Entität A ist auf Entität B ontologisch-reduzierbar, gdw. A und B identisch sind.
Entität A ist auf Entität B epistemisch-reduzierbar, gdw. A durch B erklärt werden kann. Genauer: Wenn Wissen über A ableitbar ist aus Wissen über B.
Ausdruck A ist auf Ausdruck B semantisch-reduzierbar, gdw. A und B gleichbedeutend sind.
Frage: Ist die mentale Eigenschaft M eines Subjektes "S hat Schmerzen" auf best. physische Eigenschaften P von S wie "S hat feuernde C-Fasern" reduzierbar?
Diese Frage kann nun unterschiedlich gelesen werden:
1. Semantische Lesart: Sind Prädikate wie "S hat Schmerzen" und "S hat feuernde C-Fasern" gleichbedeutend? Der Semantische Physikalismus bejaht dies.
Kritik: Der Ausdruck "S hat Schmerzen" umfasst u.a einen Erlebnisgehalt, "S hat feuernde C-Fasern" hingegen nicht. Sie können also nicht gleichbedeutend sein!
Also: Eine Semantische Reduktion der beiden Ausdrücke muss fehlschlagen.
Aber: Gottlob Frege hat gezeigt, dass zwei Ausdrücke nicht-synonym und dennoch auf dasselbe verweisen bzw. durcheinander erklärbar sein können.
2. Epistemische Lesart: Sind Eigenschaften wie M "S hat Schmerzen" durch Eigenschaften wie P "S hat feuernde C-Fasern" erklärbar? Das heißt: Ist Wissen über M ist ableitbar aus Wissen über B?
Also: Eine epistemische Reduktion der beiden Eigenschaften schlägt ebenso fehl.
Aber: David Papineau argumentiert, dass zwei Eigenschaften M und P nicht-durcheinander erklärbar und trotz dessen identisch sein können.
3. Ontologische Reduktion: Sind Eigenschaften wie M "S hat Schmerzen" mit Eigenschaften wie P "S hat feuernde C-Fasern" identisch? D.h.: Sind "S hat Schmerzen" und "S hat feuernde C-Fasern" bezugsgleich? Die Identitätstheorie bejaht dies.
Kritik: Saul Kripke argumentiert, dass die Identitätsaussage "M ist identisch mit P" nur wahr sein kann, wenn sie notwendig wahr ist. Da sie aber nicht in allen möglichen Welten wahr ist, ist sie überhaupt nicht wahr.
Also: Wenn Kripke recht hat, schlägt auch eine ontologische Reduktion fehl.
Dann gibt es nicht-physische Eigenschaften in der Welt. Dann wäre ein starker Physikalismus, nach dem alle Eigenschaften physisch sind, definitiv falsch.
Aber: Kripkes Argumentation ist umstritten. Das betrifft insbesondere seine Annahmen über starre Designatoren, mögliche Welten und Notwendigkeit.
Außerdem: Einige Philosophen halten auch einen "minimalen Physikalismus", nach dem alle Eigenschaften über dem Physischen supervenieren, für akzeptabel.
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