Gottesbeweise

Gottesbeweise sind Argumente für die Existenz (eines) Gottes.

The Creation of Adam (public domain)
The Creation of Adam (public domain)

1. Einleitung

1.1. Historische und aktuelle Einschätzungen

Versuche, die Existenz eines oder mehrerer Götter als möglich, wahrscheinlich oder notwendig zu beweisen, finden sich bereits in der Philosophie der Antike, z.B. bei Cicero und Seneca; ferner in der jüdischen und frühchristlichen Apologetik, danach bei den Kirchenvätern, wie z. B. bei Augustinus. Es folgten die jüdische und arabische Philosophie des Mittelalters und die z.T. damit verbundenen Gottesbeweise der Scholastik, u.a. der des Anselm von Canterbury. Mit Beginn der Neuzeit gab es rationalistische Anstrengungen, Gottesbeweise zu erbringen, wie z. B. von Descartes und Leibniz.[1]

Die neuzeitliche Einschätzung der philosophischen Relevanz von Gottesbeweisen beruht weitgehend auf der grundsätzlichen Kritik durch Immanuel Kant. In seiner Kritik der reinen Vernunft beschränkt er mögliche Erkenntnisse über Sachverhalte auf den Bereich des sinnlich Wahrnehmbaren. Die klassischen Gottesbeweise sind demnach nicht schlüssig, weil es keine Anschauung ohne Interpretation (Begriffe) gibt. Die Menschen legen vielmehr ihren eigenen Glauben in die Beweise hinein.[2] Dies betrifft speziell die mittelalterlichen scholastischen Gottesbeweise, darunter den ontologischen. Spätere Religionskritiker wie Ludwig Feuerbach hatten die Idee, Gott als Inbegriff menschlicher Wünsche nach einem erfüllten Leben aufzufassen, die dem jeweils individuellen, aber ursprünglichen Wesen des Menschen entsprechen. Nach dieser Projektionstheorie wäre Gott nur eine Fiktion, ein spontanes, auf Glauben beruhendes Konstrukt menschlicher Fantasie, die keine überprüfbare Aussage über die Existenz Gottes begründen kann.[3]

Neuscholastiker und einige Religionsphilosophen argumentieren ähnlich wie die Protagonisten früherer Gottesbeweise, etwa in der Natürlichen Theologie. Vertreter der Analytischen Philosophie greifen einerseits Kants Kritik auf, etwa John Leslie Mackie, versuchen andererseits aber, wie zum Beispiel Alvin Plantinga und Richard Swinburne, Gottesbeweise neu zu formulieren. Dies betrifft auch den ontologischen Gottesbeweis (z.B. Gödels modallogischer Gottesbeweis).

1.2. Motive

In der vorchristlichen Antike und im christlichen Mittelalter Europas stand die Existenz von Göttern oder eines Gottes meist nicht in Frage. Durch Etablierung von Staatsreligionen und deren absoluten Wahrheitsanspruch war es vielerorts rechtlich nicht erlaubt, daran öffentlich zu zweifeln (Agnostizismus, Atheismus). Ein formaler Beweis war also nicht als Reaktion auf publizierte Kritik notwendig, sondern hatte das Ziel, religiöse Überzeugungen zu stützen oder theoretisch zu untermauern.

Viele Frühscholastiker betonen die Notwendigkeit, zwischen Vernunft und Glaube zu vermitteln. Wesentlich dafür ist die Auffassung, dass der Vernunft die Existenz Gottes einsichtig ist. In diesem Sinne hatten bereits arabische, insbesondere kalamitische und jüdische Denker (Maimonides) Gottesbeweise entwickelt (z.B. Kalām-Argument).

Gottesbeweise dienten außerdem dazu, „Heiden“ zu bekehren, weil sich allein durch politische Macht in heidnisch geprägten Gesellschaften keine bestimmte Religiosität erzwingen lässt. Wo zudem die Bibel noch nicht als Heilige Schrift anerkannt wird, kann nicht erfolgreich offenbarungstheologisch argumentiert werden.

Hoch-Zeiten der Gottesbeweise waren die Frühe Neuzeit und die Epoche der deutschen Aufklärung. Für deistische Vordenker der Aufklärung sollten die Gottesbeweise eine auf Vernunft gegründete Natürliche Religion ohne Offenbarung durchsetzen. Diese Vorstellung wurde besonders von David Hume kritisiert. Mit Kants einflussreicher Kritik an den Gottesbeweisen verlieren die Gottesbeweise in philosophischen Diskussionen an Bedeutung. Indem sie das Subjekt in das Zentrum ihrer Überlegungen stellten, versuchten etwa Friedrich Schleiermacher und Søren Kierkegaard Gottesbeweise zu rehabilitieren.

Viele der hier aufgeführten Gottesbeweise beziehen sich auf einen Schöpfergott nach abrahamitischer Definition. Damit sind sie auf Religionen, die zwar Götter, aber keinen Schöpfer kennen, nicht anwendbar. Dies trifft beispielsweise auf den Buddhismus zu.

2. Argumente für und gegen die Existenz Gottes

Gottesbeweise lassen sich in apriorische und aposteriorische Beweise einteilen; diese Untergliederung nahm bereits Kant vor (Immanuel Kant: AA II, 155[4]). Apriorische Gottesbeweise sind unabhängig von Erfahrung. So leitet beispielsweise Anselm von Canterbury die Existenz Gottes aus dessen Begriff ab. Aposteriorische Gottesbeweise gründen sich auf Erfahrung. Die sogenannten fünf Wege (quinque viae) in der Tradition des Thomas von Aquin gelten hier als typisches Beispiel.

Eine weitere Unterscheidung von Gottesbeweisen geht auf die Ausführungen zur Transzendentalen Dialektik in Kants Kritik der reinen Vernunft zurück. Hier wird nach ontologischem, kosmologischem und teleologischem Gottesbeweis unterschieden (Immanuel Kant: AA III, 396[5]). Zusätzlich zu Kants Gliederung wird heute häufig noch der moralische Gottesbeweis ergänzt, der vom Königsberger selbst entwickelt wurde[6].

Die folgende Liste nennt philosophiehistorisch bedeutende Argumente für die Existenz Gottes, sowie einige bekannte Vertreter:

Argumentationsführung

Bekannte Vertreter

1. Die Existenz oder Bewegung aller Dinge bedingt eine erste Ursache, nämlich Gott (kosmologische bzw. kausale Argumente).

Platon, Aristoteles, Avicenna, Thomas von Aquin, William Lane Craig

2. Die Ordnung und Komplexität der Welt bedingt einen Schöpfer (teleologische Argumente).

Sokrates, Cicero, Thomas von Aquin, William Paley

3. Die Tatsache, dass es möglich ist, sich ein perfektes, höchstes Wesen vorzustellen, beweist dessen Existenz (ontologische Argumente).

Avicenna, Anselm von Canterbury, René Descartes, Kurt Gödel

4. Moral, Bewusstsein (Leib-Seele-Problem), Schönheit, Liebe und religiöse Empfindungen lassen auf einen Gott schließen.

John Henry Newman, Henry Sidgwick, John Polkinghorne, Richard Swinburne, René Descartes

5. Die Wahrhaftigkeit von Wundern und Offenbarungen zeigt, dass Gott existiert.

C. S. Lewis, William Lane Craig

6. Persönliche Gotteserfahrungen oder die Beantwortung von Gebeten deuten darauf hin, dass es einen Gott gibt.

Thomas Reid, Nicholas Thomas Wright

Diese Argumente sollen im Folgenden formalisiert und kritisch analysiert werden.

Neben den klassischen Versuchen, Gottes Existenz mit Hilfe der Vernunft zu beweisen, wurde versucht zu zeigen, dass der Glaube an Gott vorteilhaft und deshalb „rational“ ist. Immanuel Kant und Johann Gottlieb Fichte waren beispielsweise der Auffassung, dass der Gottglaube moralisch notwendig ist. Und der Pascalschen Wette zufolge ist es vernünftig, sicherheitshalber an Gott zu glauben, da dieser gegebenenfalls den Glauben belohnt (Himmel) und den Nichtglauben bestraft (Hölle).

Auch diese Argumente werden nachstehend vorgestellt und widerlegt,- es gibt keinen einzigen sowohl formal als auch inhaltlich überzeugenden Gottesbeweis, der Gottes Existenz tatsächlich beweisen könnte. Anschließend werden noch einige Argumente gegen die Existenz Gottes vorgestellt.

2.1. kausaler Gottesbeweis

Der kosmologische bzw. kausale Gottesbeweis möchte die Existenz Gottes unter Rekurs auf das Kausalitätsprinzip beweisen:

       (P1) Das Kausalitätsprinzip ist universell, d.h. alles hat eine Ursache.
       (P2) Es ist nicht sinnvoll, einen 
infiniten Regress an Ursachen anzunehmen.
       (C1) Folglich muss es eine erste Ursache gegeben haben, die selber keine

               Ursache besaß.
       (C2) Diese erste Ursache ist Gott.

In Kurzform besagt der kausale Gottesbeweis: Weil die Verursachung des Universums kontingent war, muss sie von etwas abstammen, das notwendig ist, dieses „etwas“ ist Gott. Obwohl dieser Gottesbeweis in Diskussionen um Gott sehr häufig ins Feld geführt wird, und intuitiv auch sehr plausibel erscheint, ist er sowohl formal als auch inhaltlich falsch. Und zwar aus den folgenden Gründen:

(1) Die Prämisse (P1) ist unbegründet. Wir beobachten eine endliche Anzahl von Ereigniskorrelationen und deuten diese als Ursache-Wirkungszusammenhänge. Aber nur weil B auf A folgt, muss A nicht auch die Ursache von B sein. Die Annahme einer Ursache A ist deshalb philosophisch schwierig, weil sich nie mit letzter Gewissheit sagen lässt, dass ein Ereignis A ein anderes Ereignis B auch tatsächlich kausal bewirkt bzw. verursacht und nicht nur räumlich und zeitlich nahe bei ihm auftritt. Des Weiteren handelt es sich bei der Prämisse (P1) höchstwahrscheinlich um einen unzulässigen Induktionsschluss, da von der Beobachtung von endlich vielen (augenscheinlichen) Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen nicht so einfach geschlussfolgert werden kann, dass das Kausalitätsprinzip immer und überall gültig sei. Auch auf Basis von einer Billion getätigten Ursache-Wirkung-Beobachtungen, lassen sich keine allgemeinen Gesetze formulieren, denn die eine Billlionunderste Beobachtung könnte diesem Gesetz bereits widersprechen.

Zweitens handelt es sich bei (P1) möglicherweise nicht nur um einen Induktions-, sondern auch um einen Kategorienfehler. Wir nehmen oft an, dass, wenn alle Elemente einer Menge eine bestimmte Eigenschaft haben, diese Eigenschaft dann auch für die Menge insgesamt gilt. Wenn alle Dinge im Universum eine Ursache haben, dann, so die implizite Überzeugung hinter (P1), muss auch die Gesamtheit aller Dinge - also das Universum selbst - eine Ursache gehabt haben. Wir extrapolieren den Begriff der Ursache, der sich (im makroskopischen Größenbereich) innerhalb des Universums bewährt hat, nun urplötzlich auf das Universum als Gesamtsystem. Dabei können wir nicht wissen, ob der Ursachebegriff in Bezug auf das Universum überhaupt einen Sinn macht, und die Quantenmechanik lehrt uns, dass das klassisch deterministische Ursache-Wirkungs-Schema auf anderen Größenskalen verschwinden und anderen (probabilistisch-statistischen) Schemata weichen kann. Außerdem wissen wir aus vielen anderen Bereichen, dass Begriffe (etwa „Fellfarbe“) auf Teilkomponenten eines Systems (etwa „Wildkatze“) sinnvoll angewendet werden können, gleichzeitig aber in Bezug auf das System als solches keinen Sinn machen („die Fellfarbe der biologischen Art Wildkatze“).

In der Physik wurden und werden gegenwärtig mehrere Modelle diskutiert, in denen das Universum nie eine erste Ursache hatte. Das Standardmodell der Kosmologie geht zwar noch von einem Urknall („Big Bang“) aus, der das Universum verursacht haben soll, andere Modelle sehen das jedoch anders. So resultierte das heutige Universum nach dem Big-Bounce Modell aus einem früheren, kollabierten („Big Crunch“) Vorgängeruniversum und expandiert und anschließend kontrahiert nun so lange, bis auch es selbst wieder in sich zusammenfällt und ein neues Universum gebärt. Die Annahme, dass irgendwann mal etwas aus dem Nichts entstanden ist, muss hier nicht getroffen werden und erscheint nicht weniger unplausibel, als die eines immerwährenden Kosmos.

Drittens widerspricht die Annahme des universellen Kausalitätsprinzips (P1) auch noch der des oft christlich-theologischen eingefärbten Libertarismus, nach dem der menschliche Wille frei und der Determinismus unwahr ist. Wer also das universalistische Kausalitätsprinzip heranzieht, um ein abrahamitisches Gottes- und Weltbild begründen zu wollen, verfängt sich in einem Widerspruch, da er einerseits die Universalität des Kausalitätsprinzips (P1), andererseits aber auch die Freiheit des menschlichen Willens (Libertarismus) behauptet.

(2) (P2) Folglich ist auch (P2) unbegründet. Wenn (P1) wahr sein sollte, also alles eine Ursache besitzt, folgt daraus geradezu zwingend, dass es einen unendlichen Regress an Ursachen geben muss. Hier begegnet uns, wenn auch  in verschleierter Form, das Problem der LetztbegründungJede mögliche Ursache U1 lässt sich theoretisch erneut hinterfragen: Was ist die Ursache für U1? Wenn dann U2 als Ursache für U1 ausgemacht ist, lässt sich weiterfragen: Was ist die Ursache für U2? Warum ist U3? usw. Laut Hans Albert existieren nur drei Wege, auf denen diesem Problem begegnet werden kann: (a.) Zirkelschluss: U1 und U2 verursachen sich an irgendeiner Stelle gegenseitig. (b.) infiniter Regress: Für jedeUrsache UX wird eine weitere Ursache gesucht. (c.) Dogmasetzung: Eine Ursache U wird als „gottgegeben“ hingenommen und nicht weiter hinterfragt.
Keine dieser drei Optionen ist wirklich intellektuell befriedigend. Gerade deshalb gibt es aber auch keinen Grund, eine von ihnen von vornerein rigoros auszuschließen, wie es bei (P2) mit (b) der Fall ist.

