Die Frage, was der Mensch nicht essen soll oder gar darf, hat viele Dimensionen. Diese alle aufzuwickeln wird den Rahmen dieses Aufsatzes, der überschaubar bleiben soll, sprengen. Er wird sich daher kaum mit den philosophisch-theoretischen Dimensionen dieser Frage befassen. Und sich darauf beschränken die grundlegenden, praktisch-faktischen Argumente, wenngleich auch unter moralischen Aspekten, zu beleuchten, die gegen den (übermäßigen) Verzehr von Fleisch- oder Tierprodukten im Allgemeinen sprechen. Religiöse oder sonstige nicht für jedermann einsichtige Argumente werden nicht dargelegt. Dieser Aufsatz ist somit weniger didaktisch, denn ein Plädoyer contra unserer gegenwärtigen Esskultur.
Für viele Menschen hat Fleischessen etwas Selbstverständliches. Sie fragen sich nicht, woher ihr Kotelett kommt und was für Konsequenzen der eigene Nahrungsverzehr haben könnte. Diesen Menschen soll der Aufsatz eine erste Sensibilisierungsanregung liefern, ohne sie in eine Ecke drängen zu wollen. Daher ist er mehr deskriptiv, denn normativ gehalten.
Vorerst aber noch eine kleine Begriffsbestimmung bezüglich einiger Positionen.
Tiere leiden aufgrund der von uns betriebenen, industrienahen Produktion tierischer Nahrungsprodukte. Um ihren Tod an sich geht es mir nicht, da sie lebend kein Konzept von ihm haben und alle Lebewesen sterben müssen. Es geht um Lebensdauer, Lebensqualität und die Art des Vergehens. Und die sind bei einem Großteil der Nutztiere derart mies, dass die Nichtexistenz einer solchen Existenz wahrscheinlich vorzuziehen sei. Hierzu nun nur ein paar exemplarische Aspekte.
Sofern es die Nachfrage nicht anders verlangt, strebt der Markt für gewöhnlich die größtmögliche Produktion für die geringstmöglichen Kosten in kürzester Zeit an. Dies bedeutet zum einen, dass den betroffenen Nutztieren nur eine winzige Lebensfläche zugestanden wird. Bei vielen „Legehennen“ sind dies Drahtkäfige mit einer Kantenlänge von je 40cm, die in endlosen Ketten über- und untereinander gestapelt werden (In Deutschland ist die Käfighaltung seit 2010 glücklicherweise verboten. Seit 2012 dürfen in der EU keine Eier aus Käfighaltung mehr verkauft werden). Damit sich die Hühner nicht gegenseitig picken, wird ihnen der Schnabel abgehackt. Oft sind sie trotzdem von den Umständen gezeichnet und der Maschendraht scheuert ihnen die Federn weg und die Haut auf. Viele verkrüppeln auf der fehlenden Bewegungsmöglichkeit hin. Wegen dieser sterben sie meist auch nach 12 Monaten, ihre natürliche Lebenserwartung liegt beim 20-fachen. Die männlichen Legeküken erreichen nicht einmal dieses Alter, sondern werden aufgrund ihrer Nutzlosigkeit gesext. Das bedeutet man schmeißt sie zu Dutzenden in eine Art Häxler. Allein in Deutschland werden so jedes Jahr 45 Millionen neugeborene Küken getötet. Hier wird extrem deutlich, was subtil schon im Wort Nutztier versteckt ist: Sie werden als Mittel zum Zweck betrachtet. Doch auch sie verspüren Bedürfnisse und Schmerzen. Und damit sind wir noch gar nicht auf die Genbehandlungen oder das Schmeißen lebendiger Hühner in kochendes Wasser eingegangen, die im Gegensatz zu den im Vergleich zu anderen Gebieten doch noch relativ tierfreundlichem Europa Gang und Gebe sind.
