1. Die Zahl der Planeten im Sonnensystem ist
acht.
2. Es gibt etwas, das alle blauen Dinge gemeinsam haben.
3. Es gibt mehrere Möglichkeiten für Anja, das Schachspiel zu gewinnen.
Die Meisten hegen zwei starke Intuitionen bezüglich Sätzen wie 1. Bis 3.:
Intuition 1: Alle vernünftigen Menschen würden die Sätze 1. bis 3. als wahr oder zumindest als wahrheitsfähig akzeptieren.
Intuition 2: Die Sätze 1. bis 3. können (zumindest nach einer einfachen Referenztheorie) nur wahr sein, wenn die in ihnen vorkommenden Ausdrücke auf etwas referenzieren.
Also: Intuition 2 besagt: 1. Kann nur wahr sein, wenn es Zahlen (wie die "Acht") gibt, 2. Kann nur wahr sein, wenn es universelle Eigenschaften (wie "Rotsein") gibt und 3. Kann nur wahr sein, wenn es Möglichkeiten (wie "Anja könnte so-oder-so das Schachspiel gewinnen) gibt.
Aus Intuition 1 & 2 folgt: Es gibt Zahlen, Eigenschaften und Möglichkeiten.
Aber: Man vergleiche aber die Sätze (1) bis (3) mit dem Satz 4:
4. Ein deutscher Durchschnittshaushalt besteht aus 2,01 Mitgliedern.
Auch hier gilt wieder:
P1. Die Meisten halten Satz 4 für wahr oder wahrheitsfähig
(Intuition 1).
P2. Die Meisten gehen davon aus, dass ein Satz 4 nur dadurch wahr werden kann, dass er sich auf etwas in der Welt bezieht (Intuition
2).
K1. Der Satz 4 muss sich auf Durchschnittshaushalte beziehen.
K2. Es gibt Durchschnittshaushalte.
Die Konklusion K2. scheint aber absurd. Denn es gibt nirgendswo auf der Welt Durchschnittshaushalte, die aus 2,1 Mitgliedern bestehen.
Die "Paraphrasestrategie" schlägt deshalb vor, Sätze ohne die Gefahr auf ontologische Festlegungen zu formulieren:
4*. Die Zahl der deutschen Haushaltsmitglieder geteilt durch die Zahl deutscher Haushalte ist 2,01.
4*. hat gegenüber 4. den Vorteil, dass diese Formulierung nicht die Gefahr der ontologischen Festlegung auf Durchschnittshaushalten nach sich zieht.
1*. Es gibt acht Planeten.
2*. Alle blauen Dinge sind blau.
3*. Anja könnte das Schachspiel gewinnen,
indem sie ihren Läufer auf B4 oder ihre Königin auf D8 setzt.
Also 1: Während der Satz 2 nur wahr sein kann, wenn es die allgemeine Farbe "Blau" gibt, werden für die Wahrheit von 2*. nur konkrete Objekte benötigt.
Also 2: Nominalistische Verfechter der Formalisierungsstrategie behaupten, dass aus Sätzen wie 1. keine ontologische Festlegungen auf Universalien nach sich ziehen, da sie in Sätze wie 1*. übersetzt werden können.
Kommentar schreiben