Der von Rudolf Carnap konzipierte Semantische Physikalismus besagt genaugenommen zweierlei: (1) dass es zu jedem psychologischen Satz S einen bedeutungsgleichen Satz S’ der physikalischen Sprache gibt, d.h. mentale Prädikate und physische Prädikate sind identisch und (2) dass sich jedes mentale Prädikat mit Hilfe von Ausdrücken der physikalischen Sprache definieren lässt.
(1): „Es soll im folgenden die These erläutert und begründet werden, dass jeder Satz der
Psychologie in physikalischer Sprache formuliert werden kann (...). Dies ist eine Teilthese der allgemeinen These des Physikalismus, dass die physikalische Sprache eine Universalsprache ist, d.h.
eine Sprache, in die jeder Satz übersetzt werden kann. (...) Der Physikalismus ist nicht so zu verstehen, als wolle er der Psychologie vorschreiben, nur physikalisch ausdrückbare Sachverhalte zu
behandeln. Es ist vielmehr gemeint: die Psychologie mag behandeln, was sie will, und ihre Sätze formulieren, wie sie will; in jedem Fall sind diese Sätze in die physikalische Sprache
übersetzbar.“
- Rudolf Carnap: Psychologie in physikalischer Sprache,
S. 107f.
[2] „Die Übersetzbarkeit aller Sätze in einer Sprache L1 in eine […] andere Sprache L2 ist […] gewährleistet, wenn für jeden Ausdruck L1 eine Definition vorliegt, die ihn […] auf Ausdrücke von L2 zurückführt. Unsere These besagt also, dass für jeden psychologischen Begriff […] eine Definition aufgestellt werden kann, durch die er […] auf physikalische Begriffe zurückgeführt ist.“
- Rudolf Carnap: Psychologie in physikalischer Sprache, S. 109
Wir können also schon mal festhalten, das es mindestens zwei Formulierungen in Hinsicht auf die Grundthese des Semantischen Physikalismus gibt.
Eine Reihe von Argumenten sprechen für die Thesen des Semantischen Physikalismus. Die meisten von ihnen beruhen auf einer besonderen Theorie sprachlicher Bedeutung – der Verifikationstheorie der Bedeutung.
Die Verifikationstheorie der Bedeutung knüpft die Bedeutung eines Satzes S an die Art und Weise, wie sich S empirisch überprüfen lässt. Ihr zentraler Slogan lautet somit: Die Bedeutung eines Satzes besteht in der Methode seiner Überprüfung.
Weiterhin gilt: Es gibt zwei Arten von bedeutungsvollen Sätzen: analytische und empirische Sätze. Analytische Sätze sind wahr oder
falsch allein aufgrund der Bedeutung der in ihnen vorkommenden Ausdrücke (z.B. „Alle Junggesellen sind unverheiratet.“). Folglich ist die Wahrheit oder Falschheit analytische Sätze unabhängig davon, wie die Welt konkret beschaffen ist bzw. welche
Erfahrungen wir machen. Der Gehalt (die Bedeutung) empirischer Aussagen ergibt sich dahingegen erst aus den Beobachtungssätzen (siehe: Protokollsatz), die aus ihnen ableitbar sind. Lassen sich aus zwei Sätzen dieselben Beobachtungssätze
ableiten, so sind sie gehaltgleich. Lässt sich aus einem nicht-analytischen Satz kein Protokollsatz ableiten, so ist er sinnlos.
Auf Basis dieser Überlegungen formulierte der Philosoph Carl Gustav Hempel folgendes Argument: Ein Satz wie "Am 13.4.1935 um 13.00 Uhr beträgt die Temperatur an einer bestimmten Stelle des Physiklabors 23,4° C" besagt nichts anderes, als dass all die Testsätze wahr sind, mit deren Hilfe wir diesen Satz überprüfen können. (Vgl. The Logical Analysis of Psychology)
Der Satz ist sozusagen nichts anderes als eine Abkürzung für die Zusammenfassung all dieser Testsätze. Daraus folgt also: zwei Sätze haben dieselbe Bedeutung, gdw. sie durch dieselben Testsätze überprüft werden können.
