Menschliche Geschlechtsunterschiede

Menschliche Geschlechtsunterschiede sind all jene Unterschiede in der Anatomie, der Psyche und im Sozialverhalten zwischen Menschen bezeichnet, die auf deren Zugehörigkeit zum männlichen oder weiblichen Geschlecht zurück-geführt werden.

Die körperlichen Geschlechterunterschiede: Frau und Mann mit tendenziell unterschiedlich ausgeprägten Körperproportionen, Körperbehaarung und Geschlechtsorganen.

1. Einteilung

Es wird unterschieden zwischen primären, sekundären und tertiären Geschlechtsmerkmalen. Primäre Geschlechtsmerkmale sind beim Mann Penis, Hoden, Nebenhoden und Samenwege, bei der Frau Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter und Vagina. Diese Merkmale sind bereits bei der Geburt ausgebildet. Die sekundären Geschlechtsmerkmale bilden sich in der Pubertät durch die Einwirkung von Hormonen. Dazu gehört beim Mann Bartwuchs, bei der Frau die Brust. Zu den tertiären Geschlechtsmerkmalen zählen der jeweilige Körperbau, z. B. Körpergröße und Beckenform, sowie geschlechtsspezifische Verhaltensweisen und Gefühle (Psyche). Die Unterscheidung zwischen sekundären und tertiären Geschlechtsmerkmalen ist nicht immer eindeutig.[1][2]

2. Anatomie

2.1. Reproduktive Kapazität

Die Eierstöcke produzieren pro Monat etwa eine Eizelle, die sich zusammen mit einem Spermium zu einem Embryo entwickeln kann. Die Hoden produzieren pro Monat mehrere Milliarden Spermien, die sich jeweils zusammen mit einer Eizelle zu einem Embryo entwickeln können. Dies bedeutet, dass ein Mann in seinem Leben eine weitaus größere Zahl von Kindern zeugen als eine Frau bekommen kann. Im Durchschnitt haben Frauen und Männer die gleiche Anzahl an Kindern, da jedes Kind immer eine Mutter und einen Vater hat. Die Varianz ist jedoch weitaus höher bei Männern. Männer tendieren diesbezüglich dazu, durch die Zahl der Kopulationen beschränkt zu sein, Frauen durch ihre Fruchtbarkeit.[3]

Mulai Ismail soll über 850 Kinder gezeugt haben.[3] Die Frau mit den meisten Kindern war zeitgenössischen Quellen zufolge die russische Bäuerin Valentina Vassilyev (18. Jahrhundert). Aus 27 Schwangerschaften resultierten 69 Kinder.[4]

Die Fruchtbarkeit von Frauen nimmt ab dem Alter von etwa 30 Jahren ab und endet mit der Menopause. Männer sind länger fruchtbar. Die älteste Mutter, María del Carmen Bousada, war zum Zeitpunkt der Geburt 67, der älteste Vater 93 Jahre alt.[5]

2.2. Gehirn

Das menschliche Gehirn ist statistisch gesehen deutlich sexualdimorph., d.h. es existieren deutliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen. Das männliche Gehirn ist im Durchschnitt 11 % schwerer und dieser Unterschied bleibt signifikant, wenn die Körpergröße konstant gehalten wird. Die Größe einzelner Hirnareale im Verhältnis zur Gesamtgröße unterscheidet sich ebenfalls. Beispielsweise sind die Frontallappen bei Frauen größer, die Amygdala  und der Hypothalamus bei Männern.[6]

Auch bei Hirnarealen, die für kognitive Funktionen zuständig sind, gibt es Geschlechtsunterschiede. Frauen haben im Mittel ein relativ größeres  Sprachzentrum und Forschungsergebnisse suggerieren, dass diese anatomischen Merkmale mit höheren Sprachfertigkeiten von Frauen korrelieren.[6]

Der signifikanteste Sexualdimorphismus des menschlichen Gehirns scheint die Lateralisation des Gehirns zu sein. Bei Männern sind die beiden Hemisphären in Bezug auf Sprache und Raumvorstellung tendenziell asymmetrischer organisiert als bei Frauen, was für einige Unterschiede in kognitiven Funktionen sorgen könnte. So haben Schäden an einer Hemisphäre bei Frauen manchmal geringere Effekte als bei Männern.[6]

