Das Leib-Seele-Problem (auch: Körper-Geist-Problem, Psychophysisches Problem) problematisiert die Beziehung zwischen dem Physischen und Mentalen.
Es ist eine der zentralen Fragen in der Philosophie des Geistes.
Und kann als das folgende Dilemma aufgefasst werden:
1. Einerseits ist die Intension von physischen und mentalen Ausdrücken so unterschiedlich, dass es seltsam wäre, wenn dieselbe Extension hätten.
Beispiel: P "Gehirnzustand C" bedeutet etwas objektives, räumliches und intersubjektiv zugängliches. M "Schmerzen" bedeutet demgegenüber etwas subjektives, nicht-räumliches und mit einem privilegierten Zugang versehenes.
2. Andererseits sind physische und mentale Ausdrücke so eng miteinander verknüpft, dass es seltsam wäre, wenn sie nicht auf dasselbe verweisen würden.
Beispiel: Wenn "Lisa hat den Gehirnzustand C" wahr ist und C ein neuronales Korrelat von Schmerzen ist, dann ist immer auch wahr "Lisa hat Schmerzen".
Eine Position zum Leib-Seele-Problem sollte dieses Dilemma auflösen können.
Frage: Wie viele Arten von Substanzen gibt es in der Welt?
Substanzdualismus: Es gibt zwei Substanzarten: physische und mentale.
Frage: Wie ist das kausale Verhältnis zwischen diesen beiden Substanzenarten?
Antwort 1: Es gibt kein direktes Kausalverhältnis.
a. Parallelismus: Gott hat das P. und das M. einmalig prästaibil-harmonisiert.
b. Okkasionallismus: Gott verursacht das P. und das M. immerzu separat.
Antwort 2: Es gibt ein direktes Kausalverhältnis.
c. Interaktionismus: Das P. und das M. beeinflussen sich gegenseitig kausal.
d. Epiphänomenalismus: Das P. verursacht das M., das M. aber nicht das P.
Probleme: Gott als ad-hoc Erklärung, genereller Erfolg des physikalischen Reduktionismus, Erfolg der Neurowissenschaften, Probleme mit "reinen Seelen".
Substanzmonismus: Es gibt nur eine Art von Substanz.
Frage: Welcher Art ist diese Substanz?
Idealismus: Es gibt nur mentale Substanzen (Seelen, Monaden, Geister).
Neutraler Monismus: Die eine Substanz ist weder mental noch physisch.
Substanzphysikalismus: Es gibt nur physische Substanzen / Ereignisse.
In der kontemporären Philosophie des Geistes ist der Substanzphysikalismus die Mehrheitsposition. Wenn man ihn vertritt, ist die entscheidende Folgefrage:
Folgefrage: Wie viele grundlegende Typen von Eigenschaften gibt es?
Eigenschaftsdualismus: Es gibt grundlegend m. und p. Eigenschaften.
Frage: Wie ist das genaue Verhältnis zwischen m. und p. Eigenschaften?
Supervenienztheorien: M. Eigenschaften supervenieren über P. Eigenschaften.
Emergenztheorien: Mentale Eigenschaften emergieren über physische Systeme.
Eigenschaftsphysikalismus: Es gibt grundlegend nur physische Eigenschaften.
Frage: Gibt es trotzdem auch noch mentale Eigenschaften?
Eliminativismus: Nein, es gibt überhaupt nur physische Eigenschaften.
Behaviorismus: Ja, aber sie sind mit Verhaltensdispositionen identisch.
Semantischer Physikalismus: Ja, aber sie sind mit p. E. analytisch-identisch.
Type-Identitätstheorie: Ja, aber sie sind mit p. Eigenschaften type-identisch.
David Papineau: Es braucht keine Reduzierbarkeit, Identität reicht aus.
Kritik 2: M-Eigenschaften sind mit unterschiedlichen P-Eigenschaften realisierbar.
Donald Davidson: vertritt daher eine Token-Identität ohne Type-Identität.