Ähnliche Intensivhaltung erfahren die meisten Schweine und Kühe. Damit sich in der Enge keine Krankheiten verbreiten, verabreicht man den Tieren Antibotika. Diese werden zunehmend resistent dagegen, weshalb immer mehr Antibotika eingesetzt wird, das folglich auch zu immer größeren Mengen auf unseren Tellern landet. Und auch die Hormone, unter dem gemeinsam mit dem Kalziummangel der Milchkühe auch diesen Nutztieren einen erheblichen Teil ihrer Vitalität genommen wird. Doch viele Tiere kommen gar nicht erst auf den Teller. Und damit meine ich gar nicht die Tonnen von verarbeitendem Fleisch, die wir Industrienationen Woche für Woche wegschmeißen. Die wenigsten Schweine oder Kühe sterben auch dort, wo sie leben. Im Gegenteil, werden sie verschieden „industrie-mentalisiert“, sodass kleine Kälber kurz nach der Geburt ihrer Milchmama entzogen werden. Schon beim Transport zum Schlachthaus, über engen Transportern, LKW und sogar riesigen Schiffswegen sterben viele Tiere. Nachdem die verängstigten Tiere mit vielen Elektroschocks aus dem Pferch getrieben wurden, hören sie noch die Todesschreie ihrer Artgenossen, bevor sie selbst dran sind.
Wenn unsere Eigenschaften nicht gottgegeben, sondern evolutionär entstanden sind, dann müssen wir Tieren, wenn auch abgestuft, eine Leidensfähigkeit zuschreiben. Wer diesbezüglich eine skeptizistische Seite einnimmt und auf der ethisch sicheren Seite sein möchte, sollte davon ausgehen, dass Tiere Bewusstsein besitzen und so auch leiden können. Selbst wenn sie uns das nicht erzählen können. Eine Maxime ist utilitaristisch betrachtet dann moralisch-sinnvoll, wenn sie unter dem Strich mehr Glück bzw. weniger Leid hervorbringt. Und sie ist dann tauglich, falls sie umsetzbar ist. Eine sinnvolle und taugliche Maxime wäre es demnach vermeidbares Tierleid zu unterlassen und zu unterbinden, insofern ein dadurch resultierendes Unglück nicht das der Tiere überwiegt. Dazu zählt neben der Intensivtierhaltung auch das Hernehmen der Tiere für medizinische, kosmetische Tests oder dergleichen. Tierleid gänzlich oder ausschließlich zu verhindern, ist hingegen wahlweise utopisch oder unmoralisch. Denn alle Lebewesen konkurrieren um begrenzte Ressourcen und da ist das Entstehen von Unglück zwar verringer-, aber nicht verhinderbar. Eine Erde ohne Schmerz wäre eine Erde ohne Leben. Und auch das Opfer einiger Laborratten zur Erforschung eines Krebsheilmittels ist moralisch gut vertretbar. Eine Erde ohne Schmerz wäre eine Erde ohne Leben. Bei gleichbleibender Tierhandlung ist Vegetarier zu sein zweifelsohne die bessere Wahl.
In argumentative Schwierigkeiten kommt man, will man unabhängig von der Qualität der vorangegangenen Existenz begründen, dass der Verzehr einer Art eher moralisch vertretbar wäre, als die einer anderen. Bereits prinzipiell, darüber hinaus sehe ich einen praktischen Grund. Die Evolution hat Lebewesen mit immer komplexeren Nervensystemen hervorgebracht. Diese haben tendenziell ein größeres Empfindens-, ergo Leidensvermögen. Dies könnte ein Ansatz liefern zu denken, man könne weniger weit entwickelte Tiere unbedenklicher züchten und verspeisen. Doch diese sind i.d.R. auch kleiner, weswegen für die gleiche Menge an Essen mehr Leben zugrunde gehen müssen. Man gelangt in mehrere solche moralische Dilemmas, möchte man ähnliche Ansichten argumentativ untermauern. Möchte man den Menschen unabhängig von seiner neuronalen Beschaffenheit (Kognition, Quale) ein höhres Existenzrecht und Recht nicht leiden zu müssen einräumen, dann findet man sich schnell im Spezifismus wieder.
