Marys Zimmer (auch einfach: Mary) ist ein vom Philosophen Frank C. Jackson ersonnenes Gedankenexperiment. Jackson hat es in Epiphenomenal Qualia erstmalig entwickelt und in What Mary Didn’t Know noch einmal erweitert. Das Argument, das durch dieses Gedankenexperiment untermauert werden soll, wird häufig als das Wissensargument (auch: Argument des unvollständigen Wissens, engl. knowledge argument) bezeichnet. Es richtet sich primär gegen den Physikalismus, der nach Jackson u.a. meint, dass alle Tatsachen physikalische Tatsachen sind.
Das Gedankenexperiment wurde von Jackson ursprünglich so formuliert:
Mary ist eine perfekte Neurowissenschaftlerin. Zeit ihres Lebens hat sie sich auf die neurophysiologischen Grundlagen der menschlichen Farbwahrnehmung spezialisiert. Wir nehmen an, dass Mary als Idealwissenschaftlerin alle Informationen über die physikalischen Vorgänge kennt, die vonstattengehen, wenn wir beispielsweise reife Tomaten oder den Himmel sehen und als „rot“ oder „blau“ beschreiben. Aus unempfindlichen Gründen befindet sich Mary jedoch seit ihrer Geburt in einem schwarz-weißen Raum und konnte sich ihr enormes Wissen über die Außenwelt auch nur mittels eines schwarzweißen Monitors aneignen. Zu Ende gedacht heißt das: Mary selbst hat noch nie Farben gesehen, sie weiß jedoch alles, was es (natur-)wissenschaftlich über Farbwahrnehmung zu wissen gibt. Ändert sich nun was, wenn Mary zum ersten Mal Farben zu Gesicht bekommt - wenn ja, was?“
- Frank Cameron Jackson: Epiphenomenal Qualia, S. 399
Nehmen wir an, Mary tritt aus dem schwarz-weißen Raum hinaus und sieht zum erstem Mal eine rote Rose. Erwirbt sie dadurch neues Wissen, da sie nun "weiß, wie es ist, die Röte einer Rose wahrzunehmen"? Und wenn ja, bedeutet dies, dass nicht alles Wissen naturwissenschaftliches-Wissen ist, da sie bereits vorher alles Naturwissenschaftliche über Farbwahrnehmungen gewusst hat?
Jackson selbst geht davon aus, dass Mary mit ihrem ersten visuellen Farberlebnis neues Wissen über die Welt und speziell über die menschliche Farbwahrnehmung erlangt. Falls das wahr sein sollte, so folgen daraus zwei Dinge. (1) Erstens die Existenz von phänomenalen (geistig erlebten), qualitativen Eigenschaften, Aspekten oder Bewusstseinsgehalten, die man nur erleben kann, sogenannte Qualia. Wenn wir das Gedankenexperiment für gültig halten, so glauben wir, dass Mary etwas gewinnt – dass sie Wissen über eine bestimmte Entität erwirbt, das sie vorher nicht besaß. Dieses Wissen, so argumentiert Jackson, ist Wissen von den Qualia des Rotsehens. Deswegen müsste anerkannt werden, dass Qualia reale Eigenschaften sind, da es einen realen Unterschied zwischen einer Person gibt, die Zugang zu bestimmten Qualia hat, und einer, die nicht über diesen Zugang verfügt.
(2) Zweitens folgt, wenn Mary mit mit ihrem ersten Roterlebnis etwas Neues lernt, nach Jackson die Falschheit des Physikalismus. Insbesondere ist das Wissensargument ein Angriff auf die Behauptung einiger Physikalisten, dass eine physikalische Erklärung mentaler Zustände (wie etwa einer Rotempfindung) vollständig sei. Mary mag alles über die Farbwahrnehmung wissen, was die Wissenschaft darüber wissen kann, aber ihr Wissen ist trotzdem noch nicht vollständig, da sie bis zu ihrer ersten persönlichen Farbwahrnehmung noch nicht weiß, wie es ist, die Farbe Rot zu sehen.