Die unterschiedliche Hirnentwicklung beginnt sehr früh im Leben, wofür wahrscheinlich sowohl Sexualhormone als auch genetische Signale verantwortlich sind.[6]

2.3. körperliche Leistungsfähigkeit

Es ist nicht möglich ein einheitliches Maß für die körperliche Leistungsfähigkeit des Menschen aufzustellen. Stattdessen wird die Leistungsfähigkeit für jede Disziplin einzeln bestimmt. Männer erreichen im Leistungssport im Schnitt 10 bis 20 % mehr Leistungsfähigkeit in den einzelnen Disziplinen. Dieser Effekt ist umso stärker, je mehr es auf Kraft ankommt.[7] Der höhere Fettstoffwechsel von Frauen ist bei Ultra-Ausdauerdisziplinen von Vorteil.[8]

Frauen besitzen im Bevölkerungsdurchschnitt etwa zwei Drittel der körperlichen Leistungsfähigkeit von Männern[9][10][11] und haben im Durchschnitt 55 % der Muskelkraft von Männern. Die besten 20 % der Frauen haben dieselbe körperliche Leistungsfähigkeit wie die schlechtesten 20 % der durchschnittlichen männlichen Bevölkerung.[12]

In Deutschland haben Arbeitgeber im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung über die Lastenhandhabungsverordnung durch geeignete Messwerkzeuge, etwa die Leitmerkmalmethode, auf diese geschlechtsspezifischen Unterschiede Rücksicht zu nehmen. International sind die Unterschiede durch die ISO 11228(Ergonomie – Manuelles Handhaben von Lasten) zum Heben, Halten, Tragen, Ziehen und Schieben von Lasten normiert. Europäische Norm ist die EN 1005(Sicherheit von Maschinen – Menschliche körperliche Leistung).[13][14][15][16][17]

2.4. Weitere Dimorphismen

Frauen in allen bisher untersuchten menschlichen Populationen haben im Durchschnitt eine hellere Hautfarbe als Männer.[18] Die Helligkeit korreliert bei Frauen (nicht bei Männern) positiv mit dem pränatalen Östrogenspiegel.[19]

Einer in Island und den Niederlanden durchgeführten Studie zufolge kommt die Augenfarbe grün mehr als doppelt so häufig bei Frauen wie bei Männern vor, auch Sommersprossen sind deutlich häufiger.[19]

Frauen haben relativ zu ihrem Körper kleinere Füße als Männer.[20][21]

3. Intersexualität und Transsexualität

Die Natur bietet eine breite Spanne von Ausprägung der Geschlechter. So gibt es beispielsweise Frauen mit erhöhtem Testosteronspiegel und Menschen mit Androgenresistenz, die bei einem XY-Karyotyp ein weibliches Erscheinungsbild haben. Diese und weitere Zwischenformen zwischen Mann und Frau werden unter dem Begriff Intersexualität zusammengefasst. Dieser Umstand erschwert es, eine allgemein für den Leistungssport gültige Definition für „Frau“ zu finden.[22][23] Vom physischen Phänomen der Intersexualität ist das psychische Phänomen der Transsexualität zu unterscheiden.

4. Biologisch beeinflusste Verhaltens- und Persönlichkeitsunterschiede

Die Geschlechtsunterschiede beim Menschen gehen weit über anatomische Merkmale hinaus und finden sich in vielen Aspekten der Kognition, des Verhaltens und Störungen desselben wieder. Die historische Perspektive des Mannes als Jäger und Sammler, konkurrierend mit anderen Männern um Nahrung, Ressourcen und Frauen und mit geringen Investitionen in die Erziehung der Kinder, ist konsistent mit der Entwicklung von speziell männlichen Eigenschaften wie Aggression, Konkurrenz und Raumvorstellung. Bei Frauen standen wahrscheinlich Kindererziehung und die Fähigkeit, in einer kooperativen Gemeinschaft zu überleben, im Vordergrund, was die Herausbildung von kommunikativen und sozialen Fähigkeiten beförderte. Trotz des kürzlich eingetretenen kulturellen Wandels der Geschlechterrollen wird die Evolution des Menschen auch in Zukunft Verhalten beeinflussen.[6]