Ferner leiden auch Menschen direkt an unserer „Massentierproduktproduktion.“ Tiermästung ist eine extrem ineffiziente Methode der Nahrungsmittelgewinnung. So muss für die Produktion von einem Kilo Fleisch in etwa 16 Kilogramm Getreide verfüttert werden. Entsprechend dieser Schätzung kann mit einer bestellten Landfläche von einem Hektar, mit dem 191 Menschen mit Fleisch ernährt werden können, eigentlich fast 2.000 Menschen ernährt werden. Fleisch ist also Luxus, den man sich ethisch nur leisten kann, wenn für jeden da ist bzw. niemand darunter leidet. Weltweit leiden jedoch Abermillionen Menschen an Hunger. Angesichts dieser schrecklichen Nahrungsmittelknappheit und dem Potential durch Fleischverzicht viel mehr Nahrung produzieren zu können, ohne dass einer hungern muss, ist man auch hier als Nicht-Fleisch-Esser auf der moralisch besseren Seite. Bedenkt man, dass 70% aller Ackerflächen der Tierhaltung dienen, steckt hier vielleicht das Potential das Welt-Leid signifikant zu lindern.
Ganz zu schweigen von den 70% aller Trinkwasserressourcen, die wir für die Landwirtschaft im Allgemeinen aufwenden. Das in Anbetracht kommender Süßwasserknappheit. Und nicht zu vergessen, dass vor allem wir Europäer durch die Subventionierung der Massenmorde an Tieren den Tod auch zu den Menschen nach Afrika bringen. Wenn Sie eine Begründung dieser Behauptung näher interessiert, googlen Sie Jean Ziegler.
„Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet.“ Jean Ziegler
Zusätzlich schadet eine omnivore (pflanzlich und tierisch) Ernährungsgrundlage dem Ökosystem in mancherlei Hinsicht mehr, als es das eine vegane täte. Da wären zum einen die emittierten Treibhausgase (überwiegend Methan, Lachgas und Stickoxid), die auf die Verdauung (Mist, Pansengärung) der Tiere rückzuführen sind und den Klimawandel beschleunigen. Nach einer Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen trug die intensive und extensive Tierhaltung 16% zur weltweiten, anthropogenen Treibhausgasemission bei. Das ist mehr als der Verkehrssektor! Und das sind nur die Ausstöße der Tiere selbst. Der Nutztierzüchtung ist weltweit noch einmal ein Drittel aller fossilen Energieträger zuzuschreiben. Von Getreideanbau über der Kühlung im Discounter bis zum Gasherd. Ein unglaublich hoher Energieaufwand.
Ein weiteres Problem zieht die Fleischproduktion vor allem in Südamerika nach sich, die Entwaldung. Dort werden jede Minute eine Urwaldfläche von der Größe mehrerer Fußballfelder (Schätzungen variieren sehr stark) gerodet oder niedergebrannt und planiert oder in Ackerfläche umgewandelt. Unter diesem Trend ging schon weit über die Hälfte des amazonischen Regenwaldes verloren. Die ist dabei zu gut 80% der Waldfragmentation auf die Fleischindustrie rückzuführen. Arten werden vertrieben, gefolgt von einer klar erkennbaren Erosion der Biodiversität. Übrig bleiben Nutz-Tiere.
Und ein durch Dünger, Pestizide & Co toxisch belasteter Boden. Auch vor unserem Grundwasser machen diese Schadstoffe keinen Halt. Die Pessimisten meinen, es laufe auf eine Desertifikation hinaus. Wüste, wo früher Leben in Überfluss war. Sicher auch gute Gründe sich das mit der omnivoren Ernährung noch einmal zu überlegen. Oder formulieren wir es einmal andersherum, positiv: Fleischlos leben verbessert Ihren ökologischen Fußabdruck, es ist aktiver Umweltschutz.
Die Ausführungen sind fast beliebig ergänz- und erweiterbar. Und eigentlich wissen Sie wahrscheinlich schon was zu tun ist, wenn man sowas hier liest. Wenn, dann mangelt es bei Unserereins wohl an der Praxis. Der wirklich einzige Grund, der uns für unseren exorbitant ausartenden Fleischkonsum bleibt, ist „weil es halt so lecker ist.“ Nennen Sie mich Gutmensch, aber dies ist, Anbetracht der Gegenargumente, kein triftiger Grund.
