Glaube ist das Annehmen von Überzeugungen aus irrationalen Gründen - ohne Evidenz – oder sogar gegen vorliegende Evidenz.
Glaube ist das logische Gegenstück von Wissen: Menschliches Wissen ist rational gerechtfertigte Vermutung. Wir nennen das Wissen, für das die rationale Rechtfertigung besser aussieht als für die konkurrierenden alternativen Möglichkeiten. Die Stärke des Wissens wächst mit der Güte der rationalen Rechtfertigung in Relation zu den Alternativen. Das logische, evidenzlose Gegenteil ist "Glauben ohne rationale Rechtfertigung".
Blind zu glaubende Tatsachenbehauptungen, also das Gegenteil von Wissen(sic!), bilden den Kern der abrahamitischen Religionen.[1] Das christliche Glaubensbekenntnis ist nicht etwa eine ethische Selbstverpflichtung zu Vergebung und Nächstenliebe, sondern eine Liste von etwa zwanzig unplausiblen Behauptungen über die Welt, die beweislos geglaubt werden sollen. Wer nicht beweislos an die Auferstehung Jesus glaubt, kommt in die Hölle. Im Islam wird dieser Dogmenkatalog unter dem Begriff „Aqida“ zusammengefasst. Darunter finden sich die „sechs Glaubensgrundsätze“ des Islams. Das islamische Glaubensbekenntnis, die Schahada, besteht aus drei Behauptungen über die Realität (Allah existiert, daneben keine weiteren Götter, Mohammed ist der Gesandte). Diese Dogmen sollen unkritisch und beweislos als wahr akzeptiert werden. Das Auftauchen gerechtfertigter Zweifel an diesen Behauptungen gilt als Charakterschwäche oder Loyalitätsmangel.[2]
Damit propagieren diese Religionen das Nicht-Nachdenken als eine Tugend. Glaube ist aber keine Tugend, ganz im Gegenteil:
Religiöser Glaube ist Selbstbetrug. Er beinhaltet eine starke Überzeugung, mindestens so stark wie bei echtem Wissen, bei fehlender rationaler Rechtfertigung. Man gibt vor, etwas zu wissen (hat eine entsprechende starke Überzeugung wie beim Wissen), was man nicht weiß. Glauben bedeutet sonach einfach, sich Dinge als wahr einzureden, deren Wahrheitswert man nicht kennen kann[3]. Dies – der Glaube an sich - erscheint mir unehrlich!
Fester Glaube ist gefährlich. Er kennt und braucht keine rationalen Gründe und ist deshalb für einen kritischen Diskurs nicht mehr erreichbar. Eine Person mit festem Glauben empfindet Gewissheit, obwohl Gewissheit nicht gerechtfertigt ist, d.h. sie hat Überzeugungen ohne rechtfertigende Gründe. Da sie keine Gründe für ihre Überzeugung braucht, kann man auch nicht mit ihr diskutieren. Glaube ist der Freibrief für die Epistemologie des Wunschdenkens, und die aktive Aufforderung, Hörensagen, emotionale Rendite und Selbstbetrug über das kritische Denken zu stellen. Hier entsteht überhaupt erst die kognitive Verwundbarkeit, die von radikalen Predigern ausgenutzt werden kann.
"Der Koran wurde vom Erzengel Gabriel diktiert. Der Mensch wird am jüngsten Tag
auferstehen. Gott verlangt das Fasten." Dieser Katalog von übernatürlichen Tatsachenbehauptung und Anweisungen soll beweislos geglaubt werden.
Dieselbe Erkenntnismethode kann ebenso gut zu diesen Überzeugungen führen: "Andersgläubige kommen in die Hölle. Gott verlangt Dschihad gegen Ungläubige. Gefallene
Märtyrer kommen ins Paradies." Qualitativ ist das nicht unterscheidbar. Wem es gelingt, das eine beweislos zu glauben, der kann ebenso gut das andere beweislos glauben.
