Der Kritische Rationalismus ist eine von Karl Popper begründete
philosophische Denkrichtung. Popper beschreibt
ihn als Lebens-einstellung, „die zugibt, dass ich mich irren kann, dass du recht haben kannst und dass wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spur kommen werden“.[1] Kennzeichnend ist ein vorsichtig optimistischer Blickwinkel auf Leben und Dinge, der in den
Buchtiteln Alles Leben ist Problemlösen[2] und Auf der Suche nach einer besseren Welt[3] seinen Ausdruck findet.
Der Kritische Rationalismus setzt sich mit der Frage auseinander, wie wissenschaftliche oder gesellschaftliche (aber
prinzipiell auch alltägliche) Probleme undogmatisch, planmäßig (‚methodisch‘) und vernünftig (‚rational‘) untersucht und geklärt werden können. Dabei sucht er nach einem Ausweg aus der Wahl zwischen Wissenschafts-gläubigkeit (Szientismus) und der Auffassung, dass wissenschaftliches Wissen auf positiven Befunden aufbauen muss (Positivismus) auf der einen Seite, sowie andererseits dem Standpunkt, dass Wahrheit vom Blickwinkel abhängig ist (Relativismus)
und dass Wissen der Willkür preisgegeben ist, wenn Beweise unmöglich sind (Wahrheits-skeptizismus).
Der Kritische Rationalismus übernimmt die im Alltagsverstand selbstverständliche Überzeugung, dass es die Welt
wirklich gibt, und dass sie vom menschlichen
Erkenntnisvermögen unabhängig ist (Realismus). Das bedeutet beispielsweise, dass sie nicht zu existieren aufhört, wenn man die Augen schließt. Der Mensch aber ist in seiner
Erkenntnisfähigkeit dieser Welt durch seine Wahrnehmung begrenzt, so dass er sich keine endgültige Gewissheit darüber verschaffen kann, dass seine Erfahrungen und Meinungen mit der tatsächlichen
Wirklichkeit übereinstimmen (Kritischer Realismus). Er muss daher davon ausgehen, dass jeder seiner Problemlösungsversuche falsch sein kann
(Fallibilismus). Das Bewusstsein der Fehlbarkeit führt einerseits zu der
Forderung nach der ständigen kritischen Prüfung von Überzeugungen und Annahmen, andererseits zum methodischen und rationalen Vorgehen bei der Lösung von Problemen (Methodischer Rationalismus).
Der Kritische Rationalismus fragt also zum Beispiel nicht, wie man eine naturwissenschaftliche Theorie
beweisen kann, sondern wie man herausfinden kann, ob und wo sie fehlerhaft
ist, und was man tun sollte, wenn man einen Fehler gefunden hat (Falsifikationismus). Ein starkes Argument dafür, die Suche nach Beweisen für eine Theorie aufzugeben, ist die Ablösung der Gravitationstheorie von Isaac Newton durch die Relativitätstheorie
von Albert
Einstein. Newtons Theorie war nach ihrer Entdeckung 200 Jahre lang durch Beobachtung immer wieder ausnahmslos bestätigt worden. Hätte man also überhaupt von einer bewiesenen
naturwissenschaftlichen Theorie sprechen können, dann wäre es mit großem Abstand die newtonsche gewesen. Dennoch ließ sich Einstein nicht davon abhalten, die Richtigkeit dieser Theorie
anzuzweifeln und ihr eine eigene Theorie gegenüberzustellen. Newton hatte dieser neuen Theorie zufolge zwar auf einem beschränkten Bereich näherungsweise recht gehabt, außerhalb dieses Bereichs
war seine Theorie aber fehlerhaft und verbesserungsbedürftig. Sie wäre dann also nicht mehr als Beispiel für eine sichere Theorie zu sehen, sondern eher als Beispiel für die grundsätzliche
Fehlbarkeit auch des am sichersten geglaubten menschlichen Wissens. Statt seinerseits nun zu behaupten, Verfahren zum Beweis der eigenen Theorie angeben zu können, schlug Einstein anspruchsvolle
Experimente zu ihrer Überprüfung vor und gab an, unter welchen Gegebenheiten er sich gezwungen sehen würde, sie wieder zu verwerfen.
Die von Einstein empfohlene Herangehensweise deutet an, wie wissenschaftliche Probleme
mittels Versuch und Irrtum gelöst werden können: Hätte seine Theorie die vorgeschlagenen Prüfungen nicht bestanden, so hätte man eine andere ausprobieren können. Vor Einsteins Revolution der Physik war die Ansicht weit verbreitet, dass Beweise von wissenschaftlichen Theorien durch
die Methode der Induktion möglich seien. Das ist die
Verallgemeinerung eines Sachverhalts ausgehend von einzelnen Beobachtungen. Die wissenschaftstheoretischen
Grundaussagen des kritischen Rationalismus sind daher die Verneinung der Möglichkeit einer solchen Induktionsmethode und der
Gegenvorschlag der Methode der Falsifikation. Das ist der Versuch, durch Experimente und Beobachtung Gegenbeispiele zu
finden.
Der Standpunkt des Kritischen Rationalismus zur Politik ist seinem Standpunkt zur Wissenschaft sehr ähnlich. Hier ist nicht ausschlaggebend, wie man im Voraus den besten Herrscher findet oder was man tun sollte, um für ideale Verhältnisse zu sorgen. Stattdessen ist viel wichtiger, wie schlechte Herrscher unblutig abgesetzt und Missstände beseitigt werden können.
Ebenso verzichtet er auf dem Gebiet der Ethik und der Gesellschaft auf eine Begründung für Normen und konzentriert sich stattdessen auf die Frage, wie schlechte Regeln erkannt und verbessert werden können. Ethik ist für den Kritischen Rationalismus also das Problemlösen auf sozialem Gebiet. Auch hier fordert er ein kritisch-rationales Vorgehen und den Verzicht auf jegliches Dogma. Wie in der Wissenschaft findet man neue, bessere Lösungen nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Um schwerwiegende negative Auswirkungen von Versuchen in diesem Bereich zu vermeiden, spricht sich der Kritische Rationalismus für eine Politik der kleinen Schritte („piecemeal-engineering“ – „Stückwerkstechnik“) aus.
In jedem dieser Bereiche wendet der Kritische Rationalismus also das Prinzip der Kritik an, das auf Beobachtung, Überprüfung auf Selbstwidersprüche, Widersprüche zu empirisch-wissenschaftlichen Theorien sowie auf der Erfolgskontrolle hinsichtlich des zu lösenden Problems basiert. So räumt er Kreativität, Phantasie und Staunen über die Welt einen Stellenwert ein, der sich deutlich von dem traditionellen Bild der strengen Sterilität der Wissenschaft distanziert. Sie wird nicht als eine stetige Anhäufung von unfehlbaren Wahrheiten verstanden, andererseits aber auch nicht als Bau von Luftschlössern. Aus der Sicht des Kritischen Rationalismus ist sie vielmehr ein großes Abenteuer und eine spannende Entdeckungsreise.
Mit seiner Grundauffassung, dass alle Menschen fehlbar sind, wendet
sich der Kritische Rationalismus gegen alle Positionen, die von der Möglichkeit einer Letztbegründung (beispielsweise im Hinblick auf moralische Normen) ausgehen. Er befürwortet eine offene pluralistische Gesellschaft, die tolerant gegenüber allen friedlichen Menschen ist, die Konflikte durch rationale Diskussion und mit Hilfe der
aufrichtigen Wahrheitssuche löst; in der die Menschen frei sind, ihrem Leben einen individuellen Sinn zu geben und ihren Weg in einer offenen Zukunft suchen zu können. Dies aber nicht verstanden als
gesellschaftliche Utopie, sondern als Verteidigung der real existierenden westlichen Demokratien gegen zynischen Gegenwartspessimismus
ebenso wie gegen real existierende totalitäre Staaten. In diesem Sinne bekämpft er jede Form von Bevormundung durch Autoritäten, Intoleranz und Ideologie,
Totalitarismus und Irrationalismus.
Der Kritische Rationalismus wurde von Karl Popper im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit Wissenschaftstheorie und Sozialphilosophie begründet. (Er führte diese Bezeichnung 1944 in seinem Werk Die offene Gesellschaft und ihre Feinde ein,[4] entwickelte grundsätzliche Inhalte jedoch bereits in seinen früheren Werken.) Seine umfassendste Darstellung hat er in Objektive Erkenntnis erarbeitet.
Daneben gibt es divergierende Abwandlungen, die sich zum Teil grundlegend unterscheiden.[5][6] William W.
Bartley setzte sich in Flucht ins Engagement mit der Frage auseinander, ob der Kritische Rationalismus seinen eigenen Ansprüchen genügt, wenn er auf sich selbst angewendet
wird, und somit ohne
Integritätsverlust akzeptiert werden kann. Hans Albert hat ihn für die Sozial- und Geisteswissenschaften weiterentwickelt und ihn in seinem Traktat über kritische Vernunft systematisch ausgearbeitet. Reinhold
Zippelius hat ihn als grundsätzliche Methode des juristischen Denkens übernommen und entwickelt. Ein zeitgenössischer Vertreter, der die Ansätze von Popper und Bartley verbindet,
weiterentwickelt und sich mit Kritik auseinandersetzt, ist David Miller. Diese Positionen stehen der von Popper am nächsten.
Joseph Agassi hat sich mit Grundfragen zur Rationalitätsauffassung befasst, löste sie aber in anderer Weise
als Bartley. Imre Lakatos entwarf eine stark
abgewandelte, konservative Form des Kritischen Rationalismus, die mehr auf den Schutz des harten Kerns einer Theorie ausgerichtet ist. Varianten mit Elementen der klassischen Rechtfertigungsstrategie entwickelten John W. N. Watkins
und Alan Musgrave. Adolf Grünbaum und Wesley C. Salmon vertraten Abwandlungen mit induktivistischen Elementen. Gerhard
Vollmer hat versucht, den kritischen Rationalismus mit dem Naturalismus zu verbinden.
Das weltanschauliche Spektrum unter den Anhängern des Kritischen
Rationalismus reicht von rigorosen Anhängern von Atheismus, Religionskritik und
der Skeptikerbewegung wie Michael Schmidt-Salomon und Bernulf Kanitscheider
bis zu dem Opus-Dei-Priester Mariano Artigas (1938–2006). Popper vertrat Gläubigen gegenüber einen respektvollen
Agnostizismus;[7][8][9] Bartley schloss sich den Lehren von Werner Erhard an, dem Gründer des umstrittenen
EST (Erhard Seminar Training).[10]
Kritischer Realismus
Der Realismus ist die dem subjektiven Idealismus widersprechende
metaphysische Theorie, dass eine vom
Menschen unabhängige Wirklichkeit existiert. Während der naive Realismus davon ausgeht, dass die Welt so ist, wie der Mensch sie wahrnimmt, vertritt der kritische Realismus die Auffassung, dass
Vorstellungen von ihr durch subjektive Elemente, die in der Wahrnehmung und im Denken liegen, mehr oder weniger stark beeinflusst werden. Weil die Sinne und die Verarbeitungsprozesse im Gehirn
der angenommenen Außenwelt und der Vorstellung zwischengeschaltet sind, kann man auch vom indirekten Realismus sprechen. Dieser Vermittlungsvorgang schließt eine „reine Wahrnehmung“ aus, denn es
kann sich um Täuschungen handeln.
Der Kritische Realismus ist keine ontologische Annahme, die der Wissenschaft vorausgeht, sondern er ist eine metaphysische Konsequenz aus den empirisch-wissenschaftlichen Theorien.[11][12][13] (Gegen antirealistische Tendenzen bei der Quantentheorie argumentierte Popper mit einer von ihm selbst aufgestellten und weiterentwickelten realistischen Interpretation.) Er ist aber nicht nur kosmologisch (eine äußere Welt existiert) zu verstehen, sondern auch erkenntnistheoretisch: Indem der Mensch im Rahmen einer Falsifikation einen Irrtum feststellt und ihn korrigiert, nähert er sich der Erkenntnis der Wirklichkeit an. Er wird zwar nie wissen, ob oder inwieweit er sich ihr angenähert hat, aber die Ablösung eines Irrtums durch eine bessere Erklärung bedeutet eine bessere Kenntnis darüber, wie die Welt wirklich ist.
Davon unabhängig gibt es auch eine Position im Universalienstreit, die Realismus heißt. Diese Position geht davon aus, dass Allgemeinbegriffen eine wirkliche Existenz zukommt. Konkret ist das beispielsweise die Behauptung, dass es wahre Kunst, den wahren Menschen oder den wahren Staat gibt. Diese Position lehnt der Kritische Rationalismus strikt ab, da sie im Zusammenhang mit der Behauptung steht, dass Dinge essentielle Eigenschaften und Begriffe ein Wesen, eine Natur oder einen Kern haben, der nicht verändert werden kann. Popper nennt sie zur Vermeidung von Missverständnissen Essentialismus. Der Essentialismus äußert sich im „Denken in Begriffen“ und in Fragen, die mit „Was ist“ beginnen, z. B. „Was ist der Staat?“ oder „Was ist Leben?“ Sie müssen nach Popper durch eine Diskussion von Problemen ersetzt werden, beispielsweise „Wie sehr sollte sich der Staat in die privaten Angelegenheiten der Bürger einmischen?“ oder „Sollten Abtreibungen bestraft werden?“ Popper selbst vertrat erst den Nominalismus, für den Begriffe reine konventionelle Mittel zur Abkürzung sind. In seinem metaphysischen Spätwerk bekannte er sich zu einem modifizierten Essentialismus, der zugesteht, dass in einem Entwicklungsvorgang von Generation zu Generation immer einige Eigenschaften vererbt werden und so erhalten bleiben, und dass manche Eigenschaften einer stärkeren Selektion unterworfen sind als andere. Er lehnte jedoch die Auffassung ab, dass es unter diesen Eigenschaften einen Kern gibt, der in besonderer, prinzipieller Weise von der Veränderung ausgenommen ist.