Wieder gibt es drei Seiten, von denen Besserungen ausgehen können. Es sind zum einen die Unternehmen, die bei der Fleischproduktion mehr Wert auf Qualität, denn auf Quantität legen könnten. Doch die Nachfrage ist anders und ein einzelnes Unternehmen, das gegen die Nachfrage steuert, geht unter. Dass alle einen Sinneswandel erleben, ist vernachlässigbar unwahrscheinlich. Von der zweiten Seite wird bereits eingegriffen. Der Staat kann Fleischkonsum auf verschiedene Weisen besteuern und Veganismus subventionieren. Doch auch der Staat setzt sich nur aus den von uns gewählten Repräsentanten zusammen, genauso wie das Angebot nur ein Spiegelbild unserer Nachfrage ist. Schlussendlich liegt es an der dritten Seite, uns, den Privatmenschen. Wenn nicht wir die Welt retten, tut es niemand. Oder wir müssen eine globale Ökodiktatur durchleben. Werden Sie selbst aktiv.
Viele kleine Menschen, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.
Rainer Kirmse , Altenburg (Dienstag, 18 Mai 2021 12:57)
Tieren und Umwelt zuliebe
Weg vom fleischlichen Triebe.
Wer Tiere nicht kann lieben,
Ist selber Tier geblieben.
TIERLEID
Uns're Tiere haben's schwer,
Man behandelt sie nicht fair.
Ein Mensch, wie stolz das klingt,
Der großes Leid den Tieren bringt.
Geflügelknast und Schweinemast
Sind Quälerei und Umweltlast.
Kükenschreddern ist das Wort
Für grausamen Massenmord.
Tiertransporte sind Tortur,
Von Mitgefühl keine Spur.
Tiere als Versuchsobjekt,
Vor nichts wird zurückgeschreckt.
Man fragt nicht nach der Tiere Befinden,
Profit zählt, das Tierwohl steht ganz hinten.
Bringen wir in ein dunkles Kapitel Licht,
Dem Tierschutz Gewicht, beim Fleisch Verzicht.
Heraus die Tiere aus den Verliesen
Für ein bisschen Freiheit in den Wiesen.
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche Grüße aus Thüringen
WissensWert (Dienstag, 03 April 2018 13:03)
Tiere, die man essen will, bekommen keine Namen.
Ein Bekannter wohnt mit seiner Frau und seinen Kindern in einem alten Haus mit einem großen und im Winter kalten Treppenhaus. Das Fenster dort bleibt in der kalten Jahreszeit immer geschlossen. In einer Ecke hat sich eine große fette Spinne eingenistet. Für meinen Bekannten ist das kein Problem, Spinnen sind nützliche Tiere. Auch seine Frau ist keine Arachnophobikerin und nicht vom Putzteufel besessen. Nur ihr Sohn hat sich vor der Spinne gefürchtet. Allein durchs Treppenhaus zu gehen, war nicht mehr möglich, nachdem er das Tierchen entdeckt hatte. Ich weiß nicht, wer zuerst auf den Gedanken kam, der Spinne einen Namen zu geben. Auf jeden Fall ist der Kleine seitdem wie ausgewechselt. Früh am Morgen stürzt er als erstes zu diesem Fenster, um zu sehen, wie es Hugo geht, und ob die Jagd in der Nacht erfolgreich war. Die von der Spinne gefressenen namenlosen Fliegen bekümmern ihn dagegen nicht.
Wenn Eltern mit ihren Kindern im Zooladen ein Kuscheltier kaufen, erhält dieses als erstes einen Namen. Kommt Besuch, dem die Neuerwerbungen stolz präsentiert werden, lautet die erste Frage meist: „Wie heißt es denn?” Tiere, die mit einem eigenen Namen versehen wurden, wechseln ganz automatisch von Objekten zu Subjekten und können sich unserer lebenslangen Aufmerksamkeit und Fürsorge sicher sein. Hirsch Heinrich, Biene Maja und Weinachtsgans Auguste stützen ebenfalls diese These. Es gibt nur wenige Tiere, die es ohne eigene Namen zu Berühmtheit brachten, weil sie als Gruppe auftraten: Die sieben Geißlein, die Bremer Stadtmusikanten.
