Der Terminus Letztbegründung steht in der neueren Philosophie für die endgültige Rechtfertigung einer beispielsweise logischen, epistemischen oder ethischen
These durch ihre rationale oder empirische Rückführung auf einen letzten Grund,
der keiner weiteren Begründung bedarf. Es ist umstritten, ob es Letztbegründungen geben kann.
Wir Menschen sind Kausalitätsmaschinen, das heißt, wir suchen bei Sachverhalten immer nach Gründen
für Sachverhalte. Jede mögliche Begründung B1 lässt sich jedoch erneut hinterfragen: Was ist der Grund für B1? Wenn dann B2 als Grund für B1 ausgemacht ist, lässt sich weiterfragen: Warum ist B2?
Warum ist B3? Sie sehen, es ist eine unendliche Geschichte. Man kann überall und immer weiter fragen: Und warum?
So oder so ähnlich ließe sich der
Kernpunkt vieler Kritiken aufarbeiten. Zu den schärfsten und eindrucksvollsten Kritikern einer Letztbegründung zählen die Falsifikationisten.
Wenn es nach ihnen geht, scheitert jeder Versuch einer endgültigen, unanzweifelbar gültigen deduktiven,
induktiven, kausalen, transzendentalen oder sonst wie gearteten Begründung einer These daran, dass jede
noch so sicher erscheinende Begründung wiederum weiter begründet werden müsste. Ad
infinitum..
Zu den bedeutendsten
Vertretern des Falsifikationismus in Deutschland gehört Hans Albert. Albert ist Soziologe, Philosoph, Hochschullehrer und besonders wegen des von ihm aufgestellten Münchhausentrilemmas bekannt.
Angenommen, Behauptung p soll begründet werden. Drei
Verfahren seien hierfür möglich:
1.
Infiniter Regress: Jede Rechtfertigung, die p begründen soll, stellt immer und immer wieder eine Behauptung dar, die man versucht zu begründen. Theoretisch kann das ewig so weitergehen und führt daher
in einen unendlichen Regress.
2.
Zirkelschluss: Die Conclusio soll die Prämissen beweisen, benötigt diese
aber erst selbst, um aus ihnen hervorzugehen. Die Begründung verläuft also im Kreis. Eine Aussage, die p begründen soll, ist identisch mit p oder kommt in der
Begründungskette, die p ja begründen soll, bereits vor.
3.
Setzung eines Dogmas: An irgendeinem Punkt wird die Begründungskette einfach abgebrochen. Mindestens eine Behauptung wird also
als gottgegeben hingenommen und nicht weiter hinterfragt. Dies gleicht einer Kapitulation vor der eigentlichen Aufgabe, durch Zuflucht in ein
Dogma.
Keines dieser drei möglichen Ergebnisse liefert uns einen letzten Grund. Laut
Hans sind es aber die einzig möglichen, weshalb jeder Versuch einer Letztbegründung aus formal-logischen Gründen scheitern müsse.
„There is a theory which states that if anyone discovers exactly
what the Universe is for and why it is here, it will instantly disappear
and be replaced by something even more bizarre and inexplicable.
There is another theory which states that this has already happened.“
- Douglas Adams
Wenn nach den Ursachen von Ursachen.. gefragt wurde, so liegt es nahe, auch einmal alle
Kausalitätketten zurückzuverfolgen und nach der ursächlichsten Ursache zu fragen.
Warum ist überhaupt etwas, und nicht
vielmehr nichts? Der unbedarfte Physiker würde hierauf wahrscheinlich antworten, dass alles mit einem Urknall entstanden
sei. Doch ist „Urknall“ wirklich eine zufriedenstellende Antwort auf unsere Frage? Nein, ist sie nicht. Denn wer behauptet, alles sei durch den Urknall
entstanden, setzt mit diesem ein Dogma. Er denkt bis zum Urknall und Basta. Die Frage, was eigentlich der Grund
für den Urknall war, übergeht er dabei fließentlich. Dabei ist sie, vielleicht nicht physikalisch-empirisch, sehr wohl aber philosophisch-logisch relevant.