Stand: 2019
Rita C. Taylor (Mittwoch, 13 November 2024 19:10)
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tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 21:12)
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tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 17:23)
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Philoclopedia (Freitag, 11 Februar 2022 00:27)
https://www.spektrum.de/news/leib-seele-problem-was-wissen-wir-ueber-das-bewusstsein/1974235
WissensWert (Sonntag, 09 Dezember 2018 04:50)
https://www.youtube.com/watch?v=V0KIofNg3Ew
WissensWert (Mittwoch, 07 November 2018 05:06)
„Philosophische Probleme haben oftmals, wenn mit sie mit aller Schärfe durchdenkt, die Form skeptischer Probleme, die Form einer Aporie” [...] „Stellen Sie sich ein Schachproblem vor, bei dem uns gesagt wir, Schachmatt sei in zwei Zügen möglich. Nur wenige Figuren stehen noch auf dem Brett und wir könen uns ohne Mühe davon überzeugen, dass Schachmatt in zwei Zügen hier nicht möglich ist. Aber es wurde uns dennoch gesagt: Schachmatt ist hier in zwei Zügen möglich! Wir glauben, dass dies nicht möglich ist, haben aber zugleich Grund zu denken, dass es möglich seinuss. Philosophische Probleme ähneln solchen Problemen.”
James Conant, Professor an der University of Chicago, im Interview in: Information Philosophie, 3/2016, S. 33
PoPo (Samstag, 05 Mai 2018 11:39)
Geile nummer
WissensWert (Sonntag, 01 April 2018 02:27)
Der philosophische Behaviorismus ist eine spezielle Form innerhalb der Theorie. Einer seiner Hauptvertreter ist der englische Philosoph Gilbert Ryle (1900 - 1976), dessen Hauptwerk den Titel "Der Begriff des Geistes" trägt. Ryle kritisiert dort ebenso scharf wie polemisch den Dualismus bei Descartes. Er bezeichnet die geistige Substanz als Gespenst in der Maschine und lehnt jede Introspektion, jeden Blick nach innen ab. Bei der Rede vom geistigem Akten liegt eine Kategorienfehler vor, das heißt, die Vorstellung eines eigenständigen Geistes ist nur ein Mythos, der aus einem fehlerhaften Sprachgebrauch entsteht.
WissensWert (Sonntag, 11 Februar 2018 02:43)
Zu Descartes Zeiten galt der Substanzdualismus noch als respektable Position, bis vor ein paar Jahrzehnten die Identitätstheorie.
Heute können wir beide Theorien mit guten Argumenten und großer Sicherheit zurückweisen. Im Bezug auf das Leib-Seele-Problem wissen wir immer mehr, welche Positionen sicher falsch sind. Wir bekommen auch ein immer klareres Bild davon, wie eine überzeugende Theorie ses Geistes aussehen könnte.
- Ich denke, dass der Geist naturalisierbar und ein emergentes Phänomen des Gehirns ist.
- Ich denke aber nicht, dass wir (Menschen in der derzeitigen kognitiven Verfassung) eines Tages eine verständliche physikalistische (oder sonst wie geartete) Theorie des Bewusstseins haben werden, dafür ist unser Primatenhirn einerseits zu komplex, andererseits aber auch zu einfach gestrickt. Bewusstsein ist - so vermute ich - ein emergentes Phänomen des Gehirns und wenn unser Gehirn so komplex wäre, dass wir es verstehen könnten ... ?
Wissenswert (Freitag, 15 Dezember 2017 03:10)
http://versuch.file2.wcms.tu-dresden.de/w/index.php/Leib-Seele-Problem
WissensWert (Dienstag, 24 Oktober 2017 05:17)
https://suchanek.name/texts/summaries/pom.txt
WissensWert (Dienstag, 17 Oktober 2017 20:41)
Die großen Weltreligionen sind fast alle dualistisch. Christen und Muslime glauben an eine unsterbliche, immaterielle Seele, die im sterblichen und Körper schlummert und Hindus an Atman, das unzerstörbare Selbst des Menschen. Allein das Judentum und der Buddhismus kennen so etwas wie eine ewige, geistige Essenz des Menschen nicht. Selbst nicht-religiöse Menschen im Westen vertreten oft eine Form des Dualismus. Alternativmediziner beispielsweise sind fest von der Wirkung des Geistes auf den Körper überzeugt und New-Ager sprechen von des Macht der Bewusstseins.
