Nach der Auffassung Einsteins beschreibt die Relativitätstheorie den Raum korrekt als Kontinuum. Diese Auffassung entspricht der einer klassischen, also nicht-quantenphysikalischen Theorie. In der Quantenphysik sind nämlich die Dinge quantisiert, d.h. sie bestehen aus diskreten, nicht weiter teilbaren Einheiten. Man kann in der Quantenwelt also nicht einfach jede Energieeinheit weiter aufteilen, oder jede Länge. Eine im Rahmen der Vereinheitlichung aller Grundkräfte der Physik stehende Theorie wird höchstwahrscheinlich eine Quantentheorie sein. Diese Theorie wird auch den Raum beschreiben müssen, womit sich die Frage stellt, ob nicht vielleicht auch der Raum selbst „körnig“ ist? Die Loop-Quantengravitation postuliert, ja. Und sogar die Zeit mache winzige Quantensprünge.
Folglich geht die Schleifenquantengravitation auch von nicht-kontinuierlichen Flächen und Volumina aus. Die epistemischen Implikationen hieraus seien nur kurz angerissen. Die Mathematik kann in der Theorie jeden Körper mit jedem erdenklichen Volumen formulieren. Wobei beispielsweise negative Volumen keinen Sinn machen. Infolge der Schleifenquantengravitation kommen darüber hinaus in der Realität nur Körper mit dem Vielfachen einer kleinstmöglichen Einheit vor – rund eine Kubik-Planck-Länge (10-99cm). Gleiches gilt für Zeiteinheiten bezüglich der Planck-Zeit.
Daher suchte man fieberhaft nach einem Berechnungsverfahren (vielmehr ist die Quantengravitationsforschung bisher nicht), das ohne kontinuierlichen Raum auskommt. Dafür bedarf es einer Geometrie und dafür wiederum Gleichungen, die sämtliche Materie und Energie enthalten. Die Schleifenquantengravitation vermag diese zu lösen. Sie ist damit auch hintergrundunabhängig, das heißt die Geometrie der Raumzeit wird nicht als eine statische, sondern (auch auf mikroskopischer Ebene) als eine dynamische Größe gesehen. Der Stringtheorie übrigens gelingt keine Hintergrundunabhängigkeit. Das zweite Prinzip, das die Schleifenquantengravitation der allgemeinen Relativitätstheorie entnimmt, ist die Diffeomophismus-Invarianz, nach der jedes beliebige Koordinatensystem mit einer bestimmten Differenzierbarkeit gleich gut zur Beschreibung der Raumzeit geeignet ist. Es gibt also keinen „speziellen Punkt“ a priori. Wenn, dann unterscheidet er sich nur hinsichtlich des bei ihm vonstattengehenden Vorgangs. Die Hintergrundunabhängigkeit ist das wichtigere der beiden eng miteinander verwobenen Prinzipien.
Von der durch die Krümmung des nicht unendlich-teilbaren Raumes verursachten Gravitation, über die Hintergrundunabhängigkeit, gelangt die Loop-Quantengravitation schließlich zu den „Loops“. Diese Schleifchen erhält man, kombiniert man die beiden zuvor dargelegten Prinzipien mit der Quantenmechanik. Daraus ergibt sich dann ein mathematischer Formalismus, der einen quantisierten Raum zum Ergebnis hatte. Ein weiterer Triumph und das Fundament der Schleifenquantenforschung (ähnlich wie die Strings bei der Stringtheorie).
# „Loop“, da gelegentlich mit schleifenartigen Gebilden operiert wird.
Aus den vielen Loops ergibt sich ein Spin-Netzwerk. Man kann sich das eigentlich ganz schön wie ein großes, geometrischen Gesetzen folgendes Spinnennetz vorstellen. Dabei wird ein Flächenquant durch eine Linie abgebildet und eine Fläche von mehreren Quanten stellt man mit mehreren Linien dar. Dementsprechend steht ein Knoten auch für ein Volumenquant und das Vielfache eines Volumenquants entspricht vielen Knoten. Die Oberfläche eines Luftballons ist beispielsweise durch die hindurchlaufenden Linien und sein Volumen durch die Summe aller eingeschlossenen Knoten gegeben. Um eine leise Ahnung davon zu bekommen, wie klein so ein Volumenquant eigentlich ist, hier ein eindrucksvolles Beispiel: In jedem Kubikzentimeter des Universums stecken etwa 10^99 Volumenquanten, das sichtbare Universum enthält vergleichsweise „nur“ 10^85 Kubikzentimeter.
Ganz, ganz grob lässt sich der Unterschied zwischen der Quantenschleifengravitation gegenüber
der Stringtheorie bezüglich der Herangehensweise an den Versuch der Formulierung einer Schleifenquantengravitation wie folgt in nur einem Satz zusammenfassen: Die Schleifenquantentheoretiker beginnen mit dem Großen (Gravitation) und wenden sich dem Kleinen (Quantentheorie) zu, während die Stringtheoretiker beim Kleinen starten (Quantentheorie) und zum Großen gelangen
wollen (Gravitation).
Unterm Strich ist die Schleifenquantengravitation weniger hochtrabend, aber auch weniger spektakulär als die Stringtheorie. Sie „kann“ weniger, hat aber auch weniger „Schwachstellen“ als die Stringtheorie. Die Schwachstellen, die die Loop-Quantengravitation hat (etwa ihr Verhältnis zu Phänomenen der ART), sind dabei oft die Stärken der Stringtheorie (die kein Problem hat ihres zu Phänomenen der ART darzulegen) und die Schwächen der Stringtheorie (Bsp.: nicht hintergrundunabhängig) sind häufig Glanzpunkte bei der Schleifenquantengravitation (hintergrundunabhängig).
Auch deshalb mutmaßen bekannte Physiker wie Lee Smolin, dass der letzte Schritt zur Formulierung einer Quantentheorie der Gravitation eine Vereinheitlichung der zwei großen Vereinheitlichungskonzepte, Schleifenquantengravitation und Stringtheorie, sein könnte.
#Stringschleifenquantentheorie?
Stand: 2014
Gebhard Greiter (Freitag, 10 Juni 2022 11:56)
Sollte Ersetzen der Stringtheorie zu einem dazu analogen Kugelwellenmodell möglich sein, wäre die so entstandene Theorie <a href='http://greiterweb.de/welt-verstehen/0-481-Theorie-der-Quantengravitation.htm'>Carlo Rovellis Schleifenquantengravitationsmodell</a> schon recht ähnlich:
Gebhard Greiter, greiterweb.de (Freitag, 10 Juni 2022 11:24)
Meiner Ansicht nach wäre es interessant zu untersuchen, ob sich die Stringtheorie nicht dahingehend abändern lässt, dass man Elementarteilchen nicht mit möglichen Schwingungszuständen gedachter Fäden (Strings) identifiziert, sondern stattdessen mit denkbaren Schwingungszuständen sich durch den Raum ausbreitender Kugelwellen.
Das zu versuchen liegt nahe und könnte Sinn machen, da sich Photonen oder Gravitationswellen ja tatsächlich als Kugelwellen durch den Raum ausbreiten (wenigstens beim Licht, um Hindernisse herum gebeugt).
Auch unzerlegbare Bosonen anderer Art (z.B. Gluonen) breiten sich ja wohl als Kugelwelle aus.
Ein derart modifiziertes Modell dürfte unserer tatsächlichen Welt deswegen sehr viel besser entsprechen.