Jacksons Wissensargument lässt sich so formalisieren:
(P1) Mary weiß vor dem Verlassen ihrer schwarz-weißen Umgebung alles, was es physikalisch und
physiologisch über das Farbsehen von Menschen zu wissen gibt.
(P2) Mary lernt beim ersten Anblick eines roten Gegenstands nach dem Verlassen ihrer schwarz-weißen Umgebung neues Wissen über das Farbsehen von
Menschen.
(K1) Also lernt Mary beim ersten Anblick eines roten Gegenstands nach dem Verlassen ihrer schwarz-weißen Umgebung eine neue Tatsache.
(K2) Also kennt Mary vor dem Verlassen ihrer Umgebung nicht alle Tatsachen, die das Farbsehen von Menschen betreffen.
(K3) Also gibt es im Hinblick auf das Farbsehen von Menschen Tatsachen, die keine physikalischen Tatsachen sind.
(K3) Also gibt es nicht-physikalische Tatsachen.
(K4) Also ist der Physikalismus falsch.
Da Frank C. Jackson (P1) annimmt und (P2) für wahr hält, hält er auch die Konklusionen für wahr.
“It seems just obvious that she will learn something about the world and our visual experience of it. But then is it inescapable that her previous knowledge was incomplete. But she had all the physical information. Ergo there is more to have than that, and Physicalism is false.” |
„Es scheint offensichtlich zu sein, dass sie etwas Neues über die Welt und unser visuelles Erleben dieser lernen wird. Aber dann ist es unausweichlich, dass ihr vorheriges Wissen unvollständig war. Aber sie besaß alle physikalischen Informationen. Somit gibt es mehr, als nur diese zu besitzen, und der Physikalismus ist falsch.“ (Jackson: E.Q., S. 130) |
Das Wissensargument ist intuitiv einleuchtend (Was ihm sogar vorgeworfen wurde, vgl. Denett: "intuition pump"). In der Fachwelt, wo es ein riesiges Echo hervorgerufen hat, ist es jedoch heftig umstritten.
Der zentrale Streitpunkt betrifft die Frage: Ist der Übergang von (P2) zu (K1) gerechtfertigt? Können wir nicht zugeben, dass Mary etwas lernt, ohne einräumen zu müssen, dass es nicht-physikalische Tatsachen gibt? Um diese Frage haben sich drei Gruppen gebildet:
Gruppe I: Mary lernt
zwar etwas Neues; aber sie lernt keine neue Tatsache. Sie erwirbt vielmehr eine neue Fähigkeit.
Gruppe II: Mary lernt
zwar etwas Neues; aber sie lernt keine neue Tatsache. Sie erwirbt einen neuen Zugang zu einer ihr schon bekannten Tatsache.
Gruppe III: Mary lernt
zwar eine neue Tatsache; aber daraus ergibt sich kein Argument gegen den Physikalismus.
Erkenntnistheoretiker unterscheiden zwischen propositionalem Wissen (knowing that) und Können (knowing how).
i. Propositionales Wissen ist Tatsachenwissen, das in "weiß, dass"-Sätzen formuliert werden kann:
(a1) Peter weiß, dass (knows that) der Mount Everest 8848 Meter hoch ist.
(b1) Peter weiß, dass (knows that) der Central Park in New York liegt.
ii. Dagegen stehen Fertigkeiten und Fähigkeiten [knowing how]:
(a2) Peter kann Posaune spielen (knows how to play the trombone).
(b2) Peter kann schwimmen (knows how to swim).
(P1) beschreibt, dass Mary im schwarz-weißen Zimmer bereits alle physikalischen Tatsachen über Farberlebnisse kennt. Das ist offensichtlich ein Fall von (propositionalem) Wissen (knowing that). Mary weiß, dass bestimmte Gegenstände Licht reflektieren, sie weiß, dass das reflektierte Licht durch die Linse des Auges auf die Netzhaut gelenkt wird und sie weiß auch, dass die von der Netzhaut ausgehende Information über den Sehnerv ans Gehirn weitergeleitet wird, usw.
