Dieser Aufsatz wird nach-und-nach überarbeitet und ergänzt.
Raum ist u.a. ein zentraler Begriff in der Philosophie ,Mathematik, Physik und vielleicht die mentale Abstraktion eines möglicherweise realen Mediums, welches Akzidenzen und relationale Ordnungskonzepte wie bspw. die Ausgedehntheit und das Nebeneinander von Materie und Feldern vorstellt, repräsentiert oder ermöglicht.
Analog dazu bietet die Zeit, welche in vielseitiger Wechselbeziehung mit dem Raum steht, eine Bühne für die Dauer und das Nacheinander von Ereignissen.
Wie Raum warum und wo zustande kommt, ist eine andere Frage, der wir bald unsere Aufmerksamkeit schenken wollen.
Für den nicht durch philosophische und naturwissenschaftliche Gedanken sensibilisierten Alltagsverstand ist Raum assoziativ eine Art Gefäß. In diesem Gefäß scheint alles Geschehen zu existieren bzw. stattzufinden. Gekennzeichnet sei es durch drei Dimensionen - Höhe, Breite und Tiefe.
Diese Vorstellung von Raum ist oberflächlich, wenn nicht gar falsch.
Aber was ist „Raum“ nun tatsächlich? Grundsätzlich nehme ich bei dieser Wesensfrage einen skeptizistischen Standpunkt ein: Ich weiß nicht was, woher oder wie Raum ist.
Es gibt jedoch durchaus interessante Gedanken und gute Argumente bezüglich dieser Frage. Mindestens drei Blickwinkel halte ich dabei für relevant:
Ihnen übergreifend ist die Frage, ob Raum in unserem Kopf entsteht und wir dann fälschlicherweise denken, es wäre ein Teil der Realität, oder der umgekehrte Fall, dass Raum als Ding an sich in der Realität liegt und von dort aus in unseren Kopf gelangt und unsere Vorstellung formt. Der sprachphilosophische und der phänomenologische Ansatz nehmen beide eher den ersten Standpunkt ein, der physikalistische den zweiten.
Diese drei Blickwinkel auf den Raum können, müssen sich aber gar nicht widersprechen. Vielleicht kann unsere alltägliche Idee von Raum nur einer objektiven Welt, nur unserem Kopf oder nur unserer Sprache entstammen. Vielleicht aber auch allen zugleich. Vielleicht beschreiben alle Ansätze dasselbe und vielleicht völlig unterschiedliche Dinge, denen wir nur den gleichen Namen gegeben haben.
Denkbar ist vieles. Fasst man den Begriff der Erkenntnistheorie nur weit genug, fällt darunter auch die aus ihr entstandene Kognitionspsychologie.
Und die Phänomenologie ist ein Teil der Epistemologie. Kognitions- und neurowissenschaftliche Befunde sprechen immer mehr für die Annahme, dass unsere Vorstellung von der Welt erst in unserem Kopf entsteht. Andererseits kennt auch die Physik große Indizien für einen objektiven Raum, was der gegensätzlichen Meinung entspräche. Welche Geisteshaltung nun die richtige ist, wissen wir nicht und werden wir vielleicht auch nie wissen. Denkbar ist gerade, wie gesagt, vieles.
Interessant ist übrigens auch noch der Zwist zwischen absoluten und relationalen Raummodellen. Ihm habe ich ein extra Aufsatz gewidmet:
absoluter und relationaler Raum
Wenn Raum ein physikalisches, dann denke ich ist es auch ein emergentes Phänomen. Warum vermute ich das?:
1. Schenkt man den meisten Physikern von heute Glauben, ist die Quantenphysik die eigentliche, grundlegendere Beschreibung der Natur, aus der die Makrowelt der klassischen Physik erst „hervorgeht“. Dies ist eine emergentistische Auffassung.
2. In unserer Alltagswelt, auf großen Abständen und wenn genügend Materie miteinander wechselwirkt, ist Raum – wie auch immer - existent. Sowohl im Alltag, als auch in unseren physikalischen Theorien ist der Raum in der Makrowelt ein unverzichtbarer Begriff. Anders aber in der Mikrowelt. Für sehr kleine Mengen Materie bzw. auf sehr kurzen Abständen verliert das Konzept Raum seinen ursprünglichen Sinn, Stichwort: Quantenschaum. Unterhalb der Plancklänge fängt hier der Raum an zu blubbern. Er entsteht, bläst sich auf und zerfällt gleich daraufhin wieder. Das ist äußerst befremdlich und zumindest derzeit ist jeder Raum, kleiner eine Kubik-Plancklänge, kein wirklicher Raum. Abhilfe kann vielleicht eine Quantengravitationstheorie schaffen, aber nur vielleicht.
Wir haben also erstens eine Theorie für das Größere, in der Raum eine tragende Rolle spielt und eine Theorie für das Kleinere, in der Raum wie wir ihn kennen zunehmend schwindet. Zweitens soll sich die größere Welt aus der kleineren heraus entwickeln. Folglich bleibt, sofern diese beiden Annahmen wirklich stimmen sollten, kein anderer Schluss übrig, als dass Raum ein emergentes Phänomen ist.
Damit haben wir jetzt aber weniger geklärt, als es vielleicht den Anschein haben mag. Wie Raum als emergente Eigenschaft der Natur entsteht, ob er überhaupt eine Eigenschaft der Natur ist oder „in meinem Kopf entsteht“, ja – was Raum eigentlich ist wissen wir damit immer noch nicht. Außerdem ist diese Emergenzthese nur eine Überlegung von mir Laien, die für einen Physiker, der über ein solches Thema promoviert hat, absurd klingen könnte.
ghovjnjv (Donnerstag, 08 September 2022 14:05)
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