Vor Jahren hatte ein Bekannter für Weihnachten einen lebenden Karpfen gekauft und für eine Woche in seiner Badewanne einquartiert. Die Kinder kümmerten sich um den Fisch, er wurde sogar gefüttert und – er wurde Alfred genannt. Zu Weihnachten haben sie ihn wieder in den Teich gesetzt. Der Gedanke an eine Tischkonversation ala „Reich mir doch noch ein Stück von unserem köstlichen Alfred herüber!” hatte nicht nur den Kindern den Appetit verdorben.
http://kwakuananse.de/http:/kwakuananse.de/archives/tiere-die-man-essen-will-bekommen-keine-namen/
WissensWert (Samstag, 09 September 2017 00:48)
https://www.youtube.com/watch?v=tocB6hDBcSg
WissensWert (Samstag, 09 September 2017 00:48)
https://www.youtube.com/watch?v=C-0mUU1fnME
WissensWert (Mittwoch, 08 Februar 2017 00:16)
Intelligenz erhöht die Wahrscheinlichkeit, vegetarisch/vegan zu leben
2006 wurde unter den Teilnehmern einer britischen Jahrgangsstudie von 1970, die als Kinder eine erhöhte Intelligenz aufwiesen untersucht, wie sie sich als Erwachsene ernähren.
Feststellungen:
Je höher der IQ im Kindesalter, umso größer die Wahrscheinlichkeit, als Erwachsener Vegetarier zu sein.
Vegetarier sind vor allem weiblich, gehören höheren sozialen Schichten an und haben eine bessere Ausbildung. Sie sind meist Akademiker.
Ein Unterschied im IQ um 15 Prozent erhöht die Wahrscheinlichkeit, Vegetarier zu sein, um 38 Prozent.
Auch andere Studien zeigen den Zusammenhang zwischen Intelligenz und Vegetarismus/Veganismus - was sowohl an den ethischen als auch den gesundheitsfördernde Gründe liegt.
http://ada.portalxm.com/eal/worksheet.cfm?worksheet_id=254414
WissensWert (Samstag, 04 Februar 2017 02:21)
Gedanken zum Verspeisen von Tieren
Ab einer gewissen Bewusstheitsentwicklung der Empathie haben Kinder (deren Empathieentfaltung nicht traumatisiert wurde) eine prinzipielle freundschaftliche Zuneigung zu Tieren. Sie würden nie auf die Idee kommen, ein Schwein, eine Kuh oder ein Huhn tot zu schlagen, um sie zu verspeisen.
Bevor wir so bewusst wurden, wie wir es heute sind, u.a. auch durch Sprache und die dadurch ermöglichte Selbstreflektion, haben wir in der Not als Allesfresser auch Tiere gefressen, wenn die Pflanzen nicht reichten. Wir hatten nicht die Bewusstheit und die Gelegenheit, uns mit der Ähnlichkeit der Tiere mit uns auseinanderzusetzen - so wie es heute möglich ist.
Dann kam der Hund zu uns und wurde Teil der Familie und Jagdgefährte. Irgendwann gingen wir von der Jagd zur Zucht über und ließen uns nieder. Zwischen der Vorstellung, dass der Hund unser geliebter Freund mit Persönlichkeit und Intelligenz ist und Rind, Ziege, Schaf, Schwein nur Vieh als unpersönliche Nahrung und vielfältig nutzbares Material, entstand eine starke kognitive Dissonanz, die aufgelöst werden musste, auch weil die Bedingungen es nicht zuließen, darauf zu verzichten.
Es gelang uns, in Ritualen und Verdrängung die Verantwortung auf imaginäre Überwesen zu projizieren. Das finden wir noch heute wieder in den Opfervorgaben der "Heiligen" Schriften. Wir MÜSSEN Tiere opfern, weil unser Gott das von uns verlangt. Wir sind die Herrscher über die Tiere, weil Gott das so wollte, er hat sie uns zum Nutzen geschaffen. Wir haben eine Seele, Gottes Odem, sind sein Ebenbild, die Tiere nicht. Sie sind nur Vieh.