(3) Die Conclusio (C1) widerspricht der Prämisse (P1). Wenn es eine erste Ursache gegeben hat, die nicht selbst verursacht war (C1), dann kann nicht gleichzeitig wahr sein, dass alles eine Ursache hat (P1). Entweder, alles hat eine Ursache (P1 ist wahr), dann verschiebt die Annahme eines Schöpfergottes das Problem aber nur um eine Stelle nach hinten und es muss gefragt werden, was Gott verursacht wurde, oder aber, es gab eine erste Ursache, die selbst keine Ursache besaß. In diesem Fall ist die durch viele Messungen (z.B. Hintergrundstrahlung) und Theorien gestützte Big-Bang-Theorie viel geeigneter, um als erste Ursache zu fungieren, als ein empirisch und auch sonstwie nicht-nachweisbarer Schöpfergott.

(4) Die Conclusio (C1) widerspricht der Prämisse (P2), insofern eine Entität ewig existieren muss, um nicht verursacht wurden zu sein. Diese Annahme liegt nahe und wird zusätzlich auch durch (P1) gestützt. Wenn Gott aber selbst ewig existieren müsste, um nicht verursacht wurden zu sein (C1), so entspräche seine Existenz einem unendlichem Regress von Ursache-Wirkungsbeziehungen (Widerspruch zu P2). Dagegen könnte nun eingewendet werden, dass das Kausalitätsprinzip (Ursache-Wirkung) auf Gott nicht angewendet werden kann, damit aber bricht dann auch der gesamte kausale Gottesbeweis in sich zusammen, denn wenn das Kausalitätsprinzip nicht auf Gott angewendet werden kann, dann wäre auch kein Kausalitätsschluss auf Gott als die erste Ursache von Allem möglich. Zusätzlich wäre hiermit auch erneut wieder (P1) verletzt.

(5) Die Prämisse (P1) widerspricht der Prämisse (P2). Wenn alles eine Ursache besitzt (P1), so muss man bei einem infiniten Regress landen (Widerspruch zu P2). Da also schon die beiden Prämissen des Argumentes widersprüchlich sind, ist das gesamte Argument entkräftet, denn aus widersprüchlichen Prämissen lassen sich bekanntlich beliebige Schlüsse ziehen.

(6) Die Conclusio (C1) widerspricht der Prämisse (P1). Entweder alles hat eine Ursache (P1), oder es gibt eine erste Ursache, die selber keine Ursache besaß (C1). Diesen Widerspruch hatten wir bereits bei Punkt (3). Theisten versuchen ihn aufzuheben, indem sie behaupten, alles bedarf einer Ursache, nur natürlich nicht der Herrgott selbst. Dann aber ist das Argument tautologisch, denn so umformuliert behauptet es: (P1'): "Alles hat eine Ursache, außer Gott". In diesem Fall hat man Gott als unverursachte Ursache bereits in der Prämisse drin stecken, das bedeutet, man setzt voraus, was man beweisen will. Das Argument besagt so modifiziert folglich nicht mehr als: "Wenn Gott als unverursachte Ursache existiert, dann existiert Gott als unverursachte Ursache."

(7) Die Conclusio (C2) folgt weder aus (P1), (P2), noch aus (C1). Selbst wenn es eine erste Ursache gegeben haben muss, folgt daraus noch nicht, dass diese erste Ursache Gott gewesen sein muss. Das Argument macht es in keinem Punkt zwingend, oder auch nur plausibel, dass Gott und nicht irgendeine andere Entität, wie der Urknall, oder das fliegende Spaghettimonster[7], die Ursache von Allem gewesen ist. Selbst wenn man also der gesamten Argumentation bis einschließlich (C1) folgt, muss (C2), also der letztendliche Beweis für die Existenz Gottes, also immer noch ad-hoc angenommen werden! Somit ist der gesamte kausale Gottesbeweis nutzlos.

(8) Doch gehen wir tatsächlich einmal davon aus, das Argument könnte soweit inhaltlich und formal überzeugen. Was wäre dann? Dann müsste es immer noch, wie jedes logische Argument, die Gültigkeit der Logik voraussetzen, um Gott beweisen zu können. Ohne rudimentäre logische Gesetze (im folgenden Beispiel: ohne dem Satz vom Widerspruch) könnte es zum Beispiel sehr wohl sein, dass alles eine Ursache braucht, es aber trotzdem keine Ursache für alles gibt. Wenn mit Gott als Erstursache aber erst alles entstanden ist, was ja gerade bewiesen werden soll, dann muss es auch eine Zeit gegeben haben, in der Gott existierte, die logischen Gesetze aber noch nicht erschaffen waren. Dann aber stürzt der kausale Gottesbeweis komplett in sich zusammen, da er logische Gesetzmäßigkeiten auf einen Zeitpunkt extrapoliert, zu dem diese noch gar nicht galten. Aber auch. wenn die Logik als nicht-gottgeschaffen angenommen wird, relativiert dies den Kausalen Gottesbeweis, da es dann zumindest eines gibt, das nicht von Gott verursacht wurde, und schon ewig war, nämlich die logischen Gesetze selbst. Wie man es dreht und wendet, kann der kausale Gottesbeweis also auch in anderen Ausformulierungen prinzipiell nicht Gott als Verursacher von Allem, beweisen.

(9) Es ist zudem zweifelhaft, dass der Gebrauch des Wortes „Ursache“ in Bezug auf einen Schöpfergott (C2) überhaupt Sinn macht. Dem schottischen Philosophen David Hume zufolge müssen folgende, sowohl notwendige als auch (zusammen) hinreichende, Bedingungen erfüllt sein, um eine Ursache-Wirkung-Beziehung einordnen zu können: (1) Die Ursache liegt zeitlich (unmittelbar) vor der Wirkung. (2) Die Ursache liegt räumlich (unmittelbar) neben der Wirkung. Wenn aber Gott das Raumzeitkontinuum erst erschaffen hat, und selbst außerhalb von Raum und Zeit existiert, wie kann er dann als Ursache des Universums zeitlich vor, oder räumlich neben diesem gewesen sein? Eine weitere, bewährte Voraussetzung ist jene: (3) Dem Auftreten der Ursache folgt immer auch das Vorkommnis der Wirkung. Diese Voraussetzung kann nicht nachgewiesen werden, da die Erschaffung des Universums ein einmaliger Vorgang war. Somit ist keine der drei Bedingungen erfüllt, es würde aber bereits auslangen, wenn nur eine von ihnen nicht gegeben wäre, um Gott als in der klassischen Wortbedeutung „Ursache“ des Universums ausschließen zu können. Natürlich könnte Gott auch in einem anderen, metaphysischerem Sinne die Ursache für das Universums gewesen sein, dann vermengt das Argument aber zwei Ursachebegriffe, insofern (P1) sich vermutlich auf gewöhnlich-irdische Ursachen bezieht.

2.2. teleologischer Gottesbeweis

(P1) Das Universum weißt (a) eine lokal lebensfreundliche Ordnung und / oder (b) eine gewisse Zweckhaftigkeit auf.

(P2) Alle geordneten und / oder zweckhaften Entitäten besitzen einen intelligenten Designer.

(C1) Folglich muss es einen intelligenten Designer geben, der das Universum konzipiert hat.

          (C2) Dieser Designer ist Gott.

(1) (P1a) ist eine triviale Beobachtung. Ein lebensfreundliches Umfeld ist nichts Besonderes, sondern vielmehr zwingend für jedes Lebewesen immer gegeben. Jedes Lebewesen muss notwendig immer eine für ihn lebensfreundliche Ordnung vorfinden, denn wäre dies nicht der Fall, könnte es nicht existieren (anthropisches Prinzip). Dass wir Menschen uns in einem Umfeld vorfinden, das exakt auf uns abgestimmt zu sein scheint, mag verwundern, ist aber eigentlich selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass wir uns in evolutionärer Anpassung an dieses Umfeld heraus entwickelt haben. Wenn sich komplett andere Lebensformen in Anpassung an eine komplett andere Umwelt entwickelt haben, würden sie sich wahrscheinlich genauso wundern, weshalb ihre Umwelt so lebensfreundlich für sie ausfällt. Außerdem folgt zum Beispiel aus der  Stringtheorie die Existenz von unvorstellbaren 10^500 Multiversen, wobei 10^380 dieser Universen eine kosmologische Konstante aufweisen sollen, die sich von der in unserem Universum nicht signifikant unterscheidet.[8] Dass in einigendieser Universen in einigen Raumzeitabschnitten die Naturkonstanten und weitere Parameter nun so ausfallen, dass sich eine Form von Leben entwickeln kann[9], ist vielleicht gar nicht so unwahrscheinlich, eventuell ist es sogar ein sehr häufiges Ereignis und bedarf zur Erklärung absolut keinen „Designer“.

(2) (P1b) ist unwahr. Laut dem hiesigem und vernünftigem, naturalistischem Weltbild verfolgt das Universum keinen Zweck. Ein Grund, weshalb viele Menschen trotzdem in ihm eine Art Zweckmäßigkeit zu erkennen glauben, ist seine scheinbare Feinabstimmung für unsere Form des Lebens (siehe hier Punkt (1)). Ein schwächerer Umstand, der uns auch an die Zweckmäßigkeit des Universums glauben lässt, ist sicherlich auch die Verwendung von intentionalen Begriffen zur Naturbeschreibung. So lesen wir in populärwissenschaftlichen Büchern häufig, dass die Blüte der Biene ihren Nektar, oder, dass die Erde uns Menschen ein lebensfreundliches Umfeld „anbiete“. Die Blüte oder die Erde vollführen aber nicht wirklich eine bewusste oder zweckgerichtete Handlung, die Verwendung des Verbs „anbieten“ ist hier nichts weiter als ein rhetorisches, leicht irreführendes Stilmittel.

(3) Das Argument beweist nicht die Existenz eines ersten Designers. Denn wenn (P2) wahr ist, dann braucht der Designer des Universums, respektive Gott, ebenfalls einen Designer, da er ja selber eine zweckhafte und wahrscheinlich auch geordnete Entität darstellt. Der Designer von Gott muss dann wiederum designt wurden sein usw. usf.,- wir landen wieder beim Problem der „Letztbegründung“. Falls ein Anhänger des Intelligent Design nun einwendet, dass Gott selbst keinen Designer bräuchte, gesteht er auch ein, dass (P1) unwahr ist. Also bräuchte es für geordnete, zweckhafte Entitäten keinen Designer mehr, der gesamte Gottesbeweis wäre somit obsolet. Letztendlich steht der ID-Anhänger vor folgendem Dilemma: (A) Entweder er behauptet, dass (P2) wahr ist, dann richtet sich das Argument aber auch gegen Gott, anstatt ihn zu beweisen! (B) Oder er nimmt an, dass geordnete Entitäten keinen Designer brauchen, dann ist Gott aber ebenfalls nicht bewiesen, denn dann braucht es ihn nicht mehr, um die Ordnung des Universums zu erklären, dann tut es das durch eine unzählbare Anzahl von empirischen Daten gestützte Standardmodell der Kosmologischen Evolution aber mindestens genauso gut!

(4) Der teleologisches Gottesbeweis ist zirkelschlüssig, das heißt, setzt voraus, was er beweisen möchte. Nämlich, dass erkannt werden kann, dass das Universum von einem Designer, aka Gott, konzipiert wurde. Dies wird bei der sogenannten Uhrmacheranalogie besonders gut ersichtlich: Man stelle sich vor, man flaniere an einem Strand entlang und entdecke dort eine Uhr. Selbstverständlich würde man annehmen, dass diese durch einen Uhrmacher und nicht durch natürliche, unbewusste Prozesse erschaffen wurde. Dann sollten wir erst aber doch recht annehmen, so der Clou des Argumentes, dass das Universum erschaffen wurde, da dieses offenkundig noch viel komplexer ist als die schnöde Uhr. Diese Argumentation hat viele Schwächen, eine davon ist besonders eklatant: Wenn wir ihr folgen, dann ist nicht nur die Uhr, sondern auch der Strand und das komplette Universum designt wurden. Wie aber soll der Beobachter die Uhr oder das Universum als hergestellt dekuvrieren, wenn alle seine Referenzobjekte ebenfalls hergestellt wurden? Und selbst dann, wenn wir ein Nicht-hergestelltes und vergleichbares Referenzobjekt für die Uhr annehmen würden, was dem Clou des Argumentes widerspräche, ginge die Analogie immer noch nicht auf: Was entspricht in der Uhrmacher-Analogie dann dem nicht-hergestellten „Rest der Welt“, wenn die Uhr bereits das gesamte, künstliche Universum darstellen soll? Wohlgemerkt muss dieses Etwas große Überschneidungen mit einem Universum besitzen, der Analogie nach sollte man es mit unserem Universum (der Uhr) vergleichen (können) und aus diesem Vergleich den Schluss ziehen können, dass das eine erschaffen wurde und das andere nicht. Nur: Mit wie vielen Universen haben die Anhänger des Intelligent Design das Universum verglichen, um den Schluss auf ein Design ziehen zu können? Sie können einen solchen Schluss nur dann ziehen, wenn sie das Universum mit einem natürlich entstandenen Universum verglichen und die hinreichenden Charakteristika für erschaffene Universen ausgemacht hätten. Da all dies gegenwärtig unmöglich ist, muss die Uhrmacher-Analogie versagen.

(5) Der Schluss von einem intelligenten Design auf ein intelligentes Wesen ist unzulässig. Es sei: (A) Es existiert ein intelligenter, schöpfender Uhrmacher; (B) Es existieren Uhren. Offenkundig ist folgender Sachverhalt wahr: AB - wenn ein intelligenter Uhrmacher existiert, der Uhren herstellt, dann existieren Uhren. Das Argument zieht jedoch den umgekehrten Schluss, zunächst wird die Existenz eines Uhrmechanismus konstatiert, und dadurch dann auf einen intelligenten, schöpfenden Uhrmacher geschlossen. Dieser Umkehrschluss ist jedoch alles andere als unproblematisch. Nur, weil es Uhren bzw. den Kosmos gibt, muss es deshalb nicht auch einen intelligenten Uhrmacher bzw. den ganz konkreten, christlichen Gott geben. Es könnten auch genauso gut natürliche (Naturgesetze) oder zwar supranaturalistische, aber unintelligente Kräfte (Pantheismus) sein, die unsere Welt lenken.