Aber nun gut, vielleicht haben wir
einfach den Falschen für eine solche Frage wie die unsere herangezogen. Eine andere Antwortmöglichkeit sehen viele in Gott. Gott sei die erste Ursache, von dessen Schöpfungskraft alles
ausging. Löst das unser Problem? Mitnichten. Auch wenn viele Religiöse den Naturwissenschaftlern oft vorwerfen, dass sie nicht erklären können, warum
überhaupt etwas ist, stehen sie insgeheim doch vor dem gleichen Problem: Woher stammt Gott?
Was dem Gläubigen Gott, ist dem Physiker der Urknall. Zumindest in diesem Fall. Es ist das
Postulat einer ursprünglichsten Allwirkung, ohne Ursache. Warum dieses Postulat dabei aber in sich selbst evident sein sollte, wird nicht hinreichend
logisch begründet, daher gleicht es einem Dogma.
Oft flüchten sich die Verfechter einer ontologischen Letztbegründung auch in die Unendlichkeit.
Gott, oder das Universum gäbe es schon ewig. Problem gelöst? Nein, denn die Behauptung, etwas existiere schon immer, lässt sich ja wieder hinterfragen: Warum sollte das Universum oder Gott immerwährend existieren bzw. keiner Ursache bedürfen? Die Unendlichkeit ist also auch nicht mehr als ein Dogma und beantwortet
uns unsere Frage ebenso wenig.
Vielleicht, so argumentieren viele Naturwissenschaftlicher, ist das Universum
durch eine riesige Quantenfluktuation entstanden?
Und meinen damit, das Problem der Letztbegründung gelöst zu haben. Sie können in ihren Formeln dann auch ganz schön erklären,
wie aus einer solchen Fluktuation sich alles entwickelt haben könnte.
Landen dabei argumentativ aber in einem Zirkelschluss, denn sie müssen bei solchen Lösungsansätzen die Existenz von Naturphänomenen
(Raum bzw. Vakuum, Nullpunktsfluktuationen) und Naturgesetzen voraussetzen, deren Entstehung aber doch eigentlich erst erklärt werden soll und muss.
Ähnlich zirkulär ist die Antwort, Gott existiere aus sich selbst heraus. Ein wenig ist es so, als ob zwei Doktorarbeiten sich gegenseitig als Quelle angeben und so ihre
Glaubwürdigkeit unterstreichen wollen. Man verweist bei der Frage nach der Letztbegründung auf den jeweils anderen, oder indirekt auf sich selbst (Natur-Natur, Gott-Gott), eine tatsächliche
Antwort bleiben einem aber alle Seiten schuldig.
Woher also kommt alles? Durch die
Natur / Gott? Und woher kommt das wiederum? Wenn man immer so weiter fragt, nach den Gründen von Gründen von
Gründen, gelangt man in einen infiniten Regress. Die Situation ist vergleichbar mit der Diskussion mit einem aufgeweckten Kind. Bei jeder Ausführung und jeder Antwort wird es nachhaken:
„Und warum ist das so?“ Man kann es dem Kleinen auch nicht für Übel nehmen, die Frage stellt sich ja tatsächlich überall.
Irgendwann flüchtet man dann, weil man nicht alles erklären will – und auch nicht alles erklären
kann, für gewöhnlich in eine der beiden zuvor erwähnten scheinbaren Letztbegründungen. Man sagt: „Das ist halt so“. Vielleicht auch: „Gott hat sich selbst erschaffen“, oder „Alles ist aus einem riesigen Feuerball bzw. einer riesigen Quantenblase
entstanden“. Das Kind wird wahrscheinlich darauf reinfallen, wir sind mittlerweile aber schlauer und erkennen die Tautologien, die man uns hier als Letztbegründungen verkaufen möchte.
Lustigerweise ist die
Aussage der Letztbegründungs-Kritiker, es gibt keine Letztbegründung, aber selbst eine Letztbegründung, wenn man sie für unmittelbar einsichtig wahr hält. Sie lässt sich nicht auf
sich selbst anwenden und so stehen die Falsifikationisten vor einem logischen Problem: Was begründet die Unmöglichkeit einer Letztbegründung?
