„Es ist 2 Uhr morgens. Ich sitze in einem Patientenzimmer in einem riesigen anonymen
Krankenhaus. Hamburg, ja, es könnte aber auch jede andere Metropole auf der Welt sein. Es ist derselbe Patient wie letzte Woche. Und genauso gut könnte es ein ganz anderer sein. Und doch bin ich
für ihn da, pass auf ihn auf, schütze ihn vor sich selbst, versuche ihm etwas Hoffnung, etwas Kraft, etwas Lebensmut zu geben. Irgendwann ist dann Ruhe, er schläft ein bisschen. Und ich sitze
alleine in diesem dunklen Raum und denke nach. Hier kann man vor den eigenen Gedanken und Gefühlen nicht mehr weglaufen. Und ich denke an dich. Ich denke daran, dass dieser Mann, der dort liegt
kaum älter ist als ich, dass er vor kurzem ein normales Leben geführt hat und sich jetzt in den Schlaf weint und sich das Leben nehmen will – und nicht mal kann, und nicht mal darf -, weil er die
Sackgasse erkennt, die Decke über dem scheinbar endlosen Himmel, er kann spüren, dass diese Krankheit sein Ende ist. Klingt schlimm? Ja. Und nein. So ist unser Leben. Wie Kinder auf einem
Spielplatz, im selbstvergessenen Spielen, und irgendwann, früher oder später, rufen dich die Eltern und es ist Zeit zu gehen. Du weißt nicht wann, du kannst nichts daran ändern und darüber
nachzudenken, würde das schöne Spielen zunichtemachen. Gerade deshalb ist es so wertvoll manchmal kurz daran erinnert zu werden: Unsere Zeit ist begrenzt. Es kann so schnell vorbei sein. Das
macht es leichter zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden. Und es gibt uns den Impuls den Dingen nachzugehen, die wichtig sind, und uns nicht von der Angst vorm Scheitern oder der
Lächerlichkeit abhalten zu lassen. Wovor sollte ich Angst haben, wenn ich sterbe? Was mich von meinem Träumen fernhalten, wenn ich nur diese eine Chance habe, vielleicht nur noch diesen einen
Tag?“
- von einem Freund
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