(6) Tatsächlich behaupten einige Theisten, Gott lenke die Welt durch die Naturgesetze. Diese Annahme hat den positiven Nebeneffekt, dass mit ihr die Existenz von „Designfehlern“ nicht mehr ganz so schwer zu erklären sind, da Gott nun eben durch unperfekte (evolutionäre) Mechanismen und nicht mehr direkt auf die Welt einwirkt. Doch so kann alles erklärt werden, ein Gott, der durch innersystemische Gesetze wirkt, kann zur Erklärung jedes beliebigen Systems herangezogen werden. Und eine Hypothese, die durch nichts falsifizierbar ist, ist auch nicht ernst zu nehmen.

2.3. ontologischer Gottesbeweis

Der ontologische Gottesbeweis tritt in vielen Gewändern auf. Die bekannteste Formulierung stammt vom Philosophen Anselm von Canterbury. Dieser hatte vorausgesetzt, dass selbst ein Tor den Ausdruck „ein Wesen, über das hinaus nichts größeres gedacht werden kann“ versteht. Aus diesem bloßen Begriff eines „größtes Wesens“ schlussfolgerte Anselm die Existenz Gottes:

       (P1) Der Mensch hat den Glauben an ein größtes Wesen, über das hinaus                      nichts Größeres gedacht werden kann.
       (P2) Eine Entität, das nicht nur im Denken der Menschen, sondern auch in
              Wirklichkeit existiert, ist größer, als eine bloß gedachte Entität.
       (C1) Also existiert das Wesen, über das hinaus nichts Größeres gedacht                        werden kann.
       (C2) Und dieses Wesen ist der christliche Gott.

Es existieren verschiedene Ausformulierungen des ontologischen Gottesbeweises, alle sind bestrebt, die Existenz Gottes a priori (rein aus dem Denken heraus), und ohne Hinzunahme der Empirie, zu beweisen. Die Adjektive „groß“ und „vollkommen“ werden dabei häufig bedeutungsgleich verwendet. Bei Anselms Version existiert das gedachte vollkommene Wesen, beziehungsweise Gott, mit Notwendigkeit, da Vollkommenheit notwendigerweise auch immer Existenz impliziert. Dieses Argument ist unter anderem deshalb in die Geistesgeschichte eingegangen, da viele intuitiv merken, dass mit ihm etwas nicht stimmt, zunächst aber gar nicht sagen können, worin genau die Fehler liegen.

(1) Der Mönch Gaunilo von Marmoutiers, ein Zeitgenosse Anselms, aber fand ein denkbar einfaches Gegenargument: Wäre Anselms Beweis korrekt, so könnten wir auf dieselbe Weise auch die Existenz einer Insel beweisen, die wir als im höchsten Maße vollkommen definieren, schließlich müsste gemäß (P2) die tatsächliche Existenz ein wesentliches Element ihrer absoluten Vollkommenheit sein. Dieser Schluss zeigt auf, dass, wenn die zweite Prämisse wahr wäre, wir mit ihr jede gedachte, definierte oder geglaubte vollkommene Entität als auch realiter existent beweisen könnten. Die Annahme der Existenz aller nur erdenklichenvollkommenen Entitäten ist nicht nur intuitiv abwegig, sondern verstößt auch gegen Ockhams bewährtes Sparsamkeitsprinzip[10]. Deshalb sollte sie, zusammen mit der (P2), zurückgewiesen werden.

(2) Einen Gegenstand zu definieren, heißt, ihm diejenigen Prädikate zuzuführen, die der Gegenstand zu erfüllen hat. Die Existenz selbst ist jedoch kein Prädikat, sondern vielmehr ein Prädikat von Prädikaten, sprich: eine Eigenschaft von Eigenschaften. Deshalb können wir aus einer Definition, auch aus der Definition Gottes, nur lernen, welche Eigenschaften das Definierte besitzen muss, falls es existiert, nicht aber, dass es existiert. Existenz gehört nicht zum Wesen einer Sache und muss unabhängig davon empirisch eruiert werden. Oder, um es noch einmal anders auszudrücken: Wenn eine definierte Entität in der Realität vorgefunden wird, ergibt sich seine Existenz aus seiner Definition, sie ist aber nicht umgekehrt Teil der Definition. In Bezug auf ein vollkommen gedachtes Wesen bedeutet dies, dass wir uns Selbiges zwar als vollkommen vorstellen können, daraus aber in keiner Weise folgt, dass in der Realität auch tatsächlich etwas existiert, das dieser Vorstellung entspricht.

(3) Der ontologische Gottesbeweis spricht aber nicht nur nicht für die Existenz des christlichen Gottes, er spricht gewissermaßen sogar gegen sie! Mehr noch: Wenn der ontologische Gottesbeweis seinem Anspruch gerecht werden würde, so würde er die Nicht-Existenz des christlichen Gottes als höchstes aller Wesen beweisen. Dafür gilt es zunächst Folgendes zu erkennen: Ich kann mir problemlos ein Wesen vorstellen, das größer ist als der christliche Gott, dafür muss ich mir nur ein Wesen vorstellen, das qua definitionem zweimal so vollkommen ist wie der christliche Gott. Ich kann mir auch plastischer vorstellen, dass ein Duplikat zum christlichen Gott existiert, das aber am siebten Schöpfungstag nicht ruhenmusste, oder, seinen Sohn zu Sündenvergebung nicht opfern musste und in diesem Sinne allmächtiger und damit schlussendlich vollkommener ist als der christliche Gott. Egal, ob der christliche Gott nun existiert oder nicht, er ist nicht mehr das vollkommenste aller Wesen, da das neue größte aller gedachter Wesen nach (P2) auch tatsächlich existieren muss und den christlichen Gott in seiner Vollkommenheit übersteigt. Folglich hätte Anselm mit seinem Argument, selbstwenn es denn bis einschließlich (C1) überzeugen könnte, das Gegenteil des von ihm Intendierten (nämlich C2) bewiesen, nämlich die Nicht-Existenz des christlichen Gottes als höchstes aller Wesen!

2.4. moralischer Gottesbeweis

2.5. Wunderargument

Bis hierher waren wir bemüht, Argumente zu untersuchen, die ihren Ausgang in objektive Aussagen über die Welt nehmen und über die Vernunft die Existenz Gottes zu beweisen versuchen. Wenn das Universum als verursacht, geordnet, zielgerichtet, und wenn Gott als vollkommen charakterisiert wird, so sind das objektive Behauptungen und der kausale, teleologische oder ontologische Gottesbeweis versuchen aus ihnen die Existenz Gottes abzuleiten. Diese Argumente hätten die Rationalität der Gottesannahme perfekt begründen können, haben aber allesamt nicht gefruchtet. Es gibt noch eine andere, wenngleich schwächere Art von Argumenten für die Rationalität der Gottesannahme. Die Offenbarungsargumente versuchen die Existenz Gottes zwar nicht objektiv zu beweisen, sie wollen aber aufzuzeigen, dass Gott sich bei bestimmten Gelegenheiten ganz unmittelbar einzelnen Menschen offenbart und sich so jeder Mensch subjektiv von seiner Existenz überzeugen kann. Die Wege, auf denen sich Gott uns offenbaren soll, sind recht verschieden, mit den zwei wichtigsten wollen wir uns in den folgenden beiden Abschnitten beschäftigen.

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Das Wunderargument: Ein Wunder (A) steht im Widerspruch zu den Naturgesetzen und (B) lässt sich deshalb als ein unmittelbares Eingreifen Gottes in das Weltgeschehen verstehen.

Wie lässt sich gegen die Glaubhaftigkeit von Wunderbehauptungen argumentieren? Einige fundamentale Naturalisten leugnen ja schon bereits, dass es ein Ereignis (A), das im Widerspruch zu den Naturgesetzen steht, überhaupt geben kann. Wenn wir etwas beobachten, dass augenscheinlich im Widerspruch zu einem Naturgesetz steht, dann hat entweder etwas mit unserer Beobachtung nicht gestimmt, oder das vermeintliche Naturgesetz wurde falsifiziert und muss durch ein neues, besseres ersetzt werden. Es gibt in diesem Denkrahmen jedoch keine Möglichkeit, in der eine Beobachtung auf ein „Wunder“ oder einen „Gott“ hinweisen könnte. Er hat deshalb bei näherer Betrachtung auch wenig für sich. Denn er schließt, indem er den Naturalismus als Dogma setzt, Wunder a priori aus. Es tut einer  rationalen Erörterung aber prinzipiell nie gut, von vornerein irgendetwas auszuschließen, deshalb ist es auch nicht sinnvoll, Naturgesetzte so zu verstehen, dass sie einfach nur den Ablauf der Natur beschreiben, denn dann würden wir Wunder nicht erkennen, selbst wenn sie vor unserer Nase passieren würden. Vielmehr sollten wir ein Naturgesetz so verstehen, dass es den Ablauf der Natur beschreibt, insofern kein supranaturaler Eingriff in die Natur erfolgt. Auf diese Weise ist die Existenz von Wundern nicht von vorneherein ausgeschlossen und kann deshalb nun auch vernünftig überprüft werden.

Ganz im Einklang mit dieser Definition argumentierte auch David Hume gegen die Annahme von Wundern. Hume wischte Wunderbehauptungen nicht als nur noch nicht verstandene Naturgesetze beiseite, sondern behauptete, dass diese vor dem Hintergrund wahrscheinlichkeitstheoretischer Überlegungen ihre Glaubwürdigkeit verlieren würden. Zu Beginn seiner Argumentationsführung fragt er, wieso wir annehmen, dass ein bezeugtes Ereignis, das im Widerspruch zu den Naturgesetzen steht, überhaupt stattgefunden hat. Wenn es für ein Wunder keine glaubwürdigen Quellen gibt, so ist das Wunderargument für die Existenz Gottes damit erledigt, ohne dass es noch weiterer Überlegungen bedarf. Wann aber wäre es generell vernünftig, dem Bericht eines Mannes über ein von ihm wahrgenommenes Wunder Glauben zu schenken? Dies ist nach Hume nur dann der Fall, wenn der Mann weder sich selbst getäuscht hat, noch seine Mitmenschen täuschen möchte. (P1) Je rigoroser diese beiden Täuschungsfälle ausgeschlossen werden können, desto eher sind wir bereit, das bezeugte Ereignis tatsächlich für ein Wunder zu halten. (P2) Des Weiteren dürfte es jedem einleuchten, dass, umso unwahrscheinlicher das bezeugte Ereignis ist, desto glaubwürdiger auch der Zeuge sein muss, damit wir seinen Bericht als wahr akzeptieren. Daraus folgt nun, dass einem Augenzeugenbericht nur dann Glauben geschenkt werden sollte, wenn die Unglaubwürdigkeit des Zeugen noch unwahrscheinlicher ist als die Realität des berichteten Ereignisses. Da ein Wunder nun aber ein extrem unwahrscheinliches Ereignis ist, ist sein Vorkommen in der Realität zwar nicht prinzipiell unmöglich, der Zeuge muss aber schon enorm glaubwürdig sein, so dass eine Täuschung von seiner Seite noch unwahrscheinlicher ist als das Wunder selbst.

„Kein Zeugnis reicht aus, ein Wunder zu bestätigen, außer das Zeugnis ist von der Art, dass seine Unrichtigkeit ein größeres Wunder wäre als das Ereignis, das das Zeugnis bestätigen soll […] Ich wäge das eine Wunder gegen das andere ab und entscheide mich am Ende stets gegen das größere Wunder.“ David Hume[11]

2.6. Persönliche Offenbarungen

Unter einer „persönlichen Offenbarung Gottes“ soll eine Erfahrung mit Gott verstanden werden, die nicht gegen Naturgesetze verstößt und deshalb auch nicht als „Wunder“ ausgegeben wird. Unter diese Kategorie fallen unter anderem religiöse Nahtoderfahrungen, (Tag)Träume von Gott, Gebete, asketische Gotteserfahrungen, sowie ganz gewöhnliche Gotteserfahrungen, von denen Menschen gelegentlich berichten. Diese Offenbarungen verstoßen nicht zwangsläufig gegen Naturgesetze und könnten in diesem Sinne als wahrscheinlicher als ein Wunder angesehen werden. Trotzdem stellt sich die Frage, inwiefern Offenbarungserlebnisse – so glaubwürdig sie als subjektive Erfahrung für ein Individuum sich auch anfühlen mögen – hinreichende Evidenz für ihre bzw. Gottes objektive Realität darstellen. Aus den Kognitionswissenschaft und der Psychologie sind unzählige Sinnestäuschungen, tückische Denkfehler und kognitive Verzerrungen bekannt, die es wahrscheinlicher erscheinen lassen, dass sich das Individuum getäuscht hat, als dass es wirklich eine Gottesoffenbarung hatte. Zu dem gesellt sich der Umstand, dass sich der allmächtige Gott nach allgemeiner christlicher Auffassung allen Menschen offenbaren möchte. Wenn es jedoch einen Gott geben sollte, der allmächtig ist und der sich allen Menschen kenntlich machen möchte, so würden ihn zwangsläufig alle kennen. Da sich aber offensichtlich nicht derselbe Gott allen Menschen offenbart hat, es vielmehr unzählige Gottesvorstellungen und eine wachsende Anzahl an Atheisten weltweit gibt, ist der Verweis auf individuelle Offenbarungen kein Argument für, sondern viel mehr gegen die Existenz des christlichen Gottes. Und dieses Argument wird umso stärker, wenn man bedenkt, dass es auch dann noch gültig ist, wenn man die Ansicht vertritt, dass Gott nicht rational bewiesen, sondern nur durch persönliche Offenbarungen erfahren werden könnte. Wenn es tatsächlich einen solchen Gott gäbe, der sich allen Menschen, die ihn suchen, offenbaren möchte, dann würden alle Menschen denselben Gott finden. Dass aber Iraner auf ihrer Gottessuche meistens Allah, Inder Brahma und Israelis Jahwe finden, ist eines der stärksten Argumente gegen einen allmächtigen Gott, der sich allen Suchenden gleichermaßen offenbaren möchte.