Bejaher und Verneiner
der Möglichkeit von Letztbegründungen landen früher oder später, egal wie sie dem Problem entfliehen wollen, immer wieder im aussichtslosen Münchhausen-Trilemma.
Also sind wir wieder am Anfang: Gibt es Letztbegründungen, oder nicht?
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Aristoteles: Die
Schilderung von drei Alternativen, die sich bei einer Begründungssituation ergeben, findet sich schon in der Analytica persteriora des Aristoteles.
Als praktischer Philosoph meinte Aristoteles überdies, dass das letzte und eigentliche Ziel des Menschen das Lebensglück sei. Gewisse Dinge wolle er nur, um damit anderen zu erreichen. Etwa
Geld, Frauen und Macht. Sie sind nur Mittel zum Zweck. Das Glück aber erstreben wir nicht, um damit etwas anderes zu erreichen. Es ist Selbstzweck. Folglich stellt sich die Frage, warum man
glücklich Leben wolle, nicht. Ein glückliches Leben ist nämlich Selbst- und Endzweck allen Tuns.
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Cogito, ergo Sum: Gibt es vielleicht doch eine Form der Letztbegründung? Der
Philosoph
René Descartes glaubte ja. In seinen „Meditationes“ suchte er nach
einem: „fundamentum inconcussum veritatum“ (unerschütterlichen Fundament der Wahrheit) und glaubte diese in
seinem weitbekannten Ausspruch „cogito“ gefunden zu haben. Dass ich denke und bin sei die alleinige empirisch-gesicherte, theoretische Basis meines
Wissens, da ich nicht denken könnte, nicht zu denken bzw. zu sein, ohne zu denken bzw. zu sein. Auch wenn mir ein Dämon alle Erlebnisse einer Außenwelt nur vorgaukelt, dass es mich Denker
tatsächlich gibt, sei quasi in sich selbst evident.
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Sprachphilosophie:
Descartes theoretische Wissensbasis „Ich denke, also bin ich“ lässt sich auf die im Text gestellte Frage „Warum
ist nicht nichts?“ übertragen. Denn, wenn nichts wäre, wäre auch niemand da, der diese Frage denken könnte. Die Frage kann also gar nicht anders gestellt werden und ergibt sich
zwangsläufig aus dem Denken. Sobald sie jemand stellen kann, muss es etwas, nämlich mindestens den Fragestellenden, geben. Der Name „Münchhausen-Trilemma“, wenn wir gerade schon beim Thema Sprache sind, ist übrigens eine ironische Anlehnung an den Baron Münchhausen. Der Baron will sich
nach eigenen Aussagen selbst, an seinen eigenen Haaren, aus dem Sumpf gezogen haben.
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Elektron: Die akademische Wissenschaft fragt gar nicht so sehr nach einem „Warum“, sondern viel eher nach einem „Wie“. Die „Warum“-Fragen
bleiben dann oft den Philosophen vor.
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Evolution (bio.): Warum sind wir Kausalitätsmaschinen? Weil es sich wohl evolutionär bewährt hat, nach
Ursachen zu fragen. Wenn es neben meinem Vorfahre im Busch geraschelt hat, war es überlebensnotwendig zu fragen, warum es denn da geraschelt hat (und ggfs. entsprechende Konsequenzen aus den
daraus folgenden Einsichten zu ziehen). Hätte mein Vorfahre nur das Geräusch registriert, ohne nach dessen Verursachung zu fragen, wäre er wohlmöglich von einem Wolf angegriffen und getötet
worden. Wir stammen hauptsächlich von denen ab, die schlauer waren und mittlerweile fragen wir uns sogar, warum ein Wolf im Busch Geräusche verursacht. Ein Ende dieser Fragerei ist, wie wir
gelernt haben, nicht in Sicht.