Das Ziel, mit Theorien zutreffende Aussagen zu machen, führt zu der Frage nach der Erkennbarkeit der Wirklichkeit. Dabei geht der Kritische Rationalismus davon aus, dass es aufgrund der logischen Eigenschaften aller Wahrheitstheorien nicht möglich ist, eine gesicherte Wahrheitsbegründung zu geben. Denn jeder Versuch, die Wahrheit einer Aussage nachzuweisen, führt entweder in einen unendlichen Regress, einen logischen Zirkel oder zu einem Abbruch des Beweisverfahrens, oft mit dem Hinweis auf die Evidenz der Aussage (siehe Münchhausen-Trilemma). Jeder solche Abbruch bedeutet, dass keine strenge Wahrheitsbegründung stattgefunden hat.
Die Lösung des Kritischen Rationalismus geht davon aus, dass Wissen stets nur ein hypothetisches Wissen, ein vermutendes (konjekturales) Wissen ist, dem die klassische Bestimmung der Wahrheit als Übereinstimmung einer Aussage mit einer Tatsache zugrunde liegt. Wahrheit kann dabei, in Anlehnung an Alfred Tarski, nicht durch ein Kriterium definiert werden; dennoch ist der semantische Gebrauch des Begriffs ‚Wahrheit‘ in der normalen Sprache, also die Wahrheit als Übereinstimmung mit den Tatsachen, bei jedem konkreten Anwendungsfall unproblematisch.
Trotz der Schlussfolgerung, dass man nie wissen kann, ob man die absolute Wahrheit gefunden hat, hält der Kritische Rationalismus an ihrer Existenz fest und lehnt den Relativismus, also die Abhängigkeit der Wahrheit vom Blickwinkel, ab. Man kann also die Wahrheit gefunden haben und einen wahren Satz aussprechen, aber man kann nicht beweisen, dass er wahr ist. Das trifft für alltägliche Behauptungen ebenso zu wie für die Theorien der Wissenschaft.
Der Kritische Rationalismus sieht jedoch die fehlende Sicherheit einer Behauptung noch nicht – wie etwa der Wahrheitsskeptizismus – als notwendigen Grund zum Zweifel an ihrer Wahrheit an. Er argumentiert gegen den Wahrheitsskeptizismus mit dem Einwand, dass es rational sinnvoll ist, eine Theorie versuchsweise als wahr zu akzeptieren, wenn man sie kritikoffen vertritt und gegen ihre Haltbarkeit (bisher) keine Argumente gefunden wurden. Denn ohne Theorien sind selbst die alltäglichsten Probleme nicht lösbar. Dazu kommt, dass Falschheit nichts fatales ist: Die falsche Theorie kann dennoch viele wahre Konsequenzen haben oder Erklärungen liefern, die für die Praxis hilfreich sind.
Diese Sicht führt außerdem zu einem Theorienpluralismus, da es meist mehrere Alternativen gibt, die nach dem Stand der Diskussion akzeptabel sind und ausprobiert werden können. Rational ist es, bestehende Theorien in genügendem Umfang kritisch zu hinterfragen und die Notwendigkeit einer Erfahrungskontrolle immer im Auge zu behalten. An die Stelle des Beweisdenkens tritt die Idee der kritischen Prüfung. – „Look before you leap!“[14]
Darauf aufbauend kann man auch Elemente des Empirismus, des Naturalismus und des Konstruktivismus in den Kritischen Rationalismus integrieren. So ist es vernünftig, Wahrnehmungsurteile als Hypothesen aufzufassen, die in der Regel wahr sind, solange man in Rechnung stellt, dass es Umstände der Wahrnehmungstäuschungen gibt. Hier unterscheidet sich der Kritische Rationalismus nicht vom Alltagsverstand. Wahrnehmung ist also ein sehr unproblematisches Element, und selbst wenn sie einmal zu unschlüssigen Ergebnissen führt, ist eine Klärung meist unkompliziert. Auch wenn Wahrnehmungsurteile einmal im Nachhinein problematisch werden, bleiben sie immer durch weitere Wahrnehmung überprüf- und revidierbar.
Die unproblematische Wahrnehmungsbasis ist zentral für den Kritischen Rationalismus, denn ohne sie wären Annahmen über die Wirklichkeit keiner Kontrolle unterworfen. Dass sie unproblematisch ist, bleibt jedoch nicht unhintergehbar: Es lässt sich mit der evolutionären Anpassung der Sinnesorgane des Menschen an seine Umwelt sehr gut naturalistisch erklären (siehe Evolutionäre Erkenntnistheorie). Ebenso ist es dem Kritischen Rationalismus möglich, die konstruktivistische These zu akzeptieren, dass der Mensch die Naturgesetze nicht quasi im ‚Buch der Natur‘ liest, sondern dass er sie erfindet und, wie Kant sagte, sie der Natur vorschreibt. Naturgesetze sind Hypothesen über die Welt, die stets einer kritischen Überprüfung bedürfen.
Über den Fallibilismus hinaus beinhaltet der Kritische Rationalismus auch den Erkenntnisskeptizismus. Der Fallibilismus besagt nur, dass die Wahrheit einer Aussage nicht begründet werden kann. Der Erkenntnisskeptizismus geht noch weiter und behauptet, dass sogar das Fürwahrhalten einer Aussage nicht begründet werden kann. Daraus darf jedoch nicht auf den Wahrheitsskeptizismus geschlossen werden: Es folgt nicht, dass an der Wahrheit alles Fürwahrgehaltenen gezweifelt werden muss oder dass es gar verboten ist, etwas für wahr zu halten oder als wahr zu beurteilen.
Popper stimmte mit Bartley und Miller überein, dass es niemals gute, positive Gründe dafür geben kann, etwas zu glauben: Gute Gründe existieren nicht; wenn sie existieren würden, wären sie nutzlos; und sie werden für Rationalität auch nicht benötigt.[15] (Zwar interpretierte Popper den Grad der Bewährung – der Grad, in dem eine Behauptung der Kritik standgehalten hat – als Maß der Rationalität der versuchsweisen Annahme einer Vermutung,[16] aber nach Bartley müssen diese Passagen ignoriert werden, wenn die Stimmigkeit des Gesamtzusammenhangs gewahrt bleiben soll.[17] Bewährung muss als erkenntnistheoretisch völlig irrelevant angesehen werden.[18]) Rationale Argumente hingegen sind unabdingbar, sind aber immer negativ und kritisch (‚Negativismus‘).[19] Ob man eine Annahme oder ein Argument akzeptiert, ist immer eine freie Willens- und Gewissensentscheidung, und kann argumentativ nicht erzwungen werden. Rationalität liegt darin, eine erfolgreich kritisierte Annahme zu verwerfen.[20]
Fehlende gute Gründe machen jedoch eine Annahme nicht rein willkürlich. Denn eine wechselseitige Kontrolle von Vermutungen untereinander ist möglich (‚Checks and Balances‘).[21] Zur Akzeptanz gehört immer der Verwurf von Alternativen. Dieser negative Verwurf wird aber nicht zum positiven Grund für die Akzeptanz: Es ist ebenso rational, eine neue Alternative zu erdenken. Es ist auch sinnvoll, gar keine Alternative zu akzeptieren, wenn sie alle für das zu lösende Problem uninteressant sind. Akzeptanz ist eine kritische Bevorzugung, ein fehlbares, aber auch kritisier- und revidierbares Urteil, mit dem man festlegt, was man versuchsweise für wahr hält. Jedes Urteil ist demnach ein Vorurteil.
Der Kritische Rationalismus verwirft also die klassische Vorstellung, dass es Verfahren gibt, mit denen Wissen begründet (gewiss, akzeptabel, annehmbar, fest, verlässlich, vertrauenswürdig, glaubwürdig, wahrscheinlich oder zuverlässig gemacht, gerechtfertigt, bewiesen, erkannt, verifiziert, garantiert, verbürgt, bestätigt, fundiert, gestützt, legitimiert, auf Evidenz gegründet, etabliert, gesichert, verteidigt, validiert, autorisiert, vindiziert, gestärkt oder am Leben erhalten) werden kann, und dass Vernunft sich durch den Gebrauch solcher Verfahren auszeichnet. Logik ist demnach ein „Organon der Kritik“, nicht ein Instrument zur positiven Begründung oder Rechtfertigung.
Hans Albert hat einen Katalog von Grundsätzen der Logik aufgestellt, der mit einfachen Grundaussagen hilft, die Plausibilität von Aussagen und Theorien zu überprüfen und zu beurteilen.[22] Diese Grundsätze bestehen nach Albert unabhängig von der Philosophie des Kritischen Rationalismus; ihre Verwendung entspricht aber dem Geist seiner Weltsicht und sie vermitteln ein Stück Lebensweisheit, das auch ohne tiefere Kenntnis der Logik anwendbar ist.
Aus Wahrem kann nur Wahres folgen.
Das Grundprinzip der Deduktion, dass bei einem wahren Obersatz und einer wahren Prämisse die Wahrheit in die Konklusion übertragen wird. Wichtig für Wissenschaft und Alltagsdenken ist der Umkehrschluss: Folgt etwas Falsches, muss mindestens eine der Prämissen (bzw. der Obersatz) falsch sein.
Aus Falschem kann auch Wahrheit folgen.
Logisch können falsche Annahmen zu einem Schluss führen, der eine wahre Aussage macht. Auch wenn Vorhersagen einer Theorie richtig sind, kann also die Theorie selbst falsch sein. Dieser Sachverhalt ergänzt auf logischer Ebene den Fallibilismus. Er verbietet zudem, von zutreffenden Vorhersagen einer Theorie auf das Zutreffen der Theorie selbst zu schließen. Umgekehrt erklärt er, warum eine falsche Theorie keine schlechte Theorie sein muss und warum daher der Fallibilismus nicht ad absurdum geführt wird durch das von ihm prognostizierte unumgängliche Falschheitsrisiko von Theorien.
Aus jeder Theorie folgen unendlich viele Sätze.
Auch dieser Satz harmoniert mit dem Fallibilismus. Da das Wissen des Menschen endlich ist, kann er nicht wissen, ob eine Theorie zu einer Aussage führt, die sich als falsch erweist und damit die Theorie falsifiziert.
Für die Erklärung von Beobachtungen gibt es unendlich viele Theorien.
Wenn eine Tatsache durch eine Theorie zureichend erklärt wird, darf man dennoch nicht davon ausgehen, dass die Theorie die beste Erklärung liefert. Es kann eine bessere geben.
Aus Widersprüchen folgen beliebige Behauptungen.
Jeder Hinweis auf einen Widerspruch in einer Theorie ist eine Aufforderung, eine neue, widerspruchsfreie Theorie zu finden. Dialektik in diesem Sinne verstanden ist ein Prinzip zur Ausräumung von Widersprüchen.
Nur gehaltvolle Aussagen enthalten Informationen.
Je höher der Gehalt einer Aussage ist, das heißt je konkreter sie sagt, was sie ein- und was sie ausschließt, umso besser kann sie überprüft werden.
Es gibt keine gehaltserweiternden Schlüsse.
Mit Hilfe der Logik kann man kein zusätzliches Wissen erwerben. Daher können induktive Schlüsse, die von wenig Wissen auf viel Wissen schließen, keine logischen Schlüsse sein. Sie haben höchstens heuristischen Wert und sind nicht zwingend.
Wesentlichen Einfluss auf den Kritischen Rationalismus hatte die Auseinander-setzung Poppers mit der
Wissenschaftstheorie des Logischen Empirismus. Ausgehend vom Positivismus Machs und der Analytischen (Sprach-)Philosophie
der Mathematiker Frege und Russell versuchten
die Mitglieder des Wiener Kreises eine Philosophie auf der
Grundlage von Sprachanalyse und Logik im Rahmen eines physikalistischen Weltbildes zu
entwickeln. Ziel war der Aufbau einer Einheitswissenschaft. In dieser sollte Wissenschaftstheorie als Theorie der Wissenschaftssprache fungieren. Sätze
der Philosophie, die nicht analytisch (Logik und Mathematik) oder empirisch (‚positive‘ Wissenschaften) sind, müssen nach dem Logischen Empirismus als Scheinprobleme angesehen werden, sind also
nicht wissenschaftlich. Empirische Sätze müssen auf Protokollsätze reduzierbar
sein. Dies sind grundlegende
Erfahrungs- und Beobachtungssätze in der formalen Struktur der zu entwickelnden Wissenschaftssprache. Nur Aussagen, die in diesem Rahmen verifiziert bzw. bestätigt werden können, erfüllen die notwendigen und hinreichenden Bedingungen für sinnvolle Tatsachenaussagen.
Popper beschritt einen anderen Weg. Er vertrat die Auffassung, dass es eine Hauptaufgabe der Philosophie sei, den für den Positivismus charakteristischen Glauben an die Autorität der Beobachtung kritisch zu hinterfragen.[23] Die Grundidee, dass selbst die sicherste Theorie falsch sein könnte, führte ihn dazu, der Induktion und der Verifizierbarkeit einerseits das Prinzip der Falsifikation entgegenzusetzen (Suche nach Fehlern, nicht nur nach neuen Verifikationen) und andererseits das Kriterium der Falsifizierbarkeit (nur falsifizierbare Theorien sind erfahrungswissenschaftlich).
Sind alle Schwäne weiß? Die klassische Sicht der Wissenschaftstheorie war, dass es Aufgabe der Wissenschaft ist, solche Hypothesen zu „beweisen“ oder aus Beobachtungsdaten herzuleiten. Das erscheint jedoch schwer möglich, da dazu von Einzelfällen auf eine allgemeine Regel geschlossen werden müsste, was logisch nicht zulässig ist. Doch wenn wir einen schwarzen Schwan finden, können wir logisch folgern, dass die Aussage, alle Schwäne seien weiß, falsch ist. Der Falsifikationismus strebt somit nach einem Hinterfragen, einer Falsifizierung, von Hypothesen statt des Versuchs eines Beweises.