2.7. Pascal´sche Wette

Der Philosoph und Mathematiker Blaise Pascal findet ein außergewöhnliches Argument für die Nützlichkeit des Glaubens an Gott, das sich in folgender Tabelle zusammenfassen lässt:

 

A1: Gott existiert

A2: Gott existiert nicht

B1: Glaube an Gott

+∞ (Himmel)

0

B2: Kein Glaube an Gott

-∞ (Hölle)

0

Ausformuliert lautet "Pascals Wette":

(P1) Entweder, man entscheidet sich für einen Glauben an Gott (B1), oder dagegen (B2).
(P2) Entweder Gott existiert (A1), oder Gott existiert nicht (A2).
(P3) Falls (A1) und (B1), kommt man in den ewigen Himmel, das bedeutet einen unendlichen Vorteil gegenüber (A1) und (B2).
(P4) Falls (A1) und (B2), landet man in der ewigen Hölle, das bedeutet einen unendlichen Nachteil gegenüber (A1) und (B1).

(P5) Wenn aber (A2), so verliert man nichts, irrelevant ob (B1) oder (B2).

(K) Aus (P1) bis (P5) folgt: Der Glaube an Gott kann nicht von Nachteil sein und ist bestenfalls von unendlich großem Vorteil, er ist deshalb die pragmatisch gesehen beste Option.

Offensichtlich verlässt Pascal hier das, von uns bisher untersuchte, Territorium der rationalen Beweisführung, denn er liefert kein Argument für oder gegen die Existenz Gottes! Stattdessen wählt er einen pragmatischen Ansatz und argumentiert für die individuelle Rationalität des Glaubens an die Existenz Gottes. Aus den folgenden Gründen kann jedoch auch sein Argument nicht überzeugen:

(1) (P1) ist unwahr. Pascal geht hier davon aus, dass man sich aufgrund pragmatischer Abwägungen für oder gegen einen Glauben entscheiden könnte, doch ein Glaube ist keine Willensentscheidung. Selbst mit all meiner Willenskraft kann ich beispielsweise nicht glauben, dass es den Weihnachtsmann gibt, da mir allzu gute Gründe gegen seine Existenz bekannt sind. Ähnlich geht es vielen Menschen mit Gott, sie können nicht an seine Existenz glauben, selbst wenn sie es wöllten. Der von Theisten an dieser Stelle oft angebrachte Einwand, diese Menschen sollten ihre rationalen Gründe und Argumente erstmal hintenanstellen und mehr auf ihre „Gefühle“ hören, dann könnten sie schon glauben, was sie wollen, löst das Problem auch nicht. Denn es ist weder mit dem Verstand noch mit dem Gefühl möglich, an zwei einander widersprechende Dinge gleichzeitig zu glauben. Wenn Sie die Aussage hören: "Diese Kugel hier ist gleichzeitigvollkommen weiß und vollkommen schwarz", und sie wollen das von ganzem Herzen glauben - dann geht das trotzdem nicht! Sie können an Wunder glauben, aber nicht an Widersprüchliches. Ähnlich wie die schwarzweiße Kugel wird auch der von Pascal ins Visier genommene christliche Gott bereits in sich widersprüchlich charakterisiert. So soll er zum einen allwissend sein, das heißt auch, er weiß, dass zum zukünftigen Zeitpunkt t das Ereignis x eintreten wird. Zum anderen soll der christliche Gott auch allmächtig sein, wonach er verhindern können müsste, dass zum zukünftigen Zeitpunkt t das Ereignis x eintreten wird. Die dem christlichen Gott gleichermaßen zugeschriebenen Eigenschaften Allwissenheit und Allmacht widersprechen sich also. Wer das einmal verinnerlicht und durchdacht hat, kann nicht einfach an den christlichen Gott glauben, weder rational, noch gefühlt, er kann sich ihn nicht einmal vorstellen, selbst wenn er das möchte. Denn der Mensch kann nicht glauben, was er will.

(2) (P2) ist unwahr. Die Prämisse (P2) und somit die Wette wären nur dann gültig, wenn es - wie Pascal annahm - entweder den katholischen Gott gäbe oder eben nicht. Natürlich kann es aber auch ganz andere Götter geben, etwa Odin oder Allah. Da man theoretisch unendlich viele Gottesbilder zur Auswahl hat, ist die Wahrscheinlichkeit, den Richtigen zu erwischen, sogar unendlich gering.

(3) Also sind auch (P3) und (P4) unwahr. Wenn potentiell unendlich viele Götter vorstellbar sind, hat man auch unendlich viele Möglichkeiten, um falsch zu liegen. Wer sich von Pascals Wette überzeugen lässt und an den christlichen Gott glaubt, könnte am jüngsten Tag böse überrascht werden, wenn er plötzlich vor den Toren Odins steht. Vielleicht selektiert der wahrhaft existente Gott auch nach ganz anderen Kriterien als Glaube und Unglaube. Der Philosoph John Leslie Mackie hielt es beispielsweise für möglich, dass ein göttliches Wesen einem Atheisten beim jüngsten Gericht wohlgesinnter sein könnte, als einem Menschen, der einzig und allein aufgrund der von Pascal vorgebrachten Argumente an ihn geglaubt haben. Es scheint zumindest intuitiv naheliegend, dass ein vollkommenes Wesen andere Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Neugier oder Toleranz höher gewichtet als den meist auf zufälligen Umständen wie den Geburtsort und frühkindliche Indoktrination beruhenden und nichts über den Charakter einer Person aussagenden Glauben. Wer weiß, vielleicht nimmt Gott es den Menschen ja sogar übel, wenn sie sich nur aufgrund von egoistischen Nützlichkeitsabwägungen und nicht aus Überzeugung seine Anhänger genannt haben? Unendlich viele solche Szenarien scheinen möglich, und (P3) und (P4) somit alles andere als notwendig zu sein.

Wie aber sollte man sich angesichts dieser unendlichen Anzahl von Möglichkeiten aus pragmatischer Sicht verhalten? Eine Gegenwette zu Pascals Wette könnte wie folgt aussehen: Es ist auf jeden Fall angebracht, nicht aus Eigeninteresse an Gott zu glauben, und stets zu versuchen, aus dieser Welt einen besseren Ort zu machen. Wenn es keinen Gott gibt, so hat man nichts verloren und wird von den Menschen stets in guter Erinnerung behalten werden. Und wenn es einen guten Gott geben sollte, so wird er den Menschen nach seinen Taten beurteilen und nicht danach, ob er zufällig an ihn geglaubt hast oder nicht. Auch in diesem Fall ist es sinnvoll, ein gutes Leben zu führen. Gegen einen bösen Gott kann sich keiner wappnen.

(4) Die letzte Prämisse (P5) unterschlägt etwaige Opportunitätskosten im Diesseits. Je nachdem, wie der Glaube an Gott bereits mein irdisches Leben beeinflusst, verliere oder gewinne ich durch diesen einiges. Verlangt mein Glaube beispielsweise von mir, dass ich fünfmal am Tag bete, ich in der Zeit lieber Fußball spielen würde, verliere ich durch meinen Glauben an Lebensqualität. Und zwar unabhängig davon, ob Gott oder nicht.

2.8. Argumente gegen die Existenz Gottes

Bis hierhin wurde aufgezeigt, dass es nicht rational ist, an Gott zu glauben, da es keine rationalen Argumente für seine Existenz gibt. Hierbei muss klargestellt werden, dass der epistemische Soll somit erfüllt ist: Die Beweislast bei einer Argumentation liegt immer beim Behauptenden, das heißt, derjenige, der die Existenz von X behauptet, und nicht derjenige, der die Existenz von X bezweifelt oder bestreitet, steht in der Pflicht, Argumente für seine Position anzubringen. Indem die gängigsten Argumente für die Existenz Gottes entkräftet wurden, wurde die Pflicht also bereits getan, der schwache Atheismus, also der Nicht-Glaube an Gott, wurde begründet, beziehungsweise, der Deismus, der Glaube an die Rationalität des Gottesglaubens, wurde abgewehrt. Der Glaube an Gott ist nicht-rational, dies lässt sich schon konstatieren. Aber ist er auch irrational? Dies wäre dann der Fall, wenn es nicht nur keine Argumente für, sondern auch gute Argumente gegen die Existenz Gottes gäbe. Dass dies tatsächlich der Fall und der Glaube an Gott damit sogar irrational ist, weil ihm gute rationale Argumente entgegenstehen, soll in den folgenden Abschnitten aufgezeigt werden. Dabei wird explizit ein neuer, argumentativer Standpunkt betreten: Während bisher dieAbleitbarkeit Gottes aus der Welt (anhand der Kritik an den Gottesbewiesen und Offenbarungslehren) bestritten wurde, wird von nun an gegen die bloßeVereinbarkeit der Existenz Gottes mit der Welt argumentiert. Wenn dies überzeugend gelingen sollte, wäre nun zusätzlich auch noch der starke Atheismus, der an die Nicht-Existenz Gottes glaubt, begründet. Der Theist, der die entgegensetzte Position einnimmt und die Existenz Gottes behauptet, steckt derweil in einer noch größeren Bredouille, als das bisher den Anschein hatte. Denn er hat jetzt auch noch mit den Contraargumenten zu kämpfen und muss die Ableitbarkeit der Existenz (eines allgütigen und allmächtigen) Gottes aus einer von Übel, unerfüllten Gebeten usw. zersetzten Welt aufzeigen. Dies ist, wie wir gleich sehen werden, schier unmöglich.

2.8.1. Die Theodizee

Das Theodizeeproblem besteht darin, dass der Gott der Christen eigentlich die Omnipotenz (Allmacht) und den Willen (Allgüte) besitzen müsste, um das Leid in der Welt zu verhindern, es aber offensichtlich trotzdem Leid in der Welt gibt. Es lässt sich nach meinem Dafürhalten am besten wie folgt formalisieren:

(P1) Gott ist das summum bonum, das höchste Gut, das heißt insbesondere:
        (P1a) Gott ist allgütig, das heißt, er möchte das Bestmögliche realisieren.
        (P1b) Gott ist allmächtig, das heißt, er kann alles realisieren, was er                              möchte.
        (P1c) Gott ist allwissend, das heißt auch, er weiß, was das Bestmögliche ist                   es realisiert werden kann.

(K) Gott hat das Bestmögliche realisiert, das heißt insbesondere, er hat die                bestmögliche Welt realisiert.

 

Jedoch:

 

(B): Es gibt Leid in der Welt.

Das Theodizeeproblem besteht nun darin, dass augenscheinlich nicht gleichzeitig die Konklusion (K) und der Beobachtungssatz (B)[12] behauptet werden können, ohne sich in einen Widerspruch zu verstricken. Diverse Theodizeen („Rechtfertigungsversuche Gottes“) versuchen diesen Widerspruch aufzuheben. Dies geschieht entweder, indem eine Theodizee den Wahrheitsgehalt mindestens einer der Prämissen oder des Beobachtungssatzes (B) relativiert oder negiert (inhaltlicher Aufhebungsversuch), oder indem sie bestreitet, dass (K) aus den Prämissen hervorgeht oder sich mit (B) widerspricht (formaler Aufhebungsversuch).

Ein Beispiel für letzteres ist die Theodizee der menschlichen Willensfreiheit. Sie ist die in der gegenwärtigen Diskussion populärste und bestreitet einen Widerspruch zwischen (K) und (B). Dabei wird wie folgt argumentiert:

(A1) Es gibt deshalb Leid in der Welt, weil Gott uns Menschen einen freien Willen gegeben hat.
(A2) Dies tat er deshalb, weil eine Welt mit freiem Willen besser ist als eine ohne und weil er die bestmögliche aller Welten erschaffen hat.
(A3) Dabei schließt Willensfreiheit notwendigerweise mit ein, dass sich ihre Träger auch für Handlungen entscheiden können, die Leid in die Welt bringen.
(C) Deshalb widerspricht die Realität von Leid (B) nicht der vorherigen Konklusion (K), nach der unsere Welt die beste aller möglichen Welten sei.

Die Theodizee wird hiermit gewissermaßen zu einer Anthropodizee  umformuliert, sprich, statt Gott wird der Mensch in Ansehung irdischen Leids nach einer Rechtfertigung gefragt. Diese Theodizee gehört sicher zu den stärksten, nichtsdestotrotz liegen die Gegenargumente auf der Hand:

(I) In der Annahme (A1) stecken drei weitere, implizite (Fehl-)Annahmen. Die erste besteht darin, dass alles Leid der Welt durch menschliche Willensfreiheit erklärt werden könnte. Dabei entspringen definitiv nicht alle Leiden menschliche Willensentscheidungen, als Beispiel seien hier Naturkatastrophen, Seuchen und natürliche Tode genannt, all dies sind Leidquellen, die es auch dann noch geben würde, wenn alle Menschen mit ihrem freiem Willen immer und bestmöglich handeln würden. Diese Art von „natürlichem“ Leid steckt unabhängig von freien menschlichen Willensentscheidungen in der Welt, ich nenne sie deshalb "menschenunumgängliches Leid I". Diese Art von Leid dürfte es eigentlich nicht geben, wenn das Argument der Willensfreiheit wahr wäre und Gott tatsächlich nur dort Leid zulassen würde, wo dies aufgrund unseres freien Willens notwendig erforderlich ist. Folglich muss sich Gott zumindest für das Vorhandensein derartiger Leiden rechtfertigen, wodurch klar wird, dass die Theodizeefrage durch den Rekurs auf die menschliche Willensfreiheit zumindest nicht in Gänze geklärt werden kann.