- Falsifikationismus: In den faktischen Wissenschaften wurde die Idee der Letztbegründung aufgegeben und durch die der kritischen Prüfung ersetzt (VOLLMER 1986, 169). Das heißt,
Theorien dienen als Blaupause bis sie sich an einer kritischen Prüfung bewähren oder an ihr untergehen und werden dann eingeengt oder durch bessere ersetzt. Voraussetzung für solch ein
Wissenschaftsverständnis ist, dass Theorien prinzipiell scheitern können, sich als erklärungsmächtig erweisen und intersubjektiv nachvollziehbar sein müssen.
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Fichte: Philosophien,
die sich eher als praktisch verstehen, setzen Letztbegründungen einfach – aus pragmatischen Gründen: „nicht zufolge einer theoretischen Einsicht, sondern
zufolge eines praktischen Interesses; ich will selbständig sein, darum halte ich mich dafür“, meinte etwa Fichte. Eine solche Letztbegründung ist gar keine wirkliche, sondern vielmehr
eine Art Entschluss am Anfang eines Systems. Dieser Anfang wird gewissermaßen nicht begründet, sondern gegründet.
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Grundloser Dogmatismus: Die Debatte um
eine Letztbegründung wirft tatsächlich die Frage auf, ob es ein Dogma geben darf oder soll, um ein System zu begründen. Und damit wiederrum steht die Frage nach einer letzten, sich
unaufhörlich im Recht befindeten und vielleicht transzendenten Autorität oder Instanz im Raum und harrt einer Antwort. Im verlinkten Artikel habe ich den gläubigen Leser aufgefordert, sich zu
fragen: „Warum glaubst du das?“ Und wenn er dann eine Antwort gefunden hat wieder: „Warum glaubst du das?“
Das war unfair. Denn beim theistischen Befragten entsteht so das beklemmende Gefühl, keine (letzten) Gründe für seine Annahmen zu haben. Doch
Wissenschaftlern – und ja, auch den Philosophen - geht es in Wahrheit aber nicht anders.
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Intuition: Da wir nie zu
einer logischen Letztbegründung kommen werden können, kann eine gesunde Intuition ein gutes, heuristisches Hilfsmittel sein.
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Kernlogik:
Mir ist noch ein weiterer, scheinbarer Einwand eingefallen: Die Behauptung, dass es keine Letztbegründung
gibt, wird durch das Münchhausen-Trilemma zu belegen versucht, das sich wiederrum aus der Logik herleitet. Die Logik aber ist ebenfalls
unbegründet, wie eine Beschäftigung mit der sogenannten Kernlogik zeigt. Also ist das Trilemma nichtig? Nein, das ist nur ein scheinbar neues
Problem, da sich das gleiche alte Problem – der letztendlichen unbegründeten der Dinge – wieder manifestiert, nur auf einer anderen Metaebene. Auch
hier ließe sich meiner Meinung nach wieder das Münchhausen Trilemma anwenden.
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Metaethik: Die Frage nach
einer Letztbegründung ist auch darum so enorm wichtig, weil man zum Beispiel nach ethischen letzten Gründen für moralisch richtiges (oder falsches)
Handeln sucht.
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Semantik: Das Problem der Letztbegründung stellt sich echt überall. Auch beim
Versuch, die Wörter einer Sprache zu definieren. Möchte man ein Wort definieren, macht man das i.d.R. mit anderen Wörtern, die aber auch wieder definiert werden wollen. Erneut sind wir bei
einem infiniten Regress (man versucht jedes Wort mit neuen Worten zu definieren), bei einem Zirkelschluss (man
definiert bspw. Wort A mithilfe von Wort B, dass aber seinerseits selbst mit Wort A definiert ist) oder bei einem Dogma (man setzt irgendwo einen
Schlussstrich und versucht manche Wörter gar nicht erst weiter zu definieren). Ich denke, dass Szenario 2, der Zirkelschluss, in der Realität der Regelfall ist.
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Sokrates: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, mit diesem
einfachen Satz hat Sokrates bereits vor 2500 Jahren den Kern des Letztbegründungs-Problems zusammengefasst. Jedes vermeintliche Wissen kann hinterfragt werden und einen finalen Grund für ihre
Wahrheit wird man nie kriegen.