Der Induktivismus geht von der Annahme aus, dass durch eine genügende Anzahl von Beobachtungen im Wege der Schlussweise der Induktion, das heißt nach dem Schema
Dieser Schwan ist weiß
_______________________
Daher sind alle Schwäne weiß
oder:
Alle bekannten Schwäne sind weiß
________________________
Daher sind alle Schwäne weiß
Oder in einer konkreten Anwendung in der Physik:
Gegenstände fallen herunter, weitere Beobachtungen …
________________________
Daher gilt allgemein das Gravitationsgesetz
Allgemeine Aussagen über einen Gegenstandsbereich gemacht werden können, die einen Gesetzescharakter haben. Die induktive Schlussweise ist also logisch betrachtet der Schluss von einem Fall und einem Resultat auf eine Regel. Der Schluss ist synthetisch (der Übergang von der Annahme zur Schlussfolgerung vergrößert den Aussagegehalt) und damit logisch nicht zwingend. Die Vertreter des logischen Empirismus waren der Auffassung, dass solche Sätze dennoch sinnvoll sind, wenn die gewonnene Theorie (als nomologische Hypothese) durch Protokollsätze bestätigt werden kann. Von den Protokollsätzen wurde gefordert, dass sie den strengen Anforderungen einer Wissenschaftssprache entsprechen. Die Bestätigung einer Theorie durch Protokollsätze galt dann als Verifikation der Theorie.
Bereits Galilei hatte das Induktionsprinzip abgelehnt.[24] Hume zeigte in einer ausführlichen Kritik, dass ein logischer Nachweis der Induktion nicht möglich ist. Hume hatte demgemäß die Auffassung vertreten, dass das Prinzip der Kausalität auf menschlicher Gewohnheit beruht, der zu folgen nützlich sei. Auch Albert Einstein lehnte die Induktion ab. Sein Standpunkt war die Motivation für Popper, sich intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen und aufzuzeigen, dass allgemeine empirische Sätze oder Theorien nicht verifiziert, sondern nur falsifiziert werden können. Das Konzept der Protokollsätze ist mit dem Problem behaftet, dass sie bereits Theorien voraussetzen (sie sind ‚theoriegeladen‘), so dass die Begründung mit Hilfe von Protokollsätzen in einen Zirkel führt. Die mit der Induktion verbundene Problematik ist in der Wissenschaftstheorie weitgehend akzeptiert. So Wolfgang Stegmüller: „Entweder ist ein Schluss korrekt; dann ist er zwar wahrheitskonservierend, aber nicht gehaltserweiternd. Oder aber er ist gehaltserweiternd; dann haben wir keine Gewähr dafür, dass die Konklusion wahr ist, selbst wenn sämtliche Prämissen richtig sind.“[25]
Popper betrachtete Induktion jedoch nicht nur als unbegründet, sondern als gar nicht existent: Es gibt aus seiner Sicht in Wirklichkeit eine Verallgemeinerung von Einzelfällen auf allgemeine Sätze überhaupt nicht – es handelt sich um eine Illusion. Die Verallgemeinerung, also die Theorie, muss (möglicherweise unbewusst) bereits vorhanden sein, bevor eine Beobachtung überhaupt möglich wird. Induktion wird im Kritischen Rationalismus also nicht abgelehnt, weil sie unbegründet ist, sondern weil die Annahme, dass es so etwas wie einen Induktions- oder Verallgemeinerungsschluss überhaupt gibt, deduktiv widerlegt werden kann. Ein Induktionsprinzip ist demnach selbst bei Hypothesenbildung nicht vorhanden: Bei dem Übergang von „Dieser Schwan ist weiß“ zu „Daher sind alle Schwäne weiß“ stehen im Hintergrund Theorien über die weiße Farbe und über Schwäne. Entweder diese enthielten zusammen bereits die Eigenschaft – dann handelt es sich schlicht um zwei hintereinandergeschriebene deduktive Konsequenzen daraus – oder, wenn sie diese nicht enthielten, dann wurde sie beim Übergang zu den Theorien hinzugefügt und die Bedeutung von „weiß“ und „Schwan“ hat sich damit unsystematisch verändert. Die Illusion einer systematischen Induktionsregel ergibt sich dabei nur aus der Verwendung gleicher Wörter.
Auch wenn die Induktion kein strenger logischer Schluss ist, könnte sie zumindest strenge Schlüsse über Wahrscheinlichkeiten ermöglichen. Der Logische Empirismus, insbesondere Rudolf Carnap, vertrat eine solche Interpretation der Induktion. Aus diesem Blickwinkel ist diejenige Theorie die rationalste Wahl, die bei gegebener Beobachtungsbasis (Evidenzmaterial) die höchste induktive Wahrscheinlichkeit hat. Popper vertrat in der Logik der Forschung den Standpunkt, dass es keine Wahrscheinlichkeitsinduktion gibt und dass alle Theorien grundsätzlich nur die logische Wahrscheinlichkeit 0 haben können. In mehreren nacheinander angefügten Anhängen des Buchs versuchte er ausführlich, die These der Möglichkeit eines wahrscheinlichkeitstheoretischen Induktionsprinzips selbst unter der in seinen Augen nicht gerechtfertigten Annahme zu widerlegen, dass bei Theorien Wahrscheinlichkeiten größer 0 existieren. 1983 veröffentlichte er zusammen mit David Miller einen letzten „ganz einfachen Beweis“,[26] bei dem er zu zeigen versuchte, dass deduktive Zusammenhänge jede wahrscheinlichkeitsbasierte Induktion logisch untergraben.[27] Dieser Beweis hat eine Kontroverse ausgelöst.
Die Falsifikation ist Poppers Versuch, ohne Induktions- oder Regelmäßigkeitsprinzip auszukommen, und dabei gleichzeitig zu vermeiden, auf ein solches in verdeckter Form zurückzugreifen. Die Grundidee ist, dass Regelmäßigkeiten in der Natur zwar vorhanden sein müssen, damit die Falsifikation Ergebnisse liefert, dass man jedoch auf die Annahme verzichten kann, dass sie vorhanden sind: Für den gedachten Fall, dass es keine Regelmäßigkeiten in der Natur gibt, liefert die Falsifikation kein Ergebnis, da dann jede Hypothese falsifiziert wird, die Regelmäßigkeiten vorhersagt. Die Induktion hingegen erzeugt in einer solchen Situation falsche Ergebnisse.[28] Popper führte statt eines Regelmäßigkeitsprinzips die methodologische Regel ein, dass Naturgesetze stets orts- und zeitpunktunabhängig formuliert werden sollen. Die Falsifikation beseitigt auch das Zirkelproblem, das die Verifikation mit der theoriegeladenen Beobachtung hat. Denn die Theorie wird nicht benutzt, um Beobachtungssätze zu bilden, die sie wiederum bestätigen sollen, sondern um aus der Annahme, dass sie wahr ist, einen Widerspruch herzuleiten. Dies ist möglich durch eine fundamentale Asymmetrie in der deduktiven Logik, die Popper die „Asymmetrie von Verifikation und Falsifikation“ nennt.
Ähnlich wie bei dem Induktionsprinzip eliminiert Popper auch weitere metaphysische Voraussetzungen, die aus positivistischer Sicht für die empirische Wissenschaft unverzichtbar sind (z. B. Realismus, Kausalprinzip), indem er sie durch entsprechende methodologische Regeln ersetzt. So wird die empirische Wissenschaft von einem System empirisch unangreifbarer metaphysischer Voraussetzungen, die zusammen mit Beobachtungen der Rechtfertigung empirisch-wissenschaftlicher Theorien dienen sollen, zu einer Methode der Prüfung und Korrektur dieser Theorien. Auch die Falsifikationsmethode selbst muss nicht vorausgesetzt, sondern lediglich angewendet werden – sie ist in diesem Sinne „voraussetzungsfrei“. Die wissenschaftliche Methodik vollzieht dabei eine Problemverschiebung: Das Ziel, Fehler in Hypothesen schon im Voraus auszuschließen, wird als unmöglich aufgegeben und durch das neue Ziel ersetzt, die Hypothesen so zu gestalten, dass sie im Nachhinein so leicht wie möglich als falsch erkannt und korrigiert werden können, wenn sie falsch sein sollten.
Weil empirische Theorien nicht endgültig entscheidbar sind, entwickelte Popper das Kriterium der Falsifizierbarkeit als alternative Lösung des Abgrenzungs-problems für Erfahrungswissenschaften. Popper sah in diesem Abgrenzungs-problem, also der Frage, wie sich empirisch-wissenschaftliche und metaphysische Sätze voneinander unterscheiden lassen, im Vergleich zum Induktionsproblem, also der Frage, wie sich Theorien durch besondere Sätze rechtfertigen lassen, das wichtigere Problem.
„Ein empirisch-wissenschaftliches System muss an der Erfahrung scheitern können.“[29]
Sein Anspruch ist es, mit dem Abgrenzungskriterium der Falsifizierbarkeit ein rationales, systematisches und objektives, also intersubjektiv nachprüfbares Instrument zu liefern.
Popper unterschied grundsätzlich logische Falsifizierbarkeit von der praktischen Falsifizierbarkeit. Eine Theorie ist empirisch, wenn es mindestens einen Beobachtungssatz gibt, der zu ihr logisch im Widerspruch steht. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass in der Praxis mangels geeigneter Experimente (zum Beispiel in der Astronomie oder in der Atomphysik) eine tatsächliche Beobachtung gar nicht durchgeführt werden kann. Aussagen, die nicht falsifizierbar (widerlegbar) sind, also nicht empirisch-wissenschaftlich, sind metaphysisch.
Definitionen sind nicht falsifizierbar. Daher sind Aussagen nicht falsifizierbar, die implizit die Definition des Ausgesagten enthalten. Wenn der Satz „Alle Schwäne sind weiß“ beinhaltet, dass es ein Wesensmerkmal von Schwänen ist, weiß zu sein, kann er durch die Existenz eines schwarzen Vogels, der ansonsten die Merkmale eines Schwans aufweist, nicht widerlegt werden. Denn er wäre dann nach der Definition aufgrund seiner Farbe kein Schwan. Wenn hingegen die Farbe nicht Bestandteil der Definition eines Schwans ist, kann der Satz „Alle Schwäne sind weiß“ dadurch überprüft werden, dass man ihm einen Beobachtungssatz gegenüberstellt: „Im Duisburger Zoo gibt es einen schwarzen Schwan“, unabhängig davon, ob dort wirklich ein schwarzer Schwan existiert.
Ebenso sind Axiome der Mathematik als Festsetzungen nicht falsifizierbar. Man kann sie daraufhin prüfen, ob sie widerspruchsfrei, voneinander unabhängig, vollständig und notwendig zur Herleitung (Deduktion) der Aussagen eines Theoriensystems sind. So hat die Veränderung des Parallelenaxioms im 19. Jahrhundert dazu geführt, dass neben der euklidischen auch andere Geometrien entwickelt wurden. Hierdurch wurde aber die euklidische Geometrie nicht falsifiziert. Allerdings wäre ohne diese nichtlinearen Geometrien die Entwicklung der Relativitätstheorie nicht möglich gewesen.
„Eine Theorie ist falsifizierbar, wenn die Klasse ihrer Falsifikationsmöglichkeiten nicht leer ist.“[30]
Widerspruchsvolle Aussagen sind prinzipiell falsifizierbar, diese Falsifizierbarkeit ist jedoch ohne Wert. Man kann mittels des Satzes vom ausgeschlossenen Widerspruch jede beliebige Folgerung aus ihnen herleiten. Insbesondere folgt daraus zu jedem Basissatz sein Gegenteil. Dies bedeutet jedoch, dass überhaupt jeder Basissatz eine widerspruchsvolle Aussage falsifiziert.[31]
Zur Abgrenzung wissenschaftlicher Theorien von pseudowissenschaftlichen (oder allgemeiner Rationalität von Pseudorationalität) ist im Kritischen Rationalismus nicht die Falsifizierbarkeit ausschlaggebend, sondern die Frage, ob ein ‚doppelt verschanzter Dogmatismus‘ enthalten ist.[32] Während jede Theorie bei unwissenschaftlicher Vorgehensweise gegen Kritik immunisiert werden kann, zwingen solche Dogmatismen selbst dann zu einer Immunisierung, wenn sie in einen wissenschaftlichen und kritisch-rationalen Kontext gesetzt werden. Sie entziehen eine These jedoch nicht prinzipiell der kritischen Analyse, sondern müssen lediglich vor der Diskussion entfernt werden.[33]
Den häufig anzutreffenden Fehler, mangelnde Falsifizierbarkeit als etwas Schlechtes oder gar als Kennzeichen für Unsinn anzusehen, gab sogar Albert zu, der anfänglich Poppers Position mit dem Standpunkt verbunden hatte, dass Metaphysik sinnlos sei.[34] Popper hatte das zwar ausdrücklich nicht so gesehen, betonte aber mehrfach, dass er in der ersten Ausgabe der Logik der Forschung fälschlicherweise die Grenze der Wissenschaft mit der Grenze der Diskutierbarkeit gleichgesetzt hatte, und dass er in diesem Punkt seine Meinung geändert hatte.[35][36]
Der Kritische Rationalismus selbst ist nicht falsifizierbar. Er ist jedoch kritisierbar und rational diskutierbar (siehe Pankritischer Rationalismus).
Ein Ziel des Logischen Empirismus war es, die Metaphysik als sinnlos zu entlarven und nur solche Theorien in der Wissenschaft zuzulassen, die vollständig verifizierbar sind, also vollständig auf Beobachtungssätze reduziert werden können. Jede Theorie hat jedoch immer einen metaphysischen Gehalt in Form von Elementen und Folgerungen, die über reine Beobachtung hinausgehen. Ein einfaches Beispiel ist die erfahrungswissenschaftliche Theorie, dass Menschen höchstens 150 Jahre alt werden, und die daraus folgende metaphysische Aussage, dass alle Menschen sterblich sind.
