Ein intensionaler Fehlschluss liegt dann vor, wenn aus der Tatsache, dass ein Ausdruck a in einem intensionalen Kontext nicht wahrheitserhaltend durch einen bezugsgleichen Ausdruck b ersetzt werden kann, geschlossen wird, dass a und b nicht denselben Bezug haben.
Beispiel A:
(i) "Paul weiß, dass der Morgenstern die Venus ist" ist wahr.
(ii) "Paul weiß, dass der Abendstern die Venus ist" ist falsch.
(iii) "Morgenstern" und "Abendstern" haben nicht denselben Bezug.
Der Begriff a "weiß" in (i) erzeugt für a "Morgenstern" einen intensionalen Kontext. D.h. eine wahrheitserhaltende Ersetzung des Ausdrucks a ist nur dann garantiert, wenn man a durch einen sinngleichen Ausdruck b ersetzt. (iii) ist daher ein intensionaler Fehlschluss, weil "Morgenstern" und "Abendstern" nur bezugsgleich (sie beziehen sich beide auf die Venus), nicht aber sinngleich sind (siehe: Gottlob Frege: Über Sinn und Bedeutung).
Wenn a und b aber bezugs- und sinngleich wären, d.h. wenn sie wahrheitserhaltend durcheinander ersetzt werden könnten, dann stünden sie in einem extensionalen Kontext und 3 wäre ein korrekter Schluss.
Es gilt also: a erzeugt einen intensionalen Kontext und b ist extensionsgleich zu a. Dann kann ein intensionaler Fehlschluss in beiden Richtungen führen:
1. Entweder man kann folgern, dass wenn eine Person etwas über a weiß, sie dasselbe über den extensionsgleichen Ausdruck b weiß.
2. Oder man schließt, dass es sich bei a und b nicht um extensionsgleiche Ausdrücke handelt, da sie nicht salva veritate durcheinander ersetzbar sind.
Dieser Umstand unterminiert gleich zwei Prinzipien, die in der Philosophiegeschichte lange Zeit geradezu den Status von evidenten Überzeugungen hatten:
1. Leibniz Prinzip lautet:
(L) Wenn zwei Entitäten a und b identisch sind, dann haben a und b alle Eigenschaften gemeinsam.
Damit eng verwandt ist 2. Freges Substitutionsprinzip:
(F) Wenn zwei Ausdrücke a und b denselben Bezug haben, dann sind a und b wahrheitswerterhaltend ersetzbar.
John Smart formulierte dieses Argument gegen die Identitätstheorie, nach der mentale Eigenschaften mit neuronalen Eigenschaften identisch sind.
„Jeder, so ungebildet er auch sein mag, kann völlig problemlos über seine Nachbilder oder Schmerzen reden oder darüber, wie Dinge für ihn aussehen oder sich anfühlen; trotzdem weiß er vielleicht nicht das geringste über Neurophysiologie. Jemand mag wie Aristoteles glauben, das Gehirn sei dazu da, den Körper zu kühlen, ohne dadurch in seiner Fähigkeit wahre Aussagen über seine Empfindungen zu machen eingeschränkt zu sein. Also können die Dinge, über die wir sprechen, wenn wir unsere Empfindungen beschreiben, keine Gehirnprozesse sein.“
- J.J.C. Smart: Sensations and Brain Processes, S. 57
Die Struktur dieses Einwands lässt sich wie folgt zusammenfassen. Beispiel (B):
(i) F weiß alles (eine Menge) über a.
(ii) Es ist nicht der Fall, dass F alles (eine Menge) über b weiß.
(iii) a ist nicht identisch mit b. (Die
Identitätstheorie ist falsch)
Auf den ersten Blick sieht dieses Argument ganz plausibel aus. Denn es beruht auf Leibniz Prinzip (L): Wenn a und b identisch sind, haben sie alle Eigenschaften gemeinsam. Beziehungsweise auf Freges Substitutionsprinzip (F): Wenn a und b denselben Bezug haben, dann sind a und b wahrheitswerterhaltend ersetzbar.
Jedoch ist uns a "Schmerzen" epistemologisch durch die Innenperspektive und b "Feuern von C-Fasern" ontologisch durch die Außenperspektive gegeben. Ihr fregescher Sinn und somit die Eigenschaften dieser beiden Entitäten sind also verschieden. Trotzdem können a und b denselben Bezug haben, d.h. identisch sein, genauso wie der Morgenstern und der Abendstern identisch sind. Das unterminiert Leibniz Prinzip, nach der identische Entitäten alle Eigenschaften gemeinsam haben.