„Die vorstehenden Überlegungen zeigen in der Tat (¼), dass die Bedeutung einer Aussage in ihren Verifikationsbedingungen besteht. Im besonderen haben zwei verschieden formulierte Aussagen dann und nur dann dieselbe Bedeutung oder denselben faktischen Inhalt, wenn sie unter denselben Bedingungen beide wahr bzw. beide falsch sind.“ Carl Gustav Hempel: The Logical Analysis of Psychology, S. 17
Was hat das alles nun mit dem Semantischen Physikalismus und zu tun? Wenn es um die Bedeutung eines psychologischen Satzes wie (S) "Paul hat Zahnschmerzen" geht, müssen wir uns nach (a) Verifikationstheorie der Bedeutung und (b) Hempels Argument fragen:
(a) Wie kann man diesen Satz überprüfen?
(b) Welche Testsätze müssen wahr sein, damit (S) wahr ist?
Zu diesen Testsätzen von (S) gehören dann etwa Sätze wie:
(t1) Paul jammert und hält sich die Wange.
(t2) Auf die Frage „Was hast Du denn?“ antwortet Paul „Ich habe Zahnschmerzen“.
(t3) Bei genauerer Untersuchung zeigt sich, dass einer von Pauls Zähnen kariös und der Nerv angegriffen ist.
(t4) Pauls Blutdruck und Reaktionsfähigkeit sind in bestimmter Weise verändert.
(t5) In Pauls Zentralnervensystem spielen sich bestimmte charakteristische Prozesse ab.
usw.
Diese Liste ist, so Hempel, sicher alles andere als vollständig. Dennoch wird auch an ihr das Entscheidende bereits überdeutlich: Die Sätze, in denen die Bedingungen formuliert werden, unter denen der Satz (S) "Paul hat Zahnschmerzen" als verifiziert gelten kann, sind allesamt physikalische Testsätze! Somit scheint der semantische Physikalismus, der nach (2) eben aussagt, dass sich jedes mentale Prädikat a la S mit Hilfe von Ausdrücken der physikalischen Sprache definieren lässt. Dies ist ein zentrales Argument für den Semantischen Physikalismus.
„Diese Liste könnte noch erheblich erweitert werden; aber sie reicht schon aus, um den grundlegenden und wesentlichen Punkt deutlich werden zu lassen, dass alle Umstände, die diese psychologische Aussage verifizieren, durch physikalische Testsätze ausgedrückt werden. (...) Die Aussage, um die es geht, – eine Aussage über die ‘Schmerzen’ einer Person – ist daher, ebenso wie die Aussage über die Temperatur, nur ein abkürzender Ausdruck der Tatsache, dass alle ihre Testsätze verifiziert sind. (...) Sie kann ohne Inhaltsverlust in eine Aussage zurückübersetzt werden, die den Ausdruck ‘Schmerz’ nicht mehr enthält, sondern nur noch physikalische Begriffe. Unsere Analyse zeigt folglich, dass jede psychologische Aussage denselben Inhalt hat wie eine physikalische Aussage”
- Carl Gustav Hempel: The Logical Analysis of Psychology, S. 17f.
Offenbar hängt die Plausibilität von Hempels Schlussfolgerung v.a. von zwei Dingen ab: Erstens von der Plausibilität der verifikationistischen Bedeutungstheorie, von der Carnap und Hempel bereits ausgingen. Und zweitens von der Plausibilität der Annahme, dass sich tatsächlich alle Testsätze, die für die Überprüfung eines psychologischen Satzes relevant sind, ausschließlich in physikalischem Vokabular formulieren lassen. Letztere Annahme wird noch kritisch untersucht werden.
Hinweis: Für ein weiteres, bekanntes Argument für den semantischen Physikalismus siehe: Privatsprachenargument (Wittgenstein).
Die Kritiker des semantischen Physikalismus setzen v.a. an seiner zweiten Kernthese an: Lassen sich mentale Prädikate tatsächlich in physikalischer Sprache definieren?
Es gibt mindestens drei Probleme, die klar dafür sprechen, dass die vorstehende Frage verneint werden muss. Dies sind drei der Hauptprobleme des Semantischen Physikalismus:
1. Mentale Prädikate sind in der Regel Cluster-Begriffe, die sich nicht ohne weiteres durch die Angabe notwendiger und hinreichender (physikalischer) Bedingungen definieren lassen.
2. Es scheint zumindest schwierig zu sein, die Bedingungen möglicher Definitionen so vollständig zu formulieren, dass diese Definitionen nicht mit Gegenbeispielen konfrontiert sind.
