Der reduktive Physikalismus behauptet, dass mentale Eigenschaften M auf physische Eigenschaften P reduzierbar sind.
Dabei müssen verschiedene Reduktionstypen unterschieden werden:
1. Ausdruck A ist auf ein Ausdruck B semantisch-reduzierbar, gdw. A und B synonym sind.
2. Eigenschaft A ist auf Eigenschaft B epistemisch-reduzierbar, gdw. A durch B erklärt werden kann. D.h.: Wenn Wissen über A ableitbar ist aus Wissen über B.
1. Eigenschaft A ist auf B ontologisch-reduzierbar, gdw. A u. B identisch sind.
Der Semantische Physikalismus behauptet, dass Ausdrücke wie "S hat Schmerzen" und Ausdrücke wie "S hat feuernde C-Fasern" synonym sind.
Kritik: Der Ausdruck "S hat Schmerzen" umfasst u.a einen Erlebnisgehalt, "S hat feuernde C-Fasern" hingegen nicht. Sie können also nicht gleichbedeutend sein!
Also 1: Der Semantische Physikalismus muss fehlschlagen.
Aber: Gottlob Frege hat gezeigt, dass zwei Ausdrücke nicht-synonym und dennoch auf dasselbe verweisen bzw. durcheinander erklärbar sein können.
Also 2: Aus dem Scheitern einer semantischen Reduktion folgt noch nicht das Scheitern einer epistemischen Reduktion oder einer ontologischen Reduktion.
Der Explanatorische Physikalismus behauptet, dass Eigenschaften wie "S hat Schmerzen" durch Eigenschaften wie P "S hat feuernde C-Fasern" erklärbar sind. Das heißt: Ist Wissen über M identisch mit (ableitbar aus) Wissen über B.
Also 1: Der Explanatorische Physikalismus voraussichtlich auch fehl.
Aber: David Papineau argumentiert, dass zwei Eigenschaften M und P nicht-durcheinander erklärbar und nichtsdestrotrotz miteinander identisch sein können.
Also 2: Aus dem Scheitern einer explanatorischen Reduktion folgt (nach Papineau) noch nicht das Scheitern einer ontologischen Reduktion.
Die Identitätstheorie besagt, dass Eigenschaften wie M "S hat Schmerzen" mit Eigenschaften wie P "S hat feuernde C-Fasern" identisch sind.
Kritik: Saul Kripke argumentiert, dass die Identitätsaussage "M ist identisch mit P" nur wahr sein kann, wenn sie notwendig wahr ist. Da sie aber nicht in allen möglichen Welten bzw. nicht notwendig wahr ist, ist sie überhaupt nicht wahr.
Also: Wenn Kripke recht hat, schlägt auch eine ontologische Reduktion fehl.
Dann gibt es nicht-physische Eigenschaften in der Welt. Dann wäre ein starker Physikalismus, nach dem alle Eigenschaften physisch sind, definitiv falsch.
Aber: Kripkes Argumentation ist umstritten. Das betrifft insbesondere seine Annahmen über starre Designatoren, mögliche Welten und Notwendigkeit.
Außerdem: Einige Philosophen halten auch einen "minimalen Physikalismus", nach dem alle Eigenschaften über den physischen supervenieren, für akzeptabel.
Stand: 2019
WissensWert (Sonntag, 14 Oktober 2018 03:54)
https://www.youtube.com/watch?v=0umb1zHQbSw