Gottlob Frege zufolge ist die Bedeutung eines Namens dessen Bezugsobjekt.
Beispiel: Die Bedeutung von "Venus" ist der referierte Planet Venus.
Frege zeigte im Argument vom Erkenntniswert aber auf, dass eine reine "Fido"-Fido Theorie unhaltbar ist. Deshalb verknüpfte er seine referentielle Semantik mit seiner Theorie des Sinns zu einer ausgefeilten Bedeutungstheorie.
Der Sinn eines Namens die "Art des Gegebenseins des Bezeichneten" (SB, 26).
Grundidee: Einige Eigennamen präsentieren das bezeichnete Bezugsobjekt.
Beispiel: Der Eigenname "Morgenstern" präsentiert die Venus als denjenigen Himmelskörper, der uns als hellstes Gestirn am Morgenhimmel gegeben ist.
Also: Der Eigenname "Morgenstern" hat einen Sinn und eine Bedeutung.
„Der Sinn eines Eigennamens wird von jedem erfasst, der die Sprache oder das Ganze von
Bezeichnungen hinreichend kennt, der er angehört.“
- Gottlob Frege: Über Sinn und Bedeutung, S. 27
Einen Namen zu verstehen heißt nach Frege also, seinen Sinn zu erfassen. Denn wer die Ausdrücke "der Abendstern" und "der Morgenstern" verstanden hat, weiß, wie sie ihre Bezugsobjekte präsentieren. Aber er weiß deswegen noch lange nicht, dass sie sich auf dasselbe Objekt beziehen.
„"24" und "4 X 4" haben zwar dieselbe Bedeutung; d. h. sie sind Eigennamen derselben Zahl; aber sie haben nicht denselben Sinn; und daher
haben "24 = 42" und "4 X 4 = 42" zwar dieselbe Bedeutung, aber nicht denselben Sinn;“
- Gottlob Frege: Funktion und Begriff, S. 14
Zwei Namen können nach Frege also dieselbe Bedeutung, aber verschiedene Sinne haben. Denn der Sinn eines Ausdrucks präsentiert sein Bezugsobjekt auf eine bestimmte Weise und man kann dasselbe Bezugsobjekt auf verschiedene Weisen präsentieren. Genau das ist bei "Abendstern" und "Morgenstern" der Fall. Aus demselben Grund hat "Der Morgenstern ist der Abendstern" und "4 x 4 = 16" auch einen anderen Erkenntniswert als "der Morgenstern ist der Morgenstern" und "16 = 16".
Also: Sinne sind feiner unterschieden als Bedeutung bzw. Bezugsobjekt!
„Die regelmäßige Verknüpfung zwischen dem Zeichen, dessen Sinn und dessen Bedeutung ist derart, dass dem Zeichen ein bestimmter Sinn und diesem
wieder eine bestimmte Bedeutung entspricht (...) .“
- Gottlob Frege: Über Sinn und Bedeutung, S. 27
(m.H.)
Sinngleichheit garantiert nach Frege also Bezugsgleichheit aber nicht umgekehrt. Denn wenn die Ausdrücke α und β denselben Sinn haben, dann müssen sie also auch dasselbe Bezugsobjekt haben. Viele verstehen Frege noch stärker: Demnach bestimmt der Sinn eines Ausdrucks sein Bezugsobjekt:
„Die Vorstellung unterscheidet sich dadurch wesentlich von dem Sinne
eines Zeichens, welcher gemeinsames Eigentum von vielen sein kann
und also nicht Teil oder Modus der Einzelseele ist;[...]
Die Bedeutung eines Eigennamens ist der Gegenstand selbst,
den wir damit bezeichnen; die Vorstellung, welche wir dabei haben,
ist ganz subjektiv; dazwischen liegt der Sinn, der zwar nicht mehr subjektiv
wie die Vorstellung, aber doch auch nicht der Gegenstand selbst ist.”
- Gottlob Frege: Über Sinn und Bedeutung, S. 29 - 31
Der Sinn eines Names ist nach Frege also weder seine Bedeutung noch eine Vorstellung. Anders als die Bedeutung ist der Sinn kein konkreter Gegenstand. Anders als eine Vorstellungen ist der Sinn intersubjektiv zugänglich.
Das heißt: Der Sinn eines Namens kann von unterschiedlichen Sprechern verstanden werden. Er ist mit für die Beziehung Sprache‐Sprecher maßgeblich. Da er zusätzlich die Bedeutung eines Ausdrucks festlegt, ist der Sinn auch für die Beziehung Sprache‐Welt maßgeblich. Das gilt für alle möglichen Ausdrücke.
Für Namen gilt also: Die Gesamtbedeutung eines Namens umfasst somit zwei Aspekte – seinen Sinn und sein Bezugsobjekt (so er eins hat).
Neben "Bedeutung" führt Gottlob Frege jetzt noch einen weiteren Begriff ein, den wir in unserer Alltagssprache ganz anders gebrauchen:
„Ohne damit eine Definition geben zu wollen, nenne ich Gedanken
etwas, bei dem überhaupt Wahrheit in Frage kommen kann. Was
falsch ist, rechne ich ebenso zu den Gedanken wie das, was wahr ist.
Demnach kann ich sagen: der Gedanke ist der Sinn eines
Satzes“
- Gottlob Frege: Der Gedanke. Eine logische Untersuchung, S. 33
Der Sinn eines wahrheitsfähigen Satzes ist nach Frage also ein Gedanke.
Frege macht nun drei wichtige Annahmen über Gedanken:
1. Genau so wie Sinne seien auch Gedanken nichts Psychologisches:
„Ich verstehe unter Gedanken nicht das subjektive Tun des Denkens, sondern dessen objektiven Inhalt, der fähig ist,
gemeinsames Eigentum von vielen zu sein.“
- Gottlob Frege: Über Sinn und Bedeutung, S. 32
2. Gedanken sind zeitlos wahr oder falsch.
3. Prädikate steuern ihren Sinn zum Gedanken der Sätze bei. Leider sagt Frege nicht viel mehr zu den Sinnen von Prädikaten leider nicht.
Das Kompositionalitätsprinzip für Sinn: Der Gedanke eines Satzes (oder eines komplexen Ausdrucks) ist bestimmt durch die Sinne seiner Teile.
Die Substitutionsregel für Sinn: In jedem Satz lässt sich ein Ausdruck durch einen sinngleichen ersetzen, ohne dass sich der ausgedrückte Gedanke ändert. (Für jeden anderen skA und seinen Sinn gilt dasselbe.)
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