3. Mentale Ausdrücke lassen sich nicht zirkelfrei in physikalischer Sprache definieren.
Schauen wir uns diese drei Probleme nun genauer an:
Nehmen wir dafür ein Beispiel: ‘x möchte ein Bier trinken’ ist ein mentales Prädikat.
Ein Versuch, dieses mentale Prädikat rein physikalischer Sprache zu definieren, könnte bspw. so aussehen: x möchte genau dann ein Bier trinken, wenn gilt: wenn x zu Hause ist und sich ein Bier im Kühlschrank befindet, holt x sich das Bier aus dem Kühlschrank, und wenn x in der Kneipe ist, bestellt x sich ein Bier, und wenn man x ein Bier anbietet, nimmt x es sofort an, usw.
Aber: Sind die angeführten Bedingungen tatsächlich notwendig dafür, dass jemand ein Bier trinken möchte? Es kann doch sein, dass jemand ein Bier möchte, aber die Frage, ob er ein Bier möchte, nicht mit Ja antwortet – z.B. weil er diesen Wunsch verheimlichen will. Genauso ist es vorstellbar, dass jemand ein Bier möchte, sich aber trotzdem kein Bier aus dem Kühlschrank holt, obwohl er zu Hause und ein Bier im Kühlschrank ist – etwa weil er nicht gern zu Hause trinkt. usw. Es müssen also noch weitere Bedingungen ins Definiens aufgenommen werden, damit die Definition (1) adäquat wird. Doch welche Bedingungen sollen das sein. Das generelle Problem ist hier: Wer ein Bier möchte, zeigt in der Regel eine ganze Reihe von typischen Verhaltensweisen; aber keine einzige dieser Verhaltensweisen ist eine notwendige Bedingung dafür, dass er ein Bier möchte. Jede einzelne dieser Bedingungen ist verzichtbar. Technisch redet man in einem solchen Fall von einem Cluster-Begriff, einem Begriff, für dessen Zutreffen eine ganze Menge von Kriterien relevant sind, wobei jedoch keines dieser Kriterien notwendig ist.
Oft wird auch behauptet, dass dieser Begriff zutrifft, wenn hinreichend viele der Kriterien erfüllt sind. Aber es gibt keine befriedigende Antwort auf die Frage, welche und wie viele Kriterien genau erfüllt sein müssen! Aus diesem Grunde ist es prinzipiell unmöglich, Cluster-Begriffe durch die Angabe von einzeln notwendigen und zusammen hinreichenden Bedingungen explizit zu definieren.
Es gibt aber noch ein weiteres Problem: Die in ihm (1) angeführten Bedingungen sind unvollständig formuliert!
Denn natürlich gilt nicht generell, dass jeder, der ein Bier trinken möchte, der (a) ein Bier aus dem Kühlschrank holt, wenn er zu Hause ist und sich ein Bier im Kühlschrank befindet, (b) ein Bier bestellt, wenn er in der Kneipe ist, und (c) ein angebotenes Bier sofort annimmt.
Selbst wenn ihm der Sinn eindeutig nach einem Bier steht, wird er (a) das erste nämlich nicht tun, wenn er glaubt, dass im Kühlschrank gar kein Bier ist; (b) das zweite nicht tun, wenn ihm etwas anderes wichtiger ist, wenn er etwa sofort nach Hause will; (c) und das dritte nicht tun, wenn er einen Grund hat, das Bier nicht anzunehmen, etwa dass er gerade erzählt hat, er werde ein Jahr lang keinen Tropfen Alkohol mehr anrühren.
Man wird also zumindest versuchen müssen, die Definition (1) so zu verbessern, dass man diese Umstände mit berücksichtigt:
(1¢) x möchte genau dann ein Bier trinken, wenn gilt: wenn x zu Hause ist und sich ein Bier im Kühlschrank befindet, holt x sich das Bier aus dem Kühlschrank, falls x glaubt, dass sich im Kühlschrank ein Bier befindet, und wenn x in der Kneipe ist, bestellt x sich ein Bier, falls x keinen wichtigeren Wunsch hat, der damit unvereinbar ist, und wenn man x ein Bier anbietet, nimmt x es sofort an, falls x keinen Grund hat, das Bier abzulehnen, usw.