Religiöse Erziehung zum Glauben ("Religionsunterricht") schafft das Werkzeug ab, mit dem sich Menschen gegen Fundamentalisierung verteidigen könnten. Die Gewissheit des Gläubigen ist durch irdische Argumente nicht mehr erreichbar - egal, ob er harmloses oder gefährliches glaubt.
Glaube ist schlecht. "Because when you can believe something without evidence, you can justify everything. […] and that´s why religion is evil, because it can make you do evil things, believing they´re good." Ohne Evidenz kann alles geglaubt werden. Wer glaubt hat dabei eine kleine Wahrscheinlichkeit, zufällig eine wahre Überzeugung zu haben. Höchstwahrscheinlich wird er aber etwas Unwahres für wahr halten, da zu jedem Thema viel mehr falsche als wahre Glaubensinhalte existieren. Die Wahrscheinlichkeit aufgrund von evidenzbasiertem Wissen zu wahren Überzeugungen zu gelangen ist ungemein viel höher. Wahre Überzeugungen sind (überlebens-)wichtig. Umso mehr wahre Überzeugungen ich besitze, desto besser kann ich die Welt einschätzen und schlussendlich auch mein Leben meistern. Aus diesem Grund gilt: Bei Sachfragen ist Rationalität IMMER besser als Irrationalität. Im Alltag haben wir diese Devise schon alle längst verinnerlicht: Wenn ich wissen möchte, ob mich meine Frau noch liebt, dann schaue ich ihr in die Augen und höre auf die Tonalität ihrer Stimme. Und wenn ich wissen möchte, ob das Essen noch gut ist, dann schaue ich es mir an und rieche dran. Das ist keine wissenschaftliche Evidenz, aber es ist Evidenz! Sie hilft mir zu wahren Überzeugungen zu gelangen und diese wiederum erlauben es mir, mein Leben effektiv meistern zu können. Evidenz und wahre Überzeugungen sind demzufolge immens wichtig.
Der Gläubige gibt das effektive Instrumentarium der Rationalität gegenüber dem bloßen Glauben
auf - und das ausgerechnet bei grundlegendsten Welt-
anschauungsfragen. Glaube ist zufällig, denn er funktioniert ohne Grund, und
deshalb sind auch alle Einschätzungen und Handlungen, die aus ihm erwachsen, beliebig. Auf evidenzlose Prämissen können nur beliebige Konklusionen
folgen. Natürlich kann der Gläubige auch zufällig zu den gleichen hilfreichen und
wahren Überzeugungen wie der Rationalist gelangen, er kann mit derselben Beliebigkeit aber auch glauben, dass dieses Leben nur als Test zu
begreifen und nicht etwa eine einmalige Chance ist, dass inbrünstiges
Beten mehr als ein Arztbesuch hilft oder dass Gott ihm befohlen hat
Ungläubige umzubringen.
Da mehr unwahre und schlechte als wahre und gute Glaubenssätze existieren, wird der Gläubige aus wahrscheinlichkeitstheoretischen Gründen öfters zu unmoralischen als moralischen und öfters zu unwahren als zu wahren Glaubensinhalten kommen. Somit bremst Glaube den kognitiven Fortschritt und sorgt dafür, dass auch eigentlich gute Menschen meinen schlimme Dinge tun zu müssen.
Deshalb ist Glauben schlecht und Glaubenskritik notwendig.
Klasse Vortrag. Unbedingte Empfehlung.