In der Einstellung zu solchen Sachverhalten findet sich ein wesentlicher Unterschied zwischen der Verifizierbarkeitsforderung und dem Falsifizierbarkeitskriterium: Der Logische Empirismus sieht metaphysische Elemente als problematisch an und versucht, Theorien davon möglichst zu bereinigen. Der Kritische Rationalismus hingegen harmoniert wegen seiner realistischen Grundeinstellung mit ihnen und hält sie für zulässig und wünschenswert, solange die Theorie als ganzes falsifizierbar bleibt. Denn sie sagen etwas über die Beschaffenheit der Wirklichkeit aus.
Popper war außerdem der Auffassung, dass auch rein metaphysische Sätze Sinn haben. Sie sind Mythen und Träume, die der Wissenschaft durch ihre schöpferische Kraft helfen, neue Probleme zu entdecken, neue, falsifizierbare Theorien zu konstruieren und sich somit selbst Zwecke und Ziele zu geben. Er nannte sie metaphysische Forschungsprogramme, und führte die aus seiner Sicht zehn wichtigsten an:[37]
1. Die Vorstellung des Universums als gleichförmige, unabänderliche Sphäre (Parmenides)
2. Die Atomvorstellung
3. Das Geometrisierungsprogramm (Platon und andere)
4. Die Konzepte der Wesenseigenschaften und Potenzen (Aristoteles)
5. Die Physik zur Zeit der Renaissance (Kepler, Galilei und andere)
6. Die Uhrwerktheorie des Universums (Descartes und andere)
7. Die Theorie, dass das Universum aus Kräften besteht (Newton, Leibniz, Kant und Boscovich)
8. Die Feldtheorie (Faraday und Maxwell)
9. Die Idee eines einheitlichen Felds (Einstein und andere)
10.Die indeterministische Partikeltheorie (so wie in Borns Interpretation der Quantentheorie)
Zum Beispiel war die Atomvorstellung der griechischen Philosophen 2300 Jahre lang eine rein metaphysische Vorstellung, bevor im 19. Jahrhundert auf der Idee aufbauende Theorien entstanden, die experimentell geprüft werden konnten und sich – zumindest für eine gewisse Zeit – bewährten. Stehen metaphysische Sätze wie Alle Menschen sind sterblich oder Es gibt Positronen isoliert für sich, sind sie vorwissenschaftlich. Eine erfahrungswissenschaftliche Theorie entsteht erst, wenn eine Eigenschaft vorausgesagt wird, die anhand eines Beobachtungssatzes (Basissatzes) überprüft werden kann. Prüfbar ist somit die Aussage Jeder Mensch stirbt spätestens 150 Jahre nach seiner Geburt. Sollte es einmal jemanden geben, der älter wird, ist diese Theorie falsifiziert. Metaphysische Aussagen sind also in der empirischen Wissenschaft grundsätzlich erlaubt, solange sie huckepack als Konsequenz falsifizierbarer Theorien auftreten.
Metaphysik bleibt trotz Nichtfalsifizierbarkeit kritisierbar, da Falsifikation nur eine Form der logisch gültigen, rationalen Kritik ist.[38][39] Popper fügte zu seiner Liste noch ein eigenes elftes metaphysisches Forschungsprogramm hinzu, das diese zehn verband und erweiterte: Die Vorstellung des Universums als ein einheitliches Propensitätsfeld.
Die Suche nach Falsifikationen, nach den denkbaren Anwendungsfällen, an denen Theorien scheitern, also letztlich die Suche nach Fehlern, hat Popper als entscheidend für den Erkenntnisfortschritt angesehen. Nur die Korrektur dieser Fehler durch bessere Theorien führt demnach zu Fortschritt.
Bei der Methode der Falsifikation sind Entdeckungs- und Begründungszusammenhang getrennt. Falsifikation ist ein Verfahren zur Beurteilung bestehender Theorien. Nach Auffassung des Kritischen Rationalismus gibt es kein methodisch rationales Verfahren zur Entdeckung von Theorien. Sie ist ein kreativer Prozess, der im Wesentlichen durch spekulative Phantasie, Intuition, Zufälle und Geistesblitze beeinflusst wird. Theorien sind also immer frei erfunden. Diese Auffassung hatte auch Einstein vertreten.[40] Der Kritische Rationalismus wendet sich hier insbesondere gegen die pessimistische Einstellung „von nichts kommt nichts“: Theorien bauen zwar immer auf bestehendem, auch auf angeborenem Wissen auf (wie etwa auf der Neigung, eine Sprache zu lernen), ihre Neuerungen entstehen aber förmlich aus dem Nichts. Mit ihnen tritt etwas Neues in das Universum ein, das zuvor nicht dagewesen ist.
Die Existenz einer wissenschaftlichen Methode im üblichen Sinn hat Popper dabei aber abgelehnt.[41] Für ihn gibt es in Wirklichkeit nur eine einzige, allgemeine Methode, die Methode von Versuch und Irrtum, die ebenso in der Philosophie und auf jedem anderen Gebiet als Methode der Kritik und in der Wissenschaft als Falsifikation zur Anwendung kommt. Aber selbst beim menschlichen Wissen zog Popper keine Grenze. Er betrachtete es als Grundprinzip jeden Handelns überhaupt, das in allen Bereichen der Natur bis hin zur Amöbe wiederzufinden ist, dass nach jedem Fehlversuch in der Weltorientierung ein neuer alternativer Weg gesucht und begonnen wird. Entsprechend handeln auch Wissenschaftler. Jede Falsifikation führt solange zu Modifikationen bestehender Theorien oder zum Aufbau neuer Theorien, bis eine Theorie eine ausreichende Bewährung erfährt. Auf der Suche nach Lösungen für neue Probleme kommen daher bewährte Theorien immer wieder auf den Prüfstand, bewähren sich erneut oder werden falsifiziert und durch modifizierte oder neue Theorien abgelöst. Der Fortschritt ist umso größer, je mutiger die neuen Theorien sind. Zudem steigt mit der Kühnheit der Theorie die Möglichkeit der Falsifikation, und damit das Angebot an möglichen Experimenten zur Überprüfung, an das die weitere Forschung anknüpfen kann.
Im Rahmen dieses Prozesses wird ein immer höheres Niveau des Wissens erreicht. Eine Theorie stellt einen Erkenntnisfortschritt gegenüber einer anderen Theorie dar, wenn sie eine höhere Wahrheitsnähe aufweist. Wahrheitsnähe ist nicht messbar. Jedoch kann man die Wahrheitsnähe zweier Theorien modellhaft vergleichen. Eine Theorie hat gegenüber einer anderen Theorie eine höhere Wahrheitsnähe, wenn sie ‚gehaltvoller‘ ist und wenn sie mehr oder bessere Erklärungen für Sachverhalte bietet als die schwächere Theorie.
Mit ‚gehaltvoll‘ ist dabei nicht der logische Wahrheitsgehalt einer Theorie gemeint (die Menge aller wahren Aussagen, die aus ihr folgen), sondern der ‚informative Gehalt‘. Das ist die Menge aller Aussagen, die die Theorie ausschließt. Die Aussage „Morgen gibt es Südwind“ ist gehaltvoller als die Aussage „Morgen wehen Winde aus wechselnden Richtungen“, weil erstere Nord-, West- und Ostwind ausschließt. Nach solchen ‚gehaltvollen‘ Aussagen sucht die Wissenschaft. Würde sie nach hohem logischen Wahrheitsgehalt suchen, käme sie zu gehaltlosen, fast tautologischen Aussagen. Auch zwei Aussagen, die beide wahr sind, können somit unterschiedliche Wahrheitsnähe haben.
Betrachtet man, wie die Wissenschaften bei Anwendung dieser Falsifikationsmethode von spezielleren Theorien zu immer allgemeineren fortschreitet, kann der Eindruck entstehen, dass sie induktiv fortschreitet, weshalb Popper auch von einer unproblematischen ‚Quasi-Induktion‘ spricht. Popper ist also der Auffassung, dass es den einen wahren Ausgangspunkt, die erste Philosophie oder den Archimedischen Punkt nicht gibt, aus dem dann systematisch das gesamte Wissen hergeleitet werden kann, sondern dass Menschen immer von sehr vielen, oft falschen Ausgangspunkten aus starten, diese durch Kritik beständig korrigieren und immer allgemeinere Prinzipien finden, mit denen diese Ausgangspunkte vereinheitlicht werden können.
Popper hat stets betont, dass seine Forschungslogik selbst keine erfahrungswissenschaftliche Theorie ist. Sie ist eine Methodenlehre, die davon ausgeht, dass es eine Sache der Festlegung ist, was man als Wissenschaft anerkennt. Popper wandte sich insbesondere gegen die ‚naturalistische‘ Auffassung der Methodenlehre,[42] für die eine Methode dann wissenschaftlich ist, wenn sie von der Wissenschaft tatsächlich angewendet wird. Die Charakterisierung der wissenschaftlichen Methode durch den Kritischen Rationalismus erhebt als normativer Vorschlag insbesondere nicht den Anspruch auf eine Übereinstimmung mit dem historischen Verlauf der Wissenschafts-geschichte, obwohl sich viele Ereignisse finden lassen, die prinzipiell als Anwendung dieser Methode interpretierbar sind.[43] Aufgrund ihres normativen Charakters ist die Falsifikation also selbst nicht falsifizierbar. Denn eine Methode sagt nur, wie man etwas machen soll, nicht dass etwas sein wird. Umgekehrt jedoch ist sie als Festlegung nicht „weil konventionell, das heißt vom Menschen geschaffen, ‚bloß willkürlich‘“[44] Man kann sie mit anderen Methoden vergleichen und für sie mit Argumenten werben: „durch Analyse ihrer logischen Konsequenzen, durch den Hinweis auf ihre Fruchtbarkeit, ihre aufklärende Kraft gegenüber den erkenntnistheoretischen Problemen.“[45]
Verstehen ist im Kritischen Rationalismus das Gegenstück zum Erkenntnisfortschritt. Erkenntnisfortschritt liefert Theorien, die Sachverhalte erklären. Verstehen besteht aus der Rekonstruktion der historischen Problemsituation, in der die zu verstehende Theorie aufgestellt wurde.[46] Ziel des Verstehens ist folglich eine neue Theorie, die ein Problem beschreibt und so den Lösungsversuch erklärt. Eine solche Erklärung zu finden ist selbst der Versuch, ein anderes Problem zu lösen, das wiederum dem Verstehen zugänglich ist. Dies ist die Methode der Situationslogik.
Da diese Methode auf die kritische Methode zurückgreift und weil Verstehen immer auch ein Erklären ist, gibt es im Kritischen Rationalismus den traditionellen Gegensatz zwischen beidem nicht. Popper wendet sich dabei insbesondere gegen die hermeneutische Methode der Psychologisierung, der es an Objektivität mangelt, weil sie alles auf persönliche Motive zu reduzieren versucht, sowie gegen die historizistische Methode, die alles als Geschichtsnotwendigkeit zu verstehen versucht, und somit dogmatische Züge trägt. Geschichte ist im Kritischen Rationalismus also Problemgeschichte.
Erkenntnisfortschritt und Verstehen ergeben zusammen eine Erkenntnistheorie, die anerkennt, dass eine Totalitätsperspektive nicht möglich ist. Demnach ist der Entwurf und die Überprüfung jeder wissenschaftlichen Theorie von Interessen geleitet, da dies immer im Zusammenhang mit dem Versuch stattfindet, bestimmte Probleme zu lösen. Jede Beobachtung ist theoriegeladen. Naturwissenschaften sind ebenso abhängig vom Interesse des Forschers wie Geschichtsschreibung nicht unabhängig von der Perspektive des Historikers ist. Immer findet eine Auswahl der Tatsachen und Aspekte statt, für die sich der Forscher interessiert. Die Methoden und Instrumente sind so konstruiert, dass der Forscher seine Interessen realisieren kann. Was nicht in seinem Fokus liegt, kann er leicht übersehen. Popper sprach hier von einer „Scheinwerfertheorie“. Was nicht angeleuchtet wird, wird nicht erkannt.
Dennoch war Popper der Auffassung, dass es objektive Erkenntnis gibt. Er meint damit, dass Forschungsergebnisse intersubjektiv nachprüfbar und reproduzierbar sind. Objektive Erkenntnis hat aber auch in einem ganz anderen Sinne noch mit subjektunabhängigem Wissen zu tun: Bücher, der Plan eines Architekten oder andere Dokumentationen konservieren und transportieren Wissen, ohne dass dabei Menschen unmittelbar mit diesem Wissen kommunizieren müssen. Jederzeit kann dieses Wissen auf Menschen einwirken und etwas bewirken; und jederzeit können Menschen auf dieses Wissen einwirken und es z. B. verbessern. Popper stuft dieses Wissen als transzendent ein. Es übersteigt seine materielle Darstellung, da es objektive logische Konsequenzen hat, die einem Menschen nie alle gleichzeitig bewusst sein können. Sie können nach und nach entdeckt werden und sehr unerwartet sein. Er bezog Bertrand Russells Diktum „We never know what we are talking about“[47] daher nicht nur auf die Mathematik, sondern auf alles Wissen allgemein. Für Popper sind die materielle Welt, die Welt des objektiven Wissens und die dazwischen vermittelnde Welt des menschlichen Bewusstseins alle wirklich (Drei-Welten-Lehre).