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Stringtheorie: Die Stringtheorie ist
hochinteressant. Nach ihr gibt es nur eine einzige, fundamentale Entität, die alles Materielle erklärt, die winzig kleinen Strings. Strings können in verschiedenen Zuständen existieren bzw.
in verschiedenen Moden schwingen, ähnlich einer Gitarrenseite. Und ein String mit einem bestimmten Schwingungsmuster stellt dann immer ein bestimmtes Elementarteilchen dar. Je nachdem, wie
ein String schwingt, kann aus ihm also Teilchen mit unterschiedlicher Masse, unterschiedlichen elektrischen Ladungen, verschiedenen Eigendrehimpuls usw. hervorgehen. Nun sind Strings aber
eindimensional, Elementarteilchen jedoch nulldimensionale Objekte. Wie kann das sein? Man kann sich das so vorstellen: Zoomt man von den eindimensionalen Strings raus, erscheint ein
punktförmiges Elementarteilchen vor der Linse des Supermikroskops. Die Strings aber seien die wirklichen Elementarteilchen, aus denen sich keine weiteren Konstituenten herauszoomen lassen. So
manch ein Philosoph mag diese „Letztbegründung der Materie“ anzweifeln, siehe auch: Elementarteilchen.
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Tautologie: Blau ist Blau, weil Blau blau ist – sind Letztbegründungen in solch
trivialen Fällen vielleicht sogar doch möglich? Denn diese tautologische Aussage ist auf jeden Fall wahr, egal wie oder was Blausein nun wirklich ist. Einen Mehrwert an Wissen liefert es uns freilich aber nicht.
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Wahrheit: Gemäß dem Münchhausen-Trilemma gibt es keinen privilegierten Zugang zur Wahrheit. Aus
dem einfachen Grund heraus, dass es keine unfehlbaren Quellen der Erkenntnis gebe, und ausnahmslos alle Quellen nur dogmatisch als unfehlbar behauptet, nicht aber verifiziert werden
könnten.
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Weltformel: Die Geschichte der Vereinheitlichung ist lang. Sie begann schon vor
Newton, wurde von ihm konsequent weitergeschrieben und dauert bis heute an. Kraft der Allgemeinen Relativitätstheorie konnte man das Newtonsche Gravitationsgesetz auf eine grundlegendere
Theorie zurückführen. Haben wir damit das Problem gelöst und die Gravitation ergründet? Nein, wir haben es einfach wieder nur verlagert. Die neue Annahme ist, dass Massen den Raum krümmen und
das letztlich zu Anziehungskraft führt, und die neue Frage, warum Massen den Raum krümmen? Egal, wie weit wir mit unseren Theorien fortschreiten, auch die umfassendste Theorie der Physik kann
niemals einen kausalen Punkt setzen. Sie wird auch nie philosophische Warum-Fragen ausreichend beantworten können. Ihr formaler Inhalt, mathematische Gleichungen, besteht immer aus Beziehungen der Art „Wenn A – dann B“, doch die Ursache der von ihr beschriebenen Beziehung
kann nie auch Gegenstand einer physikalischen Theorie sein. Von der Physik können wir also, schon aus methodischen Gründen, keine Letztbegründungen erwarten. Natürlich kann sie komplexe
Phänomene auf einfache zurückführen, beispielsweise die Umlaufbahn von Planeten mit dem Gravitationsgesetz und das wiederum auf die Allgemeine Relativitätstheorie usw. Aber wir Menschen
können nichts ewig zurückführen und auch nicht ewig viele Theorien aufstellen, irgendwann ist Schluss. Letztendlich sieht sich der Physiker dazu verdammt, die Welt nie wirklich „erklären“, sondern nur „beschreiben“ zu können. Immer nur „Wie-Fragen“ zu
beantworten, aber keine einzige „Warum-Frage“. Wenn er trotzdem von einer Erklärung spricht, meint er diese Art von Beschreiben – das Aufstellen oder
Rückführen einer Theorie.