Diese Unterschiede zeigen sich auch in Geschlechtsunterschieden bei der Partnerwahl und sexuellen Mentalitäten. Männer sind generellen Beobachtungen zufolge oberflächlicher, primär von Schönheit und Jugend angezogen und sexuell opportunistisch, während Frauen von Reichtum und Status angezogen werden. Das evolutionäre Interesse der Männer, eine maximale Reproduktionsrate mit fruchtbaren Frauen zu erreichen, und das der Frauen, Partner mit guten Ressourcen und besten Genen für erfolgreichen Nachwuchs auszuwählen, helfen, diese unterschiedlichen Prioritäten zu erklären.[6] In einer vielzitierten Studie (1989) wurden über 10.000 Individuen aus 33 Ländern auf sechs Kontinenten und fünf Inseln bezüglich geschlechtsspezifischer Unterschiede in der Bevorzugung von Eigenschaften bei potenziellen Partnern untersucht. Die Studie konzentrierte sich auf die Eigenschaften Erwerbspotenzial, Ehrgeiz/Fleiß, Jugendlichkeit, physische Attraktivität und Keuschheit. Frauen schätzten das signalisierte Erwerbspotenzial bei potenziellen Partnern mehr als Männer. Signale der Fruchtbarkeit bei potenziellen Partnern wurden von Männern höher geschätzt als von Frauen. Diese Unterschiede deuten auf geschlechtsspezifische evolutionäre Strategien hin.[24]

Der unterschiedliche Selektionsdruck führte zu geschlechtsspezifischen Entwicklungen der Geschlechtschromosomen, die das Verhalten direkt (über Gene) und indirekt (über Hormone) beeinflussen.[6]

4.1. Sexualhormone

Der traditionellen Sicht zufolge sind Hormone die einzigen biologischen Ursachen für Verhaltens- und Kognitionsunterschiede zwischen Mann und Frau. Viele der frühen Studien wurden an Mäusen durchgeführt. Testosteron beeinflusst die geschlechtsspezifische Hirnentwicklung sowie Verhalten und Funktionen. Der Hauptmechanismus der Entwicklungsunterschiede scheint der programmierte Zelltod zu sein. Androgene behindern auch die Entwicklung typisch weiblichen Verhaltens. Beispielsweise besteigen männliche Mäuse mit Androgenmangel seltener weibliche Mäuse und sind rezeptiver für die Besteigung durch andere Männchen. Dabei besteht kein einfacher Zusammenhang zwischen Hormonmenge und Verhaltensausprägung; der Zeitpunkt der Hormonausschüttung, die Empfindlichkeit für Hormone und modifizierende Umweltfaktoren können Verhaltensvariationen erklären. Sexualhormone wirken sich auch auf Aggression und Kognition aus. Beispielsweise verhalten sich Mäuse und Primaten aggressiver, wenn sie höheren Androgenspiegeln ausgesetzt sind. Weibliche Ratten lernen räumliche Aufgaben schneller als kastrierte Männchen, wenn sie während ihrer Entwicklung Androgenen ausgesetzt sind.[6]

Wenn menschliche, weibliche Embryonen während der Schwangerschaft verstärkt männlichen Hormonen ausgesetzt wurden (z.B. durch Einnahme von Diethylstilbestrol durch die Mutter, oder durch das Adrenogenitale Syndrom (CAH)), neigen sie als Menschen später zu mehr Aggressivität, verbessertem räumlichen Denken, typisch männlichem Spielverhalten und Sexualpräferenzen. Der ursächliche Anteil der Erziehung am Ausmaß dieses Verhaltens bei CAH-Mädchen ist umstritten, da sich das Erziehungsverhalten als Reaktion auf die männlich anmutenden Genitalien ändern könnte.[6]

Mädchen von getrenntgeschlechtlichen Zwillingspaaren wurden als Embryonen in der Gebärmutter höheren Dosen von Androgenen ausgesetzt und zeigten in einigen Studien überdurchschnittlich typisch männliches Verhalten wie verbesserte Raumvorstellung und Sensationslust. Andere Studien konnten diese Effekte nicht replizieren.[6]

