Positivismus ist eine von Auguste Comte begründete Erkenntnistheorie, die an Wissenschaft und Philosophie appelliert, sie sollen sich mit dem empirisch Nachgewiesenem begnügend beschäftigen und jede religiöse oder metaphysische Spekulation unterlassen. Möchte man also beispielsweise die Entstehung von Leben erklären, so fordert der Positivismus dazu auf dies allein aufgrund eines erfahrungsgemäß tatsächlichen Wissens zu machen. Über dieses Wissen hinausgehende Mutmaßungen wie Gott, immaterieller Geist oder aber auch Paralleluniversen seien abzulehnen. Der Positivismus setzt einen gewissen Realismus voraus.
Der Neopositivismus ist eine vom Wiener Kreis ausgehende Denkrichtung, die in der Tradition des Positivismus steht. Im Unterschied zum Positivismus, eine rein empirische Position, fordert der Neopositivismus jedoch den Einbezug von Sprache und Logik (daher auch: logischer Empirismus). Auch der Neopositivismus reduziert metaphysische Fragen als Scheinprobleme. Wenn nun beispielsweise die Frage nach der menschlichen Willensfreiheit nicht logisch, empirisch oder mathematisch sei, so ist es lediglich ein Scheinproblem.
Der Rechtspositivismus ist eine juristische Richtung, welche Recht grundsätzlich nur durch „positivie“ (d.h. beispielsweise durch einen gemeinsamen Beschluss festgelegte) Aspekte begründet. Recht sei somit gleich positives Recht. Das Naturrecht sowie jeder andere Versuch die Rechtswissenschaften metaphysisch zu begründen, seien abzulehnen. In seiner der radikalen Form werden exakt die gesetzlich legalisierten Maßstäbe unabhängig ihres Inhaltes als Recht angesehen.
Eine Tendenz zum Positivismus halte ich für gesund, die Verabsolutierung des Positivismus für beschränkend. Der Positivismus kann christliche Fundamentalisten dazu veranlassen, nicht mehr alles was in der Bibel geschrieben steht zweifellos hinzunehmen und ihre Aussagen anhand der historisch-kritischen Methode empirisch zu überprüfen. Er kann den Geist aber auch auf positive Dinge hin einengen, was es einem strenggenommen verbietet sich mit Kunst oder Ethik auseinanderzusetzen und auch der Wissenschaft selbst schadet. Denn auch wenn das Sein nur Natur wäre: Ohne zunächst wilde Spekulationen wären viele mittlerweile empirisch belegte Sachverhalte nie entdeckt wurden.
Und damit komme ich zu meinem letzten Punkt. Die Methode zur wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung ist die von These (manchmal auch wilde Spekulation, Intuition) und ihre daraufhin folgende Bewährungsprobe. Wissenschaftliche Thesen können also nicht als richtig bewiesen, wie es die Positivisten annahmen, sondern nur selektiv widerlegt werden bis die beste unter ihnen übrig bleibt.