Gewandert bin ich schon zu meiner Grundschulzeit gerne und viel. Ein- oder zweimal die Woche waren wir als Familie fast immer laufen. Anstatt nach dem Abitur die übliche 24/7-besoffen Tour zu fahren, beschloss ich deshalb mit meinem Bruder und einem Klassenkameraden den Jakobsweg zu wandern. Dass wir im Laufe unserer Vorbereitungen auf die Billigfluggesellschaft Rain-Airways gestoßen sind, verdanken wir unserem Klassenkameraden. Zwanzig Euro zahlen wir für den Hinflug und keine dreißig für den frühgebuchten Flug zurück. Dafür verzichtet man auch schon einmal gerne zwei bzw. drei Stunden auf ein bisschen Reisekomfort.
Unser Weg führt uns von Santander über Burgos zum allgemeinen Pilgerziel des Jakobsweges: Santiago de Compostela. Der Rückflug ist ja schon gebucht, weswegen wir die Strecke innerhalb eines gewissen Zeitrahmens von etwa drei Wochen laufen sollten. Deshalb machen wir uns, gelandet am Flughafen Santander, auch gleich daran Nahrung (die mitzunehmen zufolge gehabt hätte, dass unser Gepäck das Maximalgewicht überschritte) und einen Gaskocher (mit dem wir gar nicht erst durch die Sicherheitskontrollen gekommen wären) einzukaufen. Dass dies mehr als ein Nachmittagsspaziergang werden würde, deutet sich bereits jetzt an, während wir mit guten 17-Kilogramm Rucksack auf dem Rücken die Läden aufsuchen. Essen findet sich schnell, der städtische Campingladen jedoch ist pleite, weswegen wir den Rest in der nächstgrößeren Stadt Burgos werden kaufen müssen.
Dann kann es auch schon losgehen. Sehr enthusiastisch setzen wir die ersten Füße vor den gegenüberliegenden. Der Weg ist stets mit Muscheln und Pfeilen gekennzeichnet und wenn gerade nicht, helfen uns meine Spanischkenntnisse aus Panama weiter. Das Wetter meint es gut mit uns. Gegen Anfang regnet es ab und zu, ab der zweiten Woche aber setzt ein angenehmes, nicht zu heißes Wetter ein. Es wird geredet und gewitzelt, oder man lässt sich auf die bedenkliche Ruhe ein. Die Gegenden durch die uns der Weg führt, sind fast ohne Ausnahmen schön, recht abwechslungsreich (aber) nicht besonders. Mich stört eigentlich nur, dass er uns manchmal dutzende Kilometer über die Straßen gehen lässt. Zwischen den verschiedenen, spanischen Städten und Dörfern finden sich viele soziale, und ich meine auch mentale Unterschiede. Einige Dörfer fallen architektonisch auf, andere sterbende erinnern an Geisterdörfer. Die meisten Städte haben ihre besten Zeiten bereits seit Jahrhunderten hinter sich. Viele Kinder sitzen vormittags am Straßenrand, zünden sich einen Joint an und keiner der Passanten stört sich daran, was meinen Eindruck einer spanischen Beliebigkeit bekräftigt. Industriegebiete oder dergleichen durchläuft man dankenswerterweise nie. Wir essen und trinken bewusst, aber bedacht, enthaltsam. Manchmal gibt es warme Dosenbohnen, fast immer aber sind es morgens und mittags Bananen und Baguette (arg viel mehr findet man hier auch nicht). Abends machen wir uns dann etwas Nahrhaftes, beispielsweise sehr oft Nudeln mit Tomatensoße und einen Salat.
Die Nächte verbringen wir in Herbergen oder in unserem Zelt auf freien Feldern. Manche der meist religiösen Einrichtungen haben Duschen, W-Lan und Küche, einige aber auch nur dreckige Matratzen. Die hygienischen Umstände, die Enge in den Schlafräumen voller Doppelbetten und andere Qualitätsstandards variieren stark von Herberge zu Herberge. Vereinfacht lässt sich sagen, dass die staatlichen Herbergen für 5-6€ die Nacht das Nötigste und private für 7-20€ etwas mehr bieten. Dass man mit Pilgerausweis umsonst in die Herbergen und vielleicht noch ein kostenloses Frühstück bekommt, ist Quatsch. Der inoffizielle Eintritt ist nur manchmal eine eingeforderte Spende. Bereits letztes Jahr habe ich mit meinem Bruder das Kloster Messelhausen besucht. Dort arbeiteten, beteten, wanderten, redeten, ja meditierten wir sogar (ein sehr liberales Kloster!) und hatten abschließend am Sonntag einen tollen Tag der Stille. Zwar bin ich kein religiöser Mensch, doch bin ich damals gerne ins Kloster gegangen und auch jetzt in Spanien verstärkt sich mein positiver Eindruck gegenüber den erstaunlicherweise recht liberalen Nonnen und Mönchen. Dass wir im Laufe unserer Unternehmung auch auf einige der letzten Augustinermönche stoßen, die Pater Kristof vom Kloster Messelhausen, ebenfalls Augustiner, gut kennen, freut mich. Abends singen und unterhalten wir uns oft mit den Gastgebern, die ihr ganzes Leben einer einzigen Überzeugung hergaben.