Nachdem der Kritische Rationalismus eine Letztbegründung in der Erkenntnistheorie ablehnt, wehrt er sich auch gegen alle Auffassungen, absolute Werte oder ein höchstes Gut als archimedischen Punkt anzunehmen. Im Sinne des Abgrenzungskriteriums ist Ethik keine Wissenschaft, da Werte nicht einer empirischen Überprüfung durch Beobachtung und Experiment unterzogen werden können:
„Die Ethik ist keine Wissenschaft.“[48]
Dennoch haben Popper und Albert ethische Positionen vertreten und Stellung zu ethischen Fragen genommen. Dieser scheinbare Widerspruch löst sich auf, weil der Kritische Rationalismus als Philosophie – dies steckt programmatisch in der Bezeichnung – eine (logisch nicht begründbare) Entscheidung für Rationalität ist. Es ist ein bewusst gewählter Weg zwischen Dogmatismus, der als logisch nicht haltbar ausgeschlossen wird, und Relativismus, der Irrationalismus und Laissez-faire möglich macht. Irrationalität kann nach Popper durch Rationalität überwunden werden. Zur Rationalität gehört insbesondere:[49]
· Kritische Einstellung mit Nachdruck auf Argument und Erfahrung
· Akzeptanz, dass jeder Fehler machen kann (Fallibilismus)
· Bereitschaft zur kritischen Fehlersuche (Falsifizierbarkeit)
· Idee der Unparteilichkeit
· Schluss von der eigenen Vernunft auf die Vernunft des Anderen
· Ablehnung von Autoritätsansprüchen
· Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen (Erkenntnisfortschritt)
· Bereitschaft, die Argumente anderer zu hören und zu prüfen
· Anerkennung des Prinzips der Toleranz
Die Entscheidung zur Rationalität (Vernunft) ist eine ethische Grundentscheidung, die Popper für die einzige Alternative hält, die bei der Lösung von Konflikten nicht in irgendeiner Form zu Gewalt führt.[50]
Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen Tatsachen und Maßstäben. Der Begriff Gesetz ist mit beiden verbunden. In Zusammenhang mit Regelmäßigkeiten in der Natur bezieht er sich auf Naturgesetze. Maßstäbe sind normative Gesetze, die von Menschen durch Konventionen gemacht werden und die Beziehungen zwischen Menschen regeln. Naturgesetze kann man nicht übertreten, normative Gesetze hingegen schon.
„Aus der Feststellung einer Tatsache lässt sich niemals ein Satz herleiten, der eine Norm, eine Entscheidung oder einen Vorschlag für ein bestimmtes Vorgehen ausspricht.“[51]
Diese logische Aussage ist eine Formulierung des Prinzips über
den
Naturalistischen Fehlschluss.
„Alle Diskussionen über die Definition des Guten oder die Möglichkeit es zu definieren, sind völlig unnütz.“[52]
Aus dem Dualismus von Tatsachen und Normen sowie der Grundentscheidung für Rationalität ergibt sich die Forderung nach Freiheit. Freiheit ist die Freiheit des Denkens und die Freiheit der Suche nach der Wahrheit. Freiheit und Verantwortung sind die Grundlage für die Bewahrung der Menschenwürde.
„Nur die Freiheit macht menschliche Verantwortung möglich. Aber ohne Verantwortung geht die Freiheit verloren; vor allem ohne intellektuelle Verantwortung.“[53]
Die Grundforderung nach Freiheit und Verantwortung führt zu Pluralität. Deswegen ist dem Kritischen Rationalismus oft vorgehalten worden, eine liberalistische Position zu vertreten. Doch ob eine Politik konservativ, liberal oder sozialistisch ausgerichtet wird, ist eine Frage des Diskurses. Die Philosophie kann diesen Diskurs nur begleiten, indem sie die Logik der Argumente prüft, indem sie prüft, ob Sollen auch Können beinhaltet, und indem sie auf die Einhaltung der Rationalität drängt. Poppers Philosophie beinhaltet auch eine Kritik am Laissez-Faire-Liberalismus. Dieser ist insofern eine Ideologie, als er den ‚freien Markt‘, der alles zum Guten regelt, als empirisches Naturgesetz oder als Ergebnis der Wissenschaft auffasst. Aber weder die Wissenschaft noch die Natur können sagen, was das Gute ist:
„Well, I still do believe that in a way one has to have a free market, but I also believe that to make a godhead out of the principle of the free market is nonsense.“[54]
Zwar wurde Popper, der Gründungsmitglied der Mont Pelerin Society war, aufgrund seiner Betonung des Individualismus gelegentlich als ein früher Neoliberaler eingeordnet, gleichzeitig jedoch seine komplexe humanitäre Einstellung selbst für den frühen Neoliberalismus nicht als typisch betrachtet.[55]
Als Konsequenz der Idee des Kritizismus setzt sich der Kritische Rationalismus für eine offene Gesellschaft ein. Nur in einer Gesellschaft, die nicht an Dogmen und starre Lebensweisen gebunden ist, besteht die Möglichkeit zu ständigen Reformen, also zu Verbesserungen durch Fehlerbeseitigung und Erwägung von Alternativen. Die Ergebnisse von Poppers Wissenschaftstheorie werden auf diese Weise politisch wirksam.
Seine ersten sozialphilosophischen Arbeiten (Das Elend des Historizismus und Die offene Gesellschaft und ihre Feinde) schrieb Popper im Exil in Neuseeland. Er sah sie als Beitrag zum Kampf gegen den Nationalsozialismus. Um seine Position zu verdeutlichen, setzte er sich kritisch, oftmals auch polemisch verkürzend, mit der Staatstheorie Platons in der Politeia, mit Hegel und Marx auseinander. Das Grundproblem solcher Ideensysteme ist, dass sie dogmatisch sind und sich gegen Kritik und Widerlegung immunisieren (siehe auch Rechtfertigungsstrategie und Konventionalistische Wendung). Popper vertrat den Standpunkt, dass Voraussagen des Marxismus bzw. Kommunismus über die Zukunft (z. B. in Form der sozialistischen Revolution) nicht eingetroffen und die zugrundeliegenden Thesen damit falsifiziert worden seien. Statt sie deshalb aufzugeben, sind sie aus seiner Sicht mit ‚verschärften Dogmen‘ angereichert worden und haben so pseudowissenschaftlichen Charakter bekommen.[56]
Als Historizismus bezeichnete Popper die Auffassung, dass der Lauf der Geschichte unabhängig von handelnden Menschen von Gesetzmäßigkeiten bestimmt wird und dass ein großer Denker diesen Lauf vorhersehen kann. Die Idee Platons, dass ein vollkommener (von Philosophen regierter) Staat erreichbar ist, die Vorstellung eines auserwählten Volkes, der Sinn der Geschichte als Zweck Gottes, aber auch die Geschichtsnotwendigkeit im Marxismus (Teleologie) sind solche historizistischen Theorien. Teleologie in der Geschichte ist ebenso wenig möglich wie die sichere Erkenntnis einer absoluten Wahrheit. Aus der Geschichte kann man lernen. Aber sie ist heute zu Ende, und die Zukunft ist offen und von den Entscheidungen der Menschen abhängig. Für diese Entscheidungen sind sie selbst verantwortlich.
Mit der teleologischen Geschichtsdeutung verbunden ist die Bestimmung eines Ideals, auf das die Geschichte zustrebt. Die Ideologen, die dieses Ideal vertreten, bestehen oft auf der Forderung, dass alles Mögliche getan werden soll, um das Ideal zu erreichen. Eine solche Position vertritt in Poppers Augen der Marxismus, der seinen philosophischen Ausgangspunkt bei Hegel hat. Neben dem Vorwurf, mit der Sprache jongliert und verbalen Nebel verbreitet zu haben, hielt Popper Hegel insbesondere eine preußische Staatsphilosophie vor, in der der regierende König immer das Recht auch gegen das Volk auf seiner Seite hat. Das humanistische Anliegen von Marx (die Aufhebung der Klassengegensätze, Bekämpfung des Arbeiterelends) kommentierte Popper durchaus mit Sympathie, kritisierte aber massiv die politische Ideologie und den im historischen Materialismus enthaltenen Glauben an die Notwendigkeit des Gangs der Geschichte. Wenn man Menschen mit Gewalt in die Richtung eines Ziels, so gut es auch sei, zwingen will, ist damit die Ausübung von Macht und Intoleranz verbunden; und wenn diese nicht unter demokratischer Kontrolle steht, führt sie in einen Totalitarismus, sei es der nationalsozialistische, sei es der stalinistische. In dieser These ist sich Popper u. a. einig mit Ernst Cassirer und Hannah Arendt. Alle drei entwickelten die Hypothese im Exil unabhängig voneinander.[57]
Als einzig rationale und damit sinnvolle Alternative sah Popper eine offene Gesellschaft, in der die Demokratie institutionalisiert ist. Aus seiner Sicht ist der hierbei wesentliche Aspekt der Demokratie weder Herrschaft des Volkes als Souverän noch Legitimation der Herrschenden durch das Volk, sondern dass sie die Abwahl der Regierung ermöglicht und deren Verantwortlichkeit gewährleistet.
In der Sozialphilosophie wird das Modell der Problemlösung analog angewendet. Soziale Institutionen sind Problemlösungsversuche. Politik muss sich darauf konzentrieren, die größten Übel abzuschaffen. Neue Lösungen werden in der gesellschaftlichen Praxis geprüft. Wenn sie Verschlechterungen mit sich gebracht hat oder fehlerhaft ist, wird sie verworfen oder korrigiert. Damit politische Entscheidungen revidierbar sind, empfiehlt der Kritische Rationalismus bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme ein iteratives Vorgehen in kleinen, überschaubaren Schritten (piecemeal social engineering).
Auch in der Sozialphilosophie gelten somit die kritisch rationalen Prinzipien. Der Konsequente Fallibilismus findet sich in der Position wieder, dass jeder gesellschaftliche Zustand kritisierbar ist, da alle politischen Meinungen und Entscheidungen mit Fehlern behaftet sein können. Jeder Dogmatismus in der Politik ist daher konsequent abzulehnen. Dem Methodischen Rationalismus entspricht die Haltung, dass soziale Konflikte Probleme sind, die gelöst werden müssen. Hierzu bedarf es einer kritisch rationalen Diskussion, in der der Pluralismus der Meinungen toleriert und beachtet wird. Die Freiheit des Einzelnen ist daher so weit wie möglich sicherzustellen. Gewalt muss möglichst vermieden werden. In dieser Hinsicht ergänzt der Kritische Rationalismus den Liberalismus. Der Kritische Realismus schließlich spiegelt sich im Standpunkt wider, dass radikale Utopien zu Unterdrückung und gewaltsamer Revolution führen. Daher muss sich die Politik auf das Machbare konzentrieren. Priorität haben immer die größten gesellschaftlichen Übel. Daher muss Politik auf der Seite der gesellschaftlich und wirtschaftlich Schwachen stehen. Diese Haltung Poppers wird als negativer Utilitarismus bezeichnet.
Grundgedanken des Kritischen Rationalismus sind von verschiedenen politischen Gruppierungen programmatisch rezipiert bzw. in Anspruch genommen worden.[58] In Deutschland zunächst von liberaler Seite (FDP; Ralf Dahrendorf[59]), später von CDU und SPD. Die CDU sah im Konzept der ‚offenen Gesellschaft‘ eine Grundlage zur Abwehr überzogener Ideologie- und Beglückungsansprüche.[60] Die SPD sah im Kritischen Rationalismus das Leitbild ihres „schöpferischen Reformismus“.[61] In Deutschland war Bundeskanzler a. D. Helmut Schmidt (SPD) der bekannteste bekennende politische Anhänger des Kritischen Rationalismus.[62]
In der Rechtsphilosophie wurde der kritische Rationalismus von Bernhard Schlink für die Gesetzesinterpretation und von Reinhold Zippelius und Klaus Adomeit als eine grundsätzliche Methode des juristischen Denkens rezipiert.
Prominente Kritiker des Fallibilismus und Vertreter
der Letztbegründungsthese
sind Wolfgang Kuhlmann und Karl-Otto Apel, die eine Letztbegründung in den impliziten Voraussetzungen der Kommunikation, vor allem des
argumentativen Diskurses sehen. Im argumentativen Diskurs selbst seien bereits Normen akzeptiert, welche nicht sinnvoll bestritten werden können und daher letztbegründet sind. Auch der
Fallibilismus erkenne die impliziten Normen der Argumentation bereits an, wenn er eine Letztbegründung solcher Normen argumentativ bestreite. Die Kritik umfasst außerdem das Argument, dass der
Fallibilismus nicht auf sich selbst anwendbar sei.[63] Er immunisiere sich selbst gegen Kritik, indem er zum Schluss auf Argumente für eine Letztbegründung immer behaupten kann, dass auch
diese Argumente nicht gewiss seien. Das Münchhausen-Trilemma wiederum ist speziell auf logische, insbesondere deduktive Schlussweisen
ausgerichtet, erfasst aber weder phänomenologische (evidenzbasierte), noch existentialistische oder pragmatische Rechtfertigungsstrategien, also allgemein das, was unter den Schlagworten ‚partielle‘, ‚zirkuläre‘, ‚epistemische‘ oder ‚unzureichende Begründung‘
bekannt geworden ist.[64][65]
Jürgen Habermas warf dem Kritischen Rationalismus eine nicht selbstreflexive und daher im Grunde positivistische Einstellung vor, die bei einem „abstrakten Vorsatz zum unbedingten Zweifel“ stehen bliebe.[66] Er griff ihn immer wieder an, und verwarf ihn insbesondere wegen Bartleys Erkenntnis, dass er wegen der Kernlogik nicht umfassend revidierbar ist.[67] Ähnlich hielt Niklas Luhmann dem Kritischen Rationalismus vor, dass er „selbstreferenzaversiv gebaut“ und damit nicht auf sich selbst anwendbar sei.[68] Er plädierte stattdessen für eine Theorie, die kritisch auf sich selbst Bezug nehmen kann, auch wenn dadurch ein theoretischer Zirkel entsteht, weil eine solche Theorie im Gegensatz zum Kritischen Rationalismus nicht auf nicht weiter begründbare Motive angewiesen bleibt.
Unabhängig voneinander fanden Pavel Tichý[69] und David Miller[70] heraus, dass Poppers logische Definition der Wahrheitsnähe nicht adäquat war. (Es existiert ein Neuvorschlag von Miller[71] und mehrere von Popper.[72]) Margherita von Brentano kritisierte den Pluralismus des Kritischen Rationalismus als Monopluralismus.[73] Peter Janich, Lothar Schäfer und Peter Strasser kritisierten, dass Popper den von ihm selbst vorgezeichneten Weg nicht konsequent genug gegangen und zu sehr bei positivistischen Ausgangsproblemen stehengeblieben sei.[74][75][76] Charles Taylor kritisierte Poppers Philosophie als die eines Popstars, der mit überheblichen Urteilen über große Philosophen eine Aufmerksamkeit erhascht hätte, die nur noch durch die angeborene Unwichtigkeit seiner Gedanken übertroffen werde.[77]
Von Joachim Hofmann stammt eine umfassende Fundamentalkritik am Kritischen Rationalismus mit Verteidigung von Induktion, Historizismus, sowie Ablehnung der These, dass eine offene Gesellschaft dauerhaft möglich ist.[78][79][80] Herbert Keuth hat eine Kritik erarbeitet, die sich mit nahezu dem gesamten Werk Poppers und folglich mit allen Hauptthesen aller Bereiche des Kritischen Rationalismus auseinandersetzt.[81][82] Er richtet sich dabei insbesondere gegen die Rehabilitation der Korrespondenztheorie sowie gegen Poppers metaphysische Standpunkte.