Die Hormonveränderungen während der Pubertät bewirken geschlechtsspezifische Unterschiede in der Häufigkeit von Stimmungsstörungen, wovon Mädchen doppelt so häufig wie Jungen betroffen sind.[6]

4.2. Geschlechtschromosomen

Die zahlreichen Hinweise auf die wichtige Rolle der Hormone bei Geschlechtsunterschieden bedeuten nicht, dass es keine anderen biologischen Ursachen für Geschlechtsunterschiede gibt. Einige sexuelle Differenzierungen können nicht auf Hormone zurückgeführt werden, sondern auf genetische Unterschiede.[6]

Das X-Chromosom enthält ein Gen für Soziale Kognition. Mädchen mit dem X0 Turner-Syndrom, die das X-Chromosom vom Vater erhalten haben, erzielten signifikant höhere Ergebnisse bei Tests als Mädchen mit der Krankheit, bei denen das X-Chromosom von der Mutter stammt. Normale Jungen haben schlechtere soziale Kognition als normale Mädchen. Dies suggeriert die Existenz eines Gens, das die sozialen kognitiven Fähigkeiten erhöht, aber in Jungen nicht exprimiert wird. Das X-Chromosom wurde in Studien zudem (teilweise kontrovers) mit Homosexualität, Affektstörungen, allgemeinen kognitiven Fähigkeiten, Asozialität und geistiger Behinderung in Verbindung gebracht.[6]

4.3. Kognitive Fähigkeiten

Zwischen Frauen und Männern bestehen signifikante Unterschiede bei einzelnen intellektuellen Fähigkeiten, die sich jedoch anscheinend nicht auf Unterschiede des Allgemeinen Faktors der Intelligenz (g) zurückführen lassen. Die unterschiedlichen Fähigkeiten variieren mit dem Alter und auch mit dem Hormonspiegel. So zeigen Frauen in der Phase des Menstruationszyklus mit niedrigem Östrogenspiegel erhöhte Raumvorstellung und in der Phase mit hohem Östrogenspiegel erhöhte Motorik. Frauen, die Östrogene im Rahmen einer Hormonersatztherapie erhalten, weisen ein besseres Spracherinnerungsvermögen auf, wenngleich es hierzu auch gegensätzliche Ergebnisse gibt. Es ist jedoch relativ unstrittig, dass die Heritabilität von g etwa 50 % beträgt. Die Heritabilität („Vererbbarkeit“) steigt von etwa 20 % im Kindesalter auf 40 % im Erwachsenenalter und 60 % im späteren Leben. Die Heritabilität unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern: Insbesondere die Heritabilität des Sprechvermögens ist bei Mädchen höher als bei Jungen. Auf dem X-Chromosom befinden sich potenzielle Quantitative Trait Loci für g und ein Überschuss an Genen, die mit geistigen Behinderungen assoziiert sind. Daher sind als Resultat von Geschlechtsunterschieden bei der Genexpression von auf dem X-Chromosom befindlichen Genen verhaltensrelevante Effekte zu erwarten.[6]

4.4. Aggressivität

Antisoziales Verhalten tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen. Die Prävalenz von antisozialer Persönlichkeitsstörung in der Allgemeinbevölkerung liegt bei ca. 3 % für Männer und ca. 1 % für Frauen.[25][26] Jungen tendieren eher zu externalisierenden Störungen und Symptomen wie aggressivem und delinquentem Verhalten, während Mädchen eher an internalisierenden Problemen und depressiv ängstlichen Symptomen leiden.[27][28] In jeder Altersklasse werden mehr Männer als Frauen mit Verhaltensstörungen diagnostiziert.