[1] Religionen enthalten darüber hinaus ein breiteres Spektrum an Inhalten, z.B. kulturelle und identitätsstiftende Merkmale, Werturteile, ethische Regeln, Rituale, soziale Funktionen. Im Kern basieren sie jedoch auf einem Behauptungskatalog über die Realität. Würden diese irrationalen Behauptungen weggelassen, bliebe von den Religionen nichts übrig. Ohne die vernunftwidrige Behauptung, Jesus sei von den Toten auferstanden, ist das Christentum substanzlos. „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.“ (1. Korinther 15:14)
[2] In keinem anderen Diskursgebiet gelten derart bizarre Regeln. Nirgendwo sonst akzeptieren wir Wunschdenken,
vorsätzliche Kritiklosigkeit, Dogmatik, Ausschalten legitimer Zweifel und blinde Autoritätshörigkeit als gültige Erkenntnisstrategien in Fragen über die Welt. Aus gutem Grund: Sie führen beinahe
garantiert zu unwahren Überzeugungen, zu Selbstbetrug und Realitätsverkennung.
Ich kann keinen Grund erkennen, der Erkenntnisstrategie des „Glaubens“ irgendeine Form des Respekts entgegenzubringen. Im Gegenteil. Glaube erscheint mir intellektuell suspekt.
Ich empfinde unwillkürlich Respekt vor der gegenteiligen Herangehensweise: vor ehrlicher, ergebnisoffener Erkenntnissuche. Ich entwickle automatisch Achtung und Wertschätzung für seriöse
Anstrengungen, die eigenen Überzeugungen mit der Realität in Übereinstimmung zu bringen. Ich meine, es zeugt von persönlicher Stärke, auch inopportune Schlussfolgerungen akzeptieren zu können,
liebgewonnene Überzeugungen kritisch zu hinterfragen und unbeantwortbare Fragen offen zu lassen, statt sich mit falschen Gewissheiten zu trösten. Mein Vorschlag: Weniger Respekt für Glaube, und
stattdessen größere Wertschätzung für ehrliche Methoden der Erkenntnisgewinnung.
[3] In Europa kann "Glauben" i.d.R. mit "Hoffen" oder "Wünschen" übersetzt werden. Glauben ist hierzulande deshalb auch nicht selten eine Wissensillusion für Menschen, die nicht mit der Realität klarkommen.
[4] Der Kampf gegen den Glauben als solchen ist die nachhaltigste Methode um religiösen Hass zu bekämpfen. Siehe dazu: Warum wir euch hassen.
Bibel:
Glaubenskritik: Logik: Gläubige, die meinen, ihrem Glauben sei nicht mit Logik beizukommen, wenden selbst Logik auf ihren Glauben an und widersprechen sich somit selbst:
(P1) Wer Jesus als seinen Retter annimmt, wird erlöst.
(P2) Meine Grossvater hat Jesus als seinen Erlöser angenommen.
(K) Mein Grossvater wird nicht erlöst.
Die Gläubigen denken also sehr wohl, dass ihr Glaube gemäß der Logik gedacht werden kann. Nur halt nur da, wo es ihnen passt. Wo die Logik Fehler und Widersprüche in ihrem Glauben aufzeigen kann, ist sie plötzlich nicht mehr auf ihren Glauben anwendbar. Beliebige Rosinenpickerei.
Religion ist angeboren: Eine ernstzunehmende Überzeugung ist durch triftigen Gründe geprägt. Durch Gründe, die einem bspw. in etwa erklären, weshalb man an den eigenen "Gott" und nicht an Frau Holle, Thor oder das fliegende Spaghettimonster glaubt. Glaubensüberzeugungen sind keine intellektuell ernstzunehmenden Überzeugungen, weil es für sie keine guten Gründe gibt. Die meisten Theisten glauben an ihren Gott, weil halt ihre Eltern und ihr soziales Umfeld das auch schon taten. Sie wurden in ihren Gottesglauben „hineingeboren“. Zu Deutsch: Die Ideologie, nach der sie ihr Leben und Weltbild zu beträchtlichen Teilen ausrichten, haben die Theisten sich i.d.R. gar nicht selbst aus rationalen Gründen herausgesucht, sondern aufgrund zufälliger Umstände (Ort und Zeit der eigenen Geburt) übernommen. Wäre der texanische Christ zu einer anderen Zeit oder in einem anderen Ort geboren, würde er jetzt an Thor oder Allah glauben. Denn sein Glauben kennt einzig und allein lokale und temporäre, aber keine rationalen Gründe. Gegenteilig zu behaupten, man selbst glaube nicht aufgrund zufälliger Umstände, ist selbst widersprüchlich. Glaube ist immer zufällig, da jenseits von Gründen nur Beliebigkeit und aus Beliebigkeit nur Zufälliges folgt. Nicht zufällig wäre eine bestimmte Gottesannahme nur dann, wenn sie aus guten Gründen getroffen wird. Mir wäre kein einziger Grund dieser Art bekannt.