Natürlich gibt es trotzdem noch Fälle, in denen jemand, der nichts sehnlicher möchte als ein Bier, trotzdem kein Bier aus dem Kühlschrank holt – obwohl er zu Hause ist, sich ein Bier im Kühlschrank befindet und er auch glaubt, dass sich im Kühlschrank ein Bier befindet. Dies ist etwa der Fall, wenn er nicht dazu in der Lage ist, zum Kühlschrank zu gehen und sich ein Bier zu holen – z.B. weil er im Wohnzimmer eingeschlossen ist.
Die Bedingungen des Definiens von (1¢) müssten also durch eine ganze Reihe zusätzlicher Qualifikationen noch weiter verbessert werden. Und es ist nicht klar, ob sich auch nur die Zusatzbedingungen vollständig aufzählen lassen, die erfüllt sein müssen, damit jemand, der ein Bier möchte, in die Küche geht und sich das Bier aus dem Kühlschrank holt.
Kurzgefasst: Es ist zumindest zweifelhaft, dass sich die Bedingungen im Definiens von (1¢) prinzipiell so vervollständigen lassen, dass es zu dieser Definition keine Gegenbeispiele mehr gibt. Das müsste aber sicher gegeben sein, wenn der Semantische Physikalismus wahr sein sollte und sich demnach alle semantischen Prädikate ("x möchte ein Bier") in physikalische Sprache übersetzen lassen.
Noch problematischer ist aber jener Umstand: Die Bedingungen des Definiens von (1¢) enthalten (wieder) eine ganze Reihe von mentalen Ausdrücken!
Das Definiens von (1¢) ist folglich gar nicht mehr in (rein) physikalischer Sprache formuliert. Und darüber hinaus ist grundsätzlich nicht zu sehen, wie die notwendigen Qualifikationen, die zur Definition (1¢) führten, ohne die Verwendung mentaler Ausdrücke formuliert werden könnten. Denn diese Ausdrücke lassen sich ihrerseits ebenfalls nicht in rein physikalischer Sprache definieren.
Beispiel: Wie könnte eine physikalische Definition des Prädikats ‘x glaubt, dass sich im Kühlschrank ein Bier befindet’ aussehen?
(2) x glaubt genau dann, dass sich im Kühlschrank ein Bier befindet, wenn gilt: wenn x zu Hause und ein Bier im Kühlschrank ist, holt sich x dieses Bier aus dem Kühlschrank.
Aber: Natürlich holt sich nicht jeder ein Bier aus dem Kühlschrank, der glaubt, dass da eines sei. Dazu ist offenbar mehr als nur diese Überzeugung notwendig – z.B. auch der Wunsch nach einem Bier.
(2¢) x glaubt genau dann, dass sich im Kühlschrank ein Bier befindet, wenn gilt: wenn x zu Hause und ein Bier im Kühlschrank ist, holt er sich das Bier aus dem Kühlschrank, falls er ein Bier möchte.
Aber auch (2¢) hat seine Tücken:
- Erstens kommen im Definiens von (2¢) ebenfalls wieder mentale Ausdrücke vor – d.h. auch das Definiens von (2¢) ist nicht in rein physikalischer Sprache formuliert.
- Zweitens ging es uns aber doch darum, in der Definition (1¢) den Ausdruck ‘x glaubt, dass sich im Kühlschrank ein Bier befindet’ mit Hilfe einer geeigneten Definition
zu ersetzen.
In der Definition dieses Ausdrucks taucht der Ausdruck ‘x möchte ein Bier trinken’ wieder auf. Wenn wir in der Definition (1¢) den Ausdruck ‘x glaubt, dass sich im Kühlschrank ein Bier befindet’ durch das Definiens von (2¢) ersetzen, wird die erste Definition zirkulär. Das Problem ist generell. Bei jedem Versuch, mentale Ausdrücke zu definieren, zeigt sich: Mentale Ausdrücke lassen sich nicht in rein physikalischer Sprache definieren; jede einigermaßen adäquate Definition enthält im Definiens auch mentale Ausdrücke.
Wenn man versucht, diese Ausdrücke ihrerseits zu definieren, erhält man in der Regel Definitionen, in deren Definiens der mentale Ausdruck wieder vorkommt, den man ursprünglich definieren wollte. Es ist folglich unmöglich, mentale Ausdrücke zirkelfrei und in physikalischer Sprache zu definieren.