Doch was beschreibt (P2)? Bejaht man Jacksons Annahme, man könne nicht-physikalische Tatsachen(!) lernen, so ist der Physikalismus (so wie ihn Jackson versteht) falsch. Vielleicht ist das, was sich Mary nach Verlassen ihres schwarz-weißen Zimmers aneignet, aber auch eine Fähigkeit? Welche Fähigkeit könnte das sein? Nun, man könnte argumentieren (siehe insbesondere: Laurence Nemirow, David Lewis), dass Mary lernt bzw. die Fähigkeit erwirbt, sich an Empfindungen dieser Art zu erinnern, sich Empfindungen dieser Art vorzustellen und Empfindungen dieser Art wiederzuerkennen.
Insbesondere Laurence Nemirow und David Lewis haben die These vertreten, dass das, was Mary erwirbt, in genau diesem Sinne eine Fähigkeit, ein Wissen-wie ist. Die Fähigkeitshypothese besagt also, dass das, was Mary erwirbt, die Fähigkeit ist, sich an Empfindungen dieser Art zu erinnern, sich Empfindungen dieser Art vorzustellen und Empfindungen dieser Art wiederzuerkennen.
Die Fähigkeitshypothese soll nach Nemirow dreierlei erklären können:
(1) Erstens, warum wir im Zusammenhang mit der Frage, wie es ist, eine
bestimmte Empfindung zu haben, überhaupt das mit Phänomenen des Wissens verbundene Vokabular verwenden. Wir sprechen davon, dass jemand entdeckt, weiß, sich erinnert
oder vergisst, wie sich eine bestimmte Empfindung anfühlt, weil diese Ausdrücke im Zusammenhang mit Fähigkeiten absolut angemessen sind.
(2) Zweitens soll die Annahme uns erlauben, Nagels Schluss auf den subjektiven Charakter von Empfindungen zu vermeiden. Denn wenn wir Wissen darüber, wie es ist, eine bestimmte
Empfindung zu haben, mit der Fähigkeit identifizieren, sich diese Empfindung vorzustellen, ist gar nichts Merkwürdiges mehr an der Feststellung, dass nur diejenigen dieses Wissen erwerben können,
die in der Lage sind, eine bestimmte Erfahrungsperspektive einzunehmen.
(3) Und drittens erklärt uns diese Annahme, warum es so schwierig (oder vielleicht sogar unmöglich) ist, unser Wissen, wie es ist, eine bestimmte Empfindung zu haben, in Worten
auszudrücken. Denn dies gilt für sehr viele Fähigkeiten – z.B. für die Fähigkeit, mit den Ohren zu wackeln, oder die Fähigkeit, einen Hut auf einem Stock zu balancieren.
Dem entgegnet Jackson aber: „[E]s ist sicher wahr, dass Mary nach ihrer Befreiung eine Reihe verschiedener Fähigkeiten erwirbt. (...) Aber ist es plausibel anzunehmen, dass das alles ist, was sie erwirbt?“ (Jackson 1986, 394) Angenommen, Mary interessiert sich für das Problem des Fremdpsychischen, d.h. für die Frage, ob man wirklich wissen kann, ob andere Menschen dasselbe wie man selbst empfinden, wenn sie Tomaten oder Feuerwehrautos sehen. Nach ihrer Befreiung sieht sie zum ersten Mal eine reife Tomate und sagt spontan zu sich selbst: „So ist es also für mich und für andere, einen Roteindruck zu haben.“
Doch dann fällt ihr das Problem des Fremdpsychischen wieder ein, und sie fragt sich: „Ist es wirklich auch für andere so, einen Roteindruck zu haben?“. Nach kurzem Hin und Her entschließt sie sich, diesen Zweifel zu verwerfen. Letzten Endes glaubt sie also, dass es auch für andere genau so ist, einen Roteindruck zu haben.