Stand: 2016
QAO (Samstag, 14 September 2024 16:52)
Wenn das Christentum wahr wäre, würden sie dann ein Christ werden (den Lehren Jesu Christi) folgen?
tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 19:06)
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tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 17:56)
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tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 17:08)
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IyQm5r5l')) OR 200=(SELECT 200 FROM PG_SLEEP(15))-- (Mittwoch, 15 November 2023 17:01)
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Dl0llH5C'; waitfor delay '0:0:15' -- (Mittwoch, 15 November 2023 17:00)
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0"XOR(if(now()=sysdate(),sleep(15),0))XOR"Z (Mittwoch, 15 November 2023 16:59)
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Vq9ohtfd') OR 453=(SELECT 453 FROM PG_SLEEP(15))--
tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 16:51)
-5 OR 293=(SELECT 293 FROM PG_SLEEP(15))--
tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 16:50)
-1; waitfor delay '0:0:15' --
tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023)
if(now()=sysdate(),sleep(15),0)
tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 16:49)
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tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 16:46)
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tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 16:46)
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tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 16:44)
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tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 16:03)
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Philoclopedia (Samstag, 17 September 2022 19:48)
"The difference between faith and insanity is that faith is the ability to hold firmly to a conclusion that is incompatible with the evidence, whereas insanity is the ability to hold firmly to a conclusion that is incompatible with the evidence."
—William Harwood
Philoclopedia (Freitag, 08 Juli 2022 14:25)
„Religiöser Glaube, so wird oft gesagt, habe mit Wissen oder mit Glauben im Sinne von Für-wahr-Halten nichts zu tun. (…) Bei religiösem Glauben gehe es gar nicht um Überzeugungen, sondern um eine besondere Einstellung zur Welt, um die Frage, wie wir unser Leben führen sollen, wie wir uns zu uns selbst und unseren Mitmenschen verhalten sollen. Mir scheint, dass sich an vielen Beispielen zeigen lässt, dass dies zumindest nicht die ganze Wahrheit ist. Überzeugungen bilden den Kern vieler Religionen; und wenn sich zeigen sollte, dass diese Überzeugungen falsch sind, würde allen auf diesen Überzeugungen beruhenden Einstellungen und Praxen die Basis entzogen.
(…)
Es ist daher sachlich unangemessen, wenn man versucht, Religion grundsätzlich gegen kognitive Kritik zu immunisieren, indem man behauptet, ‚[r]eligiöse Sätze träten zwar im Gewande indikativistischer Behauptungen […] auf, […] in Wahrheit [seien sie aber] Ausdrücke eines Lebensgefühls bzw. einer Grundeinstellung zur Wirklichkeit, oder Ausdrücke einer Hoffnung, Handlungsanweisungen, moralische Gebote, Bekenntnisse zu einem bestimmten Lebensstil, oder ähnliches‘ (Löffler 2006, 123). Wer glaubt, dass die Geister der Verstorbenen in die Welt der Lebenden eingreifen oder dass die Welt von einem allmächtigen Gott geschaffen wurde, der am Ende alles zum Guten führen wird, der drückt damit auf jeden Fall nicht nur ein Lebensgefühl aus; er hat vielmehr ganz bestimmte Überzeugungen und muss sich deshalb fragen lassen, was für diese Überzeugungen spricht, ob er in diesen Überzeugungen gerechtfertigt ist.“
- Ansgar Beckermann: Glaube, Berlin/Boston 2013, S.9 f.
