Wenn die Eigenschaft E einem Gesamtsystem S zukommt, aber nicht den Konst-ituenten B von S in Isolation, ist E eine ontisch-emergente Eigenschaft von S.
Wenn E aber durch (a) die Eigenschaften der Konstituenten B in Isolation, ihrem (b) raumzeitlichen Arrangement und (c) ihren Wechselwirkungen mikroreduktiv erklärt werden kann, dann ist E eine schwach-emergente Eigenschaft von S.
Also: Wenn ein System eine ontisch-schwache emergente Eigenschaft E besitzt, dann ist das insofern interessant, weil E zwar mehr ist als die Summe seiner Teile B1, B2, ... Bn, aber dennoch durch diese Teile erklärt werden kann.
Ein heißer Kandidat für ontisch-schwach emergente Eigenschaft ist das Schwarmverhalten: von Tieren wie Vögeln oder Fischen:
System S: Schwarm.
Bestandteile B von S: Tiere (Vögel, Fische, o.ä.).
Eigenschaft E von S: weißt ein Schwarmverhalten auf.
E ist eine ontisch-emergente Eigenschaft von S, weil "weißt ein Schwarmverhalten auf" dem Schwarm, aber keinem Tier in Isolation zukommt.
Und E ist eine schwach-emergente Eigenschaft von S, weil sich die Eigenschaft "weist ein Schwarmverhalten auf" durch die Eigenschaften der Tiere in Isolation erklären lässt. Denn jedes Tier im Schwarm folgt grob vier Gesetzen:
E2. Folgen: Folge dem Tier vor dir.
E3. Alignment: Bewege dich in die gleiche Richtung wie deine Nachbarn.
E4. Abstoßung: Wenn dir ein anderes Tier zu nahe kommt, weiche aus.
E5. Anziehung: Lass den Abstand zwischen dir und deinen Nachbarn nicht zu groß werden.
Die Eigenschaften E2 - E5 der Tiere erklären die Eigenschaft E1 des Schwarms.
Schwarmverhalten ist eine Form von Selbstorganisation.
weiteres Beispiel: Adams Smiths "unsichtbare Hand" ist eine selbstorganisierende Eigenschaft von freien Märkten, die keinem Teilnehmer der Märkte in Isolation zukommt, aber durch ihr Verhalten erklärt werden kann.
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