Wir haben den Weg unterschätzt, müssen wir uns schon am ersten Tag eingestehen. Sowohl das Bewältigen der Strecke innerhalb der Zeit mit dem Gepäck, aber auch wie schön es werden wird ihn zu bewandern. Bei mir kommt noch erschwerend dazu, dass ich mir vor gut einem Jahr einen komplizierten Bruch am Handgelenk zugezogen habe, sodass ich das letzte Jahr immer an Möglichkeiten gebunden war, die Hand hochzulegen, sodass nicht zu viel Blut reinfließt. Sprich: Ich bin völlig außer Form und so schmeiß ich mich gleich nach dem ersten Tag mit Blasen an den Füßen und ohne Abendessen im Bauch ins Bett. In den nächsten Tagen wandert das Gepäck kontinuierlich in die umliegenden Mülleimer. Selbst die Zahnpasta teilen wir uns, sodass zwei sie wegschmeißen können. Trotzdem kommen wir jeden Tag auf das Neue an unsere Grenzen. Um 4 oder 5 Uhr morgens stehen wir auf, um nachmittags noch einen Platz in der Herberge zu kriegen. Dann laufen wir bis zum späten Mittag durch und halten derweil Ausschau nach Einkaufsmöglichkeiten für das Abendessen. Angekommen kochen wir, duschen und machen danach oft nichts mehr als erschöpft ins Bett zu fallen. Dann lesen wir oder reden ein wenig mit den Zimmerpartnern, bevor wir dann auch bald schlafen. Manche Tage kommen mir wie, wenn man nur Luft geholt hat, anhält und dann schon wieder im Bett liegt. Doch der Flieger geht auch ohne uns und so müssen wir konstant und gut über 6 km/h laufen. So überholen wir ständig, werden (von Fahrrädern und Pferden, die man hier auch öfter findet einmal abgesehen) aber nicht ein- oder überholt. Manchmal nehmen wir einen der Umwege, um Baustellen zu umgehen oder freiwillig, weil die herkömmliche Strecke mal wieder über eine Landstraße führt. Dies bedeutet aber auch immer mehr Strecke in der gleichen Zeit. Besonders hart ist es nach 80 Kilometern im Gebirge (ergo sehr viele Höhenmeter) binnen zwei Tagen am Gipfel anzukommen und volle Herbergen anzutreffen. Hier im Freien oder auf den Gängen schlafen kommt nicht in Frage und so laufen wir mit knurrenden Mägen und zitternden Oberschenkeln weiter in die Nacht hinein, bis wir doch noch zu einem Unterschlupf kommen.
Eigentlich will man sich schon gar nicht mehr hinsetzen, weil das Aufstehen und die ersten Schritte danach immer eine Qual sind. Und doch oder gerade da man an seine Grenzen stößt, macht es mir auf eine bekannte Art und Weise einen Heidenspaß.
Natürlich macht man auch einige Bekanntschaften auf so einer Reise. Franzosen, Deutschen, Belgier, US-Amerikaner, Australier, Alt und Jung, Gläubige, Spirituelle und Atheisten und und und. Auf dem Jakobsweg treffen sie alle harmonisch aufeinander. Wunderbar. Die Brasilianer sind nur vor dem Fußball-WM Spiel gegen Deutschland, das wir souverän mit 7:1 für uns gewannen, angriffslustig. Das Finale sehen wir in einem Pub, „wir“ werden Fußball-Weltmeister und die Nacht samt Bartour zwangsweise 4 Uhr jung. Eine Stunde später klingelt dann der Wecker. Aber es stimmt, dass man sich irgendwann an das Laufen gewöhnt. Die Strapazen werden nicht besser, aber man kommt besser damit klar und verfällt in einen ertragbaren Trott. Den natürlichen Bartwuchs lässt man zu und die Haut ihre gegerbt wirkende Beschaffenheit annehmen, sodass nach nur drei Wochen ein erkennbarer Unterschied im Spiegel zu sehen ist. Abends findet sich manchmal ein Kicker oder Billardtisch auf dem Platz, mithilfe deren man sich unter das Volk mischt.
Nebensächlich scheint fast schon die Ankunft am eigentlichen Ziel, die Kathedrale von Santiago de Compostela. Der Weg das Ziel zu sein. Und der Weg - er war trotz allem, was er von uns abverlangte, - wunderschön. Wir kommen sogar 2 Tage vor Abflug unserer Maschine ans Ziel. Weswegen wir auch noch dieses wunderschön und diesmal auch relativ dekadent gestalten, in der wohlhabenden Santiago Santiago de Compostela. Wohin vor nun über 1000 Jahren der heilige Jakobus aufbrach.
tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 17:56)
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ghovjnjv (Donnerstag, 08 September 2022 08:20)
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stephanjrn (Samstag, 31 Oktober 2015 11:15)
Ein angenehm zu lesender Wanderbericht, ein kurzes nachschulisches Abenteuer, das mich an diesem Samstag Morgen für einen Moment aus meinem Studierzimmer geholt hat, vermittels der nüchternen Schilderung eigene Phantasien hat aufsteigen lassen, ohne bedrückend sehnsüchtig zu machen.