(2) Die zweite implizite Fehlannahme in (A1) äußert sich darin, dass das Weltleid einzig deshalb real sein soll, weil wir uns für Handlungen entscheiden können, die Leid in die Welt setzen. Im Umkehrschluss müsste dies doch heißen, dass es alternativ zu jeder leidverursachten Handlungsoption mindestens eine zweite geben muss, die kein Leid verursacht. Aber das ist nicht wahr. Menschen stehen vielerorts vor Situationen, die der im Trolley-Problem[13] ähnelt und in denen sie sich nur zwischen leidverursachenden Handlungen entscheiden können. Einige Inuits haben beispielsweise selbst heute noch nur die Möglichkeiten, Tiere zu töten und zu essen, was Leid verursacht, oder selbst zu verhungern, was ebenfalls Leid in die Welt bringt. Die Welt ist hier so konzipiert, dass sie, selbst wenn das Universum vollständig determiniert und die Willensfreiheit nur eine Illusion sein sollte, eine der beiden nur möglichen Fälle eintreten und zwangsläufig Leid nach sich ziehen muss („fressen oder gefressen werden“). Diese Art von Leid, die aus einem Mangel an Alternativen resultiert, wird nenne ich "menschenunumgängliches Leid II". Wenn jemand für dieses Leid verantwortlich zu machen ist, dann Gott, denn er hat die Welt so erschaffen, dass sie Handlungssituationen enthält, die, egal wie unsere Entscheidung ausfällt, Leid erzeugen müssen.

(3) Noch eine dritte Annahme ist in (A1) auffindbar, die mindestens strittig ist. Es handelt sich um die Vorstellung, dass der Mensch tatsächlich mit einem freien Willen ausgestattet ist. Diese ist jedoch nicht empirisch verifiziert, wohlmöglich kann sie das aus prinzipiellen Gründen auch nie sein, sicher aber muss sie ad-hoc getroffen werden, damit das Willensfreiheitsargument überhaupt funktioniert.

(4) Die These der menschlichen Willensfreiheit ist aber nicht nur im philosophischen Diskurs, sondern auch explizit im Rahmen des christlichen Welt- und Gottesbildes, in dem dieses Argument getätigt wird, disputabel. Und zwar aus folgenden Gründen:

(4a) Gemäß (P1c) ist Gott allwissend, folglich weiß er auch, dass ich zum zukünftigen Zeitpunkt t die Handlung X vollführen werde. Wenn Gott aber schon wissen kann, dass ich X vollführen werde, so werde ich mich nicht für Y entscheiden können und kann folglich keinen freien Willen besitzen. Falls es mir aber freisteht zwischen den Handlungsoptionen X und Y zu wählen, so kann nicht wissbar sein, welche Entscheidung ich treffen werde und der allwissende Gott des Christentums nicht existent sein. Verfolgen wir diesen Gedanken weiter, so wird klar, dass die Annahme (A1) als selbstwidersprüchlich zurückgewiesen werden muss, denn sie behauptet gleichzeitig die Existenz des christlichen (allwissendenden) Gottes und die der menschlichen Willensfreiheit.

(4b) Außerdem sind dem christlichen Weltbild Elemente inhärent, die die menschliche Willensfreiheit zumindest graduell schmälern. Erstens auf theologischer Ebene: Bei sündhaftem Verhalten droht uns der christliche Gott mit der Hölle, einem Ort voll ewigem Leid und Pein. Unsere Freiheit, uns angesichts der Höllendrohung gegen Gottes Moraldiktat zu entscheiden, gleicht dem einer Person, der man eine Pistole an die Schläfe hält und sagt: „Du kannst dich frei für oder gegen ein bestimmtes Verhalten entscheiden, aber wenn du dich dafür entscheidest, knall ich dich ab!“ Und zweitens auf irdischer Ebene: Gott hat uns Menschen mit Instinkten, Verhaltensdispositionen und Trieben erschaffen, die uns alle in unserer freien Willensausübung behindern. Besonders perfide sind solche Fälle: Gott erschafft Menschen mit pädophilen und sadistischen Neigungen und bestraft sie dann für die Auslebung jener sündhaften Dispositionen und Zwänge, die er zuvor selbst in ihnen angelegt hatte. Gott lässt Menschen also sehnlichst A wollen und sagt in all seiner Boshaftigkeit, sie sollten aber B machen. Er muss in seiner Allwissenheit  auch von vornerein gewusst haben, wohin das jeweils führen wird und hat trotzdem Menschen erschaffen, von denen er genau wusste, dass sie auf Erden großes Leid verursachen und danach dafür unendlich lange leiden müssen werden. Dies alles widerspricht der Vorstellung eines allgütigen Gottes (P4c) zutiefst.

(4c) Drittens und letztens widerspricht die Annahme, Gott wolle nicht in die menschliche Willensfreiheit eingreifen (und deshalb gäbe es Leid), auch den biblischen Erzählungen, nach denen Gott Kriege entschieden, Wunder vollbracht, Menschen zu Salzsäulen erstarren lassen und Kinder umgebracht haben soll. Möchte man der Bibel Glauben schenken, greift Gott also sehr wohl und teilweise äußerst grausam in die menschliche Willensfreiheit ein.

(5) Auch die Annahme (A3) ist fragwürdig – und sie widerspricht (P1b)! Wenn Gott allmächtig ist, so muss er per definitionem auch die Macht besitzen, irdisches Leid zu verhindern, ohne dabei in unseren freien Willen einzugreifen. Besäße er diese Macht nicht, so wäre er offensichtlich auch nicht zu allem mächtig bzw. nicht all-mächtig. Wenn (P1b) wahr und Gott allmächtig ist, so muss er eine Welt mit menschlicher Willensfreiheit und ohne Leid erschaffen können. Nimmt man zusätzlich auch noch an, (P1a) sei wahr, so würde der durch Allmacht und Allgüte charakterisierte Gott eine solche Welt nicht nur potentiell erschaffen können, sondern dies mit logischer Notwendigkeit auch tun! Folglich wird das Willensfreiheitsargument seinem Selbstanspruch nicht gerecht, die zentrale Kontradiktion zwischen (C) und (B) aufzulösen bzw. es schafft einen neuen Widerspruch zwischen (P2b) und (A3).

(6) Doch ignorieren wir diesen Widerspruch aus (5) für einen Moment und nehmen an, Gott sei es tatsächlich unmöglich, eine Welt zu erschaffen, in der Willensfreiheit und gleichzeitig weniger oder kein Leid herrschen. In diesem Fall kann es entweder keinen leidlosen Himmel geben, in den christliche Menschen nach ihrem Tod einziehen, oder sie sind im Himmel alle nur willensfreiheitslose Maschinen!

(7) Siebtens muss (A2) inhaltlich hinterfragt werden. Ist eine Welt mit Willensfreiheit und Leid tatsächlich besser als eine ohne die beiden? Der Utilitarismus, eine einflussreiche moralphilosophische Schule, sieht im Erzeugen von Glück und im Unterbinden von Leid (negativer Utilitarismus) die höchsten Ziele menschlichen Handelns. Und nicht etwa in der Freiheit dieser Handlungen. Wenn wir der utilitaristischen Priorisierung folgen, wäre selbst dann, wenn Gott keine Welt mit Willensfreiheit und gleichzeitig ohne Leid erschaffen kann, eine Welt ohne Willensfreiheit, dafür aber mit maximalen Glück und minimalem Leid, der unsrigen zu bevorzugen. Es stellt sich dann die Frage, warum uns Gott bei nicht zugunsten einer leidlosen Welt ohne Willensfreiheit erschaffen hat.

2.8.2. Die Eigenschaften Gottes

Die Theodizee legt ihr Augenmerk auf den Widerspruch zwischen der Charakterisierung Gottes und der Realität von Leid. Dabei sprechen die empirisch ergründbare Beschaffenheit der Welt und die hypothetische Charakterisierung Gottes bereits auch schon unabhängig voneinander gegen die Existenz Gottes. Die hypothetische Charakterisierung Gottes spricht gegen dessen Existenz, weil sie, wenn man sie zu Ende denkt, zu etlichen Widersprüchen führt:
(1) 
Allmacht: Entweder, Gott kann einen Stein erschaffen, der so schwer ist, dass er ihn selbst nicht heben kann, oder er kann dies nicht. In beiden Fällen ist er nicht (aktual-)allmächtig.
(2) 
Allwissenheit: Entweder Gott ist allwissend, das heißt, er weiß, dass eindeutig X in Zukunft geschehen wird, oder Gott ist allmächtig, das heißt, er kann verhindern, dass X in Zukunft geschehen wird und stattdessen Y bewerkstelligen. Gott kann aber nicht sowohl allwissend, als auch allmächtig sein.
(3) Vollkommenheit: Entweder Gott weiß, wie es sich anfühlt, sündigen zu wollen, oder er weiß es nicht. In beiden nur möglichen Fällen scheint es unangemessen zu sein, ihn vollkommen zu nennen. Wenn Gott nicht weiß, wie es ist, sündigen zu wollen, so ist er offenbar nicht allwissend und folglich auch nicht vollkommen. Wenn Gott aber weiß, wie es ist, sündigen (etwa ein Kind vergewaltigen) zu wollen, so würden wir ihn genauso wenig als „vollkommen“ bezeichnen.
(4) 
Freiheit
: Noch verzwickter wird das vorangegangene Problem (3), wenn man die Gott ebenfalls zugeschriebene Eigenschaft der uneingeschränkten Freiheit[14] hinzunimmt. Vollkommene Freiheit bedeutet, dass Gott sich immer sowohl für das Gute als auch für das Böse entscheiden kann. Aber das müsste bedeuten, dass Gott, da er sich in Freiheit, und nicht notwendigerweise für das Gute entscheidet, auch böse Antriebe in sich haben muss. Denn ein Wesen, das keine bösen Antriebe kennt, muss notwendigerweise seinem Wesen nach gut handeln. Wenn Gott aber in seiner uneingeschränkten Freiheit auch uneingeschränkt viele böse Antriebe kennen muss, wie könnten wir ihn dann vollkommen nennen? Es lässt sich sogar noch einen draufsetzen: Wenn das Gegenteil der Fall ist und Gott nicht anders kann, als sich für das Gute zu entscheiden, dann kann er genauso wenig vollkommen sein, da ein Wesen, das der Versuchung böser Antriebe wiedersteht und sich frei für das Gute entscheidet, üblicherweise als vollkommener gilt als eines, das nur gut handelt, weil es nicht anders kann. Die Eigenschaft der Vollkommenheit stellt uns folglich vor ein Dilemma: Wenn Gott notwendigerweise gut handelt, ist er eigentlich gar nicht besonders gut, weil er gegenüber diesen Taten machtlos ist und keine bösen Antriebe überwinden muss. Außerdem könnte er dann auf keinen Fall allmächtig (1) sein. Ist Gott aber nur kontingent-gut, ist es mindestens ebenso problematisch, ihn als vollkommen gut zu bezeichnen, da es dann auch böse Antriebe in ihm geben muss. Überdies verträgt sich dieser Fall nicht mit der Allgüte Gottes: Gott wird zwar vollkommen genannt, dieses makellose Attribut scheint aber weder auf ihn zutreffen zu wollen, wenn er nicht anders kann, als gut zu handeln, und demnach nicht allmächtig ist, noch, wenn er auch böse Antriebe hat, und somit zweifellos nicht allgütig sein kann. Die Eigenschaften Vollkommenheit, Allmacht und Allgüte widersprechen somit einander ebenfalls vielfach.[15]

2.8.3. Die Eigenschaften der Welt

Ein weiteres starkes Argument gegen die Existenz Gottes liegt in dem Umstand begründet, dass die Welt genau so beschaffen ist und das Weltgefüge exakt so abläuft, wie es anzunehmen wäre, wenn man davon ausgeht, dass Gott nicht existiert. Hierfür soll nur ein kleines Beispiel genannt werden: Gebete besitzen keinerlei empirische Wirkung[16]. Wenn Christen anstatt Gott einen Stein anbeten würden, würden ihre Gebete genauso häufig „erhört“ werden, wie wenn sie zu ihren Gott beten. Außerdem gehen immer nur solche Gebete vermeintlich in Erfüllung, für die kein übernatürliches Eingreifen erforderlich ist und für die es auch natürliche Erklärungen gibt. Wenn Gott jedoch existieren sollte, dann wäre anzunehmen, dass sich Gebete zumindest über den Erwartungswert hinaus erfüllen und zwar auch dann, wenn sie ein übernatürliches Eingreifen erfordern sollten.

3. Persönliches Fazit

Wir haben gesehen, dass der Glaube an Gott nicht nur nicht-rational (es gibt keine rationalen Gründe für ihn), sondern sogar irrational (es gibt rationale Gründe gegen ihn) ist. Warum aber hängen trotzdem so viele Menschen einem Gottesglauben an? Nun, das liegt zumeist eben an nicht-rationalen Gründen, wie der Angst vor der eigenen Vergänglichkeit, existentiellen Krisen, oder dem Wunsch nach Sinn und Bedeutung. Wir müssen uns an dieser Stelle klar machen, was "Glaube" in diesem Sinne bedeutet: Das Annehmen von Überzeugungen, ohne rationale Rechtfertigung. So gesehen ist Glaube das exakte Pendant zum Wissen, also zu rational gerechtfertigten Vermutungen. Er, der religiöse Glaube, ist folglich im hohen Maße intellektuell unredlich, denn er beinhaltet eine starke Überzeugung, in der Regel mindestens so stark wie die von echtem Wissen, bei fehlender rationaler Rechtfertigung. Auf einen Nenner heruntergebrochen bedeutet der so verstandene Glaube an einen Gott also: man gibt vor, etwas zu wissen, was man nicht weiß. Dies – das Kernstück[17] religiösen Glaubens – erscheint mir selbstbetrügerisch.

Eine interessante Frage wurde derweil noch gar nicht gestellt: Kann die Nicht-Existenz Gottes bewiesen werden? Dies ist eine sehr komplizierte Frage, der ich mich hier ausführlicher gewidmet habe. Aber um es kurz zu machen: Ich halte die unspezifische und allgemeine Gottesidee für nicht-falsifizierbar, da bei jeder versuchten Widerlegung die angenommenen Eigenschaften Gottes stets so modifiziert werden können, dass die Widerlegung ins Leere läuft (Kritikimmunisierung). Ich bin also ein schwacher Atheist gegenüber der allgemeinen Gottesidee, d.h. ich glaube nicht an die Existenz eines solchen Gottes. Anders sieht es bei dem spezifischen Gottesbild der abrahamitischen Religionen aus. Dieses kann und wurde meiner Meinung nach bereits zigfach widerlegt (vgl. Abschnitt "Argumente gegen die Existenz Gottes"). Das Gottesbild der Juden, Christen und Muslime steht im Widerspruch zu all unserer Empirie und ist gar mehrfach in sich selbst widersprüchlich. Bezüglich solchen Gottesvorstellungen bin ich ein starker Atheist, d.h. ich glaube an die Nicht-Existenz eines abrahmitisch-personalen Gottes.

