In der Physik versteht man unter Symmetrie die Eigenschaft eines physikalischen Systems, nach einer Transformation (best. Veränderung) invariant (unverändert) bezüglich seiner Merkmale zu sein.
Das klingt wohlmöglich sehr abgehoben, dabei sind Symmetrien allgegenwärtig. Sie begegnen Ihnen immer und überall. Drehen Sie eine Billardkugel in Ihrer Handfläche oder lassen Sie die Kugel rotieren. Sie wird Ihnen nach der Handlung genauso erscheinen wie zuvor. Nehmen Sie nun eine Frisbeescheibe zur Hand und werfen Sie die von sich weg. Suchen Sie die Scheibe wieder auf und sie wird trotz all der Drehungen unverändert aussehen.
Die Billardkugel und die Frisbee-Scheibe sind instruktive Beispiele für Symmetrien. Man kann diese Gegenstände bestimmten Veränderungen unterziehen und augenscheinlich bleiben sie dennoch gleich. Wir halten fest: Eine einfache Symmetrie (Rotationssymmetrie, Spiegelsymmetrie) liegt z.B. in einem Kreis (System), den man dreht oder spiegelt (Transformation), ohne dabei sein Erscheinungsbild zu ändern (Invarianz).
Ich hoffe, Sie haben nun ein ungefähres Bild von dem, was man allgemein unter Symmetrie versteht. Als Gegenstand physikalischer Forschung sind Symmetrien jedoch nicht nur auf das Räumliche beschränkt und allgemein ungemein abstrakter als nur das Umherdrehen von Kugeln.
Vordergründig geht es in der physikalischen Symmetrieforschung nicht um Transformationen, die das Aussehen unverändert lassen, sondern um Transformationen, die die Gesetze der Physik unverändert lassen. Genau genommen ist es sogar egal, ob die Manipulationen die Beobachtungsergebnisse unverändert lassen. Solange sie es mit den Gesetzen tun. Bei den Manipulationen kann es sich etwa um die Vertauschung von Teilcheneigenschaften (Ladung, Spin usw.) oder die Zahl der Baryonen innerhalb eines geschlossenen Systems handeln.
Je vielzähliger die Transformationen, die an einem System ohne Auswirkung auf seine inhärenten Gesetzmäßigkeiten vollzogen werden können, desto symmetrischer ist es. Ziehen wir wieder den Analogieschluss zu den geometrischen Figuren: Eine vollkommene Kugel ist hochsymmetrisch, weil sie am Ende jeder beliebigen Drehung um die eigene Achse genauso aussieht wie zuvor. Weniger symmetrisch ist dann schon der Würfel, natürliche Objekte wie ein Baum oder ein Stein besitzen nur eine recht geringe Symmetrie usw.
Genau dann, wenn eine durchgeführte Transformation nicht den Zustand eines physikalischen Systems ändert, spricht man von einer Symmetrieoperation bzw. Symmetrietransformation.
Es wird zwischen diskreten und kontinuierlichen Symmetrien unterschieden. Die theoretisch durchführbare Anzahl an Symmetrietransformationen an einem System entscheidet, um welchen Symmetrietypus es sich handelt.
Diskrete Symmetrien besitzen eine endliche Anzahl möglicher Symmetrietransformationen. Ein Beispiel für eine diskrete Rotationssymmetrie ist das Drehen eines regelmäßigen Vielecks. Nur wenn ich ein Quadrat um 90° oder ein Vielfaches davon drehe, bleibt die Manipulation unbemerkt. Drehe ich das Quadrat jedoch um 120°, ist die Veränderung sofort ersichtlich.
Kontinuierliche bzw. stetige Symmetrien besitzen eine unendliche Anzahl möglicher Symmetrietransformationen. Ein Beispiel für eine kontinuierliche Symmetrie ist das Drehen eines Kreises. Egal um welchen Winkel ich einen Kreis um seine eigene Achse drehe, der Kreis bleibt invariant.
Die Symmetrie ist ein grundlegendes Konzept in der modernen Physik und als Werkzeug zum Verständnis der Welt für selbige von kaum zu unterschätzender Bedeutung.
In den letzten hundert Jahren fand mit der Entwicklung der Quantenmechanik und der Relativitätstheorie der Umschlag von klassischer zu moderner Physik statt. Viele tiefgreifende Revolutionen haben in diesem Zeitraum unser physikalisches Bild von der Welt erschüttert. Die überdauernden teilen allesamt ein gemeinsames Merkmal: Sie beschreiben gesetzesartige Phänomene, die unverändert bleiben, auch wenn man sie diversen Manipulationen unterzieht. In dieser Konstanz gewisser Attribute manifestiert sich, was Physiker Symmetrien nennen. Man kann also festhalten: Symmetrien konstituieren Naturgesetze und damit eine erste Ahnung von der wirklich enormen Bedeutung der Symmetrien für die moderne Physik bekommen.
Stand: 2014
ghovjnjv (Donnerstag, 08 September 2022 13:04)
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