Männliche Menschen sind zudem in jeder Altersklasse physisch und verbal aggressiver als weibliche und begehen mehr Straftaten.[29] So waren in Deutschland laut polizeilicher Kriminalstatistik im Jahr 2011 86,9 % der Tatverdächtigen in der Straftatengruppe „Mord und Totschlag“ männlich, in der Kategorie „Raubdelikte“ waren es 90,4 %.[30] Lebenslanges persistentes antisoziales Verhalten wie Aggressivität tritt bei Männern ungefähr 10 bis 14 Mal häufiger auf als bei Frauen. Als Erklärung haben einige Forscher die unterschiedliche Konzentration von Testosteron bei Frauen und Männern vorgeschlagen.[31]

Forschungsergebnisse zeigen für Männer eine höhere Heritabilität von Aggression als für Frauen, wenngleich die Bestimmung eines definitiven Werts der Heritabilität schwierig ist. Der erste Hinweis auf eine Verbindung zwischen spezifischen Genloci (MAO-Gene) und Aggressivität wurde bei Tierversuchen gefunden. Die MAOA-Gene wurden später in bei Jungen in Verbindung mit asozialem Verhalten gebracht: Jungen, die wenig MAO-A exprimierten und zudem misshandelt wurden, tendierten später deutlich mehr zu asozialem und gewalttätigem Verhalten als Jungen mit höherer MAOA-Exprimierung (unabhängig davon, ob letztere misshandelt wurden oder nicht).[6]

4.5. Persönlichkeitsmerkmale und Interessen

Eine Analyse zweier Meta-Analysen und dreier interkultureller Studien zeigte, dass die Persönlichkeitsunterschiede entlang der Big Five zwischen Männern und Frauen klein bis mittel sind. Die größten Unterschiede bestünden bezüglich Verträglichkeit und Neurotizismus, die beide bei Frauen im Durchschnitt stärker ausgeprägt seien als bei Männern. Frauen seien zudem stärker an Menschen und weniger an Dingen interessiert als Männer.

Die Persönlichkeitsunterschiede seien in geschlechtsegalitären Gesellschaften tendenziell größer als in weniger geschlechtsegalitären Gesellschaften, was als Widerspruch zur Rollentheorie und als Übereinstimmung mit evolutionären Theorien sowie der Theorie des sozialen Vergleichs gedeutet werden könne. Die Interessenunterschiede seien konsistent über Zeit und verschiedene Kulturen, was auf biologische Einflüsse hindeute.[32]

5. Kulturelle Erklärungsansätze

àGender

Die genuine Geschlechterforschung geht davon aus, dass sich Verhaltens- und Persönlichkeitsunterschiede nicht aus dem biologischen Geschlecht ergeben würden, sondern aus den sozialen Bedingungen, Strukturen und Normen, an welche sich Männer und Frauen anpassen (müssen). Die Geschlechter seien nach der Theorie soziale Konstrukte, in seriösen Gender-Publikationen wird jedoch eingeräumt, dass zumindest einige Unterschiede wie anatomische Unterschiede (Körpergröße) und weibliche Gebärfähigkeit nicht kulturell, sondern offensichtlich biologisch bedingt sind. 

Das stärkere Auftreten von Aggression bei Männern wird in diesem Ansatz zum Beispiel als Folge von Rollenerwartungen gesehen. Der Durchschnitt der Männer besetzte und besetzt kulturell bedingt Rollen mit größerer Macht und höherem Status als der Durchschnitt der Frauen. Dies habe dazu geführt, dass aggressives, dominantes Verhalten als Ausdruck von Macht als typisch männlich angesehen werde. Die Verinnerlichung dieser Rollenerwartungen würde zu der höheren Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Aggressivität von Männern im Vergleich zu Frauen führen.[33] „Die neueren, im Umkreis der feministischen Philosophiegeführten Debatten haben darüber aufgeklärt, was es bedeutet, diesen Begriff so zu gebrauchen, als eigne ihm ein veritabler Gegenstandsbezug: die Kategorie vermeintlich ontologischen Zuschnitts fungiert in Wahrheit als ideologisches Konstrukt.“[34]

6. Soziologie

6.1. Kriminalität

Täter

Männer begehen deutlich mehr Verbrechen als Frauen. Es gibt keine bekannte Gesellschaft, in der der Anteil der Frauenkriminalität höher ist als der der Männerkriminalität. 2006 waren etwa 4,3 % der weltweiten Gefängnisinsassen weiblich.[35] 74,3 % der 2014 ermittelten Tatverdächtigen in Deutschland waren männlich.[36] Speziell bei schwerwiegenden Delikten, bei Organisierter und Gangkriminalität ist der Anteil der Männer nochmal deutlich höher. Während in Österreich etwa 20 % der ermittelten Tatverdächtigen weiblich sind, beträgt ihr Anteil an Personen, die eine lebenslange Freiheitsstrafe verbüßen, lediglich 4%.[37][38]

Opfer

Die Geschlechterverteilung der Opfer von Verbrechen sind je nach Delikt sehr unterschiedlich, jedoch haben Männer in Deutschland ein höheres Risiko  (59,0 %) einem Verbrechen zum Opfer zu fallen als Frauen (41,0 %).