Philoclopedia (Samstag, 07 Mai 2022 19:29)
"Glauben, was man will" im Sinn von "Für-wahr-halten, was man will" ist nichts anderes als ein Zeichen geistiger Unzurechnungsfähigkeit.
Die Überzeugungen zurechnungsfähiger Menschen werden durch externe Evidenz geformt. Wir alle sind Sklaven der Evidenz und der Logik.
2+2 = 4, das glaube ich (betrachte es als wahr), weil die Logik mich zu dieser Überzeugung zwingt. Was würde es über meinen Geisteszustand aussagen, wenn ich willkürlich meine Überzeugung festlegen und für wirklich wahr halten könnte, dass 2 + 2 = 5 ist? Ganz klar, das wäre die Alarmglocke, dass meine Urteilsfähigkeit defekt ist - dass meine Urteile in einer Diskussion unter Erwachsenen ignoriert werden müssten.
Mal angenommen, morgen erbringt ein genetischer Vaterschaftstest das Ergebnis, dass der Mann, den ich für meinen Vater halte, überhaupt nicht mein Vater ist. Eine schmerzliche Einsicht und Desillusionierung. Kann ich "glauben, was ich will"? Kann ich weiterhin für wahr halten, dass er mein biologischer Vater ist?
Natürlich nicht. Ich wäre Sklave der Evidenz. Nicht ICH entscheide, was ich für wahr halte, sondern die Beweislage. Selbst bei emotional schmerzlichen Einsichten erwarten wir zu Recht, dass die Menschen NICHT einfach glauben, was sie wollen, sondern sich der Evidenz beugen.
"Glaub doch, was Du willst!" ist das Ende sinnvoller Kommunikation. Es ist die Absage an das Projekt einer gemeinsamen Wahrheitssuche.
(Nachdem ich den Einwand vorausahne:
Auch das Nichtwissen in einer Frage ist unter zurechnungsfähigen Menschen kein Freibrief, sich eine epistemisch beliebige (meinetwegen emotionale befriedigende) Position auszusuchen und diese mit Gültigkeitsanspruch zu verteidigen. Wenn wir es nicht wissen, dann wissen wir es nicht. Außer dem Eingestehen dieses Agnostizismus bleibt keine intellektuell redliche Position übrig.)
Philoclopedia (Donnerstag, 18 November 2021 22:02)
Was ist im religiösen Kontext mit "Glauben" gemeint?
Wikipedia schlägt vor: "Glaube oder Glauben im weitesten Sinne umfasst jede Art des Fürwahrhaltens, also anzunehmen, dass etwas wahr oder wahrscheinlich ist."
Schlage ich im Duden nach, steht da: "von der Existenz einer Person oder Sache überzeugt sein, etwas für wahr, wirklich halten. Beispiele: an Gott, an die Auferstehung glauben oder an Gespenster, an Wunder glauben"
Glaube ist damit nicht anders definiert, als das Verb glauben: Eine Aussage, eine Proposition für wahr oder wahrscheinlich wahr halten. ("Ich glaube, also ich halte für wahr oder wahrscheinlich wahr, dass Vancouver in Kanada liegt.")
Wenn Jesus sagt: "Dieweil du mich gesehen hast, Thomas, glaubest du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Joh.20:29), dann meint er mit Glauben dasselbe - die Bejahung einer realitätsbeschreibenden Aussage.
Liebe Gläubige. Wenn Ihr zum Bespiel sagt, Ihr glaubt, dass die Seele den Hirntod überleben wird - beschreibt Ihr damit eine Überzeugung über die Realität? Ihr haltet es für wahr oder wahrscheinlich wahr, dass ihr nach dem Tod nochmal aufwachen werdet und Erlebnisse und Empfindungen haben werdet?