Der Wissenschaftshistoriker Thomas Kuhn formulierte in seinem Werk The Structure of Scientific Revolutions den Einwand, dass Poppers
Vorstellungsmodell die historische Entwicklung der Wissenschaften nicht erklären könne. Er kritisierte insbesondere, dass Popper nur die außergewöhnliche Wissenschaft in der Phase einer
wissenschaftlichen Revolution behandele und nicht die Normalwissenschaft, die im Rahmen eines allgemein anerkannten, gefestigten Paradigmas stattfindet, das sich ausschließlich bei solchen Revolutionen ändert. Ein Paradigma ist für Kuhn ein Instrument zur Problemlösung, das nur in Frage
gestellt werden darf, wenn es seine Aufgabe nicht mehr erfüllt. Er sieht echte Wissenschaft erst dann gegeben, wenn ein solches Paradigma vorhanden ist und Normalwissenschaft stattfindet, während
jede andere Form nur als embryonale Protowissenschaft
oder als Krisenzeit gesehen werden darf. Dies steht im scharfen Widerspruch zu Poppers Position, der genau das Gegenteil vertrat: Seine Erkenntnistheorie „behauptet die Permanenz der Krise; wenn
[sie] recht hat, so ist die Krise der Normalzustand einer hochentwickelten rationalen Wissenschaft“.[83] Popper dankte Kuhn zwar für den Hinweis auf die Normalwissenschaft, hielt sie aber
nicht für einen wünschenswerten Teil des Forschungsbetriebs. Nach seiner Auffassung ist sie lediglich schlechte Wissenschaft.[84]
Lakatos kritisierte an Popper, dass dieser in der Logik der Forschung zwar den dogmatischen Falsifikationismus kritisiert und zurückgewiesen, aber nicht scharf zwischen der naiven und der raffinierten Form des methodologischen Falsifikationismus unterschieden habe (das betrifft die Frage, ob eine falsifizierte Theorie sofort aufgegeben werden muss oder erst dann, wenn eine bessere vorhanden ist). Die raffinierte Form des methodologischen Falsifikationismus spielt insbesondere bei Lakatos eigener Wissenschaftsauffassung eine große Rolle. Ausgehend von Hegels These, dass sich Vernunft in der Geschichte realisiert, versuchte er darin, Aspekte der Ansichten von Popper und Kuhn zu vereinbaren. Er interpretierte die Wissenschaftsgeschichte als eine Geschichte des rationalen Aufstiegs und Verfalls von Forschungsprogrammen. Er versuchte auf dieser Basis, vom dogmatischen über den naiven und den methodologischen Falsifikationismus zu seiner eigenen Sichtweise einen rationalen Entwicklungsfortschritt zu konstruieren und seine Ansichten so selbstgenügsam zu machen. Kuhn war der Ansicht, der Vorwurf, Popper sei ein naiver Falsifikationist, sei zwar theoretisch falsch, aber trotzdem könne man ihn in allen praktischen Belangen legitim als solchen sehen.[85]
Paul Feyerabend war zunächst selbst ein Vertreter des Kritischen Rationalismus. Er gelangte jedoch zu der Ansicht, dass Durchbrüche in der
Wissenschaftsgeschichte immer dort erreicht wurden, wo die gerade vorherrschenden methodischen Regeln ignoriert wurden. Nach Feyerabend hätten bedeutende wissenschaftliche Erkenntnisse verworfen
werden müssen, wenn man nach der Methode des Kritischen Rationalismus vorgegangen wäre. Nach seiner Argumentation könnten Rationalisten den irrationalen Verlauf der Wissenschaftsgeschichte mit
keiner allgemeinen und rationalen Grundlage beschreiben, weswegen für den Rationalisten nur ‚anything goes‘ als allgemeine Methodologie in Frage
käme.[86] Er vertrat damit nicht wie der Kritische Rationalismus einen rationalen, sondern einen anarchistischen Methodenpluralismus.
Kritik an den Grundlagen der Falsifikation wurde von so vielen Kritikern geäußert, dass sich jedes Argument mehreren bis vielen Vertretern zuordnen lässt.[87] Die Einwände betreffen die Frage, ob die Falsifikation metaphysische Annahmen benötigt (O’Hear, Feyerabend, Trusted); ob nicht jedes Wissen durch Beobachtung und Ableitung entstehen muss (Salmon, Good, O’Hear); ob die Akzeptanz von Beobachtungssätzen, die Forderung nach der Reproduzierbarkeit von Experimenten oder die Forderung nach den strengstmöglichen Prüfungen nicht induktive Elemente enthält (Hübner, Newton-Smith, Watkins, Ayer, Hesse, Warnock, Levison, Trusted, O’Hear, Schlesinger, Grünbaum, Musgrave); ob die Falsifikation nicht dem Goodman-Paradoxon unterliegt, das sich um die rationale Unterscheidbarkeit von zwei Theorien dreht, die sich nur in den zukünftigen Aussagen unterscheiden (Vincent, Kyburg, Worrall); ob Induktion nicht zumindest für die praktische Anwendung von Theorien notwendig ist (Feigl, Cohen, Salmon, Niiniluoto, Tuomela, Lakatos, Howson, Worrall, Putnam, Jeffrey, O’Hear, Watkins u.v.a.m); ob nicht eine induktive Garantie dafür notwendig ist, dass eine Methode mit höherer Wahrscheinlichkeit näher zur Wahrheit führt als alle anderen (Lakatos); und schließlich ob das ‚Miracle-Argument‘ (die Frage nach der Erklärung des Erfolgs der wissenschaftlichen Theorien) nicht doch für induktive Schlüsse auf die Wahrheitsnähe einer Theorie oder für Wahrscheinlichkeitsschlüsse auf ihre Wahrheit spricht (O’Hear, Newton-Smith u. a.).
Otto Neurath hielt Popper einen „Pseudorationalismus der Falsifikation“ vor. Er vertrat die Auffassung, dass wissenschaftliche Theorien nicht logisch präzise als Satzsysteme formulierbar sind. Statt von Falsifikation könne man daher in der Praxis nur von einer „Erschütterung“ von Theorien sprechen.[88] Hilary Putnam vertrat den Standpunkt, der Kritische Rationalismus vernachlässige die Erklärungsfunktion von Theorien.[89] Adolf Grünbaum versuchte zu zeigen, dass die Psychoanalyse, die Popper gemäß seinem Abgrenzungskriterium als pseudowissenschaftlich eingestuft hatte, entgegen dieser Auffassung eine durchaus überprüfbare und somit wissenschaftliche Theorie sei.[90] Er war stattdessen der Auffassung, dass Behauptungen von Freud über die Psychoanalyse, insbesondere die so genannte ‚Necessary Condition Thesis‘, durch klinische Befunde falsifiziert worden seien. Er stufte sie als schlechte Wissenschaft ein.[91] Albrecht Wellmer sah im Kritischen Rationalismus einen Abkömmling des logischen Positivismus. Er führte dafür als Argument die Reduktion der Erkenntnistheorie auf die Methodologie an.[92] David Stove warf Popper wegen dessen Erkenntnisskeptizismus und Ablehnung der Induktion postmodernen Irrationalismus vor.[93] Martin Gardner vertrat die Auffassung, Poppers Wissenschaftsphilosophie sei irrelevant und praxisfern und ersetze ansonsten nur vorhandene Wörter suggestiv durch andere.[94][95][96]
Popper, der in seiner Jugend Sozialist war, wurde mit der
Veröffentlichung von Die Offene Gesellschaft und ihre Feinde durch seine provozierenden Thesen zu Platon, Hegel und Marx bekannt. Kritik am zum Teil polemischen Stil und
selektiver Interpretation haben insbesondere Ronald B. Levinson,[97] Walter Kaufmann[98]
[98] und Maurice Cornforth[99] geübt. Hauptkritiker am Inhalt waren Helmut F. Spinner[58][100] und Robert Ackermann.[101] Weitere Kritik an Poppers
Sozialphilosophie äußerten, im Rahmen des Positivismusstreits, Theodor W. Adorno,[102] und Jürgen
Habermas,[103][104] die beide die Kritische Theorie vertraten. Sie waren der Auffassung, dass der Kritische Rationalismus die Gesellschaft mit
seiner Stückwerk-Sozialtechnik auf symptomatische Erscheinungen reduziere und daher positivistisch sei. Die Kritische Theorie selbst vertrat den Standpunkt, dass die Gesellschaft dialektisch aus
inneren Widersprüchen (Klassengegensätzen) aufgebaut sei und dass eine Reform mit der Aufgabe beginnen müsse, diese inneren Widersprüche aufzuspüren und zu erkennen. Der Kritische Rationalismus
nehme hingegen an, diese Widersprüche seien nicht in der der Gesellschaft selbst verwurzelt, sondern lediglich logische Selbstwidersprüche des Totalitätsbegriffs der Gesellschaft. Er verfalle
daher dem aussichtslosen Versuch, diese Widersprüche durch gedankliche Reflexion über Begriffe zu beseitigen, statt die realen Widersprüche (Klassengegensätze) durch politische Reform
aufzuheben.
Abwägungen zu Poppers Kritik am Historizismus finden sich bei Werner Habermehl.[105] Rudolf Thienel kritisierte die von Albert vertretene kritisch-rationale Position zur Rechtswissenschaft.[106]
Fred Eidlin kritisierte Poppers Demokratietheorie. Sie liege nicht auf den Hauptlinien demokratietheoretischer Diskussionen, sei unvollkommen und von beträchtlichen Lücken und Fehlern belastet. Popper seien die praktischen und theoretischen Probleme, mit denen sich Demokratie-Theoretiker beschäftigten, gleichgültig. So lehne er das Legitimationsproblem kategorisch ab, obwohl es als zentrales Problem jedes politischen Problems anerkannt sei. Popper verwechsle Legitimität; er begreife es nicht, wie es richtig wäre, als Legitimation staatlicher Autorität, sondern als abstraktes moralisches Prinzip zur Rechtfertigung unkontrollierter Ausübung von Souveränität.[107][108]
Die Hauptvertreter des Kritischen Rationalismus haben Kritik nur sehr selten als schlüssig akzeptiert und sie in den überwiegenden Fällen zurückgewiesen. Popper bemerkte zu dem Vorwurf, in der Logik der Forschung teilweise einen naiven Falsifikationismus vertreten zu haben: „Das ist natürlich alles Unsinn“[109] Ausführlich mit allen von Kuhn und Lakatos vorgebrachten Varianten dieses Vorwurfs hat sich Gunnar Andersson auseinandergesetzt und sie als Strohmannargumente verworfen.[110] Popper fand dennoch, dass Kuhns Kritik die interessanteste war, die bis dahin geäußert wurde.[111]
Überaus deutlich distanzierte sich Popper außerdem im Addendum, das in der Offenen Gesellschaft ab der vierten englischen Auflage enthalten ist, von der oft gemachten Annahme, beim Kritischen Rationalismus handle es sich um eine Kriterienphilosophie. John Watkins fasste dies schärfer und deutlicher zusammen:
Kriterien für den wissenschaftlichen Fortschritt? Die Popper-Tradition will nichts von Kriteriums-Philosophien wissen. Wenn wir mit Kriterien gepanzert aufgetreten wären, dann hätte man uns sofort gefragt, worin deren Autorität bestehe. Da wir der Auffassung sind, daß es (abgesehen von der Logik) weder innerhalb noch außerhalb der Wissenschaft Gewißheit gibt, hätten wir zugeben müssen, daß diese „Kriterien“ fehlbar sind und daß im Falle eines Konflikts zwischen ihnen und der Wissenschaft vielleicht unsere „Kriterien“ auf dem Holzweg sind … Jawohl, wir haben keine Kriterien.[112]
(Ob es in der Logik Sicherheit gibt, ist im Kritischen Rationalismus allerdings sehr kontrovers.)
Hans-Joachim Niemann betonte, dass ein wichtiger Punkt des Kritischen Rationalismus besonders häufig übersehen werde: Dass Beobachtung, obwohl fehlbar, revidierbar, selektiv und theoriegeladen, trotzdem unproblematisch ist und Wahrheit liefern kann. Er warnte außerdem davor, dass die große Masse der Darstellungen und der Kritik entstellend sei und oft Teile des Kritischen Rationalismus außer acht ließe, die für das Thema wesentlich seien.[113]
Bartley erklärte die vielen Missverständnisse zum Kritischen Rationalismus mit einer zentralen, revolutionären Neuerung in Poppers Vernunftdenken, die es so schwer für vorhandene Denkschemata macht, es richtig nachzuvollziehen:
The main originality of Popper’s position lies in the fact that it is the first non justificational philosophy of criticism in the history of philosophy.[114]
Auch David Miller machte in sehr vielen Argumenten gegen den Kritischen Rationalismus diesen zentralen Fehler aus, d. h. dass sie zwar den Fallibilismus berücksichtigten, nicht aber die Aufgabe positiver, guter Gründe. Bartley vertrat die Auffassung, dass die Neuerungen Poppers wegen der Missverständnisse nicht die Aufmerksamkeit bekämen, die ihnen objektiv zustünde:
The gulf between Popper’s way of doing philosophy and that of the bulk of professional philosophers is as great as that between astronomy and astrology.[115][116]
Anwendungen des Kritischen Rationalismus:
Hans Albert auf Sozialwissenschaft, Ökonomie, Hermeneutik, Theologiekritik,
Lawrence A. Boland auf die Wirtschaftswissenschaften,
Wolfgang Brezinka auf die Pädagogik,
Gary Cziko auf die Biologie und die Bildung,
Gerard Radnitzky auf die Politik,
Jeremy Shearmur auf die Sozialwissenschaft,
Donald T. Campbell auf die Evolution,
Thomas Szasz auf die Psychiatrie,
Peter Medawar auf die Medizin,
Ernst Gombrich auf die Kunst,
Günter Wächtershäuser auf den Ursprung des Lebens (Eisen-Schwefel-Welt),
Noretta Koertge auf Gesellschaftsprobleme,
Joe Edward Barnhart auf die Religionswissenschaft,
Hans-Joachim Niemann auf die Ethik und
Reinhold Zippelius auf das Recht.