Verbrechen

Land

Männer

Frauen

Daten

Tötungsdelikte

Weltweit

78,7%

21,3%

Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung

[39]

Mord und Totschlag

Deutschland

52,7%

47,3%

2011 Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung

Mord und Totschlag

Österreich

59,8%

40,2%

2010 Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung

Straftaten gg. die sex. Selbstbestimmung

Deutschland

7,0%

93,0%

2014 Polizeiliche Kriminalstatistik[40]

Tötungsdelikte im Gangmilieu

USA

94,6%

5,4%

U.S. Department of Justice[41]

Tötungsdelikte im Drogenmilieu

USA

90,5%

9,5%

U.S. Department of Justice

Tötungsdelikte

Honduras

93,2%

6,8%

2010 Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung

Tötungsdelikte

Japan

47,1%

52,9%

2012 Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung

6.2. Bildung

Global gesehen haben Männer eine höhere Alphabetisierungsrate als Frauen. In einigen Gebieten ist es Mädchen verboten, in die Schule zu gehen, so kämpfen beispielsweise die radikal-islamischen Taliban mit Gewalt gegen schulische Bildung der weiblichen Bevölkerung. Weltweit kommen auf 100 Männer, die Lesen und Schreiben können, 88 Frauen. In einigen Ländern ist diese Abweichung noch größer, in Bangladesch beispielsweise kommen nur 62 Frauen auf 100 Männer.[42] In entwickelten Ländern ist die Lese- und Schreibfähigkeit der Mädchen oft besser als die der Jungen, diese sind dafür etwas besser in Mathematik.[43][44]

In einigen Ländern gibt es mittlerweile mehr weibliche Studienabsolventen als männliche. In Deutschland waren 2014 50,1 % der Studienanfänger und 50,5 % der Absolventen Frauen.[45]

6.3. Führungsrolle

In den meisten Ebenen der Gesellschaft dominieren Männer in Führungspositionen, egal ob in der Politik, der Wirtschaft oder in anderen Hierarchien.

18 von 193 (9,3 %) Staaten hatten September 2015 ein weibliches Staatsoberhaupt oder/und einen weiblichen Regierungschef im Amt. Von den 7.336.000.000 Menschen leben im Januar 2017 2,0 % in Staaten mit weiblichen Staatsoberhaupt und 6,6 % in Ländern mit weiblichen Staatsoberhäuptern oder/und weiblichen Regierungschef. 9,2 % (2014) der deutschen und 5,9 % (2015) der österreichischen Bürgermeister sind weiblich.[46][47] 41 % der Befragten gaben bei einer Studie der Marktforschungsgesellschaft GfK an, lieber einen Mann als Chef zu haben, 49 % war das Geschlecht des Vorgesetzten gleichgültig.

Land

Aktienindex

Anzahl gelisteter Unterneh

men

Untern

ehmen mit min. einer Frau im Vorstand

Unterne

hmen mit min. zwei Frauen im Vorstand

Unternehmen mit weiblichem CEO

Deutsch-land[48]

DAX, MDAX, SDAX, TecDAX

160

21%

3%

0,63%

Österreich

[49]

Wiener Börse Index

69

13%

0%

2,9%

6.4. Wohlstand

Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer. Nach einer Veröffentlichung der Generaldirektion Justiz der Europäischen Kommission von 2014 verdienen in den EU-Ländern Frauen im Durchschnitt pro Arbeitsstunde 16 % weniger als Männer. In den einzelnen Ländern ist der Gender Pay Gap unterschiedlich stark ausgeprägt. Deutschland gehört mit Österreich zu den Ländern, in denen der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied am höchsten ist.[50] Unter den Dollar-Milliardären der Welt befanden sich 2014 1645 Männer und 172 Frauen,[51] wovon die meisten ihr Vermögen geerbt haben: 2010 hatten von 89 Frauen nur 14 (~15,8 %) ihren Reichtum selbst erwirtschaftet, während 665 von 922 Männer Selfmade-Milliardäre waren (~72 %).[52]