WissensWert (Montag, 16 Oktober 2017 23:26)
Bereits Platon hat dies in seinem Dialog Philebos (30a) thematisiert: „Sokrates: Unser Leib, wollen wir nicht sagen, der habe eine Seele? Protarchos: Offenbar wollen wir das. Sokrates: Woher aber, o lieber Protarchos, sollte er sie erhalten haben, wenn nicht auch des Ganzen Leib beseelt wäre, dasselbe habend wie er und noch in jeder Hinsicht trefflicher?“ Auch literarisch wurde das Thema behandelt, so zum Beispiel in einem mittelalterlichen, 1518 durch den Bieler Stadtschreiber Ludwig Sterner publizierten deutschsprachigen (alemannischen) Gedicht des Hentz von den Eichen, das ein Streitgespräch zwischen Seele und Leib in der Tradition der Anima-Corpus-Altercationen (z. B. Visio Philiberti) darstellt.
WissensWert (Montag, 16 Oktober 2017 23:18)
Leib-Seele-Problem: Leib-Seele-Problem – 1. Begriff und Problem. Die Frage nach der Beziehung zwischen Körper und Seele (S.) ist die zentrale Frage des Leib-S.- bzw. des Körper-Geist-Problems. Der Ausdruck ‹Körper-Geist-Problem› ist aus zwei Gründen vorzuziehen. Erstens ist der Ausdruck ‹Leib› (L.) sowohl in der Alltags- als auch in der philosophischen Fachsprache mit vielen Konnotationen verbunden, die Anlaß zu Mißverständnissen sein könnten. Zweitens unterscheidet man im Dt. häufig zwischen Geist und Seele, indem man dem Geist den Bereich des rationalen Überlegens und Handelns zuordnet, der S. dagegen den Bereich der Gefühle und der Intuition. Um das Problem, um das es geht, zu kennzeichnen, benötigt man jedoch ein Wort, das – wie das englische ‹mind› – beide Bereiche umfaßt. Aus diesem Grund scheint der Ausdruck ‹Geist› auf den ersten Blick ebenso unpassend wie der Ausdruck ‹S.›. In der philosophischen Fachsprache hat es sich jedoch eingebürgert, ‹mind› mit ‹Geist› zu übersetzen, und aus diesem Grund ist dieses Wort in diesem Zusammenhang vorzuziehen. Hinter der Frage nach der Beziehung zwischen Geist und Körper steht die grundlegendere Frage nach der ontologischen Natur des Geistigen. Ist das Geistige etwas Eigenständiges, das vom Physischen grundsätzlich verschieden ist? Oder ist das Geistige selbst nur eine Spielart des Physischen? Einen Geist zu haben heißt, daß man wahrnehmen, überlegen und sich erinnern kann, daß man Überzeugungen, Wünsche und Befürchtungen haben und daß man Schmerz und Freude empfinden kann. Einen Geist zu haben bedeutet also, daß man über bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften verfügt. Im Hinblick auf die Frage nach der ontologischen Natur des Geistigen muß man daher zwei Teilfragen unterscheiden: 1. Was ist die Natur der Träger mentaler Eigenschaften? 2. Was ist die Natur dieser Eigenschaften selbst? Die erste Frage verweist auf das Problem mentaler Substanzen, die zweite Frage auf das Problem mentaler Eigenschaften. Im Hinblick auf beide Fragen kann man zwischen Dualisten und Monisten unterscheiden, wobei weiter drei Spielarten des Monismus unterschieden werden müssen: Der Materialismus oder Physikalismus mit seiner These, daß alles physischer Natur ist; der Idealismus mit der These, daß alles geistiger Natur ist; und schließlich der neutrale Monismus, der behauptet, daß alles von Natur aus gleich ist, daß diese Natur jedoch weder geistig noch physisch ist. Die beiden letztgenannten Spielarten des Monismus spielen in der gegenwärtigen Diskussion jedoch kaum noch eine Rolle, so daß sie hier nicht weiter berücksichtigt werden sollen.
