Der Begriff "Desertifikation" stammt vom lateinischen Wort desertus facere ab, was übersetzt "wüst machen" oder auch "verwüsten" bedeutet. Bezeichnet wird damit der vom Menschen verursachte Prozess der Wüstenbildung. Diese Verschlechterung der Bodenverhältnisse wird vor allem von der kontinuierlichen Übernutzung natürlicher Ressourcen (z.B. Überweidung, Endwaldung, falsche Bewässerung, ungeeigneter Ackerbau) in Trockengebieten eingeleitet. Als Folge kommt es zum Rückgang des Pflanzenbewuchses, zur Abtragung des Oberbodens, zum Versiegen der Wasserreservoirs bis hin zu verheerenden Staubstürmen.
Computersimulationen haben jedoch gezeigt: der Mensch begünstigt nicht nur auf direktem Wege die Verödung fruchtbaren Bodens. Auch indirekt, über die Beeinflussung des Klimas, treibt er den Desertifikationsprozess voran. Am Beispiel der Sahel soll dies verdeutlicht werden.
Die größte Ausbreitung wüstenartiger Verhältnisse, die die Menschheit in den letzten 100 Jahren erlebt hat, war die Dürre im Sahel in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Unmittelbare Ursache war eine extreme Abnahme der Niederschläge - gegenüber der Periode 1931-1960 lag dieser Rückgang bei etwa 50 %. Lange Zeit galten Überweidung und extreme Abholzung afrikanischer Wälder als Hauptursache. Man nahm an, dass die dadurch verringerte Pflanzenzahl weniger Feuchtigkeit aufnehmen und folglich weniger Wasser durch Verdunstung an die Atmosphäre abgeben kann.
Durch Computer-Modelle ist heute jedoch bekannt, dass die Niederschläge der Sahel vor allem durch Verdunstungswasser aus dem Ozean gespeist und mit dem Sommermonsun auf den Kontinent transportiert werden. Entscheidend dabei ist der Temperatur- und Luftdruckgegensatz zwischen Kontinent und Ozean. Je stärker dieser ist, desto weiter dringt der Monsun ins Landesinnere vor und umso mehr Regen bringt er.
In den 1970er und 1980er Jahren hat demnach eine starke Erwärmung des indischen Ozeans die regenbringenden Luftmassen des Monsuns daran gehindert tief in den afrikanischen Kontinent einzudringen. Diese Erwärmung wiederum ist zumindest teilweise das Resultat des menschlichen Treibhausgasausstoßes und des dadurch herbeigeführten Klimawandels.
Ein weiterer Faktor ist die unterschiedliche Erwärmung der Ozeantemperaturen im Atlantik nördlich und südlich des Äquators. Die Industrieländer auf der Nordhalbkugel stoßen eine Vielzahl an Aerosolen aus: Kleinstpartikel, die die Mehrzahl der Sonnenstrahlen reflektieren und so abkühlend auf die unteren Luftschichten wirken. Dadurch erwärmen sich die atlantischen Wassermassen der Nordhalbkugel weniger stark als die der Südhalbkugel. Die Folge ist eine Verlagerung der Monsunströmungen nach Süden, mit stärkeren Niederschlägen über der westafrikanischen Küstenregion und Trockenheit im Sahel, wo sich die Symptome der Desertifikation weiter ausbreiten.
Insgesamt ist die Forschung weit davon entfernt, eindeutige Aussagen über die zukünftigen Veränderungen der Trockengebiete der Erde durch den Klimawandel zu treffen. So ist es heute unmöglich zu sagen, ob z.B. die Sahelzone sich ausweiten oder, wie vor etwa 6000 Jahren, in eine üppige Steppenlandschaft mit Bäumen und zahlreichen Flüssen verwandeln wird. Denn nach Modellberechnungen erwärmen sich die Kontinente zwar schneller als
die Ozeane und erhöhen so, die für die Stärke des Monsunsausschlaggebende Temperatur- und Druckdifferenz, andererseits nimmt die Aerosolbelastung der Nordhalbkugel und damit die Verlagerung des Monsunregens nach Süden stetig zu.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der CO2-Düngungseffekt. Da Pflanzen dieses Gas für die Energiegewinnung benötigen fördert die durch den Menschen verursachte Erhöhung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre das Pflanzenwachstum. Damit kann anderen Desertifikationsfaktoren wie Niederschlagsdefiziten oder menschlichen Einwirkungen auf die Vegetationsdecke entgegengewirkt werden. So wurde für den Südwesten der USA eine Verringerung der Wüstenbereiche um 60 % allein durch diesen CO2-Düngungseffekt prognostiziert. Die Wirkung hängt allerdings von der Region und der dortigen Pflanzengemeinschaft ab.
Während der Mensch also seinem direkten Einfluss auf die Verwüstung fruchtbaren Ackerlandes durch geeignete Bewässerungs- und Bewirtschaftungsmethoden des Bodens kontrolliert entgegenwirken kann, ist er noch weit davon entfernt seine Beeinflussung über die Veränderung des Klimas zu verstehen geschweige denn diese für sich zu nutzen.
Gastbeitrag aus: Klimawiki
Stand: 2016
Martin Landvoigt (Donnerstag, 19 Juli 2018 15:42)
Angesichts des Problems der Wahrheit von Aussagen grundsätzlicher art ist es ein Problem der menschlichen Erkenntnis und der korrekten Umsetzung. Derartige Sätze sind drum äußerst problematisch:
'Diese Erwärmung wiederum ist zumindest teilweise das Resultat des menschlichen Treibhausgasausstoßes und des dadurch herbeigeführten Klimawandels.'
Tatsache ist, dass die Variabilität des Wetters und auch des Klimas enorm ist. Wir können von vielen Einflussfaktoren ausgehen, die sich verstärken oder gegenseitig aufheben können. Ein starker Zusammenhang scheint es mit ozeanischen Zyklen zu geben. Ferner ist ein prinzipieller Einfluss von Emissionen von IR-aktiven Gasen auf das Klima gut begründet. Ob es sich dabei allerdings um Marginalitäten oder signifikante Einflüsse geht, ist weit weniger gesichert. Eine belastbare Festlegung auf z.B. die CO2-Klimasensitivität (TCR und ECS) fehlt weitgehend, denn die veröffentlichten Studien ergeben große Abweichungen und stellen bestenfalls mehr oder minder zutreffende Abschätzung her.
Was aber wäre, wenn es einen signifikanten Einfluss (ECS) gäbe, aber dieser lediglich den Trend zu einer neuen kleinen oder großen Eiszeit verhindert?
Zum Sahel: In den letzten Jahrzehnten ist der Sahel tendenziell ergrünt, obwohl es mehrere Faktoren gab, die eine Desertifikation begründen.
Seelenlachen (Mittwoch, 09 März 2016 22:47)
Es ist pervers und komisch zugleich, dass parallel zur fortschreitenden Desertifikation der Erde eine „Sandknappheit“ auf uns zukommt:
http://www.sapereaudepls.de/was-ist-der-mensch/probleme/peak-sand/