Oder ist das nur ein Wunsch, eine Hoffnung?
"Ich glaube, dass die Seele den Hirntod überleben wird" - bedeutet das in Wirklichkeit "Ich wünsche mir, dass die Seele den Hirntod überleben wird"? Oder "Ich hoffe, dass die Seele den Hirntod überleben wird"? Oder was bedeutet es?
Was meint Ihr mit "Glauben"?
Liebe Skeptiker. Was versteht Ihr darunter, wenn ein Gläubiger sagt, er glaubt, dass die Seele den Hirntod überleben wird? Versteht ihr darunter eine Überzeugung über die Realität? Oder einen Wunsch, eine Hoffung? Oder was sonst?
https://de.wikipedia.org/wiki/Glaube
Philoclopedia (Samstag, 26 Oktober 2019 19:37)
Ich gehe von vielen Annahmen aus, deren angebliche Wahrheit ich einfach von anderen übernommen habe. Ich habe zum Beispiel noch nie nachgeprüft, ob Kiew wirklich in der Ukraine liegt - gehe aber davon aus, dass es so ist.
Hier ist der relevante Unterschied zwischen Gläubigen und ehrlichen Denkern:
Wie gehen sie damit um, wenn die epistemische Rechtfertigung ihrer Annahmen in Frage gestellt wird?
Prüfen sie ihre Annahmen dann ergebnioffen? Und ändern sie, wenn sie feststellen müssen, dass die epistemische Rechtfertigung fehlt?
Oder halten sie sich einfach die Ohren zu und glauben feste weiter - obwohl gerade eben gezeigt wurde, wie unsinnig ihre Annahmen sind?
Philoclopedia (Mittwoch, 18 September 2019 12:06)
Ewa Staron
"Als ob Glaube in irgendeiner Hinsicht mit Dummheit zusammenhinge."
1. Chemtrailer glauben, die Regierung würde uns mit Kondensstreifen hinter Flugzeugen vergiften wollen. Kein Gegenbeweis vermag sie umzustimmen.
2. Sie glauben es im religiösen Sinn. Sie haben keine Beweise und glauben dennoch. (Erinnerst Du Dich an das Johannes-Evangelium? Thomas will Beweise für die Auferstehung. Jesus zeigt ihm die Wunden und antwortet dann: "du hast gesehen - und deshalb glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!" (Joh 20:29)
Die Chemtrailer sind gläubig im biblischen Sinn - sie haben keine Beweise gesehen - aber glauben dennoch.
Frage:
Ist das Glaube oder Dummheit?
Gibt es Glaubensinhalte, die Du als Dummheit bezeichnen würdest? Oder können Glaubensinhalte beliebig absurd, beliebig realitätsverleugnend werden - und Du würdest sie niemals als Dummheit bezeichnen?
Lesetipp: Diese Zeit-Reportage über Chemtrailer. Du wirst darin exakt das finden, was Bonhoeffer beschreibt: "Gründe verfangen nicht. Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden."
https://www.zeit.de/2017/41/fake-news-chemtrails-wissenschaft-wahrheit-luegenpresse/komplettansicht
WissensWert (Montag, 04 März 2019 00:17)
Was ist "Glaube"?
Glaube ist das Annehmen von Überzeugungen aus irrationalen Gründen - ohne Evidenz - oder sogar gegen die vorliegende Evidenz.
Freilich hat auch der Skeptiker Überzeugungen. Solche, die er aus rational gerechtfertigten Gründen angenommen hat.
Hier liegt der Unterschied: Habe ich gute (gerechtfertigte, rational begründete) oder schlechte Gründe für eine Überzeugung?
WissensWert (Freitag, 04 Mai 2018 02:46)
Glauben ist der Königsweg zur Unwahrheit, denn glauben kann man jeden beliebigen Unsinn und sein exaktes Gegenteil! - frei nach Jori Wehner