ernsthafte Schäden erlitten haben werden bzw. das absehbar ist.
Auszug von: Dr. Ralf Poschmann
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