Gehen wir – der Einfachheit halber – nun aber davon aus, dass, wie selbst hartgesottene Rationalisten und Naturalisten gerne behaupten, „die Gottesidee letztendlich nicht widerlegt werden kann.“ Was würde daraus folgen? Es gibt unendlich viele Dinge, die man nicht widerlegen kann. Du kannst nicht widerlegen, dass neben dir ein empirisch unwirksamer Drache steht, oder dass du in einem Paralleluniversum gerade einen rosanen Hut trägst. Es ist redlicherweise nicht möglich, eine davon willkürlich zu bejahen, alle anderen aber zurückzuweisenSinnvollerweise glaubst du aber auch nicht an diese Dinge, nur weil du sie nicht sicher widerlegen kannst. Wenn jemand möchte, dass du an eine dieser Hypothesen glaubst, dann muss er dir schon gute Argumente dafür liefern.

Genauso verhält es sich auch mit der Gotteshypothese. Die fehlende Begründung für die Existenz eines Gottes ist ein vollkommen hinreichendes Argument gegen den Glauben an die Existenz dieses Gottes. Diese Nullhypothese erkennen partiell sogar die meisten Theisten an! Christen glauben bspw. nicht an Allah, Krishna oder Zeus, weil sie keine guten Gründe besitzen, um an diese Götter zu glauben. Nur beim eigenen Gott versagt diese gesunde und kritische Haltung plötzlich und sie glauben bei fehlender rationaler Rechtfertigung fest an ihren Gott. Dass dies eine intellektuelle Bankrotterklärung ist und sie sich dabei was vormachen, wurde bereits dargelegt.

Was ohne Beweise behauptet werden kann, kann auch ohne Beweise verworfen werden (Hitchens Razor Prinzip). Der unkompliziertesten Erklärung eines Sachverhalts ist stets Vorzug zu geben (Occams Razor Prinzip). Und wenn ein Untersuchungsobjekt bereits an logischer Konsistenz scheitert, erübrigt sich jede empirische Untersuchung und es ist seine Nichtexistenz anzunehmen[18]. Jeder einzelne dieser Punkte zeigt, dass der Atheismus die einzige sinnvolle Position gegenüber der Gotteshypothese ist. 

„Es gibt keine Gottesbeweise. Was es gibt, sind lauter schlechte Argumente für Gott, gemacht für die, deren analytische Fähigkeit nicht ausreicht, den Trick zu durchschauen. Keines – kein einziges – dieser Argumente – ist valide (logisch gültig). Die meisten scheitern an defekter Logik. Es gibt nur eine Handvoll, die logisch valide sind Aber deren Prämissen sind so fragwürdig, dass sie selbst von Gläubigen kaum akzeptiert werden.“
Volker Dittmar

4. Einzelnachweise

[1] Johannes Hirschberger schildert, mit welch philosophischen Methoden antike Gottesvorstellungen als zureichender Grund im scholastischen Sinne bewiesen werden kann. Vgl. Hirschberger: Philosophie-Geschichte Bd. I. Frechen (Lizenzausgabe) o. J., S. 105.

[2] Vgl. Karl Vorländer: Geschichte der Philosophie, Bd. 2. S. 217.

[3] Wolfgang Röd: Der Weg der Philosophie, Bd. II. München 1996, S. 295-299.

[4] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900 ff., AA II, 155 / Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes.

[5] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900 ff., AA III, 396 / Kritik der reinen Vernunft, II. Buch der transzendentalen Dialektik, Drittes Hauptstück: Das Ideal der reinen Vernunft.

[6] Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft (2. Aufl. 1787). In: Kants Werke (Akademie-Ausgabe). Band III. Berlin 1968, S. 523 ff.

[7] Das „fliegende Spaghettimonster“ ist eine Parodie auf herkömmliche Gottesvorstellungen.

[8] Dieter Lüst: Quantenfische (dtv 2014), S. 320-327

[9] Es ist nicht einmal zwingend, dass diese Lebensform wie wir auf Kohlenstoff basieren muss. In der Astrobiologie hat sich der polemische Begriff des Kohlenstoffchauvinismus etabliert, dieser findet Verwendung, wenn bei der Suche nach extraterrestrischem Leben allein die Möglichkeit der Entstehung von außerirdischem Leben nur auf Kohlenstoffbasis diskutiert wird.

[10] Das Sparsamkeitsprizip besagt, dass bei einer Reihe von Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt die einfachste Erklärung zu bevorzugen sei und eine Theorie dann genau einfach ist, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält.

[11] David Hume, An Inquiry concerning Human Understanding

[12] (Empirische) Beobachtungssätze, beziehungsweise Protokollsätze, sind in der wissenschaftstheoretischen Schule des logischen Empirismus Aussagen, über deren Gültigkeit durch sinnliche Beobachtung eine intersubjektive Übereinkunft erzielt werden kann. Vgl. Rudolf Carnap: Über Protokollsätze.

[13] Das Trolley-Problem ist ein klassisches und eingängiges Beispiel für ein ethisches Dilemma, bei dem durch jede der beiden allein möglichen Handlungsoptionen getötet und damit Leid verursacht wird. Vgl. Philippa Foot: The Problem of Abortion and the Doctrine of the Double Effect.

[14] Die theistische Behauptung, dass Gott vollkommen frei ist, lässt sich ganz einfach widerlegen: Da jede Beschaffenheit, jedes Motiv und jede Eigenart einer vollkommenen Freiheit Abbruch tut, muss ein Wesen mit vollkommener Freiheit vollkommen unbeschaffen sein. Ein vollkommen freier Gott ist also ein nicht-existenter Gott. Und ein existenter Gott ist zwangsläufig nicht vollkommen frei!

[15] Vgl. Gerhard Streminger: Gottes Güte und die Übel der Welt (Tübingen 1992), S. 331-333

[16] Richard Dawkins: Der Gotteswahn (Ullstein 2016), S. 89f.

[17] Religionen enthalten darüber hinaus ein breiteres Spektrum an Inhalten, zum Beispiel kulturelle und identitätsstiftende Merkmale, Werturteile, ethische Regeln, Rituale, soziale Funktionen. Im Kern basieren sie jedoch auf einem Behauptungskatalog über die Realität. Würden diese irrationalen Behauptungen weggelassen, bliebe von den Religionen nichts Substantielles übrig.

[18] Denn während nur ein Bruchteil aller logisch konsistenten Dinge auch real existent ist, ist die Existenz eines logisch unmöglichen Dinges unmittelbar ausgeschlossen. Gegen die präzise definierten Konzepte des Theismus und Deismus lassen sich mit Leichtigkeit Widerspruchsbeweise durch Logik führen (Reductio ad absurdum), was alle weiteren Überlegungen überflüssig macht. Bei Panentheismus funktioniert das allerdings aufgrund zu schwammiger und absichtlich diffuser Vorstellungen häufig nicht. „Irgendwas Höheres“ ist kein Begriff, mit dem man vernünftig arbeiten könnte. Widerlegen lässt sich dieser Minimalglaube (und nur dieser!) daher nicht.

5. Siehe auch:

Analytische und synthetische Aussagen: Axiome sind nur im Bereich analytischer Aussagen zulässig - also im Bereich der Ideen (Konzepte). Hier ist es ist völlig legitim und sinnvoll, Axiome zu definieren und dann gedanklich fortzuentwickeln. Axiom: "Ein Kreis ist die Menge aller Punkte in einer Ebene, die denselben Abstand zu einem Mittelpunkt P haben." Dieses Axiom ist wahr durch Definition. Wir haben festgelegt, dass ein Kreis so charakterisiert wird. Das muss (und kann) nicht bewiesen werden - es ist wahr, weil wir es so sagen. Ähnliches gilt für andere "Ideengebäude". Axiom: "Schachmatt ist die Konstellation, in  der ein König im Schach steht und es keinen regelgerechten Zug gibt, dieses Schachgebot aufzuheben." 100%ig wahr, weil es als wahres Axiom definiert wurde. Solche axiomatischen Festlegungen sind aber nur im Bereich der Ideen, der Konzepte möglich (analytische Aussagen).

2. Es gibt eine zweite Kategorie von Aussagen (synthetische Aussagen). Hier werden Aussagen über die reale Welt getroffen. Axiome sind hier NICHT zulässig. Ob eine synthetische Aussage wahr oder unwahr ist, können nur Beobachtungsdaten klären. "Ich habe einen Bruder". Das ist eine Aussage über die reale Welt - sie kann nicht durch Axiom vorausbeschlossen werden. Ob ich einen Bruder habe oder nicht - steht bereits fest. Ich kann den wahren Zustand der Realität nur noch im Nachhinein erforschen und feststellen - aber nicht axiomatisch vorausdefinieren. Eine weitere Aussage über die reale Welt: "Aspirin hilft (besser als Placebo) gegen Kopfschmerzen." Das lässt sich nicht axiomatisch vorausbeschließen - es kann nur nachträglich überprüft und als wahr oder unwahr ermittelt werden. Die Gottes-Hypothese (so meinen Gläubige) ist eine Aussage über die reale Welt. Damit kann sie nicht als wahr oder unwahr vorausbeschlossen werden - sie muss nachträglich empirisch ermittelt werden. Anders gesagt: Wer wirklich rausfinden will, ob Gott real ist, der darf Gott nicht einfach als Axiom voraussetzen - der muss die (Un)Wahrheit der Gotteshypothese ergebnisoffen anhand der Beobachtungsdaten klären.

Argumentum ad ignorantiam: Häufig bekommt man Dinge zu hören, wie: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass natürliche Prozesse ausreichen, die Evolution zu erklären. Fehlschluss: natürliche Prozesse reichen nicht aus.“ Das ist eine Meinung, keine Evidenz. Mehr noch, es ist ein Fehlschluss aus persönlicher Ungläubigkeit. Da zimmert sich jemand das Gotteskonzept mit innerer Logik aus – ohne seine Wahrheit zu beweisen. Das reicht nicht. Mehr noch. Du selbst erkennst bei Andersgläubigen, bei Menschen mit wahnhaften Störungen, bei Getäuschten, dass innere Logik nicht ausreicht, um die Wahrheit ihrer Gewissheit zu bestätigen.

Schöpferargument

Letztbegründung: Dann gibt es da noch die Behauptung, Gott sei "in sich verständlich", d.h. Glaube bedürfe keiner weiteren Begründung. Dies gleicht einer Kapitulation vor einer ewigen Fragekette: "Warum soll ausgerechnet die Existenz Gottes in sich verständlich sein? Wo ist der Beweis dafür? Dem Philosophen Hans ALBERT zufolge scheint ein solcher Nachweis gar nicht geführt werden zu können, weil jeder Versuch einer Letztbegründung in ein unauflösbares Trilemma führt (Abb. 1). Der Versuch, die Selbstverständlichkeit der Gottexistenz zu begründen, führt entweder in einen unendlichen Regress (jede Aussage muss durch weitere Aussagen begründet werden, was praktisch nicht durchführbar ist), zu einem Zirkelschluss (wonach das zu Beweisende bereits vorausgesetzt wird) oder zu einem willkürlichen Abbruch des Regresses (ALBERT 1991, 15). Die Behauptung, Gott sei in sich verständlich (oder a priori wahrscheinlich), kann nur dogmatisch (bzw. definitorisch) vorausgesetzt werden."

Logik: Wenn etwas ewig existiert, kann es keinen Schöpfer haben. Gott existiert ewig, also ist es unmöglich, dass er geschaffen wurde. Wer dem zustimmt, setzt die Logik voraus. Gleichzeitig setzt er die ewige Gültigkeit der Logik voraus. Ohne Logik könnte es sehr wohl sein, dass etwas ewig existiert, aber trotzdem einen Schöpfer hat. Dazu muss es nur eine Zeit gegeben haben, in der die Logik nicht galt. Folglich kann die Logik nicht von Gott geschaffen worden sein, da sie ewig gültig war.

6. Link- und Literatursammlung

6.1. Weblinks

·        The Argument from Reason for the Nonexistence of God

·        Arguments for the Existence of a God - Linksammlung.

·        Gottesbeweise bei philolex

·        Gottesbeweise bei manglaubtesnicht u.a. hier und hier.

·        Volker Dittmar zerlegt die Gottesbeweise Teil 1, 2, 3, 4, 5, 6 und 7.

6.2. Bibliographien

·        Bibliographie des London Philosophy Study Guide.

·        R. Corazzon: History of the ontological argument Bibliographie zur Geschichte des ontologischen Gottesbeweises.

·        Graham Oppy – Website mit Aufsätzen zum Thema Gottesbeweise.

6.3. Überblicksdarstellungen

·        Gottfried GabrielGottesbeweis, ontologischer, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie

·        Verschiedene Einträge in der Stanford Encyclopedia of PhilosophyGod and Other Necessary BeingsMoral Arguments for the Existence of GodOntological ArgumentsPragmatic ArgumentsTeleological Arguments

·        Kenneth Einar Himma: Design Arguments for the Existence of God. in:  Internet Encyclopedia of Philosophy

·        Kenneth Einar Himma: Ontological Argument. ebenfalls in: IEP

·        Christoph Zimmer: Wesen der Gottesbeweise (2008)

6.4. Essays

·        Robert SpaemannWarum wir, wenn es Gott nicht gibt, überhaupt nichts denken können.

·        Hansjörg Pfister: Ist Gott ein Computer? Über Gödels Gottesbeweis  auf: sine-metaphysica.de.

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Stand: 2017

Kommentare: 31
  • #31

    Wilhelm (Mittwoch, 03 Januar 2024 01:56)

    "Eine Hypothese, die durch nichts falsifizierbar ist, ist auch nicht ernst zu nehmen."

    Ich glaube, hier machst du es dir zu einfach. Jede Hypothese, die widerspruchsfrei denkbar ist, ist ernstzunehmen.