Quellenverzeichnis

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2.    Bernhard Rensch: Die stammesgeschichtliche Sonderstellung des Menschen, 1957, Seite 33

3.     Chapter 10: Sexual Selection. BIOL 271 – Evolution. Department of Biology, University of Vermont. (PDF; 350 kB)

4.     Marie M. Clay: Quadruplets and Higher Multiple Births. Cambridge University Press, 1991.

5.    At 66, Record-Breaking Mom Is 'More Than Happy'. Daily News Central, 18. Januar 2005.

6.    Ian W. Craig, Emma Harper, Caroline S. Loat: The Genetic Basis for Sex Differences in Human Behaviour: Role of the Sex Chromosomes. In: Annals of Human Genetics. Vol. 68, Nr. 3, 2004, S. 269–284, doi:10.1046/j.1529-8817.2004.00098.x.

7.     tz.de

8.    Energiebilanz und Fettstoffwechsel, Lutz Aderhold, German Road Races, 23. Januar 2014.

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10. Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (Hrsg.): Handlungsanleitung zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen beim Ziehen und Schieben von Lasten. LV 29. Saarbrücken 2002, S. 21 (PDF; 1,7 MB [abgerufen am 8. Dezember 2015]).

11. Josef Kerschhagl: Grundlagen – manuelle Lasthandhabung. Hrsg.: Zentral-Arbeitsinspektorat. Wien 24. Juli 2001, S. 11 (PDF; 696 kB [abgerufen am 25. Mai 2013]).

12. Helena Carreiras, Gerhard Kümmel: Women in the Military and in Armed Conflict (= Schriftenreihe des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr. Band 6). 1. Auflage. Springer VS, Wiesbaden 2008, Women in Combat: Reconsidering the Case Against the Deployment of Women in Combat-Support and Combat Units, S. 10 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

13.  Lastenhandhabung. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 23. Oktober 2015, abgerufen am 15. Dezember 2015.

14. Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (Hrsg.): Handlungsanleitung für die arbeitsmedizinische Vorsorge. Juli 2009 (PDF; 705 kB [abgerufen am 2. April 2013] BGI/GUV-I 504-46).

15. Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz   (Hrsg.): Manuelle Lasthandhabung Heben, Halten, Tragen. Wien Oktober 2009 (PDF; 590 KB [abgerufen am 2. April 2013]).

16. Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (Hrsg.): Manuelle Lastenhandhabung – Heben, Halten, Tragen, Ziehen, Schieben. Verlag Technik & Information e.K., Bochum 2010 (PDF; 750 kB (Webarchiv) [abgerufen am 8. Dezember 2015]).

17. WorkSaveNB (Hrsg.): Ergonomics Guidelines for Manual Handling. 2. Auflage. 2010 (englisch, PDF; 1,5 MB [abgerufen am 2. April 2013]).

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19.Patrick Sulem et al: Genetic determinants of hair, eye and skin pigmentation in Europeans. In: Nature Genetics. Vol. 39, 2007, S. 1443–1452, doi:10.1038/ng.2007.13 (englisch).

20. K. Krishan, T. Kanchan, N. Passi, J. A. DiMaggio: Sexual dimorphism in foot length ratios among North Indian adolescents. In: J Forensic Leg Med.2015. doi:10.1016/j.jflm.2015.09.007. PMID 26414875.

21. M. Voracek, M. L. Fisher, B. Rupp, D. Lucas, D. M. Fessler: Sex differences in relative foot length and perceived attractiveness of female feet: relationships among anthropometry, physique, and preference ratings. In: Percept Mot Skills. 2007. doi:10.2466/pms.104.4.1123-1138. PMID 17879647.

22. Remo Geisser: 800-m-Lauf der Frauen Der Endlauf der Kontroverse.

       In: Neue Zürcher Zeitung. 20. August 2016.

