Der Semantische Externalismus ist eine Referenztheorie der (Sprecher-)Bedeutung, nach der die Extension von natürlichen Artbegriffen u.a. indexikalisch und damit sprecherextrinsisch (durch kausale Beziehungen) und nicht sprecherintrinsisch (durch Sprecherüberzeugungen) bestimmt wird.
Beispiel: Der natürliche Artbegriff "Wasser" referiert in unserer Welt w1 auf H20, weil es in w1 eine relevante kausale Beziehung zwischen Verwendungen des Ausdrucks "Wasser" und Vorkommnissen von H2O gibt: Die wässrige Entität in w ist die typische Ursache von Vorkommnissen von "Wasser" und diese Entität ist de facto H2O. Der semantische Externalismus besagt also, dass der Ausdruck "F" auf Entitäten der Art A zutrifft gdw. gilt: Entitäten der Art A sind die typischen Ursachen von Vorkommnissen des Ausdrucks "F".
"Bedeutungen sind nun einmal nicht im Kopf."
- Hilary Putnam: The Meaning of "Meaning", S. 219
Hilary Putnam begründete den Semantischen Externalismus mit seinem Aufsatz The Meaning of "Meaning". Darin argumentiert er gegen die traditionelle Auffassung, die nach ihm Folgendes besagt:
(A1) Die Intension eines Ausdrucks zu kennen heißt, sich in einem mentalen Zustand zu befinden, der einem über Wiedererkennungskriterien verfügen lässt.
(A2) Die Intension (Inhalt) eines Ausdrucks legt seine Extension (Umfang) fest.
(K1) Ein bestimmter mentaler Zustand legt die Extension eines Ausdrucks fest.
Beispiel: Wer die Intension des Ausdrucks "Abendstern" kennt, kennt die definitorischen Merkmale von "Abendstern" (seine Intension). Dies und nur dies erlaubt es ihm, den am frühen Abendhimmel leuchteten Stern als Abendstern zu individuieren (seine Extension). Die Intension bestimmt also die Extension.
Gegen diese traditionelle Auffassung hat Putnam mehrere Gedankenexperimente entworfen. Das bekannteste ist das der Zwillingserde-Gedankenexperiment:
(P1) Eine Zwillingserde w2 ähnelt unserer Erde w1 weitestgehend. Die einzige Ausnahme: Die Flüssigkeit, die auf w2
"Wasser" genannt wird, hat dieselben Makroeigenschaften wie H20 in w1, aber die Mikrostruktur XYZ.
(P2) Tim auf der Erde und Tom auf der Zwillingserde sind mentale Doppelgänger und darüber hinaus chemisch ignorant.
(C1)
Der Begriff "Wasser" erweckt in
Tim und Tom denselbem
mentalen Zustand. Denn beide verbinden damit etwas mit denselben Makroeigenschaften.
(C2) Der
Begriff "Wasser" hat für Tom eine andere Extension als für Tim. Denn Tom bezeichnet mit "Wasser" die Flüssigkeit mit der Mikrostruktur H20 und Tim bezeichnet mit "Wasser" die
Flüssigkeit mit der Mikrostruktur XYZ.
(C3) Mentale Zustände legen nicht die Extension eines Ausdrucks fest.
(C3) ist die Negation von (K1). Daraus folgt: Wenn Hilary Putnams Argument stichhaltig ist, dann muss das traditionelle Argument falsch sein und umgekehrt.
Hilary
Putnam
Hilary Putnam über Gehirne im Tank
Internalismus und Externalismus
Mentaler Externalismus
Stand: 2019
WissensWert (Samstag, 09 Februar 2019 00:51)
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WissensWert (Samstag, 09 Februar 2019 00:50)
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