  • #30

    tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 19:04)

    1

  • #29

    tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 16:20)

    1

  • #28

    Peter Strauß (Sonntag, 05 Februar 2023 12:50)

    Dieser Aussage muss ich widersprechen: "Wenn Gott aber weiß, wie es ist, sündigen (etwa ein Kind vergewaltigen) zu wollen, so würden wir ihn genauso wenig als „vollkommen“ bezeichnen."

    Das würde voraussetzen, dass dieses Wissen Unvollkommenheit charakterisiert. Wissen ist aber keine Tat. Hier liegt es nahe bei Mitgefühl, was eher zur Vollkommenheit beitragen würde.

    Nur, wenn man voraussetzt, dass ein Gedanke bereits eine Sünde oder die Vorstufe zur Tat darstellt, wäre das Wissen darüber ein Beitrag zur Unvollkommenheit. Offenbar hat hier das eigene Wertesystem einen erheblichen Einfluss auf die Argumentation.

  • #27

    Philoclopedia (Montag, 14 Oktober 2019 00:41)

    https://infidels.org/library/modern/steven_conifer/ar.html

  • #26

    Hundesohn (Freitag, 01 Februar 2019 10:24)

    Fickt Eure mütter

  • #25

    WissensWert (Dienstag, 13 März 2018 19:41)

    Ich schlage Gläubigen und Skeptikern einen Gottesbeweis vor.

    Ich gehe am Montag (übermorgen) in die Lotto-Annahmestelle.

    Ich nehme einen der fertig ausgefüllten Lottoscheine für Samstag (6 aus 49), kaufe ihn, notiere die Zahlen, stecke ihn in einen Umschlag und schicke ihn an die Welthungerhilfe.

    Dann schreibe ich die Lottozahlen in diesen thread. Wir alle machen Dua (Bittgebet). Ehrlich, ohne Vorbehalte.
    "Allah, bitte lass die Welthungerhilfe am kommenden Samstag, 12.11.2016, den Lotto-Jackpot gewinnen! Die Menschen in Deutschland haben genug Geld, um es an die Lotterie zu verschwenden. Gleichzeitig verhungern Menschen auf der Welt. Bitte, Allah, sorge dafür, dass diese ungerechte Verteilung etwas gelindert wird und der Jackpot an die Welthungerhilfe geht."

    Wenn unsere Zahlen gewinnen, dann ist das ein solider Beweis für Allahs Existenz.

    Ein ausbleibender Gewinn wäre ein deutlicher Beleg für die Nichtexistenz eines allmächtigen, barmherzigen Gottes.

    (Das Risiko eines möglichen alpha-Fehlers (wir haben nur aus glücklichem Zufall ohne Einwirkung eines Gottes gewonnen) liegt bei etwa 1 : 140 Millionen. Ein Gewinn wäre durch Zufall also schlecht erklärbar.)

    Was meint Ihr?

    -

    Seltsam.
    Gläubige behaupten, an einen allmächtigen, barmherzigen Gott zu glauben, der Gebete erhören kann.

    Aber wenn ich anfange, diese These wirklich ernst zu nehmen - dann verteidigen sie plötzlich die Weltsicht der Atheisten:
    "Ein solcher Gott existiert nicht."

  • #24

    WissensWert (Donnerstag, 30 November 2017 20:49)

    Monika Reber: "Kann mir jemand erklären, was für ein übergeordnetes System spricht?"

    Exakt so viel wie für ein über-übergeordnetes System.

    Wenn die Existenz des Universums auf etwas deutet, was über ihm steht, woraufhin deutet dann die Existenz eines Schöpfer?

    Ich will mal mein Argument gegen ALLE Gottesbeweise präsentieren:

    Angenommen, man hätte einen perfekten, unbezweifelbaren Beweis X für die Existenz eines Schöpfers unserer Existenz in dem Sinne, dass ein jeder perfekter rationaler Denker diesen Beweis akzeptieren müsste.

    Wenn der Schöpfer ein perfekt rationaler Denker ist - und nur unter dieser Voraussetzung macht der Beweis einen Sinn - müsste er den Beweis anerkennen. Und damit, dass er seine Existenz selbst einem Superschöpfer zu verdanken hat. Und er wird diesen Beweis nicht anerkennen, weil das zu einem unendlichen Regress an Schöpfern führt. Und aus demselben Grund kann ich keinen der üblichen Beweise anerkennen, ich breche nur eine Stufe früher ab, bevor der unendliche Regress beginnt.

  • #23

    WissensWert (Montag, 30 Oktober 2017 00:32)

    https://www.facebook.com/datheisten/videos/1103474029715563/

  • #22

    WissensWert (Montag, 30 Oktober 2017 00:30)

    Wenn irgendeine Weltanschauung die Inhalte ihrer Ansichten beobachterunabhängig nachweisen, möchte gibt es dafür nur eine Möglichkeit: Empirische Evidenz (umgangssprachlich: Beweise)
    Liegen diese nicht vor, können deren Inhalte nicht von eine Illusion, oder Fiktion unterscheiden werden. Leider konnte ich in endlosen Diskussionen mit Gläubigen noch kein einziges Argumenten ausmachen, was unter Anwendung von gültigen und funktionierenden Erkenntnismethoden bestand hätte.

  • #21

    WissensWert (Montag, 30 Oktober 2017 00:30)

    http://www.wissenbloggt.de/?p=655

  • #20

    WissensWert (Montag, 30 Oktober 2017 00:29)

    Da, wo kein Wissen ist -
    1. ist Platz für leere Behauptungen
    2. ist Platz für das ehrliche Eingeständnis, dass wir es nicht wissen.

    Okay, made my choice.

  • #19

    WissensWert (Montag, 30 Oktober 2017 00:29)

    Jemand sagt:
    "ich glaube, dass ein Gott existiert"?

    Was bedeutet das?

    Bedeutet es: "Ich halte es für wahr oder wahrscheinlich wahr, dass ein Gott existiert?"

    Oder bedeutet es:
    "Ich weiß nicht, ob ein Gott existiert, aber ich tue einfach mal so"?

    Oder was bedeutet es?

  • #18

    WissensWert (Montag, 30 Oktober 2017 00:28)

    “Tell people there’s an invisible man in the sky who created the universe, and the vast majority believe you. Tell them the paint is wet, and they have to touch it to be sure.” - George Carlin

  • #17

    WissensWert (Sonntag, 29 Oktober 2017 23:55)

    „innere Logik halte ich für das nachvollziehbarere Kriterium, vielleicht letztlich sogar für das wichtigere“
    Dann musst Du ebenso die Validität jeder anderen Religion und jeder anderen fixen Idee anerkennen, die logisch kohärent ist. Das fliegende Spaghettimonster. Carl Sagans Drachen in der Garage. Russells Teekanne.
    „Innere Logik“ reicht eben nicht aus. Jedes Wahngebäude ist logisch kohärent. Es ist völlig egal, wie plausibel der Paranoide schildert, dass er vom Geheimdienst verfolgt wird. Es ist völlig egal, wie zwingend seine innere Logik ist. Ob der Paranoide wirklich vom Geheimdienst verfolgt wird, das lässt sich nur empirisch klären.
    Jori: Das meine ich nicht. Du lehnst alle (!) nicht-falsifizierbaren Hypothesen ab – sie sind nicht nützlich genug oder werfen keine ausreichende spirituelle Rendite ab – außer der einen nicht-falsifizierbaren Hypothese, die Du (ich vermute) bereits seit Deiner Kindheit zu lieben gelehrt wurdest. Das ist Willkür.
    Innere Logik ist kein ausreichendes Wahrheitskriterium. Im Gegenteil. Das Wahngebäude eines Psychotischen ist logisch völlig kohärent – und komplett falsch. Das Spaghettimonster, Russells Teekanne, Sagans Drache usw. sind logisch völlig kohärent – aber falsch. Allein Evidenz kann hier bei der Unterscheidung in wahr/unwahr helfen.

    Nein. „Innere Logik“ ist eine notwendige aber keine hinreichende Voraussetzung für Wahrheit einer behaupteten Tatsache. Ich habe mehrfach versucht, das darzustellen und zahlreich Beispiele gebracht, die das nachweisen.
    Paradoxerweise erkennen das auch Gläubige an. Muslime beobachten: Anhängern aller Religionen ist es gelungen, ihr illusionäres Weltbild mit „innerer Logik“ irgendwie vernünftig zu reden, meistens durch eine Serie von zirkulären Fehlschlüssen. Muslime beobachten: Jeder noch so vernünftige Einwand gegen diese Illusion wird im Sinne der Illusion umgedeutet und damit angeblich „entkräftet“. Muslime beobachten: Allen Religionen gelingt es, Beobachtungen der Realität als Bestätigung ihrer jeweiligen Illusion zu interpretieren. Die „Schönheit der Schöpfung“, die „Lebensfreundlichkeit des Universums“, die „Harmonie in der Natur“, das „Wunder des Lebens“ wird von allen Religionen als Beweis für ihren jeweiligen Gott ausgelegt. Muslime beobachten: Alle Religionen stützen sich auf die selben theologischen Gottesbeweise – auch diese weisen jeden beliebigen Gott nach. Muslime beobachten: Aus der hinduistischen Innensicht erscheint die hinduistische Illusion real. Muslime, Atheisten und alle anderen stehen außerhalb dieser Illusion – und erkennen sie als Illusion.
    Aus der islamischen Innensicht erscheint die islamische Illusion real. Hindus, Atheisten und alle anderen stehen außerhalb dieser Illusion – und erkennen sie als Illusion. Wenn irgendeine Religion die Wahrheit ihrer Inhalte nachweisen will, wenn sie ihren jeweiligen Gott als beobachterunabhängig real nachweisen will – dann gibt es dafür nur eine Möglichkeit: Empirische Evidenz. Umgangssprachlich: „Beweise“, Beobachtungsdaten. Für den Nachweis beobachterunabhängiger Tatsachen gibt es kein anderes Beweismittel als Beobachtungsdaten.
    Es gibt keine Evidenz für Götter. Alles deutet darauf hin: Sie sind eine kollektive Illusion – mehr nicht.
    Konsens war in dieser Diskussion nicht zu erwarten. Dein Plädoyer für „maximale Toleranz selbst bei maximalem Dissens“ unterschreibe ich gern und ohne jede Vorbehalte.

  • #16

    WissensWert (Sonntag, 29 Oktober 2017 23:31)

    Nicht-Widerlegbarkeit ist kein gutes Argument, denn unendlich vieles ist nicht-widerlegbar / könnte existieren. Wenn Sie nun einwenden, dass nicht alles möglich ist, zum Beispiel keine paradoxen Zustände, dann haben Sie sich selbst ins Knie geschossen: Denn die paar Eigenschaften, die allen (den christlichen) Gott zuschreiben, sind bereits auf vielfacher Weise paradox.

  • #15

    WissensWert (Sonntag, 29 Oktober 2017 23:30)

    Da kann man für Gott keine Ausnahme machen. Denn die Anzahl der möglichen Götter ist unendlich groß, selbst wenn es nur einen gibt. Hat jemals ein Muslim eine gute Begründung dafür gefunden, dass der Gott der Katholiken oder Protestanten nicht existiert, der ihn für seinen Glauben bestraft? Nein, weil der Muslim das nicht für nötig hält, für zahlreiche (unendlich viele, um präzise zu sein) einen Beweis der Nichtexistenz zu liefern! Der Katholik hält das für Allah auch nicht für nötig. Man geht davon aus, dass der jeweils andere Gott nicht existiert, ohne dass man dafür auch nur annähernd so etwas wie eine Begründung hat.

  • #14

    WissensWert (Sonntag, 29 Oktober 2017 04:14)

    „Ich glaube übrigens, dass das gesamte Universum mitsamt allen unseren Erinnerungen, Theorien und Religionen vor 20 Minuten vom Gott Quitzlipochtli erschaffen wurde. Wer kann mir das Gegenteil beweisen?“
    - Bertrand Russell

  • #13

    WissensWert (Sonntag, 29 Oktober 2017 04:13)

    https://www.youtube.com/watch?v=ex4jV_q9FbE ab 20.30min :D

  • #12

    WissensWert (Sonntag, 29 Oktober 2017 04:05)

    Gott und die Beweislast - müssen Atheisten beweisen, dass es Gott nicht gibt?

    Nein. Wer eine Religion verteidigt, sollte nach einem wie auch immer erfolgten Gottesbeweis gut begründen können, warum sein Gott der richtige ist und die anderen nicht. Sein Problem fängt nach dem Gottesbeweis erst so richtig an.

    Ich als Atheist muss nicht belegen, warum dieser Atheismus wahrer ist als der. Es gibt nur einen.

  • #11

    WissensWert (Sonntag, 29 Oktober 2017 03:48)

    https://www.youtube.com/watch?v=bB_lvyOaO2Y&feature=youtu.be

  • #10

    WissensWert (Sonntag, 29 Oktober 2017 02:31)

    https://manglaubtesnicht.wordpress.com/2013/02/18/gottesbeweise-oder-achtung-dies-ist-eine-ubung/

    https://manglaubtesnicht.wordpress.com/2013/05/04/you-cant-cook-without-a-cook-book-tim-minchin/

  • #9

    WissensWert (Sonntag, 29 Oktober 2017 02:21)

    https://m.facebook.com/home.php#!/story.php?story_fbid=883304061747839&id=100002047606393

  • #8

    WissensWert (Sonntag, 29 Oktober 2017 02:14)

    Dies ist eine weitere Variante der oben schon erwähnten Pseudoargumente. Es gibt nämlich keine einhundertprozentigen, unbezweifelbaren Beweise. Dies folgt einerseits aus demMünchhausentrilemma , andererseits aus der folgenden Aussage:
    »Aus jeder Aussage folgen unendlich viele weitere Aussagen.«

    Um nun mit Sicherheit wissen zu können, dass eine Aussage wahr ist, müsste man alle möglichen Konsequenzen kennen. Da man dies aus rein praktischen Gründen nicht kann, kann man nicht wissen, ob die Aussage wahr ist. Damit ist jeglicher Dogmatismus widerlegt.

    Ein dritter Grund ist der, den sich Theologen gerne zunutze machen. Man kann für jede Aussage unendlich viele Gründe anführen, warum diese wahr ist – und unendlich viele, die dagegen sprechen. Man kann zu allen bekannten Daten daher unendlich viele Theorien anführen, die alle Daten »erklären«. Was in Konsequenz bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Aussage über die Welt wahr ist _2_, ist eins zu der Anzahl der möglichen Aussagen, also eins zu unendlich, was eine Wahrscheinlichkeit von null ergibt.