Beschäftigt man sich mit Tieren, deren Intelligenz, sozialer Kompetenz, Persönlichkeit, Lernfähigkeit, Bewusstsein und Ich-Wahrnehmung, dann weiß man, dass daran etwas nicht stimmt. Evolutionäre Anthropologie zeigt uns auch, wie viel Tier in uns Menschen und wie viel "Mensch" (auch in Form von Würde des Subjekts) im Tier steckt. Ein Tier ist keine Sache, ein Tier ist kein unpersönliches "Stück" "Vieh".
Fleisch essen als Mensch ist also entweder Not oder Verdrängung aus anerzogener Gewohnheit. Wir müssen verdrängen, was ein Tier wie ein Schwein, eine Kuh, ein Huhn ist, um es essen zu können. Entweder müssen wir uns ans Schlachten gewöhnen, indem wir verrohen und abstumpfen, unser Herz kalt werden lassen gegenüber dem Tier, das wir ermorden müssen, oder indem wir es aus unserem Blickfeld verdrängen und gar nicht sehen wollen, woraus das Fleisch gemacht wird.
Es ist in der Natur so, dass Tiere einander fressen, weil das von selbst so entstanden ist als anethischer Prozess. Niemand hat sich das so ausgedacht, es ist ein thermodynamischer selektionsgetriebener energetischer Optimierungsprozess, der sich den Überschuss des Sonnenlichts zunutze macht. Kein gutmütiger Schöpfer könnte sich sowas ausgedacht haben. Deswegen ist "Natur" auch kein Argument für ethisches Handeln. Nur weil etwas "Natur" ist, ist es noch lange nicht "gut". Sonst könnte man auch den Infantizid beim Wechsel des Partners rechtfertigen. Löwen machen das auch, dass sie Kinder ihrer ehemaligen Rivalen töten, da sie nicht ihre Gene in sich tragen.
Wir hingegen können über unser Tun nachdenken, haben Optionen, können Folgen abschätzen und sind nicht mehr in der Not, Fleisch essen zu müssen. Aber wir sind daran gewöhnt und haben es seit Jahrtausenden kulturell verdrängt ("Karnismus"), was wir seit der Aufnahme des Hundes in unsere Familie schon insgeheim ahnen.
WissensWert (Samstag, 09 Juli 2016 18:56)
https://youtu.be/8rK-USZ51TQ
WissensWert (Freitag, 06 Mai 2016 18:49)
https://youtu.be/4zwCLEttsJ0
Seelenlachen (Sonntag, 06 März 2016 13:26)
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/raubbau-am-regenwald-fleisch-frisst-land-1.1161723
Seelenlachen (Samstag, 05 März 2016 01:54)
Der Kriminalbiologe Dr. Benecke war zu Gast bei Markus Lanz und referiert über die Verwesungsprozesse von Leichen. Dann wechselt er eloquent die Ebene: „Viele tun so, als ob das gruselig ist, dabei essen wir Leichengewebe. Gulasch sind ja Leichenmuskelwürfelchen. Kotelett ist Leichenknochen mit Leichenmuskel.“ Und: „Schweinebeine, die vertrocknen, die man als Schinken in dünne Scheiben schneidet, das ist Mumiengewebe.“ Lanz, perplex von dem makaberen Vortrag Beneckes, sagt abschließend: „Mit dem, was sie erzählt haben, haben sie mehr für die Bewegung der Vegetarier getan als jeder andere jemals davor. Es ist Wahnsinn!"
https://www.youtube.com/watch?v=AXFB0b6C_bI&feature=youtu.be&t=12m48s
sapereaudepls (Dienstag, 18 November 2014)
Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben.
harrsch (Dienstag, 18 November 2014 14:17)
Ich meine nur es gibt größere Probleme.
sapereaudepls (Montag, 03 November 2014 15:40)
Der Politiker sagt, das Volk will es so.
Der Viehbauer sagt, der Markt will es so.
Der Markt sagt, der Verbraucher will es so.
Der Verbraucher sagt, was kann ich allein schon ausrichten?
Das Schwein sagt nichts. Das Schwein leidet.
Das Gleiche Prinzip gilt bezüglich unseres Umgangs mit der dritten Welt.
Wenn nicht wir, wer dann? Wenn nicht jetzt,..
harrsch (Montag, 03 November 2014 15:29)
Wenn wir besser produzieren würden, würde das der Markt nicht zulassen.