Kausalität (von lat. causa) ist eine Relation zwischen Ursache und Wirkung.
one event c causes or has caused an event e
Eine Ontologie der Kausalität muss v.a. diese drei Grundfragen beantworten:
1. Kausalrelata: Von welcher ontologischen Art sind Ursache und Wirkung?
2. Kausalrelation: Von welcher ontologischen Art ist die Kausalrelation?
3. Kausale Existenz: Gibt es Kausalität? D.h. Gibt es eine solche ontologische Art von Beziehung zwischen solchen Entitäten in der Welt?
Ein paradigmatisches Beispiel für Kausalität ist dieses hier:
U: Eine weiße Billardkugel stößt gegen die Neuner-Kugel.
W: Die Neuner Kugel rollt daraufhin weg.
Viele Autoren behaupten, dass zwischen U und W eine Kausalrelation besteht. Ihre Ontologien der Kausalität kann daher an diesem Beispiel illustriert werden.
Handbuch Metaphysik: Bevor wir nach den Gesetzmachern fragen können,
muss kurz geklärt werden, was Naturgesetze überhaupt
sind. Die folgenden Merkmale von Gesetzen
und die hieraus abgeleiteten Desiderata einer Naturgesetzestheorie
(vgl. Loewer 1996, 111; Hüttemann
2007, Kap. 3) stammen teilweise aus der wissenschaftlichen
Praxis und teilweise aus Plattitüden, die kompetente
Sprecher mit dem Gesetzbegriff assoziieren.
Trotzdem ist dieser Kriterienkatalog weder vollständig
noch völlig unkontrovers. Dementsprechend sollen
die folgenden Kriterien nicht als den Naturgesetzbegriff
definierend betrachtet werden, sondern vielmehr
als fallible Anleitung fungieren, nach denen die
verschiedenen Naturgesetzestheorien evaluiert werden
können:
Wenn wir Kausalrelata und Relation definierte haben, haben wir einen Kausalitätsbegriff, welcher eine Ontologie der Kausalität beschreibt.
Ontologie der Kausalität und damitdDer alltägliche Kausalitätsbegriff hat u.a. diese Bedeutungskomponenten:
1. Produktion: Ursachen bringen ihre Wirkungen hervor.
2. Asymmetrie: Ursachen bringen ihre Wirkungen hervor, aber Wirkungen können nicht auch ihre Ursachen hervorbringen.
3. Priorität: Ursachen gehen ihren Wirkungen zeitlich vorher.
4. Raumzeitlichkeit: Ursachen und Wirkungen treten in einem Raumzeitpunkt oder Raumzeitgebiet auf.
5. Intrinsität: Ursachen und Wirkungen sind raumzeitlich begrenzt.
6. Realismus: Ursachen und Wirkungen sind unabhängig von Subjekten.
Einige philosophische Kausalitätsbegriffe brechen mit diesen Alltagsvorstellungen:
1. Humesche Metaphysik: Ursachen bringen ihre Wirkungen nicht hervor.
2. Asymmetrie: Zeitreisen implizieren die Möglichkeit von Kausalschleifen.
3. Quantenmechanik: Einige Interpretationen insbesondere der Bell-Experimente postulieren zeitliche Rückwärtsverursachen.
4. Raumzeitlichkeit: Einige Theorien der negativen Kausalität postulieren nicht-instantiierte und damit nicht-raumzeitliche Ursachen.
5. Intrinsität: Alle Interpretation der Quantenmechanik sind in einem Sinne nicht-lokal und holistisch. Wenn man einen kausalen Realismus in der Quantenmechanik vertritt, muss man davon ausgehen, dass Ursache und Wirkung nicht immer klar raumzeitlich begrenzt sind.
6. Kausaler Antirealismus: David Hume und Bertrand Russell haben u.a. die Realität von Ursachen und Wirkungen angezweifelt.
1. negative Verursachung: Wenn die weiße Billardkugel nicht gegen die Neuner-Kugel stößt, ist das dann eine (negative) Ursache dafür, dass die Neuner-Kugel nicht wegrollt?