-
Zeitmessung: Um ein Zeitmaß definieren zu können, benötigen wir einen gleichmäßigen, periodischen Ablauf.
Im
internationalen Einheitssystem
ist das die Schwingung des Lichtes. Jahr, Tag, Stunde, Minute und alle weiteren Zeiteinheiten werden auf die Sekunde, und diese wiederum auf die Schwingung des Lichts
zurückgeführt. Um deren Gleichmäßigkeit aber überhaupt erst überprüfen zu können, brauchen wir schon eine
Uhr und damit ein Zeitmaß. Das fundamentale Zeitmaß wollen wir aber eigentlich erst definieren und landen auch hier wieder in einem Zirkelschluss bzw. bei dem Problem der Letztbegründung: Wie
möchte man ein zeitliches Mas letztendlich messen, wenn nicht mittels eines zeitlichen Maßes? Sie sehen, die Liste, die sich durch mit dem Letztbegründungsproblem beschreiben ließe, ist lang.
Auch in der Wirtschaft findet man übrigens einen interessanten Zirkelschluss:
Geld sollte in der Vorkriegszeit durch Gold gedeckt werden und so einen Wert bekommen. Gleichzeitig aber wurde das Gold jedoch in Geld bewertet, womit ein neuer
Zirkelschluss konstruiert wurde.
Alex (Sonntag, 08 Dezember 2019 19:21)
Falscher link bei Falsifikation
Martin Landvoigt (Donnerstag, 19 Juli 2018 13:32)
Es handelt sich tatsächlich um ein Dilemma zwischen dem Dogma und der Ignoranz. Das sogenannte Trilemma ist in sich nicht konsistent:
Der Zirkelschluss ist ein logischer Fehler und darum keine gültige Antwort. Der Infinite Regress kann nur durch ein Dogma angenommen werden. Die Definition Gottes als unverursachter Grund nach Aristoteles ist logisch konsistent. Die Frage, woher Gott kommt oder was der Grund Gottes ist zeugt nur von dem Unverständnis der Definition, denn sie widerspricht oder ignoriert diese.
Die Frage nach dem Dogma kann aber gerade im Kontext der Kohärenztheorie seinen strengen Zwang eliminieren: Wenn wir nicht wissen können, ob es einen realen unverursachten Gott gibt, so bleibt dieser dennoch formal denkmöglich ohne final bewiesen werden zu können. In der Kohärenztheorie kann darum gefragt werden: Gibt es eine kohärentes Weltverständnis mit, bzw. ohne Gott? Wenn ja, wie und mit welchen Konsequenzen? Ich sehe darum auch keinen Grund, warum das Dogma - zumindest in seiner milden Form der Vorläufigkeit - prinzipiell abzulehnen wäre.
Siehe auch: https://philo.servin.de/der-letzte-grund-und-das-muenchhausen-trilemma/
Persönlich hat jeder eine zumindest implizite Letztbegründung, auch wenn diese logische Probleme verursacht. Denn jeder Mensch hat ein mehr oder minder konsistentes Weltbild, dass auf nicht weiter hinterfragbaren Grundaussagen aufbaut. Die Behauptung, man wisse es eben nicht führt dennoch zu Verhaltensweisen, die eben von einer Annahme ausgehen, die sich bei einer alternativen Annahme eben anders gestalten würde.
WissensWert (Samstag, 09 September 2017 00:59)
https://www.youtube.com/watch?v=up3D6KcJZAs
Kurt Gminder (Dienstag, 05 Juli 2016 14:01)
Letztbegründung-Apeiron- die Vergänglichkeit, die sogenannte Zeit, das Vor-her und Nach-her, das ist lediglich eine Maßeinheit der Bewegung von Etwas und ist keine Substantivität. Das Apeiron bedeutet dass zuletzt , also Elementar die Ganzheit ist, symbolisiert als Kreis, welcher leider die null symbolisiert und nicht die Eins - das ist die Letzt- Begründung für den klassischen Atomismus.