23. Henrik Furrer: Diese intersexuellen Sprinterinnen deklassieren ihre Gegnerinnen – liegts am Testosteron? In: Aargauer Zeitung. 31. August 2016.

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26. David G. Myers: Psychologie. 2. Auflage. Springer, Berlin 2008, S. 789 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

27. Marc Grischa Schmid: Psychische Gesundheit von Heimkindern. Juventa Verlag, Weinheim 2007, S. 136 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

28. Claus Buddeberg u. a. (Hrsg.): Psychosoziale Medizin. 3. aktualisierte Auflage. Springer, Berlin 2004, S. 187 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

29. Evelyn Heinemann, Hans Hopf: Psychische Störungen in Kindheit und Jugend. Symptome, Psychodynamik, Fallbeispiele, psychoanalytische Therapie. Kohlhammer, Stuttgart 2008, S. 139 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

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35.  http://www.who.int/bulletin/volumes/89/9/10-082842/en/ “in about 80 % of prison systems worldwide, the proportion of women varies between 2 % and 9 % with a median of 4.3 % in 2006.”

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50. ec.europa.eu

51. blogs.marketwatch.com

52. vol.at

 

Stand: 2017

Kommentare: 2
  • #2

    Philoclopedia (Mittwoch, 01 Februar 2023 06:13)

    „In den meisten Berufen spielen die durchschnittlichen Unterschiede in den Fähigkeiten keine Rolle, wohl aber die durchschnittlichen Unterschiede in den Vorlieben. Das augenfälligste Beispiel verdanken wir einer Untersuchung von David Lubinski und Camille Benbow an einer Stichprobe mathematisch frühbegabter Siebtklässler, die in einer landesweiten Talentsuche ermittelt wurden. Die Teenager wurden in die zweite Welle des Feminismus hineingeboren, von ihren Eltern dazu angehalten, ihre Begabungen zu entwickeln (alle besuchten sie mathematische und naturwissenschaftliche Sommerprogramme) und waren sich über ihre Leistungsfähigkeit vollkommen im Klaren. Trotzdem berichteten die hochbegabten Mädchen den Forschern, ihr Interesse gelte eher Menschen, »sozialen Werten« sowie humanitären und altruistischen Zielen, während die hochbegabten Jungen erklärten, sie würden sich mehr für Dinge, »theoretische Werte« und abstrakte geistige Problemstellungen interessieren.

    Auf dem College belegten die jungen Frauen ein breites Spektrum von Fächern in den Bereichen Geisteswissenschaften, Kunst und Naturwissenschaften, während die Jungen sich ziemlich einseitig und abgeschottet auf Mathematik und Naturwissenschaften konzentrierten. Wie unter diesen Umständen nicht anders zu erwarten, machten weniger als 1 Prozent der jungen Frauen einen Doktor in Mathematik, Physik oder Ingenieurwissenschaft, während es bei den jungen Männern immerhin 8 Prozent waren. Die Frauen studierten stattdessen Medizin, Jura, Geisteswissenschaften und Biologie.“

    Auszug aus Steven Pinker, „Das unbeschriebene Blatt: Die moderne Leugnung der menschlichen Natur“

  • #1

    Philoclopedia (Montag, 31 August 2020 15:55)

    Rost: "Feministinnen und viele Sozialwissenschaftler hören es nicht gerne, aber zahlreiche Studien belegen: Es gibt Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der kognitiven Leistungsfähigkeit - und bei einigen Subfacetten der Intelligenz sogar dramatische Unterschiede. Das gilt insbesondere für die räumliche Orientierung, also für die Fähigkeit, sich gedanklich in zwei- oder dreidimensionalen Räumen zu bewegen. Das ist unter anderem in vielen naturwissenschaftlichen Berufen gefragt. Da sind Männer deutlich besser als Frauen. Diese Unterschiede haben vermutlich auch nicht nur etwas mit der Sozialisation zu tun, lassen sich also nicht einfach wegtrainieren. Umgekehrt schneiden Frauen bei anderen Subfacetten besser ab, etwa bei der Wahrnehmunsgeschwindigkeit oder dem verbalen Fähigkeiten. Die meisten Intelligenztests sind aus ideologischen Gründen - Political Correctness - so konstruiert, dass die Geschlechterunterschiede minimiert werden."


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