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WissensWert (Samstag, 11 August 2018 23:27)
Im Rahmen der Diskussion zum Leib-Seele-Problem weist Ansgar Beckermann Argumentationen zur Verteidigung der Identitätstheorie einen intensionalen Fehlschluss nach. Ausgehend von dem Fregeschen Substitutionsprinzip, das eine natürliche Erweiterung des Leibnizischen Gesetzes der Ununterscheidbarkeit des Identisches darstellt; gilt: Wenn man in einem Satz A einen Ausdruck a durch einen bezugsgleichen Ausdruck b ersetzt, kann sich der Wahrheitswert dieses Satzes nicht ändern. Freges Prinzip ermöglicht zu beurteilen, ob zwei Ausdrücke a und b bezugsgleich sind. Denn wenn man in einem Satz A den Ausdruck a durch den Ausdruck b ersetzt b ersetzt und wenn dabei ein Satz entsteht, der zumindest einen anderen Wahrheitswert haben kann als A, dann sind a und b nicht bezugsgleich. Das Fregesche Prinzip gilt aber nur in extensionalen Kontexten. Wenn in einem Satz A der Ausdruck a jederzeit durch einen bezugsgleichen Ausdruck b ersetzt werden kann, ohne dass sich der Wahrheitswert ändert, dann erzeugt A für a einen extensionalen Kontext. Wenn dagegen in einem Satz Verben wie „wissen“ und „glauben“ verwendet werden, besteht ein intensionaler Kontext. D.h. wenn a in A bei gleichem Wahrheitswert (d.i. salva veritate) nur durch einen sinngleichen Ausdruck ersetzt werden kann, dann erzeugt A für a einen intensionalen Kontext. Ein intensionaler Fehlschluss liegt dann vor, wenn aus der Tatsache, dass ein Ausdruck a in einem intensionalen Kontext nicht salva veritate durch einen bezugsgleichen Ausdruck b ersetzt werden kann, geschlossen wird, dass a und b nicht denselben Bezug haben. Denn in intensionalen Kontexten ist das Gesetz der Ununterscheidbarkeit des Identischen nicht anwendbar.
Philoclopedia (Montag, 04 November 2019 20:01)
Von Klaus Hekenberger:
https://www.elle.de/darum-wollen-maenner-dumme-frauen?fbclid=IwAR1FUgMb4yQcQTi8WyrQZOqxg1PsIvMVhzyUFWpUTjGv3hlZWCnVcWwd3jQ
Ein ganz heikles Thema, das man aber sachlich angehen kann: Logik und Personenästhetik. Es werden immer wieder Studien benannt, die gezeigt haben wollen, dass Männer dümmere Frauen bevorzugen (es geht hier nicht darum, welche Messvariablen für geistige Fähigkeiten angelegt wurden; Bildung und Intelligenz verhalten sich z.B. oft invers; und der Schlaue meidet den Intelligenten in der Regel). Andersherum gilt das lt. Studie nicht. Manchmal werden solche Studien auch gleich mit Erklärungen versehen: Der Mann mag sich nicht unterlegen fühlen.
Liegt dem Ergebnis vielleicht ein sogenannter intensionaler Fehlschluss zugrunde? Aus der Logik wissen wir, dass zwei Prädikate mit unterschiedlichem Sinn die gleiche Menge an Gegenständen/Individuen herausgreifen können (Lebewesen mit Herz, Lebewesen mit Nieren; gleichwinklige Dreiecke, gleichseitige Dreiecke...). Zu einem Fehlschluss kann es kommen wenn das eine Prädikat durch das andere ersetzt wird - dadurch kann sich der Wahrheitswert der Aussage verändern. Das Verb "suchen" ist ein solch intensionales Verb (es generiert sogenannte "opake Kontexte").
Zu überprüfen wäre also, ob die von den Männern bevorzugte Menge sich nicht unter "einer anderen Beschreibung" - gleichumfänglich - herausbildet. Indizien gibt es: Menschen mit starken geistigen Neigungen oder Berufen arbeiten oft am Schreibtisch, wirken fahler, etwas steifer, grüblerischer, angestrengter, bisweilen "nerdiger" (IT), die Gesichtszüge sind oft härter, die Körpersilhouetten wirken nicht sehr sportlich und das viele Lesen erzwingt womöglich Brillen (eine Prothese). Was da bewertet wird wäre dann eben nicht der Bildungsstatus (Prädikat 1), sondern die korrespondierenden, "erkauften" physischen Merkmale (Prädikat 2): Vitalitätsmarker, ästhetische Marker, die den erotischen Impuls zurecht steuern - was auch sonst. Es geht ja nicht um Halma. Die Buchungsräume müssen nur sauber auseinandergehalten werden und die vernünftige Erkenntnis, dass es Grenzen von sinnvollen Gegenbuchungen zwischen Körper und Intellekt gibt. Menschen verfolgen Strategien, die sich buchungstechnisch rekonstruieren lassen - sonst würde man aus dem Verhalten nicht schlau.
Wer schon an Hochschulen zugegen war, der weiß auch (pi mal Daumen), dass es ein fast schon traditionell gegenläufiges Verhältnis gibt zwischen der Härte des Studiengangs und der Attraktivität. Der schöne Mensch ist empfindlicher für Opportunitätskosten, Aufwand und entgangenem Gewinn.
Sollte einen das wirklich überraschen?