WissensWert (Samstag, 14 Januar 2017 01:56)
https://www.youtube.com/shared?ci=1QQ_PefsYyE
WissensWert (Mittwoch, 10 August 2016 19:53)
Bis zum 18. Jahrhundert wurde anstatt des Begriffes Bewusstsein der Begriff Seele benutzt, um Psychisches von Physischem zu unterscheiden. Der Seelenbegriff, der so alt wie die Religion und die Philosophie selbst ist, wurde jedoch durch den neutraleren Begriff des Bewusstseins ersetzt. Zumal weil er automatisch Assoziationen mit der Religion hervorruft, wie zum Beispiel mit der Sterblichkeit oder Unsterblichkeit der Seele. Weiters verbindet man mit dem traditionellen Begriff der Seele ein den Körper belebendes Prinzip, das zur höheren intellektuellen Sphäre, die der heutigen Bewusstseinskomplex bezeichnet, hinzutritt. Leib und Seele wurden in der Geschichte auch als zwei Körper gesehen, wobei die Seele als feinstofflicher Körper dem gröber stofflichen Körper, dem Leib, innewohnt. Bei Descartes finden wir ebenfalls substanzialistische Ansätze. Er sprach der Seele Dinglichkeit zu, indem er sie als res cogitans der res extensa, dem räumlichen Körper, gegenüberstellte.
Für die Lösung des Leib-Seele-Problems können wir drei Grundmodelle heranziehen. Der psycho-physische Interaktionismus postuliert ein wechselseitiges Kausalverhältnis zwischen dem physischen und psychischen Bereich, wobei beide völlig gleichrangig sind. Diese Kausalität ist jedoch unglaubwürdig. Wie würden psychische Zustände wie der Wille, Gedanken oder Pläne in der Realität als Ursache wirken? Wenn ich meine Augen schließe, empfinde ich psychische Veränderungen, die nicht kausal bestimmt sein können. Jeder mentale Wechsel ist von unzähligen chemischen und physischen Vorgängen begleitet. Wir können weder eine totale Differenz zwischen den beiden Bereichen annehmen, noch könnten wir beide isolieren und ihr Verhältnis in einem Experiment nachweisen. Verbesserungsvorschläge für die Theorie des Interaktionismus finden wir bei Vertretern des Okkasionalismus. Sie argumentieren, dass ein Gott oder eine höhere Kraft eingreift und die Erkenntnissache herstellt. Leibniz baut auf dieser Theorie auf und sagt, dass Gott nur einmal eingreift, nämlich bei der Erschaffung der Welt. Am Beispiel von zwei synchron laufenden Uhren veranschaulicht er den Einklang zwischen Körper und Seele, der durch eine genaue göttliche Vorausschauung bedingt ist. Nur für den Menschen scheint ein Einklang als gegenseitiger Einfluss zu bestehen. Spinoza hingegen argumentiert in der ontologischen Zwei-Aspekte-Theorie, dass die res cogitans und die res extensa nur zwei differente Betrachtungsweisen einer zugrundeliegenen göttlichen Substanz sind. Beide beziehen sich auf denselben Referenten. Hier besteht die Schwierigkeit, dass die Identität der beiden Bereiche nicht durch ein Drittes verglichen werden können (tertium comparationis). Schließlich bietet der Parallelismus die These an, dass es gar keine Interaktion zwischen den beiden Bereichen gibt.
Diese dualistischen Leib-Seele-Theorien stehen monistischen Erklärungsansätzen gegenüber, die die Selbständigkeit eines Bereiches postulieren. Der materialistische Epiphänomenalismus bestimmt den psychischen Bereich als Nebenprodukt des physischen, der auf "ihm drauf sitzt". Es gibt für ihn nur eine Beeinflussung vom physischen auf den psychischen Bereich und nicht umgekehrt. Wird der Körper stimuliert, dann folgt eine Veränderung im Bewusstsein. Problematisch ist, dass diese mechanistische Erklärung Verursachung durch Mentales verbietet. In diesem Fall würden menschliche Entscheidungen wie Pläne oder der Wille nur Begleiterscheinungen des Körpers sein. Wir müssten dann darauf schließen, dass alles ohne menschliches Bewusstsein geschieht. In den Geisttheorien hingegen nimmt man die Prävalenz des Psychischen an. Es sind ideelle Theorien, die im englischen auch "Reverse Epiphenomenalism" genannt werden. Das Geistige ist logischer Grund und Bedingung für das Materiale. Daraus folgt, dass die Außenwelt auf die Erkenntnisleistung des Subjekts zurückzuführen ist. Die Annahme, dass die Welt nur im Bewusstsein existiert, finden wir bei Descartes und Leibniz, im formalen Idealismus (Kant, Fichte, Schelling), sowie bei Hegel und Husserl.