„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

Myside Bias

Der "Myside Bias" - Fakten voreingenommen interpretieren.

Die obenstehende Aufgabe wurde Probanden in einer US-Studie vorgelegt. Spontan suggerieren die erfundenen Zahlen vielen Leuten, dass Waffenregulierung wirke, denn die 223 Städte, in denen die Kriminalitätsrate mit Waffenregulierung zurückging, stechen hervor.

Um die Daten korrekt bewerten zu können, müssen sie allerdings zueinander ins Verhältnis gesetzt werden. In Städten mit Waffenregulierung liegt das Verhältnis zwischen niedrigerer und höherer Kriminalität bei etwa 3:1, bei Städten ohne Regulierung bei etwa 5:1. Im Durchschnitt war eine Stadt den Zahlen zufolge also ohne Waffenregulierung besser dran.

Als die Studienergebnisse von Dan Kahan et. al. ausgewertet wurden, stellten sie fest: Ob man der richtigen Antwort auf die Spur kommt, hat einerseits mit Rechenfähigkeiten zu tun. Doch als man sich die Antworten der rechnerisch kompetenten Probanden anschaute, zeigte sich: Es hat auch sehr viel damit zu tun, wie man zu Waffenregulierung steht.

Der erste Eindruck, dass Waffenregulierung wirke, war Linken sehr willkommen und wurde deswegen nicht sonderlich kritisch geprüft, weswegen Linke häufig die falsche Antwort lieferten. Rechten hingegen war er ein Dorn im Auge, und in der Folge prüften sie die Zahlen eingehend und stießen so häufig auf die richtige Antwort.

Der Versuch wurde in der Folge auch umgedreht, sodass die Zahlen nun zuerst suggerierten, Waffenregulierung wirke nicht, und bei genauerer Prüfung das Gegenteil zeigten. Nun ließen sich die Rechten in die Irre führen und die Linken entdeckten die Wahrheit. Als man den Versuch mit neutralen Themen durchführte, etwa zur Frage, ob eine Hautcrème Ausschlag heilt, lagen Linke und Rechte in ihrer Leistung gleichauf.

Inzwischen gibt es eine Metaanalyse von Peter Ditto et. al. mit 50 Studien, die allesamt dasselbe Muster zeigen: Linke und Rechte tendieren deutlich dazu, Schlussfolgerungen zu teilen oder abzulehnen, je nachdem, ob sie zu ihrem Weltbild passen und ob sie von jemandem aus ihrem Team oder von der Gegenseite geäußert werden.

Quellen

Gastbeitrag von: Raphael Dorigo.

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