2. doppelte Verursachung: Wenn die weiße Billardkugel und die blaue Zweier-Kugel gleichzeitig die Neuner-Kugel stoßen, sind dann beide, einer oder kein Stoß eine Ursache dafür, dass die Neuner-Kugel wegrollt? VASE!!!!
3. frustrierte Verursachung:
1. Kausalrelata: Von welcher ontologischen Art sind Ursache und Wirkung?
Es lassen sich zwei Arten von Antworten auf diese Grundfrage unterscheiden:
1.1. Ursache & Wirkung sind raumzeitliche, d.h. konkrete Entitäten.
1.2. Ursache & Wirkung sind nicht-raumzeitliche, d.h. abstrakte Entitäten.
Es gibt ein grundsätzliches Argument dafür, dass Kausalrelata Konkreta sind:
P1. Ursache und Wirkung interagieren raumzeitlich miteinander.
P2. Nur konkrete Entitäten können raumzeitlich miteinander interagieren.
K1. Ursache und Wirkung sind konkrete Entitäten.
Einwand: Ein Anhänger der Humeschen Metaphysik kann P1. bestreiten. Er kann z.B. behaupten, dass Ursache und Wirkung nicht interagieren, sondern statt-dessen nur regelmäßig miteinander auftreten oder kontrafaktisch voneinander abhängen. Das kann dann auch auf abstrakte Entitäten wie Tatsachen zutreffen.
Wenn man das Interaktionsargument aber akzeptiert, stellt sich die Frage, welche ontologische Unterart von konkreten Entitäten Ursache und Wirkung sind.
Kandidaten: Diese konkreten Entitäten wurden u.a. als Kausalrelata diskutiert:
a. Objekte
Aristoteles war der Auffassung, dass Ursache und Wirkung Objekte sind.[AR]
Beispiel: Die weiße Billard-Kugel soll also die Ursache für die Neuner-Kugel sein.
Kritik: Objekte sind raum-zeitlich zu stark ausgedehnt.[TA] Die Ursache in B-1 ist ja nicht die ganze weiße Billardkugel, sondern nur ihr Zusammenstoßen. Und die Wirkung ist auch nicht die Neuner-Kugel, sondern deren Wegrollen.
b. Zustände
Einige Autoren sind der Auffassung, dass Ursache und Wirkung Zustände sind.
Beispiel: Der Zustand der weißen Billardkugel in der Raumzeitstelle des Stoß-es soll die Ursache für den Zustand der Neuner-Billardkugel nach dem Stoß sein.
Kritik: Zustände sind raum-zeitlich zu wenig ausgedehnt und sie können keine Kausalerklärungen liefern. Die Ursache im Beispiel ist nicht der Zustand der weißen Kugel, sondern ihr Zusammenstoß mit der Neuner-Kugel. Und die Wirkung ist nicht der Zustand der Neuner-Billardkugel in der Raumzeitstelle nach dem Stoß, sondern ihr Wegrollen, das sich auf mehrere Raumzeitstellen erstreckt!
c. Ereignisse
Die meisten Autoren in der kontemporären Philosophie sind der Auffassung, dass die Relata eines kausalen Verhältnisses Ereignisse sind. Dazu zählen u.a. David Lewis[], Donald Davidson[] und Jaegwon Kim.[][DKL]
Beispiel: Das Ereignis des Zusammenstoßes der weißen Billardkugel mit der Neuner-Kugel ist die Ursache. Und ihre Wirkung ist das Ereignis des Wegrollens der Neuner-Billardkugel.
Wenn man Kausalrelata als Ereignisse akzeptiert, kann man natürlich noch weiter fragen, was denn Ereignisse (als Kausalrelata) ontologisch sind.