Ansgar Beckermann: Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes. 2008.
Stand: 2017
WissensWert (Sonntag, 28 April 2019 18:38)
Es ist verständlich, daß die wissenschaftliche Weltauffassung auf den Gebieten, die
sich schon zu begrifflicher Schärfe entwickelt haben, für ihre Grundansichten deutlichere
Bestätigungen aufweisen kann als auf anderen Gebieten: auf dem Gebiet der
Physik deutlichere als auf dem der Psychologie. Die sprachlichen Formen, in denen
wir noch heute auf dem Gebiet des Psychischen sprechen, sind in alter Zeit gebildet
auf Grund gewisser metaphysischer Vorstellungen von der Seele. Die Begriffsbildung
auf dem Gebiete der Psychologie wird vor allem erschwert durch diese Mängel der
Sprache: metaphysische Belastung und logische Unstimmigkeit. Dazu kommen noch
gewisse sachliche Schwierigkeiten. Die Folge ist, daß bisher die meisten in der Psychologie
verwendeten Begriffe nur recht mangelhaft definiert sind; von manchen steht
nicht einmal fest, ob sie sinnvoll sind oder ob sie nur durch den Sprachgebrauch als
sinnvoll vorgetäuscht werden. So bleibt auf diesem Gebiet für die erkenntnistheoreti sche Analyse noch beinahe alles zu tun; freilich ist diese Analyse hier auch schwieriger
als auf dem Gebiet des Physischen. Der Versuch der behavioristischen Psychologie,
alles Psychische in dem Verhalten von Körpern, also in einer der Wahrnehmung zugänglichen
Schicht, zu erfassen, steht in seiner grundsätzlichen Einstellung der wissenschaftlichen
Weltauffassung nahe."
- Das Manifest des Wiener Kreises
WissensWert (Samstag, 05 Januar 2019 04:03)
„Das Kernstück des ´Semantischen Physiklaismus´ bildet die semantische These, dass jeder Satz, in dem mentale Ausdrücke vorkommen, äquivalent in einen Satz der physikalistischen Sprache übersetzbar ist: also INSBESONDERE in einen Satz, der z.B. Begriffe für Verhaltensdispositionen, aber kein psychologisches Vokabular enthält.[4] Versucht man, den entsprechenden Vorschlag in die Tat umzusetzen, zeigt sich jedoch schnell, dass für dieses Vorhaben beliebig lange Sätze erforderlich wären. Denn es gibt unübersehbar viele Verhaltensdispositionen, die z.B. mit dem Wunsch, eine Wasserpfeife zu rauchen, einhergehen. Viel schwerer wiegt jedoch, dass bei der Aufzählung der für wesentlich gehaltenen Verhaltensdispositionen in aller Regel Nebenbedingungen berücksichtigt weren müssen, zu deren Beschreibung wiederum psychologisches Vokabular erforderlich ist: So werde ich, wenn ich den Wunsch habe, eine Wasserpfeife zu rauchen, nur dann in das Restaurant gehen, in dem ich eine „Nargile“ bestellen kann, wenn ich zugleich der ´Überzeugung´ bin, dass dort wirklich Tabak und keine alten Socken geraucht werden, usw. Allgemein gilt daher, dass es nicht möglich ist, Sätze, in denen mentale Ausdrücke vorkommen, bedeutungsgleich durch Sätze zu ersetzen, in denen ganz auf mentales Vokabular verzichtet wird. Die These, dass auf mentales Vokabular im Prinzip verzichtet werden könnte, da es sich nur abkürzend auf sehr komplexe Verhaltensdispositionen beziehe, erweist sich somit als ´semantisch´ und ´empirisch´ inadäquat.
[] Der Logische Behaviorismus (Semantische Physikalismus) wird häufig auch extra neben den reduktiven Physikalismen aufgeführt. Mir ging es in der von mir gewählten Systematik aber in erster Linie um die Gegenüberstellung von reduktiven und nicht-reduktiven Programmen.
WissensWert (Mittwoch, 21 Juni 2017 01:07)
https://tu-dresden.de/gsw/phil/iphil/theor/ressourcen/dateien/braeuer/lehre/theophil_10/Philosophie-des-Geistes-2-SS-2013.pdf?lang=de