„Worum ging es bei ihrem Hin-und-her-Überlegen – um ihre Fähigkeiten? Sicher nicht; denn sie wusste, dass sich ihre repräsentationalen Fähigkeiten die ganze Zeit über nicht veränderten. Worum sonst kann es also in ihren mühsamen Überlegungen gegangen sein als darum, ob sie faktisches Wissen über andere erworben hat oder nicht? Wenn eine Fähigkeit alles gewesen wäre, was sie bei ihrer Befreiung erworben hat, hätte es nichts gegeben, worüber sie hätte nachdenken können.“
- Frank C. Jackson: What Mary didn´t know, S. 394
Also lässt sich das, was Mary lernt, nur so beschreiben:
„Sie wird bemerken, dass es die ganze Zeit (...) über etwas (...) gegeben
hat, das ihr entgangen ist. Die ganze Zeit über hatten die Empfindungen [der Menschen, deren Farbsehen sie untersuchte] (...) ein Merkmal, das für [diese Menschen selbst] augenfällig, für sie
aber bisher verborgen war (...)“
- Frank C. Jackson: What Mary didn´t know, S. 394
Mary lernt auch bzw. weiß, dass es sich auf eine ganz bestimmte Weise anfühlt, einen roten Gegenstand zu sehen.
Vertreter dieser Gruppe bezweifeln, dass Mary nach ihrer Befreiung eine neue Tatsache lernt; sie gestehen aber zu, dass sie einen neuen Zugang zu einer ihr schon bekannten Tatsache erwirbt. Ein Blinder kann beispielsweise durchaus in der Lage sein, Farbbegriffe korrekt zu verwenden, und er kann daher auch wissen, welche Farben etwa die Gegenstände haben, die vor ihm auf dem Tisch liegen.
Er benötigt allerdings besondere Instrumente, um dies herauszufinden – z.B. Instrumente, die messen, Licht welcher Wellenlängen von diesen Gegenständen reflektiert wird, und die die Ergebnisse dieser Messungen in akustischer oder tastbarer Form ausgeben. Wir dagegen benötigen keine speziellen Instrumente; wir können ohne weitere Hilfsmittel einfach sehen, welche Farben etwa die Gegenstände haben, die vor ihm auf dem Tisch liegen. Offenbar haben wir zu denselben Tatsachen also einen anderen Zugang als der Blinde.
Genau in diesem Sinne, so die Vertreter der Gruppe 2, gewinnt auch Mary nach ihrer Befreiung einen neuen Zugang zu der alten Tatsache, dass Blaueindrücke durch das qualitative Merkmal der Bläue gekennzeichnet sind. Sie konnte dies auch schon vorher wissen, und zwar im Wesentlichen aus den Berichten der von ihr untersuchten Menschen. Nach dem Verlassen ihres schwarz-weißen Gefängnisses ist sie auf diese Berichte jedoch nicht mehr angewiesen, da sie nun selbst auf direktem Wege in der Lage ist, das Bestehen dieser Tatsache festzustellen.
Wenn Mary aber einen neuen Zugang zu einer ihr schon bekannten Tatsache erwirbt, dann scheint dies zu implizieren, dass sie auch einen neuen Begriff erwirbt. Denn der Ausdruck ‘Röte’ bekommt für sie doch wohl auf jeden Fall einen neuen Sinn, wenn sie zum ersten Mal selbst eine reife Tomate sieht und daher zum ersten Mal selbst einen Roteindruck hat. Wenn das so ist, drückt der Satz „Roteindrücke sind durch das qualitative Merkmal der Röte gekennzeichnet“ für Mary nach ihrer Befreiung aber eine andere Tatsache aus als vorher. Und dies wiederum scheint zu implizieren, dass sie doch Wissen um eine neue Tatsache erwirbt.
Vertreter dieser Gruppe unterscheiden zwei Tatsachenbegriffe:
1. Grobkörnige Tatsachen (Wittgenstein): Elementare Tatsachen bestehen darin, dass ein Gegenstand eine bestimmte Eigenschaft hat oder dass eine Reihe von Gegenständen in einer bestimmten Relation zueinander stehen. Tatsachen sind bestehende Verkettungen von Eigenschaften bzw. Relationen und Gegenständen. Zwei Sätze ‘Fa’ und ‘Gb’ drücken dieselbe Tatsache aus, wenn ‘a’ und ‘b’ denselben Gegenstand und ‘F’ und ‘G’ dieselbe Eigenschaft bezeichnen. Eine (grobkörnige) Tatsache kann also z.B. darin bestehen, dass Hans die Eigenschaft hat, blond zu sein; oder darin, dass Anna zu Laura in der Relation des Schwester-Seins steht.