Kandidaten: Diese Ereigniskonzeptionen werden u.a. als Kausalrelata diskutiert:
c1. realisierte Mengen von Eigenschaften (Jaegwon Kim).[JK][K1]
c2. raumzeitlich lokalisierte Entitäten (Myles Brand).[MB][K2]
c3. raumzeitlich datierte Zustandsveränderungen (Donald Davidson).[DoD]
c4. usw.
Der Autor dieses Textes ist der Meinung, dass die Kausalrelata Ereignisse sind.
Es gibt ein grundsätzliches Argument dafür. dass Kausalrelata Abstrakta sind:
P1. Eine Ursache kann in der Abwesenheit von etwas bestehen.[Bsp]
P2. Nur abstrakte Entitäten können raumzeitlich abwesend sein.
K1. Ursache (und Wirkung) sind abstrakte Entitäten.
Einwand: Siehe meine ausführliche Kritik am Konzept der negativen Kausalität.
Wenn man das Abwesenheitsargument akzeptiert, stellt sich die Frage, welche ontologische Unterart von abstrakten Entitäten Ursache und Wirkung sind.
Kandidaten: Diese abstrakten Entitäten wurden u.a. als Kausalrelata diskutiert:
a. Universalien
b. Merkmale
c. Tatsachen als wahre Propositionen
do not want to take sides in the debate about what the relata of singular causation are: whether they facts (Mellor 1995), states of affairs (Armstrong 1997)
(b) Abstrakta: nehmen keine Raum-Zeit-Stellen ein
– Beispiele: Universalien, Merkmale (Dretske 1977: «features»), Tatsachen als wahre Propositionen
(Bennett 1988, Mellor 1995, Armstrong 1998: «states of affairs»)
2. Kausalrelation: Von welcher ontologischen Art ist die Kausalrelation?
Es lassen sich zwei Arten von Antworten auf diese Grundfrage unterscheiden:
2.1. Humesche Metaphysik: Die Kausalrelation ist derart, dass sie sich aus der Verteilung der Ereignisse in der Raumzeit ergibt bzw. auf diese reduzieren lässt.
2.2. Metaphysik der Kräfte: Die Kausalrelation ist derart, dass die Ursache die Wirkung hervorbringt. Das Auftreten der Ursache ist der Grund für das Auftreten der Wirkung.
[AR] Aristoteles, Metaphysik ———, Physik
[TA] Personen (Taylor 1966)
[DKL] (Davidson 1967, Kim 1973, Lewis 1986)
[JK] (Kim 1976)
Tropen (Campbell 1990: «tropes» als konkret realisierte Eigenschaften wie «die Röte dieser Tomate»), Tatsachen als konkrete Situationen (Menzies 1989: «situations», Moore 2009: «facta»)
[DoD] (Davidson 1995, Lombard 1986)
[EI1] Prämisse 1 setzt stillschweigend eine anti-humesche Metaphysik voraus, nach der Ursache und Wirkung notwendig miteinander interagieren. Einen Humeaner überzeugt das Interaktionsargument nicht. Er kann z.B. behaupten, dass es sich bei Ursache und Wirkungen um Tatsachen und damit um abstrakte Objekte handelt. Und dass diese regelmäßig miteinander auftreten oder kontrafaktisch voneinander abhängen.
[K1] Kurze Kritik: keine Identitätskriterien für Ereignisse; keine klare Trennung zwischen Verursachung und kausaler Erklärung.
[K2] Kurze Kritik: Wie kann man dann Ereignisse von Objekten unterscheiden?
iii. Donald Davidson[DoD] vertritt, dass es raumzeitlich datierte Zustandsveränderungen von Objekten sind: Ereignisse sind raum-zeitlich ausgedehnt. Sie sind Individuen, nicht aber mathematische Punkte, in denen nichts passieren kann, weil sie ausdehnungslos sind. Ereignisse können wiederum Ereignisse enthalten («das Endspiel» enthält «die erste Halbzeit» enthalt «den Eckstoß» enthält «den Schuss» enthält «die Muskelkontraktion»).
Stand: 2018
tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 17:19)
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tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 17:18)
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