    Das bedeutet zweierlei: Kein Beweis für eine Theorie ist endgültig, man kann immer Zweifel anführen. Außerdem, dass man mit unbewiesenen Annahmen sehr sparsam umgehen sollte, selbst wenn diese plausibel erscheinen. Jede unbewiesene Zusatzannahme senkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine darauf basierende Theorie wahr ist!

    In der Wissenschaft bedeutet dies, dass jede Theorie prinzipiell revidierbar sein muss, und dass man überflüssige Annahmen vermeidet (das nennt man »Ockhams Rasiermesser«).
    In der Theologie und der Esoterik hat dies zur Folge, dass man allem beliebige Zusatzannahmen unterschieben kann, weil man sich nicht darum kümmert, ob es damit wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher wird! »Gott war es« ist so eine Vermutung, mit der man prinzipiell  alles erklären kann (und sein Gegenteil), was wiederum besagt, dass man eigentlich überhaupt nichts erklärt. Man hat sogar einen zusätzlichen Grund geliefert, die Aussage für falsch zu halten! Das wird ignoriert.

    »Gott war es« braucht nun die Wissenschaft so sehr als Zusatzannahme wie ein Meteorologe die Aussage »Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist« für seine Wettervorhersage benötigt.

    Auch folgt daraus, dass man nichts zu 100% widerlegen kann. Daraus saugen Theologen und andere Esoteriker ihren »Honig«. Denn ein Atheist müsste ja – sagen sie – zu 100% beweisen können, dass es Gott nicht gibt. Da es nicht geht, ist der Atheismus unlogisch.

    Allerdings ist das ein klassisches Eigentor. Denn dies spricht gegen buchstäblich Alles, deswegen gebietet es die Vernunft, die Anzahl unbewiesener Annahmen so stark zu minimieren wie nur möglich.

    Zudem kann man Beweise immer noch ignorieren. D. h., auch wenn ein Atheist einen solchen liefert, man kann immer noch zwei Finger in die Ohren stecken und laut singen »Großer Gott, wir loben Dich«, bis die Bude wackelt. Die Nichtexistenz Gottes lässt sich nicht zu 100% beweisen – aber sie lässt sich unwahrscheinlicher machen.

  • #7

    WissensWert (Sonntag, 29 Oktober 2017 02:12)

    Ein Gläubiger ist jemand, der glaubt, nur er durfte ohne einen Beweis glauben, während der Atheist das nicht darf.

  • #6

    WissensWert (Freitag, 18 August 2017 18:15)

    So genannte "Gottesbeweise" beweisen durchaus etwas.
    Freilich: Nichts zu oder über die Existenz eines Gottes.
    Sondern etwas betreffend den Geistes- und Rationalitätszustand der Gottesbeweisgläubigen.
    Diese merken das selbst aber natur- bzw. definitionsgemäss nicht.

  • #5

    WissensWert (Donnerstag, 18 Mai 2017 15:09)

    Die Summe aller gültigen Gottesbeweise beträgt NULL. Ich kenne etwas über 300 Gottesbeweise, die meisten scheitern daran, dass sie genau die logischen Prinzipien verletzen, auf denen sie aufbauen.
    Es bleibt eine Handvoll übrig, die wenigstens logisch valide sind. Aber deren Prämissen sind so unglaubwürdig, dass sie nicht einmal von Gläubigen akzeptiert werden.
    Es gibt verschiedene Klassen von möglichen Göttern. Man kann sie grob klassifizieren nach:
    - Immanenz versus Transzendenz
    - Mit der physikalischen Welt wechselwirkend oder nicht
    - Logisch beweisbar oder weder beweisbar noch falsifizierbar
    Transzendenz ist außergewöhnlich schlecht definiert. Logisch in sich widersprüchlich sind alle Götter, die transzendent sind, aber mit der physischen Welt wechselwirken.
    Ebenso sind alle potenziellen Götter, die logisch nicht beweisbar sind, aber mit der physischen Welt wechselwirken (oder nur in ihr wirken), bereits in sich widersprüchlich. Es sei denn, diese wirken komplett willkürlich - dann sind sie nicht von Zufall unterscheidbar, verstoßen aber in jedem Fall gegen Basisprinzipien der Physik, wie den Energieerhaltungssätzen.
    Verstöße gegen die Energieerhaltungsprinzipien sind, selbst auf winzigster Ebene. messbar. Der Gott, der nicht messbar ist, aber auf die Welt einwirkt, wäre wissenschaftlich nachweisbar, oder logisch widersprüchlich.
    Götter, die logisch widersprüchlich sind, haben den besten Beweis gegen ihre Existenz, der menschenmöglich ist. Das kann man als vollwertigen Beweis der Nichtexistenz betrachten. Selbstverständlich kann man Nichtexistenz beweisen - wer sich mit Beweismethoden auseinandergesetzt hat, weiß das.
    Als gläubig kann man die Menschen bezeichnen, die auf einen recht simplen logischen Trick hereingefallen sind. Und den spielen sie gegen die Atheisten aus, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Der Trick besteht aus zwei Schritten, meist in der folgenden Reihenfolge:
    1. Man benutzt Eigenschaften der Welt (Existenz, Ordnung, Wunder, eigene Erfahrungen etc. pp.) als einen logischen Beweis für Gott. Konsequenz: Gott lässt sich logisch beweisen - und logisch widerlegen.
    2. Man definiert Gott oder verzichtet darauf so, dass es keinen logischen Beweis für seine Existenz geben kann. Konsequenz: ALLE im Schritt 1. gemachten logischen Beweise sind falsch!
    Den Gott aus Schritt 1. benutzt man als Beweis, dann immunisiert man sich gegen Widerlegung durch Schritt 2. Konsequenz: Eine gegen Kritik immunisierte Behauptung widerlegt Schritt 1. und ist einfach nur maximaler Unsinn (Bullshit).
    Es geht darum, ERST mit einem Beweis einen Glauben an Gott zu etablieren - meist, in dem man logische Tricks benutzt, denen die meisten Menschen nicht folgen können. Vor allem dann nicht, wenn es sich um Kinder handelt. Sobald der Glauben etabliert ist, wird im 2. Schritt der Rückweg versperrt - man kann ihn jetzt nicht mehr loswerden, selbst, wenn die logischen Fehler im Schritt 1. durchschaut.
    Man kann und muss also vom "Gottesbetrug" reden. Kinder werden auf betrügerische Weise zum Glauben an Gott gebracht, dann "brennt man die Brücken ab", so dass selbst intelligente Menschen keinen Ausweg mehr finden. Ihre Intelligenz ist jetzt nämlich nicht mehr gegen Gott nutzbar.
    Aber der Gott ist Schritt 1. ist ein gänzlich anderer als der aus Schritt 2. Wie beim Hütchenspiel hat man die Bedeutung der Begriffe verschoben, die Stellung der Logik, die Definition Gottes.
    Gläubige sind nicht dumm, sie sind nur so "programmiert", dass sie ihre Intelligenz nicht einsetzen können, den Bluff zu durchschauen.
    Und jetzt ein paar Beobachtungen:
    1. Kein Gläubiger glaubt an einen Gott, der weder beweisbar noch widerlegbar ist. In keiner Religion wird ein solcher Gott verehrt.
    2. Der nicht beweisbare und nicht widerlegbare Gott ist eine rhetorische Waffe gegen Gläubige wie Atheisten. Als Atheist sollte man sich hüten, auf diesen Trick hereinzufallen.
    3. Wenn die Logik eliminiert wurde, werden emotionale Bindungen aufgebaut. Diese sind immun gegen logische Angriffe.
    4. Keine zwei Gläubigen glauben an denselben Gott.
    5. Die meisten Gläubigen wissen nicht, woran sie glauben, und sie würden auch nicht mehr glauben, wenn sie es wüssten.
    6. Konfrontiert man Gläubige mit diesen Überlegungen, setzen emotionale Mechanismen zur Verteidigung ein - der Gläubige igelt sich ein und verteidigt seine Auffassung. Dabei spielen uralte, evolutionär erworbene Verteidigungsmechanismen eine Rolle.

  • #4

    Alexander Leibitz (Montag, 25 April 2016)

    "Der Gottesbeweis bezeichnet einen Versuch, die Existenz Gottes mit Hilfe der Vernunft zu beweisen."

    Das ist eine einigermaßen triviale Feststellung, denn der Astronom hat bereits die Existenz der Venus, des Mars und des Jupiters behauptet, aber ebenfalls noch nicht bewiesen, dass diese Gegenstände genau nur so heißen, wie bloß von ihm behauptet.

    Es fehlt also nicht nur ein Gottesbeweis, sondern auch ein Jupiterbeweis, einen Kaffeemaschinen-beweis und überhaupt aller mögliche Beweis. Oder anders gesagt. Der Naturwissenschaftler hat noch nicht auch nur irgendeine Aussage oder Definition bewiesen / verifiziert.

    Jede Nominaldefinition hat die Form eines assertorischen Satzes ("A steht für B" od. "A heist B" od. "A = B").

    So ist zum Beispiel auch die Behauptung, derzufolge die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten nicht etwa "Gott" oder "Allmacht", sondern Energie heißt (und ist und existiert), nichts wie nur behauptet und geglaubt, denn ich glaube vielmehr, dieselbe Fähigkeit heißt nicht Energie, sondern GOTT.

    Das Glauben oder Geloben und das Definieren diverser "Namen" / Nomen bezeichnet eigentlich nur ein und dieselbe Tätigkeit:

    "Ich gelobe, dass die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten GOTT heißt". Das unterscheidet sich von einer banalen Nominaldefinition in überhaupt gar nichts. Folglich ist auch noch nicht bewiesen oder etwa "gesehen" worden, dass Energie existiert, denn wie etwas heißt, kann man ja nicht sehen.

    Wenn so ein Beweis ganz unbedingt klappen soll, kann er also nur "etymologisch" angepackt werden, denn allein die Etymologie weist nach, welche Nominadefinitionen wahr oder widersprüchlich sind. Widersprüchliche Sätze sind falsche Sätze - siehe dazu auch den "Satz vom ausgeschlossenen Dritten". Aus der (stoischen) Etymologie geht auch hervor, dass nicht auch nur irgendein Nomen auf handgreifliche Gegenstände referiert.

    Wann immer jemand glaubt, dass der Name einen handgreilfichen Gegenstand bezeichnet, frönt er einem Aberglauben, und eben der ist in den Naturwissenschaften schon am allerweitesten verbreitet.

    Etymologisch ist schon längst nachgewiesen, dass der Ausdruck "Gott" nichts anderes, wie nur das "Gut" oder die "Güter" bezeichnet - verwandt mit (alat.) "cudo", (mlat.) "causa" und (nhd.) "Guss" oder "Kuss".

    Das GUT im Sinne von "Ware" (Gütern) wurde aber auch schon von den Physikern in eine Äquivalenz zur Energie gestellt. Insofern diskutiert man in Sachen "Gottesbeweis" nur ein terminologisches Missverständnis: "Energie" bezeichnet dasselbe, wie der Ausdruck "Allmächtiger" - die Personifizierung kann man ja weglassen, wenn sie einem nicht behagt, doch in aller Konsequenz sollte man dann auch den Menschen und / oder den Affen nicht personifizieren.

    Ein weiteres Missverständnis resultiert aus der Tatsache, dass das "Sein" und "Tun" von (agr.) "thein" kommt, im Griechischen jedoch durch den Ausdruck "Theos" substantiviert wird. Daraus folgt nämlich, dass der Gottesbeweis eigentlich ein "Seins~ oder Existenzbeweis" ist. Derselbe kann also überhaupt jede nominal angeführte Sache betreffen. Dass er fehlt, sagt lediglich, dass die Existenz nicht auch nur irgendeiner nominal erwähnten Sache erbracht worden ist.

  • #3

    Gebhard Greiter (Montag, 21 Dezember 2015 10:21)

    Ich finde deinen Artikel (in genau dieser Fassung) vor allem deswegen so gut, weil er von keinem eingeschränkten Gottesbild ausgeht.

    Es steht nämlich fest:
    <ul>
    <li>Wer argumentiert &mdash; wie etwa Augustinus &mdash;, dass Gott beweisbar sei, oder
    <li>wer argumentiert &mdash; wie alle Atheisten es tun &mdash;, dass Gottes Nichtexistenz offensichtlich sei,
    </ul>
    der setzt einen viel zu eingeschränkten Gottesbegriff voraus: Er spricht dann nämlich nur von Göttern, die nicht größer sein können als alles, was sich durch menschlichen Verstand erfassen lässt.

  • #2

    Seelenlachen (Sonntag, 20 Dezember 2015 21:12)

    Dieser Artikel gehört, wie gefühlt 60-70% der Artikel auf dieser Seite, dringend mal überarbeitet.

    Eine weitaus bessere Zusammenstellung als bei mir findet sich bei Dittmar: http://www.dittmar-online.net/gottglauben.html

    Deinen Link habe ich abgespeichert und werde ihn mir im Laufe der nächsten Woche zu Gemüte führen. Danke auch dafür!

    Johannes

  • #1

    Gebhard Greiter (Sonntag, 20 Dezember 2015 20:29)


    Die Frage nach der Existenz einer Sache kann frühestens dann entschieden werden, wenn man sich auf eine genaue, ganz bestimmte Definition jener Sache festgelegt hat.

    Bei der Sache Gott aber hapert es schon daran: Es gibt keine allgemein verbindliche Definition dessen, was wir unter "Gott" verstehen wollen.

    http://greiterweb.de/zfo/Gott-und-Gottesvorstellungen.htm

    Aber selbst wenn man sich auf eine der vielen denkbaren Definition festlegt, ist keineswegs sicher, dass menschliche Logik entscheiden kann, ob es einen Gott -- im Sinne jener spezifischen Definition -- gibt.

    Kurt Gödel nämlich konnte beweisen, dass es, gegeben irgend eine formale Logik, immer Aussagen geben wird, die mit Hilfe dieser Logik weder als WAHR noch als FALSCH erkennbar sind.


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