Allgemein
· The Philosophy of Karl Popper. In: Paul A. Schilpp (Hrsg.): Library of Living Philosophers. XIV. Open Court Press, La Salle 1974, ISBN 0-87548-141-8 (Zwei Bände.).
· Hans-Joachim Niemann: Lexikon des Kritischen Rationalismus, Mohr Siebeck, Tübingen 2004, 423 + XII S., ISBN 3-16-148395-2.
· Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky (Hrsg.): Handlexikon zur Wissenschaftstheorie, dtv Wissenschaft, München 1992, ISBN 3-423-04586-8.
· Ian Jarvie, Karl Milford, David Miller (Hrsg.): Karl Popper: A Centenary Assessment, drei Bände, Aldershot; Burlington, VT: Ashgate, 2006, ISBN 0-7546-5387-0.
· Tuschling, Burkhard; Rischmüller, Marie: Kritik des Logischen Empirismus, S.97-104, Duncker & Humblot, Berlin, 1983, ISBN 3-428-05455-5
Zu den Grundlagen
· Hans Albert: Traktat über Kritische Vernunft, 5. Aufl. Tübingen 1991, ISBN 3-16-145710-2.
· William W. Bartley: Flucht ins Engagement. Mohr Siebeck, 1987, ISBN 3-16-945130-8.
· Volker Gadenne, Hans Jürgen Wendel: Rationalität und Kritik, Mohr Siebeck, Tübingen 1996, ISBN 3-16-146658-6.
· Hans Albert: Die Idee der kritischen Vernunft. In: Aufklärung und Kritik (2/1994), S. 16 ff., ISSN 0945-6627.
· Karl Popper: Objektive Erkenntnis. 2. Auflage. Hamburg 1974, ISBN 3-455-09088-5.
· Jan M. Böhm, Heiko Holweg, Claudia Hoock: Karl Poppers kritischer Rationalismus heute. Mohr Siebeck, Tübingen 2002, ISBN 3-16-147774-X.
· Reinhold Zippelius: Grundbegriffe der Rechts- und Staatssoziologie, § 3 (Versuchsweise Weltorientierung), 3. Aufl., Mohr Siebeck, Tübingen 2012. ISBN 978-3-16-151801-0
Zur Gesellschaftstheorie
· Hans Albert: Kritische Vernunft und menschliche Praxis, Reclam, Stuttgart 1977, ISBN 3-15-009874-2.
· Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde I. Der Zauber Platons. Hrsg.: Hubert Kiesewetter. 8. Auflage. Tübingen 2003, ISBN 3-16-148068-6.
· Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde II. Falsche Propheten Hegel, Marx und die Folgen. Hrsg.: Hubert Kiesewetter. 8. Auflage. Tübingen 2003, ISBN 3-16-148069-4.
· Kurt Salamun (Hrsg.): Moral und Politik aus der Sicht des Kritischen Rationalismus, Rodopi, Amsterdam/Atlanta 1991, ISBN 90-5183-203-6.
· Ingo Pies/Martin Leschke (Hrsg.): Karl Poppers kritischer Rationalismus, Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 3-16-147211-X.
Zum Recht
· Reinhold Zippelius: Die experimentierende Methode im Recht, Akademieabhandlung, Mainz, 1991, ISBN 3-515-05901-6; (auch in: ders., Recht und Gerechtigkeit in der offenen Gesellschaft, 2. Auflage, Kap. 1-4, Duncker & Humblot, Berlin, 1996, ISBN 3-428-08661-9).
Zur Wissenschaftstheorie
· David Miller: Critical Rationalism. A restatement and defense. Open Court Publishing Company, 1994, ISBN 0-8126-9198-9.
· David Miller: Out Of Error, Ashgate Publishing, 2006, ISBN 0-7546-5068-5.
· Alan Musgrave: Alltagswissen, Wissenschaft und Skeptizismus, Mohr Siebeck/UTB, Tübingen 1993, ISBN 3-8252-1740-X.
· Karl Popper: Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. Tübingen 1979, ISBN 3-16-838212-4.
· Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X.
· Hans Günther Ruß: Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie und die Suche nach der Wahrheit. Eine Einführung, Kohlhammer, Stuttgart 2004, ISBN 3-17-018190-4.
· Gunnar Andersson: Kritik und Wissenschaftsgeschichte. Lakatos’ und Feyerabends Kritik des Kritischen Rationalismus Mohr Siebeck, Tübingen 1988, ISBN 3-16-945308-4.
Zur Ethik
· Hans Albert: Ethik und Meta-Ethik. In: Ders.: Konstruktion und Kritik, 2. Aufl., Hoffmann und Campe, Hamburg o.J., S. 127 – 167.
· Christoph Lütge: Kritisch-rationalistische Ethik. In: Ethica 10, 4 (2002), S. 377 – 405.
· Christoph Lütge: Was leistet die kritisch-rationalistische Ethik? In: Ethica 11, 4 (2003), S. 389 – 409.
· Hans-Joachim Niemann: Die Strategie der Vernunft – Problemlösende Vernunft, rationale Metaphysik und Kritisch-Rationale Ethik, 2. verbesserte und erweiterte Aufl., Mohr Siebeck, Tübingen 2008, ISBN 978-3-161-49878-7.
· Hans-Joachim Niemann: Über die Grenzen der Toleranz und ›objektive Toleranz‹ als Instrument der Gewaltminimierung. In: Eric Hilgendorf (Hrsg.): Wissenschaft, Religion und Recht – Hans Albert zum 85. Geburtstag, Berlin (LOGOS) 2006, S. 313 – 338.
· Hans-Joachim Niemann: Wie objektiv kann Ethik sein? In: Aufklärung und Kritik 5 (2001), S. 23 – 41.
· Webseite zum Kritischen Rationalismus von Hans-Joachim Niemann
· John R. Wettersten: Karl Popper: Critical Rationalism. In: Internet Encyclopedia of Philosophy.
1. Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde II. Falsche Propheten Hegel, Marx und die Folgen. Hrsg.: Hubert Kiesewetter. 8. Auflage. Tübingen 2003, ISBN 3-16-148069-4, S. 281.
2. Karl Popper: Alles Leben ist Problemlösen, Piper, 1994, ISBN 3-492-22300-1.
3. Karl Popper: Auf der Suche nach einer besseren Welt, Piper, 1984, ISBN 3-492-20699-9.
4. Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde I. Der Zauber Platons. Hrsg.: Hubert Kiesewetter. 8. Auflage. Tübingen 2003, ISBN 3-16-148068-6, S. 269.
5. Hans Albert: Varianten des Kritischen Rationalismus. In Jan M. Böhm, Heiko Holweg, Claudia Hoock (Hrsg.): Karl Poppers kritischer Rationalismus heute. Zur Aktualität kritisch-rationaler Wissenschaftstheorie, Mohr Siebeck, Tübingen 2002, S. 3 – 22.
6. John R. Wettersten: The Roots of Critical Rationalism, Amsterdam/Atlanta 1992, S. 9 f.
7. Popper Archives, Faszikel 297.11, zitiert bei David Miller: Sir Karl Raimund Popper, C. H., F. B. A. 28 July 1902--17 September 1994.: Elected F.R.S. 1976. In: Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society. Band 43, 1997, S. 369, doi:10.1098/rsbm.1997.0021 (englisch).
8. Karl Popper, John C. Eccles: The self and its brain, Springer, 1977, ISBN 0387083073, S. VIII.
9. Edward Zerin: Karl Popper On God: The Lost Interview. Skeptic 6(2) (1998).
10. W. W. Bartley: Deep-Est, The New York Review of Books 26(9) (31. Mai 1979).
11. David Miller: Critical Rationalism. A restatement and defense. Open Court Publishing Company, 1994, ISBN 0-8126-9198-9. 2.2i.
12. Karl Popper: Objektive Erkenntnis. 2. Auflage. Hamburg 1974, ISBN 3-455-09088-5. Kap. 2
13. William W. Bartley: Flucht ins Engagement. Mohr Siebeck, 1987, ISBN 3-16-945130-8. Hier: Anhang 2, Abschnitt 8.
14. David Miller: Critical Rationalism. A restatement and defense. Open Court Publishing Company, 1994, ISBN 0-8126-9198-9. 2.2c.
15. The Philosophy of Karl Popper. In: Paul A. Schilpp (Hrsg.): Library of Living Philosophers. XIV. Open Court Press, La Salle 1974, ISBN 0-87548-141-8, S. 1041 und 1043 (Zwei Bände.).
16. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X. Abschnitt *IX, Punkt 12.
17. William W. Bartley: Rationality, Criticism, and Logic (DOC-Datei; 277 kB). In: Philosophia 11, 1-2 (1982), Abschnitt XXVI.
18. David Miller: Critical Rationalism. A restatement and defense. Open Court Publishing Company, 1994, ISBN 0-8126-9198-9. 6.3
19. David Miller: Critical Rationalism. A restatement and defense. Open Court Publishing Company, 1994, ISBN 0-8126-9198-9. Kapitel 3.
20. The Philosophy of Karl Popper. In: Paul A. Schilpp (Hrsg.): Library of Living Philosophers. XIV. Open Court Press, La Salle 1974, ISBN 0-87548-141-8, S. 69 (Zwei Bände.).
21. David Miller: Critical Rationalism. A restatement and defense. Open Court Publishing Company, 1994, ISBN 0-8126-9198-9. 6.3.
22. Vergleiche Hans Albert: Kritik der reinen Erkenntnislehre, Mohr Siebeck, Tübingen 1987, Abschnitt 16, sowie den Eintrag 'Minimallogik' bei Niemann, Lexikon des Kritischen Rationalismus (2004/2006).
23. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X. Abschnitt 10.
24. Karl Popper: Zurück zu den Vorsokratikern, Kapitel 5 von Vermutungen und Widerlegungen, Abschnitt XII.
25. Wolfgang Stegmüller: Das Problem der Induktion: Humes Herausforderung und moderne Antworten. Reprograph. Nachdr., WBG, Darmstadt 1996, ISBN 3-534-07011-9.
26. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X. Vorwort zur achten deutschen Auflage.
27. Karl R. Popper, David W. Miller: A proof of the impossibility of inductive probability. In: Nature 302 (1983), S. 687 – 688.
28. David Miller: Critical Rationalism. A restatement and defense. Open Court Publishing Company, 1994, ISBN 0-8126-9198-9. 2.2a.
29. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X, S. 17.
30. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X, S. 62.
31. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X. Abschnitt 23, letzter Absatz und Fußnote 10*2/1115.
32. William W. Bartley: Rationality, Criticism, and Logic (DOC-Datei; 277 kB). In: Philosophia 11, 1-2 (1982), Abschnitt XXIII.
33. David Miller: Critical Rationalism. A restatement and defense. Open Court Publishing Company, 1994, ISBN 0-8126-9198-9. 4.3b.
34. Lorenzo Fossati: Wir sind alle nur vorläufig! (PDF; 50 kB), in: Aufklärung und Kritik 2/2002, S. 8.
35. Karl Popper: Objektive Erkenntnis. 2. Auflage. Hamburg 1974, ISBN 3-455-09088-5. Kap. 2 Fn 9.
36. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X. A. 69 Fn *2.
37. Nicholas Maxwell: Popper’s Paradoxical Pursuit of Natural Philosophy (2004).
38. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X. Abschnitt *I.
39. Karl R. Popper: On the Status of Science and of Metaphysics. In: Ratio 1 (1958), S. 97 – 115, auch Kapitel 8 von Vermutungen und Widerlegungen.
40. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X. Abschnitt *XIII.
41. Karl Popper: On the non-existence of scientific method. Realism and the Aim of Science (1983).
42. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X. Abschnitt 10.
43. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X. Abschnitt *XIV.
44. Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde I. Der Zauber Platons. Hrsg.: Hubert Kiesewetter. 8. Auflage. Tübingen 2003, ISBN 3-16-148068-6. Kap. 5.
45. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X, S. 14.
46. Ulrike Pailer: Verstehen versus Erklären (2005; PDF; 344 kB).
47. Karl Popper: Unended Quest. An Intellectual Autobiography. Routledge, London and New York 2002, ISBN 0-415-28589-5, S. 26.
48. Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde II. Falsche Propheten Hegel, Marx und die Folgen. Hrsg.: Hubert Kiesewetter. 8. Auflage. Tübingen 2003, ISBN 3-16-148069-4, S. 279.
49. Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde II. Falsche Propheten Hegel, Marx und die Folgen. Hrsg.: Hubert Kiesewetter. 8. Auflage. Tübingen 2003, ISBN 3-16-148069-4, S. 278/279.
50. Popper, Myth of Framework, Routledge 1994, Kap. 3, Abschn. II
51. Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde I. Der Zauber Platons. Hrsg.: Hubert Kiesewetter. 8. Auflage. Tübingen 2003, ISBN 3-16-148068-6, S. 77.
52. Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde I. Der Zauber Platons. Hrsg.: Hubert Kiesewetter. 8. Auflage. Tübingen 2003, ISBN 3-16-148068-6, S. 294.
53. Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde II. Falsche Propheten Hegel, Marx und die Folgen. Hrsg.: Hubert Kiesewetter. 8. Auflage. Tübingen 2003, ISBN 3-16-148069-4, S. 362.