Dieser Auffassung zufolge drücken die beiden Sätze dieselbe Tatsache
aus:
(1) Der Morgenstern
ist ein Planet.
(2) Der Abendstern
ist ein Planet.
2. Feinkörnige Tatsachen (Frege): „Was ist eine Tatsache? Eine Tatsache ist ein Gedanke, der wahr ist.“ (Frege „Der Gedanke“ 1918/9, 50) Gedanken sind aber die Sinne von Sätzen. Und in ihrem Sinn unterscheiden sich die Sätze (1) und (2). Nach Frege bleibt daher nur der Schluss, dass diese Sätze verschiedene Tatsachen ausdrücken.
Vertreter der dritten Gruppe argumentieren nun, dass Mary nach ihrer Befreiung zwar eine neue Tatsache lernt; dass es sich dabei aber nur im feinkörnigen Sinn um eine neue Tatsache handelt. Grobkörnig gesehen lernt sie nichts Neues.
Deshalb ergibt sich daraus, dass Mary nach ihrer Befreiung eine neue Tatsache lernt, kein Argument gegen den Physikalismus. Denn der Physikalismus behauptet nur, dass alle Gegenstände physische Gegenstände und alle Eigenschaften physische Eigenschaft sind. D.h. der Physikalismus behauptet nur, dass alle grobkörnigen Tatsachen physische Tatsachen sind.
Ich fühle mich dieser dritten Gruppe zugehörig.
Bildurheber: dksesh (Creative Commons)
Ansgar Beckermann: Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes. 2008.
Stand: 2017
tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 20:09)
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tsSLAueP (Mittwoch, 15 November 2023 17:17)
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Philoclopedia (Freitag, 05 August 2022 09:13)
https://galenstrawson.substack.com/p/red-mary?utm_source=facebook&sd=pf&fbclid=IwAR2I8pN6LzZn4fGAJasSw9kxnw2-6cwrTBKV_Xo2_o7dNhgWSHRhl4g4C7o
Philoclopedia (Mittwoch, 24 November 2021 16:57)
"A large majority of respondents (82.1%, significantly above chance) reported having the intuition which is critical to the thought experiment, i.e., that Mary does not know what it is like to see red before she actually sees red. The intuition was pervasive across demographic groups." h/t Daniel Gregory
https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/09515089.2021.2001448?
WissensWert (Sonntag, 24 Juni 2018 05:12)
https://www.youtube.com/watch?v=myGH0adOuAM
WissensWert (Freitag, 06 Oktober 2017 22:02)
Mary ist eine Wissenschaftlerin, die seit ihrer Geburt ausschließlich in einer schwarzweißen Umgebung gelebt hat. Mit ihrer Außenwelt kommuniziert sie nur über einen schwarz-weißen Monitor. Mary wird im Laufe ihres Lebens zu einer Spezialistin der Farbwahrnehmung auf dem Gebiet der Neurophysiologie ausgebildet. Sie erwirbt ein vollständiges Wissen über alle physikalischen Tatsachen, welche die Farbwahrnehmung eines Menschen betreffen. Nun kann man sich aber fragen, was passiert, wenn Mary ihre schwarz-weißen Räumlichkeiten verlässt und einen Blick in den wolkenlosen blauen Himmel wirft? Intuitiv würde man wohl sagen, dass Mary etwas Neues lernen wird. Mary wird lernen, wie es ist, selbst eine Farbwahrnehmung als empfindendes Subjekt zu haben. Mit diesem Gedankenexperiment formuliert Jackson zum einen (A) ein Argument gegen jede Theorie, die alle geistigen Eigenschaften auf physikalische zurückführt. Denn wenn es so ist, dass Mary eine neue Tatsache über Farbwahrnehmungen lernt, dann kann es nicht sein, dass sie während ihrer Forschung als Neurophysiologin in ihrem schwarz-weißen Raum alles über Farbwahrnehmungen in Erfahrung gebracht hat. Es scheint also nicht-physikalische Tatsachen zu geben (vgl. Jackson ²2006). Qualia sind nicht-physikalische Eigenschaften, über die Mary etwas lernt.