54. Adam J. Chmielewski, Karl R. Popper: The future is open. A conversation with Sir Karl Popper. In: Ian Jarvie, Sandra Pralong (Hrsg.): Popper’s Open Society After Fifty Years, S. 36.
55. Daniel Stedman Jones: Masters of the Universe: Hayek, Friedman, and the Birth of Neoliberal Politics, S. 40 f.
56. Karl R. Popper: Science: Conjectures and Refutations (PDF; 60 kB). In: Conjectures and Refutations (1963), S. 43 – 86.
57. Vergleiche hierzu auch: Georg Geismann, Warum Kants Friedenslehre für die Praxis taugt und warum die Friedenslehren von Fichte, Hegel und Marx schon in der Theorie nicht richtig sind (PDF; 54 kB), in: Kritisches Jahrbuch der Philosophie, 1 (1996), S. 37 – 51.
58. Helmut F. Spinner: Popper und die Politik (Berlin: 1985)
59. Ralf Dahrendorf, Ungewißheit, Wissenschaft und Demokratie, in: ders., Konflikt und Freiheit, München 1972.
60. Warnfried Dettling, Der kritische Rationalismus und die Programmatik der CDU, in: Wulf Schönbohm (Hrsg.), Zur Programmatik der CDU, Bonn 1974, S. 79 – 108.
61. P. Glotz, Der Weg der Sozialdemokratie, Wien 1975.
62. S. sein Vorwort zu G. Lührs/T. Sarrazin/F. Spreer/M. Tietzel (Hrsg.), Kritischer Rationalismus und Sozialdemokratie, 2 Bde., Berlin/Bonn-Bad Godesberg 1975/76.
63. Vgl. K.O. Apel: Das Problem der philosophischen Letztbegründung im Lichte einer transzendentalen Sprachpragmatik: Versuch einer Metakritik des „kritischen Rationalismus“, in: B. Kanitscheider (Hg.): Sprache und Erkenntnis. Festschrift für G. Frey, Innsbruck 1976, S. 55 – 82.
64. David Miller: Critical Rationalism. A restatement and defense. Open Court Publishing Company, 1994, ISBN 0-8126-9198-9. Kapitel 3
65. Jahn M. Böhm: Kritische Rationalität und Verstehen (Amsterdam, New York: Editions Rodopi B.V, 2006), ISBN 90-420-1816-X, Abschnitt 1.6.2.
66. Jürgen Habermas: Erkenntnis und Interesse, Suhrkamp, 1968, S. 22.
67. Vgl. Jürgen Habermas: Gegen einen positivistisch halbierten Rationalismus, in: Theodor W. Adorno et al.: Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Luchterhand, Neuwied/Berlin 1969, S. 252 ff.
68. Niklas Luhmann: Die Wissenschaft der Gesellschaft, Frankfurt am Main 1990, S. 9; vgl. ders.: Die Richtigkeit soziologischer Theorie, in: Merkur 1 (1987), S. 36 – 49, hier S. 42: „Eine Theorie nimmt die Richtung auf sich selbst, indem sie sich als Problem auffaßt, das mehrere oder gar keine Lösungen haben kann, und sich zugleich als eine bestimmte, andere ausschließende Lösung dieses Problems anbietet. Die Paradoxie ihrer Tautologie wird auf diese Weise entfaltet.“
69. Pavel Tichý: On Popper’s definitions of verisimilitude. In: The British Journal for the Philosophy of Science 25(2) (Juni 1974), S. 155 – 160.
70. David Miller: Popper’s Qualitative Theory of Verisimilitude. In: The British Journal for the Philosophy of Science 25(2) (Juni 1974), S. 166 – 177.
71. David Miller: Critical Rationalism. A restatement and defense. Open Court Publishing Company, 1994, ISBN 0-8126-9198-9. Kapitel 10.3.
72. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X. Abschnitt *XV.
73. Margherita v. Brentano: Wissenschaftspluralismus – Zur Funktion, Genese und Kritik eines Kampfbegriffs. In: Das Argument 13, 6/7 (1971), S. 476 – 493.
74. Peter Strasser: Philosophie der Wirklichkeitssuche, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1989, 1993/94.
75. Peter Janich: Karl Popper: Logik der Forschung. In Reinhard Brandt, Thomas Strum (Hrsg.): Klassische Werke der Philosophie von Aristoteles bis Habermas, Reclam, Leipzig 2002, S. 310.
76. Lothar Schäfer: Karl R. Popper, Beck, München, 3. Aufl. 1996, S. 10.
77. Charles Taylor: Overcoming Epistemology. Philosophical Arguments, Harvard University Press, 1995.
78. Joachim Hofmann: Anti-Popper (Donauwörth: Empeiria Verlag, 2004), ISBN 3-9809784-1-9.
79. Joachim Hofmann: Die Induktion und ihre Widersacher, Verlag Dr. Hänsel-Hohenhausen, Frankfurt a.M. 2002, ISBN 3-8267-1213-7.
80. Hans-Joachim Niemann: Rezension ANTI-POPPER (PDF; 12 kB), in: Aufklärung und Kritik 1/2006.
81. Herbert Keuth: Karl Popper, Logik der Forschung, Akademie-Verlag, 2004, ISBN 3-05-004085-8.
82. Herbert Keuth: Die Philosophie Karl Poppers, UTB, Stuttgart 2000, ISBN 3-8252-2156-3.
83. Karl Popper: Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. Tübingen 1979, ISBN 3-16-838212-4, S. XIV.
84. Volker Gadenne: Hommage an Sir Karl Popper – Fortschritt zu tieferen Problemen. Protosociology 7 (1995), S. 272 – 281.
85. Thomas S. Kuhn: Logic of Discovery or Psychology of Research? Criticism and the growth of knowledge, Cambridge University Press, London 1970.
86. Paul Feyerabend: Erkenntnis für freie Menschen – Veränderte Ausgabe. es, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1981², S. 97 – 99, 100 – 102, passim.
87. David Miller: Critical Rationalism. A restatement and defense. Open Court Publishing Company, 1994, ISBN 0-8126-9198-9. Kapitel 2
88. Otto Neurath: Wissenschaftliche Weltauffassung (1935), hrsg. Von Rainer Hegselmann, Suhrkamp, auch als: Gesammelte Werke, Band II, Wien 1981, 638.
89. Hilary Putnam: Corroboration of Theories. The Philosophy of Karl Popper.
90. Adolf Grünbaum: Die Grundlagen der Psychoanalyse: Eine philosophische Kritik, Stuttgart 1988.
91. Adolf Grünbaum: Validation in the Clinical Theory of Psychoanalysis. A Study in the Philosophy of Psychoanalysis, Psychological Issues, 61; Madison, 1993, s. dazu etwa A century of psychoanalysis: critical retrospect and prospect und Psychoanalysis: Is it Science?, John Forrester: Essay Reviews – The Foundations of Psychoanalysis: A Philosophical Critique by Adolf Grunbaum. In: Isis 77(4) (Dezember 1986), S. 670 – 674.
92. Albrecht Wellmer: Methodologie als erkenntnistheorie: Zur Wissenschaftslehre Karl R. Poppers, Frankfurt a.M. 1967.
93. David Stove: Popper and After: Four Modern Irrationalists (Oxford: Pergamon, 1982), auch unter den abweichenden Titeln Scientific Irrationalism: Origins of a Postmodern Cult und Anything Goes: Origins of the Cult of Scientific Irrationalism erschienen.
94. Martin Gardner: A Skeptical Look at Karl Popper. Skeptical Inquirer 25(4) (2001), S. 13 – 14, 72.
95. Jan C. Lester: A Sceptical Look at „A Skeptical Look at Karl Popper“ (Januar 2004)
96. Kelley L. Ross: Criticism of Karl Popper in Martin Gardner's Are Universes Thicker Than Blackberries? (2003).
97. Ronald Bartlett Levinson: In defense of Plato, Russell & Russell, 1970, ISBN 0-8462-1461-X.
98.Hochspringen↑ Walter Kaufmann: Hegel: Legende und Wirklichkeit (PDF; 2,13 MB). In: Zeitschrift für philosophische Forschung Band X, 1956, S. 191 – 226.
99. Maurice Cornforth: The Open Philosophy and the Open Society: A Reply to Dr. Karl Popper’s Refutations of Marxism, International Publishers, New York 1968.
100.Helmut F. Spinner: Ist der Kritische Rationalismus am Ende? Auf der Suche nach den verlorenen Maßstäben des Kritischen Rationalismus für eine offene Sozialphilosophie und kritische Sozialwissenschaft, Analyse und Kritik 2 (1980), S. 99 – 126.
101.Robert Ackermann: Popper and German Social Philosophy. In Gregory Currie, Alan Musgrave (Hrsg.): Popper and the Human Sciences, Dordrecht 1985.
102.Theodor W. Adorno: Zur Logik der Sozialwissenschaften (PDF; 398 kB). Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 14 (1962), S. 249 – 263.
103.Jürgen Habermas: Analytische Wissenschaftstheorie und Dialektik (PDF; 416 kB). In: Max Horkheimer (Hrsg.): Zeugnisse. Festschrift für Theodor W. Adorno, Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt a.M. 1963, S. 473 – 501.
104.Jürgen Habermas: Ein Literaturbericht (1967): Zur Logik der Sozialwissenschaften (Erstveröffentlichung: Philosophische Rundschau, Beiheft 5, Tübingen 1967); auch in: ders., Zur Logik der Sozialwissenschaften. Materialien (= edition suhrkamp. 481). Frankfurt a.M. 1970, ISBN 3-518-28117-8, S. 71 – 310; Auszug: Zur Logik der Sozialwissenschaften (PDF; 517 kB).
105.Werner Habermehl: Historizismus und Kritischer Rationalismus. Einwände gegen Poppers Kritik an Comte, Marx und Platon. Alber, München 1960.
106.Rudolf Thienel: Kritischer Rationalismus und Jurisprudenz. Zugleich eine Kritik an Hans Alberts Konzept einer sozialtechnologischen Jurisprudenz. Wien 1991.
107.Fred Eidlin: Popper und die demokratische Theorie, in: Kurt Salamun (Hrsg.): Moral und Politik aus der Sicht des Kritischen Rationalismus, Rodopi, Amsterdam 1991, S. 203 – 224.
108.Hans Joachim Niemann: Popper neu lesen oder Der Streit um des Esels Schatten. In: Sic et Non 11(1) (2009).
109.Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410-X. Abschnitt *XIV.
110.Gunnar Andersson: Naïve and critical falsificationism. In Pursuit of Truth (New Jersey: Humanities Press, Sussex: Harvester Press, 1982).
111.Karl Popper: Normal Science and its Dangers. Criticism and the Growth of Knowledge, Cambridge University Press, Cambridge 1970, S. 51, zitiert bei I. C. Jarvie: Popper on the difference between the Natural and the Social Sciences, In Pursuit of Truth (1982), S. 107, Fn 36.
112.John W. N. Watkins: Die Poppersche Analyse der wissenschaftlichen Erkenntnis. Fortschritt und Rationalität der Wissenschaft (Tübingen: Mohr, 1980), S. 28, zitiert in Norbert Hinterberger: Der kritische Rationalismus und seine antirealistischen Gegner (Amsterdam: Rodopi, 1996), S. 360.
113.Hans-Joachim Niemann: 70 Jahre Falsifikation: Königsweg oder Sackgasse? (PDF; 100 kB), in: Aufklärung und Kritik 2/2005.
114.William W. Bartley: Rationality versus the Theory of Rationality, In Mario Bunge: The Critical Approach to Science and Philosophy (The Free Press of Glencoe, 1964), Abschnitt IX.
115.William W. Bartley: The Philosophy of Karl Popper I. In: Philosophia 6 (1976), S. 463 – 494.
116.W. W. Bartley: A Popperian Harvest. In Paul Levison: In Pursuit of Truth (1982), Abschnitt III, S. 268ff.
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Stand: 2017
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WissensWert (Donnerstag, 02 Februar 2017 14:10)
Abt. Diskurswerfen:
"Es ist eine Theorie, weil morgen was anderes rauskommen könnte"
Das will ich doch hoffen, das neue Tatsachen eine Theorie verändern können. Sonst wäre es keine Theorie, sondern eine Ideologie - wie bei den Religionen. Wenn keine Tatsache eine Idee ändern kann, dann basiert die Idee auf keinerlei Tatsachen und hat auch nichts mit ihnen zu tun.
Das ist aber die Stärke von Theorien: Man kann sie verbessern. Wenn man eine Ideologie aus dem 7. Jahrhundert nimmt, die nicht auf Tatsachen beruht und nicht durch solche geändert werden kann, ist man auf den Wissensstand des 7. Jahrhunderts fixiert.
Dann braucht man eine Wissenschaft, die sich an neue Erkenntnisse anpassen kann. Dann kann man an seiner Ideologie ja heruminterpretieren und neue Deutungen finden, die wieder passen.
Tatsachen können eine Theorie ändern. Deutungen können eine Ideologie ändern, und zwar jederzeit. Aber die Theorie bleibt, die Theorie, die Ideologie spaltet sich mit jeder neuen Deutung in zwei weitere Ideologien auf. Die sich dann wieder aufspalten können - weil die Ideologie ja auch frei von Tatsachen ist. Und damit ist sie leider auch frei von Sinn, da sie sich sowohl auf keine Welt als auch jede Welt beziehen kann.
Mythologien kann man deuten. Wenn man eine Mythologie nimmt, und sie wie eine Tatsache behandelt, dann muss man sie deuten wie eine Mythologie. Theorien werden nicht gedeutet, sie sind EIN-deutig. Aber die Deutung einer Mythologie bezieht sich nicht auf die Welt, sondern DEIN Verhältnis zur Welt. Das ist anders als das eines jeden anderen Menschen, daher gibt es verschiedene Deutungen. Aber keine davon ist wahr oder falsch, sondern passt mehr oder weniger auf Dein Leben.
Für die Welt nehme ich lieber Theorien, die durch die Welt geändert werden können, als Mythologien, die sich jederzeit und immer durch Deutungen ändern und aufspalten können.