Zum anderen (B) wird spezifiziert, welches Phänomen mit Qualia betitelt werden soll. Damit bei Marys erstem Blick in einen wolkenklaren Himmel der Satz „Mary hat einen Blaueindruck“ wahr ist, muss es der Fall sein, dass Mary ein Blau-Quale hat. Das Blau-Quale ist verantwortlich dafür, dass Mary so etwas sagt, wie „So sieht also ein blauer Himmel aus“. Das Blau-Quale und ein Grau-Quale sind dafür verantwortlich, dass Mary so etwas sagen kann wie „Das ist also der Unterschied zwischen meiner Wahrnehmung des Himmels über meinen schwarz-weiß Monitor und der direkten Wahrnehmung des Himmels im Freien“. Das Blau-Quale ist zudem dafür verantwortlich, dass Mary am Strand von Ibiza urteilen kann: „Das Meer hier sieht auf ähnliche Weise blau aus wie eben der Himmel“.
WissensWert (Sonntag, 01 Oktober 2017 04:29)
https://www.youtube.com/watch?v=mGYmiQkah4o
WissensWert (Sonntag, 01 Oktober 2017 04:28)
https://www.youtube.com/watch?v=X7MOCXgWbto
WissensWert (Montag, 19 Juni 2017)
Jeder weiß,
• wie eine Erdbeere schmeckt,
• wie sich eine Sirene anhört,
• wie faule Eier riechen oder
• wie sich ein Über-den-Rücken-Streicheln anfühlt.
Und: Wenn jemand sagt, er wisse trotzdem noch nicht, worin der qualitative Charakter etwa eines Geschmackseindrucks bestehe, dann können wir diesem Unverständnis so begegnen: Wir geben ihm einen Schluck Wein zu trinken, lassen ihn danach ein Pfefferminzbonbon lutschen und geben ihm dann noch einen Schluck desselben Weins mit der Bemerkung: „Das, was sich jetzt geändert hat, das ist der qualitative Charakter deines Geschmackserlebnisses. Jetzt weißt du es.“
WissensWert (Freitag, 10 Februar 2017 19:56)
https://www.youtube.com/shared?ci=6JQTFHIFF9M
paul (Montag, 21 September 2015 05:31)
schade, dass die kritikpunkte fehlen! ;)
sapereaudepls (Sonntag, 01 März 2015 12:06)
Mit Emergenz kann man sich immer ganz schön aus allen großen (philosophischen) Problemen flüchten: "Raum, Bewusstsein, Leben usw.
sind einfach emergente Phänomene und Basta."
Verstehe mich nicht falsch, es kann gut sein, dass dies auch tatsächlich alles emergente Phänomene sind. Aber die Behauptung an sich hat noch keinerlei wissenschaftlichen Mehrwert. Dazu brauchen wir noch EINE THEORIE DER EMERGENZ, um letztendlich mehr über so ein Phänomen zu wissen.
Apropos Wissen: Das Ganze wirft für mich auch die Frage auf, ob es sich bei der Kenntnis darüber, "wie etwas ist" (etwa eine Tomate zu sehen) wirklich um eine erkenntnistheoretisch / wissenschaftlich relevante Art von Wissen handelt, oder vielmehr nur aufgrund einer Mehrdeutigkeit des Begriffs "Wissen" irrtümlich mit Erkenntnis bzw. proportionalem Wissen in Verbindung gebracht wird.
Sprich in Wahrheit gar kein proportionales "Wissen", wie es die Wissenschaft sucht, darstellt.
ODER KURZ: WEISS MARY MIT DER FARBEMPFINDUBG TATSÄCHLICH MEHR?
Christian Schröter (Sonntag, 01 März 2015 12:01)
Jackson vergisst das Phänomen der Emergenz …